Die internationale Aufklärungsgemeinschaft InformNapalm hat zusammen mit dem Team des Projekts „IchTamNet_m029“ und den Hacktivisten der UkranianCyberAllianz Angaben zu russischen Söldnern der „Wagner-Einheit“ erfasst, die eine kriminelle Vergangenheit haben. Viele von ihnen waren an der Einnahme der Krim beteiligt oder kämpften im Donbas und in Syrien. Sie dienten bei den Spezialkräften Russlands, wurden aber wegen verschiedener Delikte suspendiert oder mussten sogar eine Haftstrafe absitzen. Manche wurden wegen kleinerer Verbrechen wie Diebstahl oder Raub verurteilt, andere begingen Überfälle oder griffen Ausländer an. Einige haben aber auch wesentlich ernsthaftere Verbrechen in ihrer Biografie zu verzeichnen – solche wie Finanzmachenschaften in Millionenhöhe, Drogenverkauf, Vergewaltigungen und Kidnapping. Diese Verbrecher wurden somit nicht nur zu bequemem Verwertungsmaterial für die hybriden Militäroperationen des Kreml – sie werden sogar mit amtlichen Auszeichnungen befördert und motiviert, die W.Putin ihnen höchstpersönlich verleiht. In der nachfolgenden Publikation erläutern wir Umstände, bei denen einige dieser vorbestraften Söldner eine zweite Chance bekommen haben. Dabei geht es um etwa zwanzig Söldner. Nach einer vorläufigen Statistik war jeder dritte „Wagner“-Söldner vor seinem Beitritt zu dieser Söldnergruppe schon mal vorbestraft.
Der Trollangriff auf InformNapalm
InformNapalm kündigte bereits am 7. März die Veröffentlichung der Angaben zu „Wagner“-Söldnern an. Ein paar Tage später wurden einige InformNapalm-Freiwillige aufgrund von Beschwerden (von Kremltrollen) wegen zwei bis drei Jahre alten Posts von Facebook blockiert.
- Lesen Sie zum Thema: „Moskali“, oder wie der FB-Algorithmus die User aufgrund Stoppwörter sperrt“
Dieser plötzliche Massenangriff auf alle Quellen unserer Freiwilligengemeinschaft wurde möglicherweise vom einflussreichen „Koch Putins“ namens Ewgenij Prigoschin initiiert, der nicht nur das „private Militärunternehmen Wagner“ sondern auch die berüchtigte putinsche „Trollfabrik“ unterhält. Ende Februar haben wir Angaben zu 20 Artilleristen und 25 Panzerfahrern der „Wagner-Einheit“ veröffentlicht. Dieser Artikel ist somit das dritte Paket mit Angaben zu russischen Verbrechern. Das einzige, was die Verbrechen dieser Söldner von den begangenen Verbrechen ihres Führers unterscheidet, ist nur ihr Ausmaß: Putin hat die Krim gestohlen und beging den Überfall auf die Ukraine – seine Söldner entführen Menschen und begehen Raubüberfälle auf Geschäfte.
In der deutschen Version heben wir auch in diesem dritten Teil unserer Artikelreihe nur die interessantesten Beispiele hervor. Vollständige Angaben zu jedem einzelnen dieser Söldner finden Sie in unserem russischsprachigen Originalartikel unter folgendem Link.
Wen haben wir denn in dieser Liste:
Zum Beispiel, einen gewissen Valentin Kalyn, der bei der „Wagner-Einheit“ als Kommandeur einer Aufklärungskompanie dient. Früher diente er in der 24. Spezialbrigade des GRU Russlands (das wieder mal zur Frage, ob die „Wagner“-Söldner einen Bezug zur regulären russischen Armee haben). Er beteiligte sich an den Kämpfen am Nordkaukasus und ist Träger des „Tapferkeit“-Orden, was als Strafmilderungsgrund angesehen wurde, als er 2012 wegen Herstellung, Aufbewahrung und Verkauf von Drogen verurteilt wurde – die Drogen hatte er an seine Dienstkollegen bei der 24. Brigade verkauft.
Andere wurden fürs Autofahren im betrunkenen Zustand, Dokumentenfälschung oder auch Fahnenflucht verurteilt. Ein gewisser Ewgenij Otajew, der nun als Kommandeur einer D-30-Batterie bei der „Gruppe Wagner“ dient, war früher ein Mitarbeiter des Föderalen Vollstreckungsdienstes in Kalmykien (Russland) und Mitschuldiger in einem Fall von Folter an Häftlingen. Sein Vater dient übrigens auch bei der „Wagner“-Einheit. Solche Fälle eines „Familienjobs“ sind bei der Wagner-Einheit keine Seltenheit – in unserer Liste sind noch zwei Brüder namens Ikonnikow aus Krasnojarsk enthalten, die in ihrer russischen Heimatstadt Anführer einer nationalistischen Bewegung waren.
Was Otajew und seine Beteiligung an Folter angeht, so führen wir einen Auszug aus den Fallunterlagen an: „Am 2. März 2012 fand in der Strafkolonie-2 im Dorf Jaschkul ein Gewaltakt gegen die Verurteilten statt, die sich dort in Strafisolationszellen befanden. Der Fahndungsbeamte Ewgenij Otajew kam zusammen mit den Mitarbeitern der Spezialabteilung im betrunkenen Zustand ins Gebäude des Strafisolators und forderte von den Verurteilten, zu einer Durchsuchung in den Flur herauszukommen. Die Verurteilten zeigten sich rechtmäßigerweise darüber entrüstet, denn das geschah nachts nach dem Einschluss. Allem Anschein nach erwartete Otajew genau diese Reaktion. Die Verurteilten wurden von den Speznas-Soldaten und Otajew einzeln in den Flur herausgezerrt und von ihnen zusammen mit Otajew verprügelt. Nachdem das Handgemenge in ein Gemetzel übergegangen war, begannen die Verurteilten, die sich dieser Willkür sonst nicht zu widersetzen wussten, sich die Ader aufzuschneiden“.
Hier gibt es noch einen interessanten Fall: Alexander Kusnezow, Kommandeur der 1. Aufklärungskompanie der „Gruppe Wagner“. Nach Angaben der russischen Internetzeitung „Fontanka“ diente Kusnezow im Rang eines Majors bei den russischen Speznas, und wurde wegen Verdachts auf Entführung und Raubüberfall verhaftet. 2010 wurde er verurteilt und saß in einer Kolonie im Gebiet Nischegorod in Russland ein. Im April 2013 wurde er vorzeitig freigelassen und bereits ein Jahr später wurde er zum Aufklärungskommandeur bei der „Gruppe Wagner“.
Und hier sehen wir den Kidnapper Alexander Kusnezow bei seiner Auszeichnung rechts neben dem russischen Präsidenten W.Putin und ebenjenem Dmitry Utkin mit dem Kampfnamen „Wagner“ stehen.
Auf dem Foto unser nächster Fall: Ruslan Worontschichin, Aufklärer und Scharfschütze bei der „Gruppe Wagner“, der früher bei dem russischen Militärnachrichtendienst diente. 2010 gründete er eine Scheinfirma und nahm Kredite bei Banken und Geschäftsmännern mit einer Gesamtsumme von etwa 763 Millionen Rubel auf (mehr als 10 Millionen Euro) – diese Kredite hatte er jedoch nie zurückgezahlt. Trotz über dreißig gerichtliche Klagen gegen ihn, schafft er es immernoch, einer Haftstrafe zu entkommen. Im Jahr 2017 kandidierte er gar für die Schirinowski-Partei „LDPR“ als Abgeordneter für den Stadtrat von Moschgow.
Vollständige Angaben zu den bislang von uns identifizierten „Wagner“-Söldnern finden Sie in unserem Originalartikel auf Russisch: „Криминальное чтиво ЧВК «Вагнера»: убийцы, наркоманы и насильники на службе Путина“.
Die von uns erfassten Angaben zu den Söldnern der „Wagner-Einheit“ lassen schlussfolgern, dass Menschen mit einer kriminellen Vergangenheit, darunter Mörder, Vergewaltiger und Diebe das Rückgrat der Sturmabteilungen der privaten hybriden Armee Putins namens „Gruppe Wagner“ bilden.
Die russischen Kriegshunde, von denen ein Teil im Donbas und Syrien in den letzten Jahren vernichtet wurde, sind eingefleischte Verbrecher, die in einer normalen Gesellschaft isoliert werden. Nicht aber in Russland…
Dieser Artikel wurde auf der Basis von einem InformNapalm-Artikel exklusiv für InformNapalmDeutsch verfasst.
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One Response to “„Gruppe Wagner“: Gewalttäter, Diebe und Drogendealer im Dienst der „privaten Armee Putins“”
12/05/2018
"Karpaty"-Abteilung: Söldner aus "D/LVR" bei der russischen "Gruppe Wagner" - InformNapalm (Deutsch)[…] „Gruppe Wagner“: Gewalttäter, Diebe und Drogendealer im Dienst der „privaten Armee Putins“ […]