
InformNapalm beschloss herauszufinden, wann denn die ersten Züge auf der neuen Eisenbahnstrecke unter Umgehung der Ukraine verkehren werden, welche Ressourcen auf die Realisation dieses Projekts geworfen wurden und wie real die Ausführung dieses Plans eigentlich ist.
Die russische Führung schenkt der Eisenbahn in Russland relativ grosse Aufmerksamkeit. Es ist nicht nur ein Verkehrs- und Transportmittel. Die Anzahl der Manöver von Eisenbahntruppen hat sich auch vergrössert. Zu letzten Manövern gehören die Manöver im Südlichen Militärbezirk unter Einsatz von Panzerwagen „Amur“ und „Baikal“. Im Lauf der Manöver wurde der Schutz der Eisenbahnbrücken vor Aufklärungsgruppen eines bedingten Gegners abgearbeitet. Nicht verwunderlich ist in diesem Fall, dass über die einzelnen Etappen des Eisenbahnbaus unter Umgehung der Ukraine die Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums berichten.
So teilte Ende November der stellvertretende Verteidigungsminister Russlands Dmitry Bulgakow pathetisch mit, dass die Eisenbahnstrecke unter Umgehung der Ukraine, die die Eisenbahnstationen Schurawka im Woronesch-Gebiet und Millerowo im Rostower Gebiet Russlands verbinden soll, am 15. August 2017 eröffnet wird.
Der Bau begann am 25. April 2015. Diese Entscheidung war durch den Wunsch bedingt, sich von der 37 Kilometer langen Eisenbahnstrecke in Richtung Moskau-Adler unabhängig zu machen, die über das Territorium des Luhansker Gebiets der Ukraine verläuft. Russische Patrioten sagten, dass das Projekt der neuen Eisenbahn ganz und gar nicht mit dem Verzicht auf „Neurussland“ im Zusammenhang steht, und versuchten sich selbst und andere davon zu überzeugen, dass wenn diese Eisenbahnstrecke über das Territorium verlaufen würde, das von der sogenannte „Volkswehr“ permanent besetzt ist, es auch kein Bau gegeben hätte.
Zu der Zeit, im Dezember 2014, war der Verkehr der russischen Eisenbahn über das Territorium der Ukraine wegen der niedrigen Rentabilität bereits eingestellt. Im Zeitplan der föderalen Passagiergesellschaft blieb nur noch der Zug Moskau-Kischinau, der über die Ukraine und das besetzte Territorium von Moldau, Transnistrien, verkehrt.
Nach vorläufigen Angaben betrugen die Kosten des Eisenbahnbaus circa 55 Milliarden Rubel. Im April 2016 sprach man vom „sozialistischem Arbeitstempo“ und davon, dass die Arbeit schneller als erwartet fertiggebracht wird.
Per Dezember 2016 sollten entsprechend den Angaben in offenen Ausschreibungen circa 39,2 Milliarden Rubel für diesen Bau bereitgestellt werden. Früher wurde aber berichtet, dass 2015 6,5 Milliarden Rubel und 2016 – 18 Milliarden Rubel bereitgestellt werden sollen. Wenn man sich die Kosten pro Eisenbahnstation anschaut, sehen wir Folgendes:
- Schurawka-Millerowo, ohne Detalisierung – 17 184 000 Rubel. Auftragnehmer und Vertragssummen: GmbH „Verwaltungsfirma BamStroiMechanisazija“ – 3 439 000 Rubel, GAG „SetStroi“- 4 321 000 Rubel; GmbH „StroiLegion“ – 1 181 000 Rubel, GmbH „Fortuna-Stroi“- 2 053 000 Rubel, GmbH „Transstroimechanisazija“ – 1 345 000 Rubel, GmbH „Energomontage“ – 1 046 000 Rubel, GmbH „StroiEngineering“- 2 348 000 Rubel, Verteidigungsministerium Russlands – 782 000 000 Rubel.
- Schurawka-Sajzewka – 1 611 000 Rubel. Auftragnehmer: GmbH „StroiEngineering“
- Sajzewka-Sergejewka – 1 737 000 Rubel. Auftragnehmer: GmbH „StroiEngineering“
- Sergejewka-Sochranowka – 768 000 000 Rubel. Auftragnehmer: GmbH „StroiEngineering“
- Die Brücke über den Fluß Kalitwa – Botschenkowo – 3 089 000 Rubel. Auftragnehmer: GmbH „TransStroiMechanisazija“
- Kolodesi-Botschenkowo – 3 905 000 Rubel. Auftragnehmer: GmbH „TransStroiMechanisazija“
Weiter sehen wir an einzelnen Stellen die Unlust der Autragnehmer, die Arbeit weiterzuführen. So sind einige Ausschreibungen mehrmals verschoben worden. Wobei die ursprüngliche Ausführungsfrist auf das Ende 2016 festgelegt worden war. In erster Linie war es wohl die starre Ausführungsfrist und der Wunsch der Eisenbahnleitung die Arbeit erst am 30. Juni 2017 fertigzustellen. Zweitens sind es wohl die in den Verträgen angegebenen maximalen Kosten. Also, welche Problemstellen können wir hervorheben:
- Ein zweigleisiger Abschnitt auf der Strecke Kutejnikowo-Winogradowka. Der Ausschreibungstermin wurde vom Juli 2016 verschoben, die letzte Ausschreibung fand am 21.11.2016 statt (Nummer: 31603841999). Maximale Kosten: 3 184 000 Rubel. Es wurde keine einzige Ausschreibungsanmeldung eingereicht, die Ausschreibung wurde somit für ungeschehen erklärt. Eine analoge Situation gab es auch mit der Ausschreibung für den gleichen Abschnitt für 335 000 000 Rubel.
- Ein zweigleisiger Abschnitt auf der Strecke Wingradowka-Brücke über den Fluß Kalitwa (Nummer: 31604160750). Maximale Kosten: 1 708 000 Rubel. Ebenfalls wegen fehlender Anmeldungen für ungeschehen erklärt. Der Zieltermin war dabei auf den 30.06.2017 festgelegt.
- Der Bau von Bahnüberführung Schurawka-Millerowo (Nummer: 31604273561). Maximale Kosten: 1 535 000 Rubel.
- Bahnstrecke Schurawka-Sajzewka, Sajzewka-Sergejewka, Sergejewka-Sochranowka (Nummer: 31604253427). Maximale Kosten: 1 598 000 Rubel. Es gab keine Interessenten, die Ausschreibung wurde für ungeschehen erklärt.
- Bahnstrecke Schurawka-Botschenkowo (Nummer: 31604160435). Maximale Kosten: 1 600 000 Millionen Rubel. Die Ausschreibung fand nicht statt. Dasselbe mit geplanten Arbeiten am demselben Abschnitt für 304 000 000 Rubel.
Somit wurden seit Mitte 2016 keine Verträge (Gesamtsumme von 10 Milliarden Rubeln) mehr abgeschlossen. Nicht rechtzeitig ausgeführte Arbeiten werden die Fertigstellung und die Inbetriebnahme des Objekts ausbremsen. Der Winter beeinflusst die Geschwindigkeit der Arbeit ebenfalls. Die russischen Wehrdienstleistenden aus den Eisenbahntruppen, als kostenlose Sklavenarbeiter des russischen Verteidigungsministeriums, arbeiten dabei weiterhin im Regen und Winterkälte. Es gab auch schon Unfälle beim Bau. Bei einem Zwischenfall am 11. Mai 2016 wurden 2 Wehrdienstleistende aus einem LKW mit Sand zugeschüttet. Einer starb direkt vor Ort, der andere wurde mit Beckenknochenbruch ins zentrale Krankenhaus von Woronesch eingeliefert.
Für die Dauer der Silvesterferien werden die Wehrdienstleistenden aus dem Bestand der Eisenbahntruppen ab dem 25. Dezember nach hause geschickt. Die Technik wird stillgelegt und die Infrastruktur der Militärsiedlung der Eisenbahntruppen soll bewacht werden. Mitte Januar 2017 werden sich die Militärangehörigen wieder an die Arbeit machen. Laut Plan des Verteidigungsministeriums werden die Eisenbahntruppen nach Fertigstellung der Arbeit in Krimer Richtung verlegt, zum Bau der Kertsch-Brücke.
Trotz der vom russischen Präsidenten gestellten Aufgabe, war wohl die Leitung des Verteidigungsministeriums zu voreilig, als sie erklärte, dass die Züge auf der neuen Eisenbahn unter Umgehung der Ukraine bereits ab August 2017 verkehren werden. Dies bestätigt auch die Unlust der Baufirmen, sich am Bau des staatlichen Objekts zu beteiligen, was sich in der Sabotage der staatlichen Ausschreibungen äußert.
Wir möchten an der Stelle darauf aufmerksam machen, dass die milliardenhohen Kosten und Bemühungen, sowie menschliche Opfer, bloß wegen eines Abschnitts der ukrainischen Eisenbahn in Kauf genommen werden, der 37 Kilometer lang ist und über das Luhansker Gebiet der Ukraine verläuft. Zum jetzigen Zeitpunkt betragen die Kosten für 1 Kilometer russischer Eisenbahn circa 450 000 000 Rubel aus dem russischen Budget…
Dieses Material wurde von Victory Krm exklusiv für InformNapalm vorbereitet; Infografik: Lukyan Turezky; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
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