Dank einer Spezialoperation ukrainischer Hacker aus den Gruppen „CyberJunta“ und „Ukrainische Cyberallianz“ ist die Korrespondenz eines Patrons der „russischen Welt“ im Osteuropa, eines Staatsbürgers von Belarus, Alexander Usowski, in die Hände von InformNapalm gelangt.
Im ersten Teil haben wir eine kurze Analyse des Dumps des E-Mail-Accounts alvarus@list.ru gemacht und die Verbindung von Usowski zu russischen Geldgebern zurückverfolgt. In diesem Artikel werden wir den Dump von Usowskis Facebook-Profil und seine Korrespondenz analysieren (den Videobeweis des Hackerangriffs auf sein Profil finden Sie hier).
Den Dump seiner Korrespondenz auf Facebook kann man hier herunterladen. Separat haben wir Videos hochgeladen, die uns von den Hackern als Beweise ihres erfolgreichen Hackerangriffs zur Verfügung gestellt wurden und in denen die Kommunikation mit verschiedenen Nutzern aufgezeichnet wurde.
Korrespondenz mit dem Nutzer Jacek Medrzycki:
Korrespondenz mit dem Anführer von OWP Dawid Derezicki (+ Teil 2):
Korrespondenz mit dem polnischen Aktivisten Wojciech Wojtulewicz, Samooborona (+ Video mit Alan Galus):
In den letzten Jahren bemühte sich Usowski aktiv darum, seine prorussischen Projekte bei russischen Vertretern durchzusetzen, registrierte eine gemeinnützige Organisation in der Slowakei und versuchte, ein eigenes prorussisches Netzwerk im Osteuropa aufzubauen. Nicht immer waren seine Projekte erfolgreich – man muss anmerken, dass er oft am Rande der Geldlosigkeit balancieren musste und nach beliebigen Verdienstmöglichkeiten suchte. Es gab jedoch auch Höhepunkte in seiner Karriere.
Blütezeit des Ränkespielers Usowski
Im Sommer 2014 wendet sich Usowski mit seinen Ideen an einen Vertrauten des russischen Oligarchen Malofejew, den man mit vielen prorussischen Bewegungen in Verbindung bringt und oft als offizielle schwarze Kasse des Kremls für die Durchführung subversiver Operationen in Osteuropa und GUS-Ländern bezeichnet.
Im August 2014 bekommt Usowski 100 000 Euro für die Durchführung prorussischer Demonstrationen zur Unterstützung von Neurussland in Osteuropa. Die Aktionen fanden im Zeitraum von August bis Oktober 2014 statt. Später verschickt Usowski einen Bericht über diese Aktionen an alle potentiellen zukünftigen Partner.
Die Gelder für die Durchführung der Aktionen stellte der russische Oligarch Konstantin Malofejew zur Verfügung, der zu damaligem Zeitpunkt für die Fragen der DVR/LVR in der Außenpolitik Russlands zuständig war.
„Wo befindet sich Malofejews Büro? Da, wo wir uns mit Lena getroffen haben, als wir das Geld bekamen? In der Nowinski Passage?“
Allem Anschein nach, fand die Geldübergabe im Zeitraum Juli bis August 2014 in Malofejews Büro in der Nowinski Passage im Zentrum Moskaus statt. Außerdem wird in der Korrespondenz erwähnt, dass der Organisator des Treffens mit Malofejew 10 000 Dollar bar bekommen hat:
„Ich wiederhole, das Projekt ist kommerziell. Der Mensch, der mir geholfen hat, die Förderung für eine Reihe von Aktionen in Osteuropa zur Unterstützung von Neurussland zu bekommen, hatte im August 2014 10 000 Dollar bar von mir persönlich erhalten. Kein Witz…“
Anti-ukrainische Aktionen in Polen fanden im Zeitraum August bis Oktober 2014 statt. Usowski nahm Kontakt zu Aktivisten der rechten Bewegung aus der Organisation OWP (Obóz Wielkiej Polski), Samooborona von Mateusz Piskorski und einigen anderen Aktivisten der mittleren Ebene auf.
Ende Oktober 2014 fährt Usowski nach Moskau zu Verhandlungen über die zweite Phase der anti-ukrainischen Aktionen und der Verbreitung der Idee der „russischen Welt“ in Osteuropa, jedoch wird ihm eine unerwartete Absage erteilt:
„Sanja, stell dir mal vor – ich bin gerade in Moskau, und mir wurde die Finanzierung des Projektes ABGESAGT! Verflucht nochmal!“
„Und ich bin ein Idiot. Ich habe fast das gesamte Geld in die Aktion gesteckt, habe mir zwar ein Auto gekauft, aber das war im Vertrag abgesprochen. Jetzt habe ich in Polen, Tschechien und Slowakei eine wie ein Uhrwerk funktionierende Bewegung ideologisch motivierter Menschen, die bereit wären schon morgen, auf die Barrikaden zu gehen – und eine leere Kasse…“
„Man hat mir im August 100 000 Euro für die Vorbereitungsphase gegeben. Und jetzt, wo alles fertig ist, nachdem so eine höllische Arbeit durchgeführt und SOLCHES Geld ausgegeben wurde, stellt es sich heraus, dass es KEINE zweite Phase geben wird!“
„Verdammt, ich hätte um die achtzigtausend abstauben, und für den Rest – Penner anheuern und Demos irgendwo in Rembertów inszenieren sollen …“
Aus seinen Kommentaren erfahren wir, dass abgesehen von den 10 000 für die Bestechung ein Teil des Geldes für den Kauf des Autos für Usowski ausgegeben wurde (Geely Emgrand X7 für 20 500 Dollar):
1. Polen: Ljublin, Rzeszów, Kraków. 2.Slowakei: Košice, Banská Bystrica. 3. Ungarn: Budapest.
In Polen: 1. In jeder der aufgelisteten Städte im Zeitraum zwischen 20.08 und 10.09 – jeweils 2 Demonstrationen mit bis zu 100 Teilnehmern, nach jeder Demonstration – eine Pressekonferenz der Veranstalter und ein Stehempfang für die eingeladenen Journalisten. Gesamtausgaben: 13.500 Euro
In der Slowakei: In allen aufgelisteten Städten im Zeitraum zwischen 20.08 und 25.08 – jeweils eine Demonstration mit bis zu 200 Teilnehmern, nach der Demonstration – Veranstaltungen, analog zu Polen. Gesamtausgaben: 6.000 Euro.
Zu Ungarn. Hier ist alles komplizierter und einfacher zugleich: Es reicht aus, die Aktion mit der Partei Jobbik abzustimmen. Von unserer Seite – Ausgaben für Merchandising und die Verpflegung der Demonstranten. Gesamtausgaben: 2.500 Euro. Separat – eine Demonstration der „Ungarischen Garde“ für die Rückführung von Ungvár, Munkács, Beregszász an den ursprünglichen Besitzer – das aber nur nach der Zustimmung von Jobbik (Anm. d. Red.: Es handelt sich dabei um Orte in der Oblast Transkarpatien in der Ukraine, die an Ungarn grenzt und historisch bedingt ungarisch beeinflusst ist)
Weitere Ausgaben: PKW Geely Emgrand X7 – 20.500 Dollar. Dreharbeiten am Film „Slawisches Herz. Die Geschichte von Rudolf Jazsik“, inkl. Apparatur und Bezahlung für den Kameramann – 5.400 US Dollar“.
Der weiteren Korrespondenz nach ist das Projekt „Neurussland“ nach dem ersten Minsker Abkommen von Malofejew an die Strukturen von Surkow übergeben worden, und Usowski blieb mittellos auf der Strecke. Surkows Leute hielten ihn für einen Vertrauten Malofejews und wollten ihn nicht in ihre Geschäfte miteinbeziehen, und Malofejew richtete sein Interesse auf die Balkanländer, wo Usowski keine Verbindungen hatte und deswegen nicht behilflich sein konnte.
Die russische Spur bei den Protestaktionen an den Denkmälern der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) in Polen
Der Löwenanteil der Gelder wurde für die Durchführung von Demonstrationen gegen Poroschenko und die ukrainische Armee, für Neurussland und die „russische Welt“ ausgegeben. Ein Teil der Mittel wurde für den Kampf gegen die Denkmäler für die Kampfer der UPA in Polen verwendet.
Am aktivsten wurde Usowski im Kampf gegen die ukrainischen Denkmäler vom Aktivisten der „Samooborona“ Wojciech Wacław Wojtulewicz unterstützt:
„Erinnere mich mal, wo habt ihr das Denkmal für die „Helden der UPA“ in 2014 verunstaltet?“
Im August 2014 kommunizierte er mit Usowski bezüglich der Aktionen gegen UPA-Denkmäler in Ostpolen. Im Besonderen ging es ums Denkmal in Hruszowice; nicht ganz offensichtlich war aber die Logik der „polnischen Nationalisten“, die sich an den Banderowzen für das demontierte Lenin-Denkmal in Charkiw rächen wollten (das Denkmal wurde am 28. August 2014 abgebaut, und die Besprechung des Denkmals in Hruszowice begann am 30. August 2014).
„Die Zerstörung eines Denkmals ist eine Straftat, und wir wollen keine Leute wegen Kleinigkeiten verlieren“.
„Wo die Banderowzy das rechtmäßige Denkmal von Lenin zerstört haben!..
Es gab von mir unabhängige Komplikationen, deswegen wurde die Sache zweitrangig! Jetzt kann er kommen, und alles wird legal ablaufen, nicht wie in Charkiw!..
Hallo! Ich glaube, man kann die Zerstörung des Denkmals in Hruszowice in Gang setzen! Wir haben Unterstützung von Dawid Berezicki, und wenn das Vorhaben noch aktuell ist, können wir beginnen. Ich habe schon die eventuelle Aktion geplant. Wenn du hier bist, erzähle ich dir alles!“.
Soll das heißen, dass polnische Rechtsgesinnte gar keine polnischen Nationalisten, sondern banale Kommunisten sind?
Es ist sehr interessant, dass solche „patriotischen“ Regungen der polnischen Rechtsgesinnten vom Kreml bezahlt werden. Die Preise sind ziemlich moderat. Solch eine Aktion mit dem UPA-Denkmal und die Fahrt zur Demo in Budapest hat die russische Staatskasse nur 2000 Dollar (oder Euro) gekostet, den Veranstaltern ist aber ein Fauxpas unterlaufen. Ursprünglich wurden 2000 Euro am 12. September 2014 als Privatüberweisung von der Belarusbank auf das Konto „66 1249 1037 1111 0010 4745 0988“ bei der Bank PKO BP überwiesen (anscheinend handelte es sich um das Konto von Wojcechs Tochter Olena Varankovych). Das Geld kam aber beim Empfänger nicht an, weil bei der Korrespondenz die falsche Kontonummer angegeben worden war – die richtige Nummer lautete „66 1240 1037 1111 00104745 0988“.
Das Problem musste operativ gelöst werden, und es gab eine weitere Überweisung mittels Western Union; diesmal konnte Usowski nur 1500 Dollar überweisen:
„Bin ich ein Depp! Habe die Zahlen verwechselt, das ist unbeschreiblich und unvorstellbar! Vor allem bei so wichtigen Fragen! Ich bin absolut fassungslos. Ich überlege mir, wie ich die bestellten Dinge bekommen soll; ich versichere Dir, dass es mir gelingen wird. Es ist nur, dass es diese Woche garantiert gutes Wetter geben wird, wir wissen nicht, wie es danach aussieht.
Transaktionsnummer der Überweisung: MTCN 863-335-1307, Empfänger: Wojcech Wojtulewicz, Absender: Alialiaksandr Valerevich Usouski (Usowski hat seinen Namen absichtlich als «Alialiaksandr» ausbuchstabiert – möglicherweise, um seine Spuren im Fall von Ermittlungen zu verwischen).
„Wenn das Geld reicht, lass uns auch das zweite Denkmal ausschmücken!“
Am Ende tauchten auf dem Denkmal Aufschriften mit der Symbolik der polnischen Organisation Falanga auf, aber der Korrespondenz nach, ist es nicht auszuschließen, dass das Denkmal von den vom Kreml bezahlten Mitgliedern der OWP/Samoobrona beschriftet worden war:
Usowski verlangt von Wojcech Videoberichte für Moskau, und am 23. September lädt er die Videos auf Youtube hoch:
„Wojcech, es ist nicht mehr lustig. In Moskau erwartet man Berichte über Hruszowice und Budapest, die weitere Finanzierung des Projekts hängt davon ab. Diese Videos auf Youtube sind SEHR WICHTIG!“
In der Korrespondenz von Usowski gibt es einige Überweisungen mittels Western Union:
22.-26. August 2014, Transaktionsnummer: MTCN 382-827-9967 in Höhe von 451 Euro, Empfänger: Veronika Moravcova (Verwendungszweck: Aktionen in der Slowakei in Banská Bystrica);
8. September 2014, Transaktionsnummer: MTCN 655-738-3540 in Höhe von 500 Euro für den polnischen Journalisten David Hudziec, der in die DVR zum Arbeiten abreiste (der Absender war in diesem Fall Sergey Vladimdrovich Moyseev);
26. August 2014, Transaktionsnummer: MTCN 940-501-3113 in Höhe von 130 Dollar für Wojciech Wojtulevicz für die Aktion „Geschenk für Poroschenko“ (gefunden in den Emails);
1. September 2014, Transaktionsnummer: MTCN 706-489-3507 in Höhe von 300 Dollar für Wojciech Wojtulevicz (gefunden in den Emails);
Oft geht es um banale Einkäufe für Straßenaktionen – hier erwirbt Usowski höchstpersönlich ein Megafon für eine Demonstration:
In der Korrespondenz wird auch der Schmuggel ausländischer Währung über die Grenze besprochen. Nicht alle Überweisungen gehen direkt nach Polen. Der Anführer von OWP Dawid Berezicki befindet sich in Norwegen, wohin man ihm anscheinend Geld für die Aktionen und Hilfe für die Aktivisten in Polen schickt:
„Das ist klar… Aber wenigstens ein paar Tausend muss man nach Norwegen schicken, um dort tüchtige Anwälte anzuheuern“
„Woher? Sie kämpfen doch wirklich für die Idee… Ich habe doch das Geld nicht nach Polen überwiesen, sondern nach Norwegen :-)“
Allem Anschein nach gerieten die Mitglieder von OWP nach ihren regen Aktionen mit prorussischen Parolen ins Visier der polnischen Ordnungskräfte. Gratulation unsererseits: Wir haben die russische Spur für sie gefunden.
Usowski und die Wahlen in Polen
Wir möchten hier anmerken, dass die Aufmerksamkeit polnischer Ordnungshüter gegenüber diesen Aktivitäten nicht grundlos ist, denn das Endziel von Usowski war durchaus politisch – der Ausbau einer prorussischen Fraktion im Sejm und prorussische Abgeordnete auf allen Ebenen. Im Einzelnen waren in der zweiten Phase der Finanzierung für den Herbst 2014, die wegen Unstimmigkeiten zwischen Malofejew und Surkow jedoch nie stattgefunden hat, folgende [finanzielle] Ausgaben für Lokalwahlen geplant:
„Für die Vorbereitung zur zweiten Phase des Projekts bitte ich, folgende Mittel zuzuteilen:
1. Für die Wahlkampagne von Jacek Mendzicki (OWP, kandidiert für den Woiwodschaftstag von Masowien) – 2.500 Euro;
2. Für die Wahlkampagne von Włodzimierz Rynkowski (ZS, kandidiert für den Woiwodshaftstag von Masowien) – 2.500 Euro;
3. Für die Wahlkampagne von Wojciech Wojtulewicz (Samooborona, kandidiert für den Woiwodschaftstag von Masowien) – 2.500 Euro. Die oben genannten Personen arbeiten NUR mit mir, sie haben sich niemals an Moskau um Hilfe gewendet und sind die mutmaßlichen Gründer unserer zukünftigen Partei;
4. Für die Organisationsarbeit von OWP zur Vorbereitung der Gründerkonferenz der Partei „Hoffnung für Polen“ – 2.500 Euro;
5. Für die Hilfe an Mateusz Piskorski beim Ausbau deiner neuen Struktur – 2.500 Euro (optional);
6. Für die Unterstützung der Bemühungen von Ladislav Kasuka zur Gründung einer prorussischen oppositionellen Struktur in Tschechien – 3.000 Euro;
7. Für die Aktionen der Partei WZDOR – 3.000 Euro (optional);
8. Spesen – 1.200 Euro (die Geschäftsreise ist für den 18. bis 29. Oktober dieses Jahres geplant – 2017);
Gesamtbetrag – 19.700 Euro, falls die Entscheidung getroffen wird, Mateusz Piskorski auf unsere Seite zu ziehen und WZDOR zu unterstützen, oder 14.200 Euro, falls die Unterstützung für Mateusz Piskorski und die Partei WZDOR abgesagt wird.
Bei einer Absage für Piskorski und einer Zusage für die Unterstützung von WZDOR – 17.200 Euro“.
Pan Wojtulewicz schätzt seine Chancen bei den Wahlen zwar nüchtern ein, lässt aber den Kopf nicht hängen, denn es ist nur der Anfang seiner politischen Karriere – bald finden die Wahlen in den Sejm statt, und mit dem Kreml-Geld kann man dabei viel erwarten:
Ohne das kremlische Geld beliefen sich die Ergebnisse von Wojtulewicz, der von der Samooborona im 4. Amtsbezirk kandidierte, auf bloß 47 Stimmen. Ziemlich spärlich.
Ein anderer Kandidat, Jacek Robert Medrzycki, kandidierte im 7. Amtsbezirk von der KW ZWIĄZKU SŁOWIAŃSKIEGO und bekam 166 Stimmen. Er ist mit Wojtulewicz auf Facebook befreundet und verheimlicht seine panslawistische Haltung nicht.
Zum dritten Kremlkandidaten musste anscheinend Włodzimierz Rynkowski von der Bewegung Związek Słowiański werden.
Und obwohl die Bezahlung des Kremls nicht ankam, sind 500 Euro an den Koordinator Dawid Berezicki übergeben worden:
„- Meins auch… Die letzten 500 Euro habe ich an Berezicki für die Wahlen geschickt…
– Sehr gut, weil unsere Mittel zu Ende sind!“
Im Juli 2015 bespricht Usowski mit dem polnischen Journalisten in Donezk Dawid Hudziec seine mögliche Kandidatur bei den Wahlen in den Sejm:
„Dawid, ich war letzte Woche in Moskau. Man hat mich gefragt, ob es möglich ist, 10 unserer Leute in den Sejm zu bringen, um eine prorussische Fraktion zu bilden. Ich habe gesagt, dass es möglich ist. Am Dienstag wird die Frage der Bereitstellung des Geldes für die Wahlen entschieden. Wenn das Geld zugeteilt wird, brauchen wir dich als Kandidaten. Dich kennt man in Polen, aber viel wichtiger ist, dass dich Lawrow kennt.“
Dabei wird nicht nach der Meinung des polnischen Wählers gefragt – Hauptsache, dass der Außenminister Russlands Lawrow den Kandidaten kennt.
Das Thema der Wahlen, möglicher Kandidaten, Verabredungen mit den Vertretern verschiedener Parteien zieht sich durch die gesamte Korrespondenz von Usowski.
Anmerkung: Die Analytiker von InformNapalm sind keine Experten für polnische innenpolitische Fragen, und viele Namen oder Machenschaften der Parteien hinter den Kulissen sind uns unbekannt, deswegen möchten wir die Aufmerksamkeit polnischer Journalisten auf die Korrespondenz von Usowski mit folgenden Personen lenken: Wojciech Wacław Wojtulewicz, Dawid Berezicki, Dawid Hudziec, Mateusz Piskorski, Andrey Romanchuk, Katarzyna Cywilska, Alan Galus und andere.
Zum besseren Verständnis der Einzelheiten des Streites zwischen Surkow und Malofejew könnte ein Dialog mit folgenden Nutzern beitragen: Alexander Sinkevich, Jurij Schewzow, Kirill Koktysch, Wladislaw Brig (Vladislav Breege), Nikita Maksimow, Denis Loginow, Malasch Michail, Aljaksandr Schpakouskij und anderen.
Es ist sehr interessant, die intensive Kommunikation von Usowski mit dem polnischen Politiker Mateusz Piskorski zu lesen, die begann, als Usowski das Geld bekommen hatte, und die bis zur Verhaftung von Piskorski durch polnische Geheimdienste wegen seiner Verbindungen zu Russland andauerte.
Die Freundschaft mit ihm begann mit der Übergabe von 1000 Euro für die Organisation der Demonstrationen für die Abschaffung der Sanktionen gegen Russland:
„Mateusz, guten Morgen! Irgendwie antwortet Herr Wojtulewicz nicht – weder auf die Fragen hier, auf Facebook, noch telefonisch. Ich habe ihm für die Flaggen, Banner und weitere Ausgaben 1000 Dollar geschickt, möchte gern wissen, ob er das Geld bekommen hat…“
„Willst du etwas Lustiges hören? Vorgestern habe ich Mateusz Piskorski die Endfassung des Tagungsprojektes geschickt, gestern haben wir sie besprochen und Korrekturen vorgenommen (rein technische – wer eingeladen wird, wer nicht, Veranstaltungsort, Informationsunterstützung usw.). Und heute wurde Piskorski verhaftet! :-)“
Usowski und Piskorski verabreden sich sehr oft in Moskau, sie stehen bis zur Verhaftung Piskorskis am 18. März 2016 in engem Kontakt zu einander.
Die Pläne und die Finanzierung beschränken sich dabei nicht nur auf Polen. Hier, zum Beispiel, wird die Finanzierungszusage für den Kommunistenabgeordneten Ladislav Kasuka (Komunistické strany Čech a Moravy, KSČM) in Höhe von 3000 Euro zwecks Hilfe bei den Wahlen in Tschechien besprochen:
„Ich habe die 3000 Euro für die Wahlen für dich ins Budget eingetragen, aber ich fürchte, die Wahlen werden schon vorbei sein, bis ich das Geld bekomme :-(“
Und so weiter, und so fort…
Der Versuch, zu Malofejew zurückzukehren
Die Jahre 2015 und 2016 verbringt Usowski bei der Erarbeitung von immer weiteren Plänen zur Rückkehr auf den polnischen „Markt“. Er verschickt seine Ideen an Leute aus dem russischen Außenministerium, an die Abgeordneten Satulin, Schargunow, Sluzkij und andere.
Parallel dazu bespricht er mit seinen polnischen Freunden die Möglichkeit, polnische Äpfel über eine slowakische Firma nach Russland zu transportieren, um die Sanktionen zu umgehen, oder sucht einfach nach alten Verdienstmöglichkeiten bei Malofejew, der sich komplett auf Balkanländer fokussiert hat. Um die Aufmerksamkeit von Malofejew auf den polnischen Markt zu lenken, veröffentlicht er bei freundlichgesinnten Quellen ein Interview des Oligarchen, einen Nachdruck von „Gazeta.ru“, um auf diese Weise ein Interesse zur Person des geächteten Oligarchen in der polnischen Gesellschaft zu imitieren (Beispiel).
Usowski benutzt seine polnischen Verbindungen, um in Brüssel eine Demonstration für Malofejew zu organisieren, bei der die polnischen Aktivisten eine Strohpuppe des Ministerpräsidenten von Montenegro Djukanovic verbrennen sollten:
„Jacek, eine Frage. Möglicherweise werden wir eine große Aktion in Brüssel veranstalten müssen. Gegen Djukanovic. Und gegen den Beitritt von Montenegro zur EU. Kann man das organisieren?“
Aus der Korrespondenz wird klar, dass Malofejew an die ideologische Front des Balkans versetzt wurde. Eins seiner Hauptziele ist wohl die Destabilisierung der Situation in Montenegro.
„Das Geld kann nur von Oligarchen kommen. Ich habe gesagt, dass wir für 25 000 eine Aktion mit 200 Leuten machen, mit Flaggen, Plakaten; wir verbrennen eine Strohpuppe von Djukanovic :-)“
„Geld gibt es nie zu viel. Zur Aktion in Brüssel: Falls sie stattfindet, brauchen wir unsere Leute, die den Marsch durchführen können. 100 Euro für jeden + Transport, Verpflegung und Unterkunft. Insgesamt ca. 12.000 Euro. Serbische Emigranten, um die 100 Menschen – 50 Euro pro Person. 5000. Belgier, wenn etwa 30 Personen kommen, ist es gut. Und der Rest – Flaggen, Banner, Plakate, Tonapparatur. Daher sind 25 000 genau richtig“.
Die Besprechung der Kostenfrage (ca. 25 000 Euro) und anderer Pläne bezüglich Montenegro begann im Dezember 2015. Der Plan zur Destabilisierung von Montenegro wurde fast ein Jahr lang ausgebrütet, am Ende artete der misslungene russische Putsch aber in einem Skandal und dem Verdacht der Beteiligung von russischen Funktionären an dem versuchten Staatsstreich aus. Auch hier ist die Rolle polnischer Rechtsgesinnter interessant, die für russisches Geld bereit waren, nach Brüssel sogar mit Bussen zu reisen.
„Military“-Tourismus in den Donbass
Neben dem europäischen Vektor versuchte Usowski auch Geld an Projekten im postsowjetischen Raum zu verdienen und suchte dafür nach Partnern. In einem der Dialoge mit dem „DVR“-Beamten Wladislaw Brig bietet Usowski ihm an, Military-Tours in den Donbass für 50 Polen zu organisieren.
„Also die Polen sagen, dass es 40-50 Menschen gibt, die bereit wären, für eine solche Tour zu zahlen…
Aber nicht einfach nur Donezk, sondern näher an die Frontlinie. Ein wenig auf einem Truppenübungsplatz schießen, dies und das – military travel, kurz gesagt…
Mir haben hier Polen einen Vorschlag gemacht. Es gibt in Polen Touristen, die gern nach Donezk reisen würden. Piskorski hat dieses Thema mit Kofman durchgenommen, jetzt sitzt er aber – und wird offensichtlich noch lange sitzen. Die Sache hat aber Potenzial…“
Die Anfrage auf derartige Tätigkeit taucht zum ersten Mal in einem Dialog mit Alan Galus auf, mit dem Usowski die Details des eventuellen Deals und das Format der Touristengruppen ausdiskutiert:
„– Hallo, der Übersetzer wird unser Angebot bis morgen übersetzen. Wir werden keine Flüge, sondern einen Bus nehmen. So ist es billiger. Die Gruppen werden aus 8-10 Menschen bestehen. Wir wollen die ersten mutigen schon Anfang August und September losschicken. Wir müssen uns noch um zweifache Visen kümmern. Die Preise werden wir noch aushandeln. Wir haben eine eigene Preisvorstellung. Der Preis muss aber für einen polnischen Touristen erschwinglich sein. Über 4500-5000 Zł pro Woche wird keiner zahlen wollen. Wir gründen ein Reisebüro, mit allen Papieren und Genehmigungen, und sichern uns rechtlich ab, damit es keine Probleme gibt… Weil keiner im Fall eines ukrainischen Vorstoßes ihne Sicherheit gewährleisten kann. Gestern sind über hundert Soldaten und Offiziere der Donezker Armee gefallen… Und noch was. Nach der Ankunft in Rostow muss der Tourist unterschreiben, dass er im Todes- oder Verletzungsfall keine Ansprüche an die Regierung der DVR stellen wird.“
Die letzten Pläne von Usowski
Im ersten Teil unserer Analyse der Korrespondenz von Usowski haben wir schon erwähnt, dass er nach dem Treffen mit dem Abgeordneten der russischen Staatsduma und Leiter des Instituts der GUS-Länder Konstantin Satulin an die polnische ideologische Front zurückgekehrt war.
Für die Organisation von neuen Aktionen tritt er wieder mit seinem alten Bekannten – dem Anführer von OWP Dawid Berezicki – in Kontakt.
Als Usowski wieder an Geld herankommt, bestellt er ihn für ein Treffen nach Grodno, und sie besprechen die passende Art der Geldübergabe: „Na gut, überlege dir, wie es für dich sicher ist, und schreibe mir dann. Man könnte es einfach mit Western Union machen, da kontrolliert keiner.“
“– Es kann sein, dass mein Konto kontrolliert wird… Polen ist jetzt nach Piskorski unsicher… Besser wäre es, wenn du es nach Norwegen schickst und dann eine Bestätigung auf Englisch schreibst, dass du das Geld übergeben hast”
“Bargeld ist besser. Das ist die sicherste Option. Wir werden nichts Illegales machen, so ist es aber trotzdem besser…
Ich schicke dir 1000 Dollar, das müsste für die Reise nach Grodno reichen, und wenn du da bist – übergebe ich dir das Geld für die Arbeit. Und in zwei Wochen, wenn ihr alles vorbereitet habt, treffen wir uns in Krakau oder sonst wo und werden Weiteres beschließen…“
Diese Menschen verstehen ausgezeichnet, was genau sie tun und wer sie dafür bezahlt. Keiner von ihnen will das Schicksal des von den polnischen Geheimdiensten für Spionage verhafteten Piskorski erleiden, deswegen wollen sie das Geld nicht auf ihre eigenen Konten überweisen lassen. 1000 Dollar per Western Union sind Ausgaben für die Anreise und den Aufenthalt in Grodno, wo die Anweisungen zum weiteren Handeln erläutert werden und Bargeld für die weitere Arbeit übergeben wird. Usowski fand offensichtlich einen neuen Sponsor und ist bereit, in Polen wieder aktiv zu werden.
Schlussfolgerung
Die Analyse der Korrespondenz von Usowski eröffnet eine ganz neue Sichtweise auf viele Ereignisse der letzten paar Jahre. Hinter prorussischen Protestaktionen in Polen und anderen Ländern Osteuropas steht meistens Russland. Vom Einkauf eines Megafons bis hin zu halblegalen Aktionen an den UPA-Denkmälern – meistens steht ein banaler Kremlagent wie Usowski dahinter.
Man sollte von den relativ kleinen Beträgen, die Usowski für seine Aktionen zur Verfügung gestellt werden, nicht überrascht sein. Wir haben nur Zugang zur Korrespondenz von Usowski bekommen, der kurzfristig, aber sehr aktiv an der Realisierung von einigen Projekten Malofejews arbeitete. Aber die Russen haben Polen nicht verlassen – Malofejew wurde nur nach Montenegro versetzt, um dort einen Staatsstreich zu organisieren, in Polen dagegen sind jetzt Surkow und seine Leute tätig.
Die Russen suchen sehr aktiv nach dem Zutritt zur polnischen Politik – von Versuchen, eigene Kandidaten bei Lokalwahlen durchzubringen bis hin zu Organisation von sehr respektablen Tagungen unter Teilnahme von Politikern eines viel höheren Ranges. Die Russen treten zuerst mit banalen Marginalen in Kontakt, deren Beziehungen sie benutzen, um die Lage für das weitere Vorgehen auszuloten.
Ja, Usowski und seine Komplizen sind ein Beispiel für erfolglose politische Quertreiber lokalen Ausmasses, aber kann man sich denn sicher sein, dass es außer ihnen niemanden in Polen gibt, der für das Geld aus Russland im Interesse Russlands handelt?
Dieses Material wurde von Kirill Mefodijew exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Volodymyr Cernenko; editiert von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
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8 Responses to “Wie der Kreml polnische Radikale finanziert: Aufgaben, Bezahlung und Berichte nach Moskau”
28/04/2017
Was hat Moskau für die Zerstörung des UPA-Denkmals in Polen bezahlt? - InformNapalm.org (Deutsch)[…] polnischen Nationalisten über die Absprachen weiterer Aktionen am Denkmal in Hruszowice präventiv publik gemacht. Dies hatte große Resonanz in der ukrainischen und polnischen Presse zur Folge und […]
02/05/2017
2$ Millionen Dollar von Gasprom an Konstantin Satulin für Diversionstätigkeit - InformNapalm.org (Deutsch)[…] wurde zur einer Art Fortsetzung der gehackten Korrespondenz von Alexander Usowski (Teil 1, Teil 2), der prorussische und antiukrainische Aktionen im Osteuropa organisierte, insbesondere in Polen. […]
03/06/2017
Der russische Gosduma-Abgeordnete Konstantin Satulin löst Passfragen der "DVR"-Söldner - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Geschichte mit der Veröffentlichung von vertraulichen Angaben von Alexander Usowskij (Teil 1 , Teil 2) geworden, in denen er als Organisator von prorussischen und antiukrainischen Aktionen und […]
13/06/2017
Russische Diversionstätigkeit in Polen: Satulin, Malofejew, Usowskij (Infografik) - InformNapalm.org (Deutsch)[…] wie unter einer Lupe betrachten und analysieren. Der zweite Teil der Untersuchung unter dem Titel „Wie der Kreml polnische Radikale finanziert: Aufgaben, Bezahlung und Berichte nach MoskauR… handelte von Moskaus Versuchen, auf politischem Feld in Polen zu manipulieren und Intrigen zu […]
05/08/2017
Aggressive russische soft power in Europa. Teil II - InformNapalm (Deutsch)[…] die Aktivitäten zur Destabilisierung in Polen, Ungarn und Tschechien finanzierte. Dasselbe betrieb auch das Institut der GUS-Länder, das durch seine Unterstützung von Kollaborateuren in einigen […]
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Das Tolstoi-Institut, oder die "Liebhaber der italienischen Oper" - InformNapalm (Deutsch)[…] „Wie der Kreml polnische Radikale finanziert: Aufgaben, Bezahlung und Berichte nach MoskauR… […]
30/11/2017
"Denkmäler des Anstoßes": Eine Untersuchung des russischen Einflusses auf die polnisch-ukrainischen Beziehungen - InformNapalm (Deutsch)[…] „Wie der Kreml polnische Radikale finanziert: Aufgaben, Bezahlung und Berichte nach MoskauR… […]
06/11/2019
Russische Sonderoperationen gegen die polnisch-ukrainische Zusammenarbeit im Laufe der Rapid-Trident-2019 - InformNapalm (Deutsch)[…] Wie der Kreml polnische Radikale finanziert: Aufgaben, Bezahlung und Berichte nach Moskau (Teil 2); […]