In letzter Zeit ist das russische private Militärunternehmen „Wagner“ wegen seiner Tätigkeit in Syrien für viele internationale Medien zum Thema geworden. InformNapalm hat einige Söldner dieser „Wagner“-Einheit identifiziert, darunter auch solche, die vor ihrer Beteiligung am Krieg in Syrien im ukrainischen Donbas und auf der Krim gewesen sind.
Diese Informationen wurden von InformNapalm in Zusammenarbeit mit dem Team „IchTamNet_m029“ und den Hacktivisten der Ukrainian CyberAllianz erfasst.
Unter anderem haben wir zwanzig Artilleristen dieser Söldner-Einheit identifiziert, die bereits an der russischen Tschetschenien-Kampagne in den 1990er Jahren oder am Krieg gegen die Ukraine im Donbas teilgenommen hatten, und mit mehreren amtlichen Medaillen des russischen Verteidigungsministeriums ausgezeichnet worden sind. Später sind sie in den Krieg in Syrien gezogen.
Außerdem haben wir einige Panzersoldaten der „Gruppe Wagner“ identifiziert, die Amtsauszeichnungen für Kampfhandlungen im Donbas besitzen, darunter für Panzerkämpfe um den Luhansker Flughafen, unterzeichnet von W.Putin höchstpersönlich. Über solche Fälle mit russischen Soldaten, die von Krieg zu Krieg ziehen, schrieben wir mehrmals, zum Beispiel im nachfolgenden Artikel: „Donbas gegen Syrien: Ein russischer Aufklärer tauschte den Kriegsschauplatz“.
Die vollständigen Untersuchungen mit Namenslisten der „Wagner“-Söldner finden Sie unter folgenden Links (in englischer Sprache):
Tankmen of Wagner PMC in the service of Russia from Donbas to Syria – 25 mercenaries identified
In diesem Artikel gehen wir auf einzelne Söldner ein, deren „Arbeitslaufbahn“ das hybride Vorgehen Russlands an internationalen Brennpunkten besonders beispielhaft darstellt.
Zum Beispiel, Alexander Pitschugin, geb. 1977 in der russischen Stadt Krasnodar (persönliche Nummer M-1706), Zugkommandeur eines 2S1-Artilleriezugs der „Gruppe Wagner“, der eine Medaille „Für Tapferkeit“ besitzt. Auf einem der Fotos in seinem Fotoalbum sehen wir Pitschugin in der Uniform der syrischen Abteilung „Wüstenfalken“ („Desert Hawks Brigade„), die auf der Seite von Assad kämpft. Zum Vergleich sehen Sie in der rechten Bildecke einen syrischen Soldaten mit dem Chevron dieser Abteilung.
Und auf diesem Foto sehen wir Pitschugin im Krieg gegen die Ukraine im Donbas. Weiße Armstreifen tragen in diesem Krieg prorussische Söldner und Terroristen, sowie reguläre russische Militärangehörige, die sich als „ukrainische Separatisten“ ausgeben:
Und was die Abteilung „Wüstenfalken“ angeht, so steht im Dienst dieses syrischen Trupps folgende russische Militärtechnik: Panzer T-90A, T-72B3, BTR-80 und Haubitzen D-30, Panzerwagen „Tigr“ und Schützenpanzer BMP-2, sowie mobile Funkstation R-166-0,5.
Die Zusammenarbeit mit dieser Abteilung scheint für russische Söldner keine Ausnahme zu sein: Auf diesem Foto sehen wir noch einen „Wagner“-Söldner, der sich mit einem „Wüstenfalken“-Söldner ablichten ließ:
Zwei von den zwanzig von uns identifizierten Artilleristen der „Wagner“-Einheit wurden bereits im Oktober 2017 in Syrien getötet, und zwar Wsewolod Besrutschenko, ein 2S1-Selbstfahrlafetten-Fahrer der „Wagner“Einheit, und Oleg Polatow, der früher am Krieg gegen Tschetschenien beteiligt war. Anfang Oktober 2017 wurden die Russen in Al-Quaratyan in der syrischen Provinz Homs gesichtet, wo die „Wagner“-Einheit und die russischen Spezialkräfte an den Kämpfen beteiligt waren. Außerdem fanden an den Tagen auch Kämpfe im Raum der syrischen Städte Al-Sukhnah und Al-Mayadin statt, an denen ebenfalls Russen beteiligt waren.
2S1-Selbstfahrlafetten nahe Al-Quaratyan, gehören vermutlich der „Gruppe Wagner“. Foto vom 5-6. Oktober 2017.
Russische hybride Militärtechnikkolonne, Abteilungen der „Gruppe Wagner“ und Spezialkräfte Russlands, im Raum von Al-Quaratyan, 5-6. Oktober 2017.
Unter den „Wagner“-Söldnern haben wir auch einen identifiziert, der an der Annexion der Krim beteiligt war: Murat Jesalijew, ein Richtschütze einer Panzerkompanie der „Gruppe Wagner“, der seit 2015 als Zeitsoldat dient und seit August 2016 als Zeitsoldat der Militäreinheit 20264 in Astrachan aufgelistet wird.
Ein anderer Richtschütze einer Panzerkompanie der „Gruppe Wagner“ namens Dmitry Awdijenko gab in Kommentaren in seinem VK-Profil zu, dass ihm die Medaille „Für Tapferkeit“, die von W.Putin höchstpersönlich unterzeichnet wurde, für die Kämpfe um den Luhansker Flughafen im ukrainischen Donbas verleihen worden war. An diesen Kämpfen beteiligte sich bekanntweise die „Gruppe Wagner“. Dies wird auch durch ein Video bestätigt, das auf seinem VK-Profil unter dem Titel „Wie unser Bataillon Sturm auf den Luhansker Flughafen lief“ gepostet wurde.
Auch bei einem dritten Richtschützen einer Panzerkompanie der „Gruppe Wagner“ fanden wir Hinweise auf seine Beteiligung am Krieg im Donbas: Pjotr Korjaga aus dem russischen Wladiwostok postete Fotos vom berüchtigten russischen Truppenübungsplatz „Kadamowski“ und aus der ukrainischen Stadt Snischne.
Und bei einem weiteren „Wagner“-Söldner namens Michail Plachow, einem Zugkommandeur einer Panzerkompanie der „Gruppe Wagner“, haben wir Fotos mit dem uns nicht unbekannten Sergej Kim gefunden, über den wir im Artikel „Die misslungene russische Operation in Syrien wurde vom Leiter der Führungsabteilung der „Gruppe Wagner“ geplant“ schrieben.
Die „Wagner“-Söldner werden sehr gut eingewiesen, was das Verhalten in sozialen Netzwerken angeht, darum findet man bei ihnen viel weniger Anhaltspunkte, als bei den gewöhnlichen Zeitsoldaten und Offizieren des russischen Verteidigungsministeriums. Aber die Zusammenarbeit von drei verschiedenen Teams hat zu guten Ergebnissen geführt. Wir haben die Entscheidung getroffen, diese Aufklärungsinformationen nicht zurückzuhalten und sie für andere internationale investigative Journalisten publikzumachen, die sich mit der Entlarvung der Machenschaften des Kreml beschäftigen. Wie oben erwähnt, finden Sie die vollständigen Listen mit Namen und Angaben zu den „Wagner“-Söldnern in folgenden englischsprachigen Artikeln unseres Teams: „Artillerymen of Wagner PMC in the service of Russia from Donbas to Syria – 20 mercenaries operating 2S1 howitzers identified“ und „Tankmen of Wagner PMC in the service of Russia from Donbas to Syria – 25 mercenaries identified“.
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Schlussfolgerung
Der Kreml nutzt die „Wagner“-Einheit als Element des hybriden Krieges Russlands gegen die Ukraine, setzt sie in Syrien und womöglich bald auch auf dem Balkan ein. Unter dem Aushängeschild eines „privaten Militärunternehmens“ wurden internationale Söldner versammelt, aber die Basis dieser Struktur bilden russische Reservemilitärangehörige, die Befehle des russischen Kommandos strikt befolgen. Sie werden auf der Militärbasis der 10. selbstständigen Sonderbrigade des GRU Russlands ausgebildet, sie bekommen Amtsauszeichnungen, die vom russischen Präsidenten höchstpersönlich unterzeichnet werden. Die „Wagner“-Söldner haben die Deckung der regulären russischen Armeeabteilungen bei den Kämpfen um den Luhansker Flughafen und Debalzewe in der Ukraine sichergestellt und sonstige Sonderaufgaben im Donbas ausgeführt. Zu ihren Aufgaben gehört nicht nur die Beseitigung widerspenstiger Feldkommandeure im Donbas, die vom kremlischen Kurs abweichen wollten. Ihr Militärgerät und schwere Waffen bekommen sie unmittelbar aus den Depots des russsichen Verteidigungsministeriums. Von dem Begriff „regulärer russischer Militärangehöriger“ trennt sie nur die Formulierung in ihren Verträgen und die Höhe ihres Solds, sowie die Tatsache, dass Moskau sich von ihnen wesentlich einfacher lossagen kann.
Dieser Artikel wurde auf der Basis von InformNapalm-Artikeln (1, 2) exklusiv für InformNapalmDeutsch verfasst.
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Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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2 Responses to “Von Russland über Donbas nach Syrien: Artilleristen und Panzerfahrer der „Gruppe Wagner“ identifiziert”
17/03/2018
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