Am 27. Januar veröffentlichte die syrische Menschenrechtsorganisation Syrian Network for Human Rights — SNHR einen Bericht mit Angaben über die zielgerichtete Vernichtung der syrischen Zivilbevölkerung durch russische Streitkräfte. Bei den Angaben handelt es sich um die Statistik der russischen Kampagne in Syrien im Zeitraum zwischen dem 30. September 2015 und dem 31. Dezember 2017.
Tödliche Statistik
Nach Angaben des SNHR wurden im Laufe der russischen Militäroperationen mindestens 5783 Zivilisten getötet, darunter 1596 Kinder und 992 Frauen. Die Russen haben mindestens 294 Massenmorde (bei denen fünf und mehr Menschen auf einmal getötet wurden) begangen. Die russischen Militärangehörigen haben mindestens 53 ärztliche Mitarbeiter getötet, 817 Angriffe auf lebenswichtige zivile Objekte ausgeführt, darunter 141 Angriffe auf medizinische Einrichtungen. Darüberhinaus haben russische Truppen etwa 217 Angriffe unter Einsatz von Streumunition und 113 Angriffe unter Einsatz von Brandmunition ausgeführt.
In ihrem Bericht betonen die Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation, dass russische Truppen nicht nur syrische Aufständische und ihre Basen angriffen sondern zielgerichtet und mehrmals die syrische Zivilbevölkerung bombardierten, darunter auch unter Einsatz von verbotener Munition. Im Ergebnis dieses Vorgehens hat Baschar al-Assad einen Vorteil in einigen syrischen Provinzen errungen, und zwar in Aleppo, Homs, den Vorstädten von Damaskus, Deir-ez-Zor und ar-Raqqa. Laut Informationen des SNHR waren 2.300.000 Syrer gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und zu Flüchtlingen zu werden, da sie Racheakte seitens der vereinten Truppen Russlands, Irans und Assads fürchteten.
In seinen Lippenbekenntnissen gibt Russland zwar an, einen politischen Weg für die Problemlösung der Situation in Syrien zu suchen, faktisch vernichtet es aber weiterhin die Zivilbevölkerung, medizinische Einrichtungen und Schulen sowie andere lebenswichtige Objekte der zivilen Infrastruktur Syriens. Darüberhinaus hat Russland gegen die Abmachungen verstoßen, die im Rahmen direkter Verhandlungen mit Vertretern der syrischen Opposition erreicht und von der russischen Seite unterzeichnet worden waren.
Massenmorde und chemische Angriffe
Russland hat nichts zur Verhinderung eines weiteren chemischen Angriffs seitens des russischen Verbündeten Baschar al-Assad im östlichen Ghuta unternommen. Infolge dieses Angriffs wurden ebenfalls Zivilisten verletzt. Am 23. Januar 2018 erklärte der US-Außenminister Rex Tillerson, dass Russland somit gegen die Verpflichtungen einer Rahmenabmachung verstoßen hat, in der es im Jahr 2013 garantiert hatte, den Einsatz von chemischen Waffen durch das Assad-Regime zu unterbinden. In derselben Abmachung war vorgesehen, dass chemische Waffen unter Aufsicht von internationalen Beobachtern der Verwertung zugeführt werden sollen.
Syrische und internationale Menschenrechtsorganisationen rufen weiterhin zur Beachtung der Rechtsnormen auf und appellieren an das Gewissen der russischen Seite, in der Hoffnung, dass russische Truppen die zynische Vernichtung der syrischen Zivilbevölkerung einstellen. Ihre Aufrufe halten den Aggressor aber nicht auf. Die Bombardierungen, chemische Angriffe und Massenmorde setzen sich fort.
Von der kollektiven zur persönlichen Verantwortung der russischen Piloten
Bei der Frage der russischen Kriegsverbrechen in Syrien ist es wichtig zu verstehen, dass hinter jedem solchen Verbrechen ein konkreter Ausführender steht. Die Verantwortung für die Morde an den syrischen Zivilsten liegt sowohl bei der obersten Führung Russlands als auch bei denjenigen, die ihre verbrecherischen Befehle ausführen.
InformNapalm hat das Thema der persönlichen Verantwortung mehrmals in seinen Publikationen angesprochen. Die Freiwilligen unserer Aufklärungsgemeinschaft veröffentlichten eine Datenbank mit Angaben zu 116 russischen Piloten und Besatzungsmitgliedern der russischen Luftwaffe in Syrien, die syrische Zivilisten bombardierten. Näheres dazu hier: „Wer bombardiert syrische Zivilisten: Angaben zu 116 Offizieren der Luftwaffe Russlands“. Die Veröffentlichung dieses Artikels rief eine ganze Welle von Empörung in den russischen Medien hervor, die den „Datenleck der geheimen Angaben“ als äußerst gefährlich bezeichneten.
Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalm vorbereitet.
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2 Responses to “SNHR-Bericht: Russische Truppen töteten über 5783 Zivilisten in Syrien”
21/03/2018
Gefallen in Syrien für Putins Interessen: Interaktive Karte von InformNapalm - InformNapalm (Deutsch)[…] Cyberterrorismus eines staatlichen Ausmaßes, Unterstützung für den Diktator Baschar al-Assad und die Bombardierungen der syrischen Zivilbevölkerung, Dopingskandale mit russischen Sportlern und Skandale wegen des Einsatzes von chemischen Waffen, […]
17/04/2018
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