Der Donbass dient für Russland als ein Truppenübungsplatz, und zwar nicht bloß zur Verwertung von alten Waffenmodellen, sondern auch zum Testen von neuesten Waffen unter Kampfbedingungen. InformNapalm hat infolge des Monitorings von sozialen Netzwerkprofilen der russischen Militärangehörigen und Söldner, die im Donbass kämpfen, Informationen zu über 30 Waffen- und Militärgerätmodellen erfasst. Diese stehen nicht im Dienst der ukrainischen Streitkräfte und wurden zwecks Kriegsführung in den Osten der Ukraine aus Russland geliefert.
In der ukrainischen und internationalen Presse erschienen mehrmals Mitteilungen über den Einsatz von modernen russischen Störstationen SPR-2M „Rtutj-BM“. Es wurden aber weder Foto- noch Videobeweise zur Bestätigung dieser Information bereitgestellt. Im Lauf der OSINT-Aufklärung entdeckte InformNapalm Fotos von der genannten Störstation im sozialen Netzwerkprofil einer Terroristin.
Meldungen des SNBO und GUR zur Störstation Rtutj-BM
Im Donbass wurde der Einsatz von EloKa-Systemen „Rtutj“ registriert (System für elektronische Kampfführung). Darüber berichtete im Juni 2015 der stellvertretende Sekretär des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine (SNBO) Alexander Litvinenko im Lauf der Sitzung des zwischenparlamentarischen Rats „Ukraine-NATO“.
Am 20. Juli 2016 berichtete der ukrainische Militärnachrichtendienst über den Einsatz des EloKa-Systems „Rtutj-BM“ nördlich von Horliwka durch die russischen Besatzungstruppen.
Einige Tage später, am 25. Juli 2016, erklärte der SNBO-Sekretär Alexander Turtschinow, dass der russische Generalstab das besetzte Territorium des Donbass weiterhin zum Testen von neuen Waffen während der blutigen Provokationen benutzt und sprach von mehreren Neuentwicklungen der russischen Waffen, wobei er auch den Komplex „Rtutj-BM“ erwähnte.
Auf dem Foto, das die Terroristin Ende Juli 2015 in ihrem Profil veröffentlichte, sieht man einen Teil der Störstation mit dem taktischen Zeichen „25 in einer Raute“. Derartige taktische Zeichen werden von den russischen Besatzungstruppen auf dem Territorium, das von der terroristischen Organisation „DVR“ kontrolliert wird, benutzt. Das angegebene taktische Zeichen gehört höchstwahrscheinlich zur sogenannten „selbstständigen EloKa-Kompanie der Militäreinheit 08821“, die sich in Donezk aufhält (zum jetzigen Zeitpunkt ist das taktische Zeichen dieser „Abteilung“ in ein „25 in einem Trapez“ transformiert worden). Auch sieht man am Gehäuse die Originalnummer der Störstation – „412“, die man auszuradieren versucht hatte.
Info zur Störstation Rtutj-BM
SPR-2M „Rtutj-BM“ ist eine moderne Version des SPR-2 „Rtutj-B“ (GRAU-Index: 1L29) mit neuer Ausrüstung. Die Zuverlässigkeit des Systems wurde erhöht, die Funktionalität auch erweitert. Es wurde die Funktion zum Niederhalten von Funkverbindungen im UKW-Frequenzbereich hinzugefügt.
Die Störstation ist ein EloKa-Mittel und ist zur Reduzierung der Einwirkung von Artilleriegeschossen und ihrer Komponenten auf Panzerfahrzeuge bestimmt, mittels der Einwirkung auf die Arbeit von Abstandszündern. SPR-2 ist in der Lage, ein Geschoss auf einer sicheren Höhe detonieren zu lassen oder aber den Arbeitsmodus von Abstandszündung zu Kontaktzüdung umzuschalten. Hauptsächlich wird dieses Waffensystem bei den vordersten Truppen, bei Führungsstellen, an Konzentrationsstellen von Truppen und Startanlagen eingesetzt.
Auch kann „Rtutj-BM“ zur Deckung von mobilen Objekten an Übersetzstellen eingesetzt werden.
„Rtutj-BM“ deckt eine Fläche von 50 Hektar mit einer funkelektronischen „Glocke“ ab und die Geschosse, die auf derart geschützte Objekten anfliegen, werden in einer Höhe von 200-300 Metern zur Explosion gebracht. Das „Rtutj-BM“-System bekämpft dabei nicht nur Abstandszünder, bei Bedarf kann dieses Waffensystem auch zur Unterdrückung von flugtechnischen und bodengebundenen UKW-Funkverbindungen und zur Funklokalisierung von Aufklärungsflugzeugen eingesetzt werden.
Zur Anschaulichkeit führen wir ein Foto aus dem Pavillon des russischen Staatsunternehmens Rostach an:
Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir den genauen Standort der Störstation anhand des Fotos nicht lokalisieren können, wir suchen aber weiter.
Wir veröffentlichen einige weitere Fotos derselben Terroristin aus demselben Zeitraum, Juli 2015. Möglicherweise können unsere Leser bei der Suche nach dem genauen Aufnahmeort behilflich sein.
Dieses Material wurde von Vidal Sorokin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
2 Responses to “Russische Störstation SPR-2M „Rtutj-BM“ im Donbass”
12/09/2016
33 neueste Waffensysteme Russlands im Donbass: Datenbank und Videografik - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Untersuchung №1 Untersuchung №2 […]
15/11/2016
Die russische Funkmeßaufklärungsstation 1RL243 "Rubikon" im Donbass - InformNapalm.org (Deutsch)[…] EloKa-Station „Rtutj-BМ“; […]