Die Revolutionen 2011 in Syrien und 2014 in der Ukraine waren jeweils gegen ein Regime von Putins Marionetten gerichtet – Assad und Janukowitsch. Die Syrer und die Ukrainer strebten nach einem würdigen Platz unter den zivilisierten Völkern der Welt: Die einen unter den Staaten der arabischen und islamischen Zivilisation, die anderen in der Familie der europäischen Staaten, aus der sie vor langer Zeit gewaltsam entfernt worden waren. Aber in Moskau war man nicht bereit, dass Recht auf Selbstbestimmung des syrischen und ukrainischen Volkes zu akzeptieren. Kleingewachsene Leute schwelgten in Nostalgie nach einem Imperium aus vergangenen Tagen und versuchten Syrien und die Ukraine um jeden Preis an der kurzen Leine zu halten. Zunächst wurde gegen das syrische und dann gegen das ukrainische Volk ein heimlicher Krieg entfacht, der in Sachen Hinterhältigkeit und Heimtücke seinesgleichen sucht.
Alle Methoden und Techniken des heimlichen Krieges wurden in Syrien erprobt
Bereits am Anfang der syrischen Revolution half das Regime Putins dem Regime Assads bis hin zur Einmischung in innere Staatsangelegenheiten. Russland begann an Assad nicht nur Waffen und Munition zu liefern, sondern schickte auch Militärangehörige und Söldner. In jedem Stab der syrischen Streitkräfte saßen russische Offiziere, die das Kampfgeschehen lenkten. Die Syrer wurden mit bis dahin nicht da gewesenen schmutzigen Praktiken konfrontiert, die sowohl internationale Normen und Regeln des Kriegsrechts als auch islamisches Kriegsrecht missachteten. Die von Russen geführten Truppen Assads, Schabiha-Milizen und Söldner benutzten die zivile Bevölkerung als menschliche Schutzschilde. Stellungen wurden in Schulen, Moschee, dicht besiedelten Gebieten und bei großen Menschenmengen bezogen. Städtische Wohngegenden wurden gezielt massiv bombardiert. Besonders betroffen von dieser Taktik waren die Städte Homs und Dera im Süden Syriens, Vororte von Damaskus und dabei speziell Ghuta. Zu den Bombardierungen und Artilleriebeschuss kam später Beschuss durch SCUD-Raketen hinzu. Jede dieser ballistischen Raketen trug etwa eine Tonne Sprengstoff. Da die Raketen nur unzureichend genau sind, wurden sie hauptsächlich gegen größere Ortschaften eingesetzt. Der barbarische Charakter dieser Kriegsführung wurde auch durch internationale Organisationen wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigt.
Dessen ungeachtet hat Assads Propaganda ausschließlich die Rebellen für Angriffe auf die Zivilbevölkerung beschuldigt. Und man erinnere sich an die Aktionen russischer Truppen und Söldner in der Ukraine und wie der Krieg im Donbass von den russischen Medien beleuchtet wird. Für den Informationskrieg in Syrien wurden ab 2011 viele Propagandisten abgestellt. Genau dort sind ihre Methoden der Lüge und Desinformation (russ.) erprobt worden, welche später gegen die Ukraine eingesetzt wurden.
Alle Verbrechen von Assads Regime wurden Rebellen angelastet. Es gab eine Zeit, als Damaskus und seine Vororte von einer Welle von Terroranschlägen überrollt wurden. An Orten großer Menschenansammlungen explodierten präparierte Fahrzeuge und es starben Dutzende Menschen. Russische und Pro-Assad-Medien machten Rebellen verantwortlich. Recht schnell stellte sich aber heraus, dass die Anschläge von Assads Geheimdiensten verübt worden waren. Über manche Anschläge berichteten regimetreue Medien noch bevor sie geschehen waren und manchmal waren Journalisten nach nur wenigen Minuten bereits vor Ort – Ähnlichkeiten zu Vorfällen auf ukrainischem Territorium sind unübersehbar!
Obwohl russische Streitkräfte erst vor kurzem offiziell in Syrien eingesetzt werden, waren diese bereits seit 2011 dort im Einsatz. Bombardierungen wurden teilweise von russischen Piloten im Cockpit von Flugzeugen der syrischen Luftstreitkräfte durchgeführt. Die aktuelle direkte Einmischung ist meines Erachtens das zwangsläufige Ergebnis folgender Motive:
1. Nach dem Fiasko in der Ukraine braucht Putin unbedingt einen überschaubaren, aber siegreichen Krieg, um sein Rating zu verbessern
2. Ein Sturz des in Agonie verfallenden Regimes Assads muss verhindert werden
3. Eine neue Welle von Flüchtlingen aus Syrien soll die EU erreichen. Mit diesem Ziel vor Augen weist der Kreml in Russland lebende syrische Flüchtlinge aus
Alle Praktiken und Methoden des sogenannten heimlichen hybriden Kriegs wurden in Syrien erprobt und danach gegen die Ukraine eingesetzt. Es ist nicht auszuschließen, dass die aktuelle offizielle Intervention in Syrien eine großangelegte Übung eines offen ausgetragenen Krieges mit der Ukraine darstellt. *
Wir müssen darauf vorbereitet sein.
*Anm. d. Übers.: Man beachte in diesem Kontext Meldungen darüber, dass an offiziell in Syrien eingesetzten Waffensystemen, d.h. beispielsweise Luftüberlegenheitsjägern der russischen Luftwaffe Registrierungsnummern und andere Erkennungszeichen übermalt werden. Ein solches Vorgehen ist in der Ukraine seit der Annexion der Krim hinlänglich bekannt.
Dieses Material wurde von Sergei Repin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Viktor Duke. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich. Verbreitung unter Creative-Commons-Lizenz.
One Response to “Syrien und die Ukraine – Schlüsselmomente der hybriden Kriegsführung des Kreml”
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