Wenn man die Chroniken aus der ATO-Zone analysiert, die InformNapalm in den letzten April-Tagen veröffentlichte, kann man schlussfolgern, dass sich der Gegner auf eine Fortsetzung der bewaffneten Konfrontation in der Ostukraine vorbereitet. In der Zeit, die seit der Unterzeichnung des Minsker Abkommens vergangen ist, analysierte die Söldner-Führung die Fehler, die von ihnen während der Winter-Kampagne begangen wurden und begann die Arbeit zur Aufstellung vollwertiger Streitkräfte.
Dies wurde in mehreren Etappen durchgeführt:
– die Entwaffnung der schlecht zu kontrollierenden bewaffneten Bandenformationen (Donsker Kosaken, kleine Söldnertruppen etc.) oder die Einführung dieser in den Bestand der Streitkräfte von LVR/DVR
– und die Durchführung regulärer Manöver zur Kampfabstimmung der Abteilungen unter der Leitung der Ausbilder aus Russland.
In vorangegangenen Lageberichten analysierten wir die vermutlichen Richtungen der Söldnerangriffe. Wenn man nun die Chroniken analysiert, so hat sich kaum etwas geändert: die vereinten russisch-separatistischen Kräfte setzen die Anhäufung ihrer Kräfte in der Primorski Region fort. In Mariupoler Richtung bilden sich 2 Stossgruppen, diese Information wird durch die Insider aus den okkupierten Territorien bestätigt. Was die Hauptrichtungen der Angriffe angeht, so ist es für russisch-separatistische Kräfte ungünstig, Mariupol einzunehmen, aus politischen wie auch wirtschaftlichen Gründen- ein Teil der Betriebe auf dem okkupierten Territorium setzt die Herstellung seiner Produktion fort, ferner wird die Inbetriebsetzung eines der Hüttenwerke in Donezk durchgeführt.
Die Produktion dieser Betriebe kann man nur vom Territorium der Häfen aus exportieren, die sich in der Zusammensetzung der Ukraine befinden, zu so einem Hafen zählt auch Mariupol. Was die Vorbereitung auf eine Offensive in Primorsker Richtung angeht, so sollte man die Wichtigkeit der Ortschaft Schyrokyne nicht überschätzen. Wir hoffen, dass das Oberkommando der ukrainischen Streitkräfte die Fehler der Sommer-Kampagne des letzten Jahres nicht begehen und keine Streitkräfte in Richtung Nowoasowsk einführen wird, denn das erweitert nämlich die Versorgungswege erheblich.
Die Führung der Streitkräfte Russlands versteht wahrscheinlich, dass von einer Offensive auf Nowoasowsk mit ATO-Kräften keine Rede sein kann, darum wird das Abdrängen der ukrainischen Streitkräfte aus Schyrokyne zu keinem Selbstzweck der Sommer-Kampagne. Höchstwahrscheinlich dient Schyrokyne als ein Ablenkungsmanöver.
Die Analyse der sozial-politischen Lage in der Region zeugt davon, das hinter der Bundesstrasse Donezk-Mariupol die „Befreier“ durch die lokale Bevölkerung nicht mit Brot empfangen werden. Die Bevölkerung hier ist überwiegend in der Landwirtschaft beschäftigt und weiss genau, was 2014 in den nördlichen Regionen des Luhansker Gebiets passiert ist. Darum ist von einer Offensive auf den Westen zu reden noch zu früh. Das Einzige, was womöglich die Söldner in Planung haben, ist ein Ausgang auf die nördlichen Ränder von Mariupol mithilfe der Angriffe von der Seite von Dokutschajiwsk und Komsomolske. Dabei ist ein Ablenkungsangriff auch in Richtung Granitne möglich, mit dem Ziel die 72. selbständige motorisierte Brigade zu bändigen, was auch durch die Anzahlvergrösserung der Beschüsse in angegebener Richtung bestätigt wird.
In Donezker Region wird die Bildung der Stossgruppe von Söldnern fortgesetzt. Im besonderen wurde die Bewegung der lebenden Kräfte und Technik des Gegners zu den westlichen Rändern von Donezk bemerkt. Es werden Stossgruppen in Jassynuwata und Oleniwka aufgestellt. Somit werden die russisch-separatistischen Streitkräfte versuchen, die ATO-Kräfte mit Angriffen in westlicher Richtung von der Stadt abzudrängen, und zwar hinter die Bogojawlenka-Kurachowe-Karlowka Linie. Was die Gruppierung im Raum des Donezker Flughafens in schwierige Lage versetzen wird, da es diese der Versorgung vom Westen aus berauben wird. Dafür hat aber die Gruppierung in Jassynuwata zusammen mit den Söldnerkräften aus Horliwka höchstwahrscheinlich das Ziel, die Versorgung vom Norden aus abzuschneiden, durch die Kontrollherstellung über die Bundesstrasse Donezk-Kostjantyniwka. Genau mit dieser Tatsache sind auch die Ereignisse vom 28. auf den 29. April in Dserschynsk verbunden. Faktisch war es ein Versuch, die Abwehrkraft der ATO-Kräfte in Richtung Horliwka-Kostjatyniwka durchzutasten.
Provokative Söldneraktivitäten im Raum von Majorsk tragen höchstwahrscheinlich einen ablenkenden Charakter, dessen Ziel die Aufstellung einer Stossgruppe für den Angriff Sajzewo-Golmowski-Artemiwsk zu maskieren ist, was im Falle einer erfolgreichen Offensiventwicklung auf Kostjantyniwka den Söldnern eine vollständige Kontrolle über die Rochadenstrasse Kostjantyniwka-Artemiwsk zu erlangen erlaubt.
Die Planung eines Angriffs in Richtung Artemiwsk wird auch durch die Söldner-Konzentration im Raum der Ortschaften Altschewsk, Stachanowe und Brjanka bestätigt.
Dabei sollte man eine gewisse Stille in der frontnahen Zone in angegebener Richtung erwähnen. Die Analyse des Verhältnisses von Panzertechnik, die zur Verfügung der Söldner steht, und der Kraftstoffe (ungefähr 1:5) spricht von der Vorbereitung der russisch-separatistischen Kräfte auf eine Operation tief ins Innere. In diesem Fall bleibt die nördliche Richtung die mit der grössten Perspektive für die Söldner. Besonders wenn man den Fakt der „Unabhängigkeit“ der Brigade „Prisrak“ („Geist“) von Alexey Mosgowoi berücksichtigt, wie auch den Verlust von Lyssytschansk im letzten Jahr, wo der Brigadekommandeur seine eigene Geschäftsinteressen hat.
Wenn auf den anderen Frontstellen die Söldner Chancen haben, taktische Erfolge zu erzielen, so können sie im Falle einer Operation in der nördlichen Richtung nach dem Beispiel eines „Blitzkrieges“ (und von grosser Wahrscheinlichkeit solchen Angriffes spricht auch das Verhältnis von Technik und Kraftstoffen) einen Panzerdurchbruch tief ins Innere ausführen, der ihnen in kürzester Zeit Slowjansk und Krasny Liman zu erreichen erlauben wird (während das Oberkommando der Streitkräfte der Ukraine noch die Entscheidung zur Reservenverlegung und Stab-Evakuierung aus Kramatorsk trifft). Womöglich wird zur gleichen Zeit auch die Arbeit der Diversionsgruppen in dieser Region aktiviert.
Was den Ausgang auf Artemiwsk von der östlichen Seite aus angeht, so wird er durch zwei Angriffe ausgeführt. Der Erste wird in Richtung Kalinowe-Troizke mit dem Ziel, die ATO-Kräfte nach Süden zum Mironowske Wasserspeicher abzuziehen, stattfinden und der Zweite- nördlicher von der Ortschaft Popasna. Im Falle eines erfolgreichen Abschlusses des zweiten Angriffes und eines Gegenangriffes (aus Horliwka) werden die Söldner eine Chance bekommen, die oben angegebene Linie zu erreichen. Parallel zu den Versuchen, die Kontrolle über Artemiwsk zu erlangen, wird die Brigade von Mosgowoi einen Durchbruchsversuch in Richtung Lyssytschansk unternehmen.
Was den Sektor A angeht, so wird hier höchstwahrscheinlich ausschliesslich ein Artillerie-Krieg mit einer parallelen Diversionsarbeit des Gegners im Raum der Ortschaft Stschastje geführt. Man sollte Aufmerksamkeit auf die Ortschaft Millerowo lenken, wohin letzte Zeit sehr oft Kontrolleure aus dem Generalstab der Streitkräfte Russlands anreisen.
Somit wird in der nächsten Zukunft eine Aktivierung der Kampfhandlungen erwartet, besonders wenn man die Ankunft eines weiteren humanitären Konvois aus Russland in Betracht zieht, wie auch die geplante Ankunft eines weiteren Konvois am 14. Mai. Die Analyse der Söldner-Handlungen im Laufe der Winter-Kampagne weist darauf hin, dass ein weiterer Konvoi immer während des Prozesses der aktiven Kampfhandlungen ankommt, im Laufe der 5-10 Tage vom Moment ihres Beginns. Also kann man den Anfang der Sommerkampagne in der Zeit vom 4. bis zum 10. Mai erwarten.
Dieser Lagebericht wurde von Artem Wasilenko speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.