Die Quantität und die Vielfalt der in den letzten Jahrzehnten mit ihrer Hilfe im Westen entstandenen pseudokulturellen, pseudobürgerrechtlichen und pseudowissenschaftlichen Organisationen sind nicht übersichtbar.

Die pseudogesellschaftlichen Organisationen, die eine kulturelle Tätigkeit imitieren, sind wahrscheinlich die meist verbreitete und traditionelle Form der Tätigkeit von Moskauer Einflussagenturen. Der Prozess ihrer Entstehung hat sich nach der Einnahme der Krim 2014 plötzlich verstärkt. Moskau versucht offensichtlich, die außenpolitische Katastrophe mit der Verstärkung der Propaganda und Agenturtätigkeit innerhalb des Landes zu kompensieren. Es ist ziemlich leicht, derartige falsche Firmen von den normalen kulturellen Gesellschaften zu unterscheiden, die spontan geschaffen wurden und sich mit für ihre Mitglieder tatsächlich interessanten Tätigkeiten beschäftigen – man muss nur die Struktur und den Charakter ihrer Tätigkeit genau betrachten.

Je harmloser und „intelligenter“ der Name dieser „Büros“ ist, um so besser ist deren Maskierung. Im Film „Some Like It Hot“ verlief eine Zusammenkunft von italienischen Mafiosi in Form einer „Sitzung von Liebhabern der italienischen Oper“. Die Tätigkeit der russischen Einflussagenturen wird normalerweise auf eine sehr ähnliche Weise als die Verbreitung von russischer Kultur und Sprache maskiert.

Als ein charakteristisches Beispiel für solche Scheingesellschaften kann das Berliner „Tolstoi-Institut“ dienen.

Diese Organisation wurde im September 2014 offiziell in Berlin registriert. Die Präsidentin des Instituts ist Tatyana Garcia, Inhaberin eines Übersetzungsbüros, das sich unter der gleichen Adresse wie das Institut befindet.

Tatyana Garcia mit Gerhard Schröder bei einem Empfang in Rostock 2014. Quelle: tolstoi-institut.de

Der erklärte Zweck dieses Instituts ist die „Förderung der deutsch-russischen Freundschaft“. Auf der Webseite des Instituts steht: „Das kürzlich entstandene Institut namens Leo Tolstoi tritt entschieden und prinzipiell für Freundschaft und die Verstärkung von wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Deutschland und Russland auf. In der heutigen schwierigen politischen Situation ist es sehr wichtig, sich nicht von flüchtigem Zorn leiten zu lassen, sondern einen klaren Kopf zu bewahren und vernünftig und kaltblütig zu reflektieren“.

Das Institut namens Leo Tolstoi— Tolstoi-Institut e.V. — wurde am 2. September 2014 als ein gesellschaftlicher Verein registriert.

Die erste Sitzung des Instituts fand a 9. September 2014 in den Räumen des Verlags „Werner Media Group“ statt. Der Inhaber dieses Verlags, Nikolaj Werner, ist eine äußerst exotische Person – ein ehemaliger Mitarbeiter des Generals Lebed, als dieser noch ein Gouverneur von Krasnojarsk war. Bis vor relativ kurzer Zeit gab er die größte russischsprachige Zeitung in Deutschland heraus – den „Europa-Express(Anm.d.Red.: Die Webseite wernermedia.de ist nicht mehr online). In den letzten Jahren ist Werner seinem FB-Profil nach ein aktiver Einflussagent von Moskau.

Die Tätigkeit des Instituts begann ein halbes Jahr zuvor. Am 13. April 2014, einen Monat nach der Besetzung der Krim und ihres „offiziellen Beitritts“ zu Russland, organisierte Tatyana Garcia eine prorussische Demonstration am sowjetischen Denkmal am Brandenburger Tor in Berlin. Das Video davon kann man auf der Webseite des Tolstoi-Institut finden. Die Demonstration unter russischen Fahnen war nicht sonderlich zahlreich. Am Anfang entschuldigte sich Garcia vor den Deutschen dafür, dass sie Russisch sprechen wird und fügte hinzu „…dafür werden unsere Fallschirmjäger alles verstehen“. Woraufhin ihr aus der Menge geantwortet wurde: „Wir verstehen auch so“.

Anscheinend machten Mitglieder des prorussischen „Vereins der Fallschirmjäger“ („Verein Desant e.V.„) einen Großteil des Publikums aus, also ehemalige Militärangehörige von sowjetischen, DDR- und russischen Truppenverbänden, die in Deutschland leben.

Garcia sagte in ihrer Rede, dass das Ziel des von ihr erschaffenen Instituts „das Heranbringen von slawischer Kultur an deutsche Volksmassen“ sei, aber es sei „unmöglich, sich von der Politik fernzuhalten, wenn man sieht, dass die kurzsichtige Politik der europäischen Staaten und der USA in Bezug auf Russland uns an den Rand des dritten Weltkrieges geführt hat“.

Hiermit war die scharfe Reaktion westlicher Länder auf die Annexion der Krim gemeint. Weiter folgte eine Erklärung darüber, dass es „keine freie Presse in Deutschland“ gäbe und dass laut Umfragen angeblich zwei Drittel der deutschen Bevölkerung die russische Position in der Ukrainischen Frage teilen würden.

Anscheinend wurde die Entscheidung über die Gründung des „Instituts“ direkt nach der Krim-Annexion getroffen, um propagandistisch gegen die westlichen Sanktionen vorzugehen, also begann Garcia ihre gesellschaftliche Aktivität als Präsidentin des Instituts lange vor seiner offiziellen Registrierung.

Am 22. September 2014 erhielt das Institut die Segnung des Erzbischofs von Berlin und Deutschland Feofan. Die Segnung fand im Haus der russischen Wissenschaft und Kultur während einer Veranstaltung statt, die auf der Webseite des „Rossotrudnitschestwo(zu dt. „Russische Zusammenarbeit“) wie folgt beschrieben wird:

„Im Rahmen einer Dienstreise des Vorsitzenden des Synodalen Komitees für Zusammenarbeit mit dem Kosakentum, Metropolit von Stawropol und Newinnomyssk Kirill, eines Mitglieds des Rats für Fragen des Kosakentums beim Präsidenten Russlands, fand am 22. September im Haus der russischen Kultur und Wissenschaft in Berlin ein runder Tisch statt, der der Erhaltung und Entwicklung der kulturell-historischen und geistigen Traditionen des russischen Kosakentums gewidmet war“.

Bei dem Treffen waren der Erzbischof von Berlin und Deutschland Feofan, einige Vertreter des Kosakentums, des Vereins der Fallschirmjäger und der Veteranen des GRU-Speznas in Deutschland, des Klubs orthodoxer Mäzene, der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland und des Tolstoi-Instituts anwesend. Am Treffen nahmen auch der Politologe Alexander Rahr und Graf Oleg Semenow teil“.

Das „Rossotrudnitschestwo“ (offizielle Bezeichnung: „Föderale Agentur für Fragen der GUS, der Landsleute, die im Ausland leben, und f Fragen der humanitären Zusammenarbeit“) ist eine staatlich finanzierte Organisation, die Propaganda und Agenturarbeit unter den russischen Emigranten im Ausland betreibt. Zu Sowjetzeiten hieß sie „Verein der sowjetischen Gesellschaften der Freundschaft und kulturellen Verbindung mit dem Ausland“. Faktisch ist es eine Filiale der russischen Geheimdienste.

Man sollte die bezeichnende Auswahl der Teilnehmer dieses „Runden Tisches“ beachten: die Erzbischofs der Russischen Orthodoxen Kirche, verkleidete Kosaken, Luftlandetruppen- und GRU-Speznas-Veteranen, das Tolstoi-Institut, der putinsche Lobbyist und Politologe Alexander Rahr usw.. Diese Zusammensetzung offenbart sehr deutlich die Reichweite und die Vielfalt der Subjekte russischer Propaganda im Ausland.

Graf Oleg Semenow wird auf der Webseite des Tolstoi-Institut als „Berater für die Kultur des Kosakentums des Tolstoi-Instituts“ präsentiert. Das Kosaken-Kulturzentrum beim Institut wurde im April 2015 feierlich eröffnet.

Direkt nach seiner Erschaffung, im September 2014, begann das Institut Formulare für eine Petition „Für Freundschaft mit Russland und gegen Sanktionen“ in Form von Postkarten zu verbreiten, die an den Bundestag geschickt werden sollten. Die Petition rief dazu auf, Sanktionen gegen Russland aufzuheben und keine neuen einzuführen. Anscheinend war die Verbreitung dieser Petition eines der wichtigsten und dringlichsten Ziele bei der Erschaffung des Instituts.

Im Juli 2016 vertrat Tatyana Garcia das Tolstoi-Institut bei der XV. Sitzung des Petersburger Dialogs in Sankt-Petersburg, sie war Teilnehmerin der Gruppe „Kultur“. Der Petersburger Dialog ist eine regierungsamtliche russisch-deutsche Organisation und die Teilnahme an ihren Veranstaltungen setzt einen gewissen offiziellen Status voraus.

Im Juni 2016 beteiligte sich Garcia an dem wirtschaftlichen Forum „Russland: Geschäftliche Zusammenarbeit und Perspektiven“ bei der Handelskammer Hamburg. Auf der Webseite des Instituts wurde auch die Teilnahme von Garcia an den anderen offiziellen russisch-deutschen Veranstaltungen illustriert, hauptsächlich wirtschaftlicher Natur. Darüber hinaus fanden auch Eröffnungen von Gedenksäulen für gefallene Soldaten, eine Silvester- und Tag-des-Sieges- (9.Mai) Feier statt, sowie Interviews für Radio Sputnik, musikalisch-literarische Abende und ein Frühlingsball im April 2017.

Am Charakter dieser Veranstaltungen kann man nachverfolgen, wie diese offensichtliche Scheinorganisation allmählich in politisch-geschäftliche Kreise Deutschlands eingeführt wurde.

Vom besonderen Interesse sind gesellschaftliche Verbindungen und Kontakte des Tolstoi-Institus in der deutschen politischen Szene.

Bei der Eröffnung des Instituts am 21. November hielten der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Selle und der 2. Sekretär der russischen Botschaft in Deutschland Begrüßungsreden.

Anderthalb Monate später erhielt Johannes Selle bei einer Silvesterfeier, die von der russisch-deutschen parlamentarischen Gruppe am 3. Januar 2015 organisiert wurde, eine Auszeichnung des Tolstoi-Insitus in Form eines Abzeichens von Tatyana Garcia überreicht.

Die deutsche Presse wurde gleich auf die gesellschaftliche Aktivität des Instituts aufmerksam. 2015 war es Thema einer Sendung des TV-Magazins ZAPP beim deutschen Sender NDR unter dem Titel „Kultur und Propaganda: Das Tolstoi-Institut„.

Die Journalisten haben den Doppelcharakter seiner Tätigkeit ans Licht gebracht: „Für Außenbeobachter vertritt das Tolstoi-Institut rein kulturelle Ziele. Es organisiert Lesungen und Konzerte. Der gemeinte Zweck ist die gegenseitige Verständigung zwischen den Völkern und die deutsch-russische Freundschaft. Das im letzten Jahr gegründete Institut verfolgt aber auch auch politische Ziele. Darüberhinaus vertritt es die Idee des eurasischen Kontinents, die Ablösung Europas von den USA und seine Konsolidierung mit Russland. Die eurasische Idee ist das Lieblingsprojekt von Wladimir Putin. Eines der Ziele des Instituts ist die Einflussnahme auf deutsche Journalisten und Blogger zur Durchsetzung dieses Konzepts. Als Partner treten hier der Berliner Politiker aus der Partei „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“, Journalisten des rechtspopulistischen Magazins „Сompaсt“ und „Russia Today“ auf. Unter den Freunden des Instituts sind auch der Journalist Udo Ulfkotte sowie ein Mitglied des Europaparlaments von der Partei NPD, Udo Voigt“.

Der im Januar 2017 verstorbene Udo Ulfkotte ist ein deutscher Schriftsteller, der durch seine rechtspopulistischen und islamophoben Ansichten bekannt geworden war. Die Partei „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“ ist eine kleine deutsche Partei mit trotzkistischen Wurzeln.

In der Sendung wurde außerdem ein Ausschnitt aus einer Videoaufnahme des oben erwähnten Auftritts von Garcia im April 2014 gezeigt, bei dem sie behauptete, es gäbe keine Pressefreiheit in Deutschland. Im Interview mit den Journalisten von ZAPP sagte sie sich davon los und behauptete, dass sie dergleichen nie gesagt habe.

Dieses Doppelimage ist zum einen für deutsche Außenbeobachter bestimmt, zum anderen – für deutsche „Freunde Putins“ und russische Emigranten (die die Hauptobjekte der putinschen Propaganda sind), was ein charakteristisches Merkmal für imitierte pseudogesellschaftliche putinsche Organisationen ist, die im Ausland erschaffen werden.

Schleierhaft ist auch die innere Struktur des Instituts. Auf allen Veranstaltungen, an denen das Tolstoi-Institut beteiligt war, war seine einzige offizielle Vertreterin stets die Präsidentin Tatyana Garcia.

Laut den Einträgen im Handelsregister wird die Organisation unter dem Namen „Tolstoi-Institut e.V.“ aber von drei Personen geleitet: der Vorsitzenden Tatyana Garcia, dem zweiten Vorsitzenden Heiner Hink und dem Kassenverwalter Günter Tschichon.

Die Stelle eines Präsidenten ist dabei nicht vorgesehen. Zwei weitere Mitglieder der Leitung nehmen an der offiziellen Tätigkeit des Instituts nicht teil und ihre Namen werden nirgendwo erwähnt. Auf dem Gebäude aber, in dem laut Registrierung das Tolstoi-Institut seinen Sitz hat, gibt es kein Schild. Dort steht jedoch der Name von Günter Tschichon.

Günter Tschichon ist ein deutscher Politiker der Rechtsextremen, Vorsitzender der Führung des Berliner Ablegers er kleinen rechten Partei „Bürgerbewegung pro Deutschland“ oder „Pro Deutschland“. 2015 hatte die Partei 110 Mitglieder. 2013 wurde die Partei ins offizielle Register extremistischer Organisationen des Bundesamts für Verfassungsschutz eingetragen. Im September 2016 protestierte Günter Tschichon gegen die Eintragung seiner Partei in diese Liste, hat aber vor Gericht verloren und war gezwungen, die Gerichtskosten zu zahlen.

Ein Mensch mit dem gleichen Namen wie der zweite Vorsitzende des Tolstoi-Instituts Heiner Hink war 2014 Kandidat derselben Partei „Pro Deutschland“ bei den Wahlen in einem Berliner Wahlkreis.

Auf die seltsame Verbindung zwischen dem zweifelhaften Tolstoi-Institut mitsamt seines Kassenverwalters aus der rechten Szene und den CDU-Bundestagsabgeordneten Johannes Selle und Bernhard Kaster, dem Vorsitzenden der deutsch-russischen Parlamentarier-Gruppe, wurde im März 2016 die Zeitschrift „Der Spiegel“ aufmerksam. Im Artikel im Spiegel wurden sie als „Unionsabgeordnete mit Kontakten nach rechtsaußen“ betitelt.

Auf die Verbindungen zwischen dem Tolstoi-Institut und verschiedensten rechts- und linksextremistischen Parteien und Gruppen machte auch die Fotojournalistin Steffi Reichert in Artikeln aufmerksam, die sie auf ihrer Webseite streichfotografie veröffentlichte. Nach einer Analyse der Mitgliederliste der Gruppe „Tolstoi-Institut“ und den „Freunden“ von Tatyana Garcia auf Facebook, hat Reichert Verbindungen mit einer Menge weiterer Gruppen aufgedeckt, darunter auch mit Pegida, der AfD sowie mit anderen links- und rechtsextremistischen Gruppen.

In der Liste der Partner des Tolstoi-Instituts gibt es weder Pegida noch „Pro Deutschland“, es gibt aber andere, nicht weniger interessante Organisationen: den Verein EastWest e.V., den Verein Deutsch Russische Festtage e.V., das Suworow Institut, die Preußische Gesellschaft Berlin Brandenburg.

Der „EastWest e.V.“ ist eine gesellschaftliche Organisation, die in Leipzig ansässig ist und hauptsächlich aus russischen Studenten, die in Deutschland leben, besteht. Das Ziel der Tätigkeit: „… Förderung der Etablierung von unmittelbaren Kontakten zwischen den Bürgern Russlands und der EU“.

Das „Deutsch-Russische Festival“ ist eine Organisation, die seit 2005 unter dem Protektorat der russischen Botschaft und der deutschen Regierung existiert. Sie beschäftigt sich mit der Organisation von deutsch-russischen Festivals und Feiern in Deutschland. Unter ihren Sponsoren sind Gasprom, das Russische Haus der Kultur und Wissenschaft in Berlin, die Stiftung „Russische Welt“, Rossotrudnitschestwo und die Post Russlands. Das Stabsquartier befindet sich im Haus der russischen Kultur und Wissenschaft in Berlin.

Die Preußische Gesellschaft in Berlin-Brandenburg ist eine gesellschaftliche Organisation, die 1996 mit dem Zweck der Wiederherstellung des Preußischen Staates und der Kultivierung preußischer Werte gegründet wurde. Der Gründer und Ehrenpräsident ist Volker Tschapke. Die Organisation unterhält beste Beziehungen zur russischen Botschaft in Deutschland. Die Zeitung „BZ“ schrieb 2015 über die Silvesterfeier der „Preußischen Gesellschaft“ im Berliner Hotel Hilton, bei der auch die Botschafter Russlands und Chinas anwesend waren: „Sie feiern Russland, schimpfen auf Amerika. Der Verein lockt kaum deutsche Politiker an, aber Botschafter Chinas und Russlands“. Im Artikel wurde auch Tschapke zitiert, der über die „unzulässige Einseitigkeit bei der Beleuchtung der Ereignisse in Russland sprach“ und die USA angriff, die „sich die ganze Welt unterwerfen wollen“. Der Artikel wurde unter anderem mit Fotos des dort anwesenden russischen Botschafters Grinin und des „Grafen Oleg Semenow“ in Kosaken-Unifrom illustriert.

Das „Suworow-Institut – eine Gesellschaft zur Förderung von österreichisch-russischem Dialog“ ist eine Organisation in Wien, ein Pendant des Tolstoi-Instituts. Das Suworow-Institut wurde im Januar 2015 gegründet und stellt laut seiner eigenen Deklaration eine „Vereinigung österreichischer Bürger, die für einen Dialog mit Russland auftreten“ dar. Wie es in einem Interview mit dem Generalsekretär des Suworow-Instituts Patrick Poppel offen formuliert wurde: „Zum Beweggrund für die Erschaffung der Organisation wurden die Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim 2013-2014“.

Patrick Poppel ist ein Mitglied der rechten österreichischen Zwergpartei REKOS (Die Reformkonservativen). In Wikipedia steht, „die Partei kritisiert die westliche Herangehensweise an Russland in Bezug auf die ukrainische Krise und warnt vor Gefahr einer militärischen Konfrontation zwischen NATO und Russland. Sie ruft zur Verbesserung von Beziehungen mit Russland auf. Das uropäische Parlament muss aufgelöst werden. Sie ruft zur besonderen Solidarität mit den christlichen Opfern des Islamismus auf“. Im obengenannten Interview erklärte Poppel: „… die Position des Suworow-Instituts ist einfach. Österreich soll nicht warten, bis die ganze EU die Sanktionen gegen Russland abschafft (die eine äußerst schwerfällige und von inneren Widersprüchen verkrampfte Struktur ist). Die Abschaffung der Sanktionen soll unverzüglich erfolgen. Und diese Entscheidung muss in Wien getroffen werden, ohne die Verantwortung auf Berlin zu verschieben“.

Das Suworow-Institut hat vier Partner: das Kloster der Heiligen Elisabeth in Minsk, die österreichisch-belarussische Gesellschaft, das Tolstoi-Institut und die „SYSTEMA-Austria“. Die letztgenannte Organisation ist ein Sportklub, in dem Kampfkünste des GRU-Speznas unterrichtet werden.

Es springt einem ins Auge, dass das Suworow-Institut ebenso wie das Tolstoi-Institut in Verbindung mit der Ukraine-Krise 2014 entstanden sind. Beide Institutionen wurden auf der Basis und unter Beteiligung von kleinen rechtsradikalen Parteien gegründet. Wenn aber die Mitglieder dieser Parteien im Tolstoi-Institut im Schatten geblieben sind, so kam beim Suworow-Institut einer von ihnen unmittelbar an die Spitze. In beiden Fällen fehlen jegliche Angaben über die Finanzierung von Veranstaltungen der Institute.

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Als Schlussfolgerung kann man mit Sicherheit behaupten, dass das Tolstoi-Institut weder ein Institut noch eine gesellschaftliche Organisation ist. Es handelt sich um ein in Deutschland gegründetes propagandistisches Agenturzentrum, das entweder von der Botschaft oder aber direkt von Moskauer Ämtern finanziert wird, die für Propaganda im Ausland und die Arbeit mit Ausländern verantwortlich sind (also in erster Linie den Geheimdiensten). Zu den Aufgaben dieses Zentrums gehören sowohl die Konsolidierung der Protesttätigkeiten von verschiedenen kleinen rechtsradikalen, islamophoben, nationalistischen Parteien und Bewegungen in Deutschland, um sie im Interesse des Moskauer Regimes auszunutzen, als auch die Verbreitung der proputinschen Propaganda unter den russischen Emigranten in Deutschland. Die obengenannten russischen Partner des Tolstoi-Instituts sind ebenfalls pseudogesellschaftliche Scheingesellschaften mit Wurzeln in Moskau und offensichtlich Finanzierung aus Moskau.


Autor: Dmitrij Chmelnizki; übersetzt von Irina Schlegel, editiert von Klaus H. Walter.