Russland liefert Drohnen an die libanesische pro-iranische Gruppierung Hisbollah und führt technische Aufklärung gegen Israel. Das wird durch das Abfangen einer Drohne im israelischen Luftraum am 17. Juli belegt, die vom Territorium Syriens aus gestartet worden war, vermutlich von einer der Hisbollah-Basen in den Kalamun-Bergen. Nach Angaben des israelischen Militärnachrichtendienstes ist die über Golanhöhen abgefangene Drohne russischer Herstellung, und zwar des Typs „Forpost“, der zur Aufklärung bestimmt ist.
Diese Drohnen werden in Russland als Lizenzbau des Fluggeräts „Searcher Mk2“ der israelischen Firma IAI (Israel Aerospace Industries) hergestellt. Die Zusammenarbeit von Russland mit IAI läuft seit 2009, als die ersten Searcher-2 im Gesamtwert von 100 000 000$ gekauft worden waren. 2012 wurde ein Vertrag über die Drohnen-Herstellung nach einer IAI-Lizenz für eine Gesamtsumme von 400 000 000$ unterzeichnet, 300 Millionen davon sollten für 10 „Forpost“-Drohnen verwendet werden. Die Drohnen werden am „Uralsker Werk der Zivilen Luftfahrt“ (Jekaterinburg, im Bestand der Aktiengesellschaft „OPK Oboronprom“ des Staatskonzerns „Rostech“) hergestellt. Diese Drohnen werden von den russischen Streitkräften aktiv in der Ukraine, in Syrien und am Nordkaukasus eingesetzt.
Das Auftauchen von „Forpost“ über den Golanhöhen spricht von Wiederaufnahme der gemeinsamen Aufklärungstätigkeit von Russland und Syrien gegen den nördlichen Militärbezirk der Streitkräfte Israels.
Am 5. Oktober 2014 nahm die Freie Syrische Armee (FSA) das gemeinsame russisch-syrische Zentrum für Funk- und funktechnische Aufklärung (das sogenannte „Zentrum-S“ OSNAS) unter ihre Kontrolle. Dieses Zentrum liegt am Berg Tal Al-Hara nahe Daraa im Süden Syriens, unweit der syrisch-israelischen Demarkationslinie. Dieses Zentrum führte funkelektronische Aufklärung des nördlichen Teils von Israel durch, wobei der israelische Zweite TV-Kanal von der Kontrolle von Tel-Aviv, dem Norden von Jordanien und dem westlichen Teil von Irak berichtete. Höchstwahrscheinlich ist einer der Nutzer von Aufklärungsdaten des „Zentrum-S“ auch der Iran gewesen.
Einige Quellen berichteten, dass dieses Objekt 2012 modernisiert wurde, wonach sich die Sichtbarkeitszone auf das ganze Territorium von Jordanien und Israel, Golf von Akaba und den Norden von Saudi-Arabien erweiterte. Die Karte der momentanen Lage, die im Video der FSA festgehalten wurde, zeugt aber von einer wesentlich kleineren Kontrollzone, die sich auf 100 km in den Osten von Amman beschränkte. Im Januar 2016 hatten die Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe und Hisbollah-Truppen Daraa unter ihre Kontrolle genommen, es gibt aber keine genaue Angaben über eine echte Kontrolle über die Infrastruktur des ehemaligen „Zentrum-S“. Die Satellitenbilder sprechen von Konzentration der LKWs auf seinem Territorium, ihre Identifizierung ist aber erschwert.
Im Falle der Rückkehr dieses Objekts unter die Kontrolle von Assads Truppen kann man mit 70% Wahrscheinlichkeit behaupten, dass seine Arbeit wegen seiner äußerst günstigen Lage wiederaufgenommen wird.
Die Waffenlieferungen an die Hisbollah und die erneute Aktivierung der Aufklärungsarbeit auf dem Territorium von Israel zeugen davon, dass der Kreml zur Schwächung von Israel beiträgt und Bedingungen für den Verzicht von Tel-Aviv auf offensives Vorgehen schafft, wie in Bezug auf Syrien so auch in Bezug auf die Hisbollah. Auch werden hier Bedingungen für ein Frühwarnsystem für eventuell bevorstehende Luftangriffe der israelischen Luftwaffe geschaffen.
Nach der Aufforderung des israelischen Premierministers Israels Benjamin Netanjahu an den russischen Präsidenten W. Putin, eine Erklärung darüber abzugeben, auf welchem Wege die russischen Waffen an die Hisbollah gelangen, nahm die russische Führung eine Pause für mehrere Wochen und antwortete dann, dass es keine Beweise für das Vorhandensein von russischen Waffen bei der genannten Gruppierung finden konnte. Ein Jahr zuvor aber, am 1. Juli 2015, erklärte einer der Anführer der schiitischen Gruppierung Naim Kassim, dass Russlands Position in den letzten zehn Jahren zunehmend mit der Position der Hisbollah übereinstimmt. Unter anderem habe Russland sich ebenfalls von der Achse USA-Westen-Israel zu entfernen begonnen. Er betonte auch, dass Russland und die Hisbollah einen gemeinsamen Standpunkt in Bezug auf den syrischen Konflikt und auf die Unzulässigkeit des Sturzes des Anführers dieses Landes Baschar al-Assad haben. Er bestätigte, dass zwischen der Hisbollah und Russland Kontakte in allen Bereichen bestehen. Das Interview von Kassim an eine prokremlische Ausgabe hat das Bestehen eines permanenten Kontakts zwischen der russischen Botschaft in Libanon und der Führung der Hisbollah aufgedeckt.
Die Analyse der Fotos und Videos vom Territorium Syriens zeigt uns, dass die Hisbollah-Truppen in Bataillonsstärke, die auf dem Territorium von Syrien und Libanon positioniert wurden, hauptsächlich mit russischen Waffen komplettiert sind, inklusive Panzerabwehrlenkwaffen und Fla-Raketenkomplexen.
In den israelischen Militärkreisen existiert die Meinung, dass russische Waffentechnik in die Hände der Hisbollah wegen der fehlenden russischen Kontrolle über den Einsatz von Waffen gelangt, die Russland an syrische Regierungstruppen liefert. Die Erklärungen der Hisbollah-Führung zeugen aber von direkten Waffenlieferungen an diese Organisation über die Basen in Latakia. So äußerte Naim Kassim im Juli 2015 die Meinung, dass Russland und die Hisbollah sowohl als eine Einheitsfront auf der internationalen Arena auftreten könnten, als auch im Bereich der Waffenlieferungen und Wirtschaft zusammenarbeiten könnten. Er ergänzte auch, dass die Hisbollah die russischen Waffen für den Krieg in Syrien bekommt. „Ja, wir bekommen russische Waffen, aber es ist völlig unwichtig, auf welchem Wege,“ sagte er. Somit hat Kassim die Antwort der russischen militärisch-politischen Führung an den israelischen Premierminister widerlegt. Ausserdem, entsprechend den Angaben von AMAN, hat die israelische Luftwaffe mehrere Konvois mit Waffen vernichtet, die aus Syrien in den Libanon fuhren, was ebenfalls indirekt auf einen Weg der Waffenlieferungen für die Hisbollah hinweist.
Die kremlische Unterstützung der Hisbollah in der Region ist auf die Aktivierung der Arbeit dieser Organisation im Irak, Jemen und Bahrain gerichtet. In diesem Kontext ist Russland daran interessiert, monarchische Regimes der Golfländer zu demontieren. Dieses Szenario bringt Moskau breite wirtschaftliche Vorteile. Taktisch fällt dieses Ziel mit den Interessen des Irans zusammen, was Russland ermöglicht, seine eigenen Positionen in der Region im Dreieck Hisbollah-Iran-Russland zu stärken. Es gibt auch indirekte Anzeichen dafür, dass Russland sich die Unterstützung von Peking sicherte, als es in der Region auf die Hisbollah gesetzt hat.
- Lesen Sie auch: „Koalition zwischen Russland und dem Westen gegen den IS steht auf der Kippe. Interview mit Sergei Danilow“
Im Oktober 2015 gingen aus verschiedenen Quellen zeitgleich Meldungen ein, dass China bereit ist, Russland Unterstützung bei der militärischen Operation gegen den IS zu erweisen. So berichtete der Radiosender „Beiruts Stimme“ mit Verweis auf hochrangige Quellen in der Hisbollah-Gruppierung über die Verlegung von Soldaten der Nationalen Befreiungsarmee Chinas in die arabische Republik. Die britische „Express“ widmete im November 2015 diesem Thema ebenfalls einen Artikel. Wenn man die Zeitspanne von einem Monat berücksichtigt, der zwischen den beiden Publikationen liegt, wurde die Frage der chinesischen Teilnahme an der syrischen Kampagne entweder zwecks Stimulierung zur Entschlußfassung aufgeworfen, oder aber aufgrund eines Informationslecks bei den Verhandlungen. Da es keinen Grund gibt, über die Anwesenheit von Chinas Truppen in Syrien zu sprechen, war Pekings Entscheidung wohl negativ. Das Faktum der chinesischen Unterstützung für die russisch-syrische Position bei der UN-Generalversammlung wie auch wirtschaftliche Beziehungen zum Iran im Erdöl-Bereich und die Ambitionen zur Stärkung der eigenen Präsenz auf dem Erdöl-Markt im Nahen Osten lassen schlussfolgern, dass die chinesische Führung nichts dagegen hatte, auf die schiitische Gruppierung (Hisbollah) in Syrien zu setzen. Diese Position erlaubt Peking bei den gegebenen Risikoumständen in der Xinjiang-Region die Spannung von seinem eigenen Territorium fernzuhalten und dabei die Mittel der Einflußnahme im Nahen Osten beizubehalten.
Dieses Material wurde von Anatoly Baronin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
2 Responses to “Russland stärkt Hisbollah-Positionen im Nahen Osten”
20/11/2016
Chemische Bedrohung in Aleppo und russische Inszenierungen zur Aufmerksamkeitsablenkung - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Zum Morgen des 14. November 2016 begannen die Russen das Thema der „chemischen Waffen bei den Aufständischen“ über den schiitischen Sender Al Mayadeen TV zu entwickeln. Der Sender wurde vom berüchtigten Ex-Leiter von Al-Jazeera in Beirut, Hassan Ben Dschiddou, gegründet, der schon mehrmals prorussische Aussagen machte. Bei jeder Gelegenheit betont er, dass Russland „dazu berufen sei, das Wertesystem auf der Welt auszubalancieren“. Es gibt Gründe anzunehmen, dass der TV-Sender Al Mayadeen TV die Interessen von Iran und Hisbollah vorantreibt. […]
02/01/2018
Die iranische Revolution wird Russlands Positionen im Nahen Osten bedeutend schwächen - InformNapalm (Deutsch)[…] Lesen Sie zum Thema: Russland stärkt Hisbollah-Positionen im Nahen Osten […]