An die weißrussische Redaktion des internationalen Freiwilligenteams von InformNapalm haben sich aktive Einwohner der Stadt Grodno gewandt. Diese haben in der Stadt einen VW Golf 2 mit dem amtlichen Kennzeichen „1893 KE-4“ entdeckt und fotografiert, welcher im Fahrzeuginnenraum mit einer Flagge von „Neurussland“ geschmückt war.
Auf dem Armaturenbrett befand sich auch eine Visitenkarte (für den Fall, dass der Wagen ungünstig geparkt ist, Anm. d. Übers.) mit einer Telefonnummer, die eine Identifizierung des Fahrzeughalters ermöglichte.
Dabei handelt es sich um den vor Ort wohnenden Aleksej Sergejewitsch Kutscher, geboren am 02.11.1991 (archiviertes VK-Profil, archiviertes Foto, archivierte Fotoalben 1 und 2).
Familienstand – verheiratet, seine Frau ist Anna Kutscher. Sein Vater, Sergej Valerjewitsch Kutscher, geboren am 14.05.1969 (archiviertes VK-Profil, archiviertes Foto) ist Oberst und Leiter des Wehrersatzamts des Gebietes Grodno. Im Jahr 1991 hat er die Höhere Akademie der Panzertruppen in Tscheljabinsk, Russische Föderation, abgeschlossen. Von 2010 bis 2014 war Sergej Abgeordneter des 26. Kreistags der Stadt Oschmjany im Gebiet Grodno. Er leitete das Wehrersatzamt in Oschmjany im Jahr 2011 damals als Oberstleutnant.
Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung wurde festgestellt, dass der Sympathisant der terroristischen Vereinigung „Neurussland“ Offiziersanwärter am Moskauer Institut der Grenzschutztruppen des FSB ist (archivierter Link). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er das Institut bereits abgeschlossen hat, in diesem Fall vermutlich 2014.
Journalisten weißrussischer Medien haben Aleksej Kutscher unter der angegebenen Telefonnummer angerufen, wobei er bestätigt hat, dass das Fahrzeug ihm gehört. Kommentare zur Flagge von „Neurussland“ wollte er nicht abgeben mit der Begründung, er sei niemandem eine Rechenschaft schuldig. Auf die Aussage hin, er als künftiger weißrussischer Offizier trage die Verpflichtung die offizielle Linie des Staates zu vertreten, gab er zu verstehen, dass dieses Argument für ihn keine Rolle spielt.
Der Vater von Aleksej trägt, dem Anschein nach, seine Sympathien für die Aggression Russlands gegenüber seinen Nachbarstaaten offen zur Schau und begrüßt sie auf vielfache Art und Weise. Die Botschaften seiner Postings im sozialen Netzwerk VK sind deutlich.
Wir führen lediglich einpaar Postings auf (archiviert unter https://archive.is/JbxuA, https://archive.is/G6dtc, https://archive.is/kh81z, https://archive.is/aBsQY, https://archive.is/FKPn9, https://archive.is/u1ucR):
Links: „Russland hat keine Freunde, vor unserer Größe fürchtet man sich… Russland hat nur zwei starke Verbündete – die eigene Armee und die Marine“ Aleksandr III, großrussischer Imperator
Mitte: Höfliche Panzer klopfen rechtzeitig an der Tür – aus fünf Kilometer Entfernung
Rechts: Wenn aus dem Westen Panzer Russland angreifen, werden wir hier für Russland sterben und unser Volk muss dazu bereit sein (c) Aleksandr Grigorjewitsch Lukaschenko
Wie kam es dazu, dass Aleksej zu einem Verfechter der neuen seltsamen „russischen Welt“ wurde: Entweder wurde er von seinem Vater entsprechend beeinflusst oder während seiner Ausbildung in Moskau bei den Grenzschützern des FSB – wir wissen es nicht. Unzweideutig ist jedoch die Präsenz potenzieller Unterstützer von künftigen Separatisten und „nationalen Republiken“ schon heute – diesmal auf weißrussischem Boden. Unten sieht man ein sehr anschauliches von ihm geteiltes Posting der Gruppe „Kampf für Russland! Neurussland! Syrien“ mit der Abbildung einer Außenreklame. Eigentlich wird dort für die weißrussische Sprache geworben, aber die Werbung wurde mittels Bildbearbeitung angepasst. „Das ist Weißrussisch – Höflichkeit!“
Das internationale Freiwilligenteam von InformNapalm hat in Artikeln und Untersuchungen bereits die Problematik der potenziellen Agenten russischer Einflussnahme erörtert. Damit ist ein signifikanter Teil der militärisch-politischen Führung von Belarus gemeint. Hinzu kommt, dass sehr viele Führungsmitarbeiter des weißrussischen Grenzschutzes in unmittelbarem Kontakt mit dem russischen FSB standen und, möglicherweise, nachwievor stehen. Was übrig bleibt ist die Hoffnung darauf, dass der andere Teil des weißrussischen Militär- und Beamtenapparats vernünftig reagieren wird und keine Destabilisierung der Situation in Belarus zulässt sowie weitere Ansprüche der Verfechter der russischen Weltordnung eindämmt.
Dieses Material wurde von Denis Iwaschin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Viktor Duke. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
One Response to “Vorbereitungen für ein weißrussisches „Neurussland“ beim Grenzschutzinstitut des FSB”
23/12/2015
Die "Kämpfer der russischen Welt" warten auf ihre Stunde in Belarus - InformNapalm.org (Deutsch)[…] der Russischen Föderation sind, und viele Vertreter des staatlichen Grenzschutzkomitees unmittelbare Verbindungen zum russischen FSB hatten oder womöglich auch noch immer haben. Dieses Material ist dazu berufen, eine adäquate […]