Die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm und das Forschungszentrum „Prometheus“ möchten eine interessante Untersuchung von unseren Kollegen aus dem Globalistik-Zentrum „Strategie XXI“ vorstellen. Zweijährige Erfahrung des Widerstands gegenüber der schleichenden Aggression Russlands gegen die Ukraine erlaubt uns bestimmte Zwischenbilanz zu ziehen. Die Experten aus dem „Strategie XXI.“ haben ihre Situationsanalyse in einem Bericht unter dem Titel „Hybression Putins. Nichtmilitärische Aspekte der Kriege neuer Generation“ bereitgestellt.
In der Untersuchung wurde der Begriff „Hybrider Krieg“ als der zutreffendste für die Beschreibung einer Unterart von einem breiteren Begriff „Krieg neuer Generation“ befunden. Im Zentrum der Untersuchung steht die Aggression der hybriden Art (Hybression) als eine originelle Tarnkappentechnik der Kriegsführung des putinschen Regimes, bei der die Schlüsselrolle die nichtmilitärischen Aspekte spielen.
Das sowjetische Russland erarbeitete die ersten Praktiken des hybriden Krieges in den 1920-30ern gegen seine Nachbarn Polen, China und die Zentralasien-Staaten. Dabei trug der hybride Krieg im stalinistischen Format den Namen „Militärisch-diversive Tätigkeit“. Im modernen Russland wurde die geopolitische Rekonstruierung des eurasischen Raumes mit dem Zentralblock in Form der „Russischen Welt“ von dem bekannten russischen Geopolitiker-Revanchisten Alexander Dugin entwickelt. Diese Rekonstruktion hat einen Bedarf nach einer neuen Version der Führung eines nicht-linearen, von den vorigen Kriegen abweichenden Krieges, eines „Low-Cost“-Krieges erzeugt.
Die Krim-Annexion kündigte den Beginn von Re-Engineering des eurasischen Raumes mit Ambitionen auf den geopolitischen Raum von Europa nach Jalta 1945 an.
Das Hauptziel der Kampfhandlungen im Donbass ist die Erschaffung eines kontrollierten Chaos, die Zerstörung der inneren Ordnung in der Ukraine als einem Nachbarland, auf dessen Hintergrund Russland als ein Herd des Progress und Prosperität aussehen soll und darum der Anschluss an seine geopolitische Projekte alternativlos wird.
Der hybride Krieg, in dessen Arsenal es Mittel gibt, die auf der ganzen Skala von soft power bis hard power liegen, eignet sich ideal als ein Mechanismus der Erschaffung von einem kontrollierten Chaos, was den theoretischen Ausarbeitungen von S.Nikanorow und S.Solnzew zu Organisationswaffen (oder falschgezielter Programmierung) und den angewandten Ausarbeitungen im Rahmen von moderneren Technologien entspricht. Im Fall der Ukraine begann der Einsatz von Organisationswaffen frühzeitig, um das System der staatlichen Führung umzuwerfen. Das System der nationalen Sicherheit der Ukraine wurde de facto über die Änderungen im Personalbestand in ein Regime der Ausseneinwirkung vom Kreml unter der Kontrolle von russischen Geheimdiensten versetzt, was eine Basis für das nachfolgende Vorgehen erschuf: Die Aggression des hybriden Typs in 2014.
Der hybride Krieg beginnt nicht mit einem Akt der offenen militärischen Invasion, sondern mit den Aggressor-Aktivitäten aus dem Inneren des Opferlandes, die auf die innere Zerstörung gerichtet sind. Am Beispiel der Hybression Putins kann man das auf folgende Weise schematisch darstellen.
Auf dem Bild: Ablauf des Hybriden Krieges Russlands gegen die Ukraine
- 00 Krypto-Krieg 2003-2013 (bis 14.08)
- 01 Proxy-Phase 14.08.2013-20.02.2014
- 02 Diffuse Invasion der russischen Streitkräfte auf die Krim und in den Osten („grüne Männchen“, „höfliche Menschen“) 20.02.2014-12.04.2014
- 03 Militärische Phase 12.04.2014-18.02.2015
- 03.1 Latente Infiltration 12.04-11.07.2014 (Beginn vom Beschuss der Ukraine vom Territorium Russlands aus)
- 03.2 Gesteuerte Eskalation 11.07.2014-18.02.2015 (Minsk-2)
- 03.3 Gesteuerte Deeskalation Post-Minsk2, Post-Debalzewe
- 04 Introphase (+Proxy-Phase) Minsk2 bis heute
- 05 „Friedensoperation“
- 00″ Gesteuerte Transformation des okkupierten Territoriums
Der Krypto-Krieg, als eine Form von allmählicher, systematischer und langfristiger Schadenzufügung an Gegner zwecks maximaler Auszehrung seines Potentials, ist eine separate Etappe der aggressiven Handlungen in einer verdeckten Ausführung. Die Proxy-Phase ist ein Teil des hybriden Krieges, die Kulmination der nichtkriegerischen Bemühungen, die der Phase der hybriden Invasion vorausgeht. Die Proxy-Phase ist normalerweise nicht lang (ein paar Monate) und ist eine Übergangsphase von dem Krypto-Krieg zur Aggression des hybriden Typs. Wenn die Proxy-Phase kein Erfolg hatte, folgt daraufhin die diffuse Invasion – eine Aggression aus dem Inneren, die vom Aggressorstaat von aussen gespeist wird. Diese und die darauffolgende militärische Phase sind die Hauptphasen des Hybriden Krieges.
Die Krim-Kampagne Russlands wird zu einem anthologischen Erfolgsbeispiel dieses hybriden Krieges in der Phase der diffusen Invasion. Und „Neurussland“ – zu einem Niederlagenbeispiel, bei dem man versuchte, das Krimer Pauspapier auf eine Region draufzulegen, deren Besonderheiten sich von der Krim unterscheiden. Wenn die diffuse Invasion und die Anwendung der militärischen Komponente nicht zum Erfolg geführt hat, kann es eine „Umschaltung der Phasen“ geben. Es wird genauso irgendein Friedensprozess eingeleitet. Mit „Minsk“ versucht der Aggressor folgenden Algorithmus vorzugeben: Die Föderalisierung der Ukraine mit einem Sonderstatus für die okkupierten Territorien, Sonderparlamentswahlen, infolge derer die prorussischen Kräfte zumindest ein „Blockierungspaket“ bekommen werden; Durchschub von einer prorussischen Persönlichkeit auf den Posten des Staatsleiters, Einschränkung der Befugnisse vom Staatsleiter, Revision der Aussenpolitik mit einer Umorientierung auf Russland. Und Im Ergebnis die Transformation der Ukraine in einen Abklatsch der Ukrainischen Sowjetischen Republik mit einem beschnittenen Territorium.
Russland wird in seinem Expansionsvorgehen keinen Halt machen, so wie es nach seiner militärischen Aggression gegen Georgien keinen gemacht hatte und 6 Jahre später eine Aggression gegen die Ukraine begonnen hat. Europa erwarten neue, sorgfältig maskierte Konfrontationsschritte Moskaus im Nahen Osten, Zentralasien, am Kaspischen Meer, Südkaukasus, Balkan, in den Baltischen Staaten, Westarktis und Belarus. Überall, wo es strategische Versorgungslinien und Energieressourcen gibt, die die dominierende Stellung Russlands bedrohen könnten.
Es ist durchaus möglich, Putins Hybression zu stoppen. Dafür werden unter anderem preventive, und keine verspäteten und reaktiven Handlungen gebraucht, aber auch die Verschärfung von Sanktionen mit ihrer Erweiterung auf das für den Kreml empfindliches energetisches Gebiet.
Detaillierter kann man sich mit der Untersuchung unter folgendem Link bekanntmachen: Hybression.pdf (russ.)
Roman Burko für InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel
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