Der russische Militärangehörige Kirill Schadrin hatte es so eilig, die Spuren seiner Beteiligung am Krieg gegen die Ukraine und an Sonderoperationen in Syrien zu verwischen, dass er direkt ins Netz von InformNapalm gelangte. 2016 wurde er auf einem Foto mit einem Geotag im Raum von Ilowajsk festgehalten und nun macht er verwischte Selfies als Militärangehöriger der Sonderkräfte Russlands in Syrien. Statt den Chevronen „Neurusslands“ und dem russischen St-Georg-Bändchen glänzen an seiner Brust nun Abzeichen in arabischer Schrift. Diese Information bestätigt zahlreiche Meldungen über die Verlegung von russischen Militärangehörigen und Söldnern aus russischen privaten Militärunternehmen nach ihrem Aufenthalt in dem Donbas nach Syrien. Der Nahe Osten wird allmählich zu einem neuen Verwertungsort für die „Russische Welt“.
Ausgangsdaten
Das soziale Netzwerkprofil VK, das auf den Name Kirill Schadrin aus der Stadt Kirow registriert ist, stand schon lange unter Kontrolle von InformNapalm, sein Besitzer gab aber keine Anhaltspunkte, solange er sich nicht zu verstecken versuchte. Bei einer weiteren Durchsicht seines Profils haben wir entdeckt, dass Schadrin seinen Namen in „Andrej Dobrych“, die Stadt in Kasan geändert und sein Profil ein wenig gesäubert hatte.
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Wir zeigen schrittweise, wie wir die Ausgangsdaten wiederhergestellt haben, die der russische Militärangehörige zu löschen versuchte.
Durch eine einfache Sucheingabe “http://vk.com/id14969194” auf der Webseite „Großer Katalog“ finden wir die Information „Kirill Schadrin, geb. 17.7; VK: www.vk.com/id14969194” (Archiv: http://archive.is/03gs6#selection-8609.0-8609.59).
Weiter finden wir erweiterte Informationen, die wir von der VK-Seite wiederhergestellt haben, bevor der russische Militärangehörige seine Änderungen dort vorgenommen hatte.
Wir stellen fest, dass Kirill Schadrin am 17. Juli 1991 in der Stadt Kirow geboren wurde. Die Suche bei „Myrotworez“ bringt uns zu einem Eintrag ohne Foto über einen russischen Söldner, bei dem der Vor- und Nachname, das Geburtsdatum und der Geburtsort vollständig mit den Angaben unseres Subjekts übereinstimmen.
Als wir dieses Profil beobachteten, hatten wir ein Fotoalbum von Schadrin abgespeichert, in dem er auf den letzten Fotos mit syrischen Chevronen, auf den Fotos aus den Jahren 2015-2016 aber in der Ukraine im besetzten Teil des Donbas festgehalten wurde.
Dienst bei den Streitkräften Russlands
Das Foto von Schadrin in einer unvorschriftsmäßigen Uniform mit Waffen in den Händen und vor militärischen LKWs der russischen Streitkräfte, das er am 14. Juli 2015 gepostet hatte, weist darauf hin, dass er sich höchstwahrscheinlich damals in einem Feldlager im Rostower Gebiet aufhielt, wo die russischen Soldaten auf ihre Verlegung in den Donbas vorbereitet werden.
Auf dem Foto vom 09.05.2016 wurde Schadrin in einer vorschriftsmäßigen Uniform der russischen Streitkräfte mit dem Chevron einer „Fliegermaus“ festgehalten – dem Abzeichen des russischen Aufklärungsdienstes.
Ein Foto vom 03.12.2015 bei VK wurde höchstwahrscheinlich im Donbas gemacht. An der Wand sehen wir die Flagge „Neurusslands“. Unsere Annahme wird durch weitere Bilder bestätigt.
Auf dem Foto vom 21.01.2016 ist ein Geotag mit folgenden Koordinaten vorhanden: 47.926956, 38.173794 – das ist im Raum von Ilowajsk.
Ein Foto vom 03.10.16 weist einen Geotag mit den Koordinaten 48.117496, 38.5254 auf – das ist zwischen den Dörfern Stoschkowske und Rossypne (temporär besetzte Territorien des Gebiets Donezk, Ukraine).
Im April-Juni 2017 erscheinen in Schadrins Album bereits andere Bilder – in einer Uniform mit den syrischen Chevronen von „Wüstenfalken“ (suqūr aṣ-ṣaḥrāʾ). Die „Wüstenfalken“ kämpfen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe, was als ein weiteres mal für ihre Affiliation mit den russischen Spezialkräften spricht.
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Unsere Leser wiesen uns darauf hin, dass die Aufschrift auf dem Chevron des Militärangehörigen in arabischer Sprache folgendes bedeutet: „Abteilung für Allgemeinaufklärung“.
2016 wurde die gemeinsame Gruppierung, die aus den „Wüstenfalken“, russischen Spezialkräften und dem russischen privaten Militärunternehmen „Wagner“ bestand, von den IS-Söldnern zerschlagen und musste in weniger als 24 Stunden über 60 Km zurückweichen.
Dasselbe Bild haben wir auch bei Instagram gefunden, beim User „@mighty_russia” (http://archive.is/bU9BE). Das Bild wurde mit dem Kommentar “Russian Special forces in Syria” versehen, das Gesicht des Militärangehörigen ist verwischt worden.
Somit haben wir im Lauf unserer Beobachtung festgestellt, dass der russische Militärangehörige Kirill Sergejewitsch Schadrin seinen Vertragsdienst bei den russischen Streitkräften 2015 begann und danach zunächst im Donbas war und später, im Jahr 2017, nach Syrien gefahren ist, wo er sich vermutlich noch immer aufhält.
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Dieses Material wurde von Vidal Sorokin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel.
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2 Responses to “Donbas gegen Syrien: Ein russischer Aufklärer tauschte den Kriegsschauplatz”
09/01/2018
48.000 russische Militärangehörige sind durch den Krieg in Syrien gegangen - InformNapalm (Deutsch)[…] Militärbasen in Syrien gehörten. Das sind Marineinfanteristen, Fernmelder, Infanterie- und Spezialkräfte-Soldaten sowie Artilleristen, und zwar: die 336. Marineinfanteriebrigade (879. Luftsturmbataillon derselben […]
09/03/2018
Von Russland über Donbas nach Syrien: Artilleristen und Panzerfahrer der "Gruppe Wagner" identifiziert - InformNapalm (Deutsch)[…] Auch haben wir einige Panzersoldaten der „Gruppe Wagner“ identifiziert, die Amtsauszeichnungen für Kampfhandlungen im Donbas besitzen, darunter für Panzerkämpfe um den Luhansker Flughafen, unterzeichnet von W.Putin höchstpersönlich. Über solche Fälle mit russischen Soldaten, die vom Krieg zum Krieg ziehen, schrieben wir mehrmals, zum Beispiel im nachfolgenden Artikel: „Donbas gegen Syrien: Ein russischer Aufklärer tauschte den Kriegsschauplatz“. […]