Die FSB-Provokation mit der Entführung eines ehemaligen Mitarbeiters des Saporischschja-Energiekraftwerks Ewgenij Panow und dem darauffolgenden Vorwurf, er habe Terroranschläge auf dem Territorium der besetzten Krim vorbereitet, hat grosse internationale gesellschaftliche Resonanz hervorgerufen. Eine Reihe von Politikern und bekannten Persönlichkeiten aus der ganzen Welt haben diese Informationsoperation Russlands als einen künstlich geschaffenen casus belli gewertet und es sogar mit dem Gleiwitz-Überfall verglichen, der als ein Anlass zur Entfesselung des Zweiten Weltkrieges diente. Wenn aber Russland mediale Provokationen zur Beschuldigung der Ukraine an Diversionen künstlich erschafft, so kann die Ukraine Hunderte Fakten der russischen Aggression anführen, darunter auch Beispiele für Grenzüberquerung von russischen Terroristen mit Mörsern, die dann ukrainische Soldaten unter Beschuss nahmen. Diese Publikation ist einem von solchen Vorfällen gewidmet.
Dieses Material ist auf der Basis von Unterlagen vorbereitet worden, die wir vom Kommandeur des ABC-Aufklärungstrupps der 79. Luftsturmbrigade, Leutnant Viktor Michajljuk erhalten hatten. In der Untersuchung werden Einzelheiten der Angriffe auf ukrainische Abteilungen durch Diversionsgruppen der russischen Militärangehörigen unter Einsatz von Mörsern erläutert. Wir führen Fotofakten mit Mörser-Stellungen der russischen Streitkräfte an, die auf das Territorium der Ukraine aus Russland eingedrungen waren.
Der erste Mörser-Angriff auf den Gefechtsstand der 79. Luftsturmbrigade durch russische Truppen wurde in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 2014 ausgeführt. Damals hatten die Russen 15 Wurfgranaten mit einem Kaliber von 82 mm auf den Gefechtsstand der 79. Brigade im Raum der Höhe 214,7 (Koordinaten: 47.887803, 39.152806; auf dem Bild als Punkt A markiert) verschossen. Nach dem Einstellen des Feuers rückte eine ukrainische Manövergruppe auf die Suche nach feindlichen Mörser-Schützen aus. Im Lauf des Ausfalls wurde die russische Stellung an der Schnittlinie zwischen zwei Waldanpflanzungen entdeckt (Koordinaten: 47.877537, 39.186252; auf dem Bild als Punkt Z markiert) – sie lag auf dem Territorium der Ukraine, in 2,5 Kilometer Entfernung vom Gefechtsstand der 79. Brigade. Die Gruppe hat auch die Routen zurückverfolgt, über welche die russischen Mörser-Schützen auf das Territorium des souveränen Nachbarstaates eingedrungen waren und sich nach dem Einstellen des Feuers zurückgezogen hatten (auf dem Bild mit roten und blauen Linien markiert). Zusätzlich sind auf dem Bild unten mit Punkten B und C die Einschlagsstellen der Granaten markiert, die Viktor an dem Tag fotografiert hatte.
Nach diesem Zwischenfall wurden im ukrainischen Lager außer den Beobachtungsstellen die Lauerposten eingerichtet, in 3,5-4 Km Entfernung vom Gefechtsstand der Brigade. Auf einem davon trat Viktor als Dienstälteste an. Der Lauerposten lag an der Schnittstelle zwischen zwei Waldanpflanzungen (Koordinaten: 47.877593, 39.197845; auf dem Bild unten mit Punkt A markiert) und erlaubte eine visuelle Beobachtung hinter der Staatsgrenze mit Russland zu führen.
Als Viktor seinen Bereitschaftsdienst am 7. Juli 2014 antrat, machte er ein paar Bilder, um im Falle des Auftauchens von feindlichen Fahrzeugen und Technik die genaue Lage der Objekte einschätzen zu können. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli, um circa 10 Uhr, bemerkte der Beobachter das Aufblitzen von Mörsern. Viktor leitete die Information ins Lager weiter und erhielt die Erlaubnis, Feuer auf die Stellungen der russischen Mörser-Schützen zu eröffnen (Koordinaten: 47.856943, 39.195502; auf dem Bild unten mit Punkt Z markiert). Es wurde auf den Gegner aus Gewehrgranatwerfern AGS-17 geschossen. Da die maximale Schießweite des Granatwerfers etwas über 2000 Meter beträgt, schlugen die Granaten vor den Mörser-Stellungen des Gegners ein. Russische Militärangehörige stellten nach diesem Beschuss ihr Feuer ein und begannen hastig auf das Territorium Russlands abzuziehen. Viktor rief die Artillerie zur Hilfe, aber es gelang nicht, im erforderlichen Quadrat einen Treffer zu landen, da das Ziel sich 400 Meter entfernt von der Grenze befand, was bedeutet, dass die Granaten auf das Territorium Russlands einschlagen konnten und es als ein Aggressionsakt seitens der Ukraine bewertet werden konnte.
Am Morgen des 8. Juli rückten die Soldaten der 79. Luftsturmbrigade mit zwei BTRs und einem UAZ-Fahrzeug zu den Stellungen der Russen aus und entdeckten Spuren von 4 120 mm Mörsern. An der Stelle wurden eine Platte vom 120 mm Mörser (darauf war mit Farbe die Nummer 8697 markiert) mit drangebundenen Pfählen von einem Armeezelt, persönliche Sachen, Zeltbahnen, ein paar Riemen, Überzüge im „Flora“-Muster, eine Schirmmütze mit fehlender Kokarde im russischen „Ziffer“-Muster und ein ziviles Visiergerät POSP3-9X42 gefunden.
An dem Morgen war es sehr feucht, da nachts geregnet hatte, darum konnte man an den deutlichen Spuren leicht erkennen, woher die russischen Mörser-Schützen auf das Territorium der Ukraine eingedrungen waren. Auch wurden in der sogenannten „Null-Anpflanzung“ bei der morgendlichen Inspektion frische Spuren und ein paar militärische Zeltbahnen entdeckt (Diese Stelle ist mit dem Punkt H markiert).
Wir möchten daran erinnern, dass InformNapalm kürzlich die Untersuchung „Beschüsse der Ukraine vom Territorium Russlands aus im August 2014. Satellitenbilder von 539 Granattrichtern“ veröffentlichte.
Dieses Material wurde von Michail Kusnezow exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
One Response to “Juli 2014: Wie russische Truppen die ukrainische 79. Luftsturmbrigade direkt an der Grenze unter Mörserbeschuss nahmen”
31/08/2016
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