Die anhaltende Verlegung russischer Militärtechnik an die Grenze zur Ukraine hat viel Lärm in sozialen Netzwerken ausgelöst. InformNapalm schaute die neuen Videos ebenfalls durch und suchte nach einer Geolokalisierung, um das Ziel dieser neuen Aktivitäten der russischen Truppen an der Grenze zur Ukraine zu bestimmen.
Am 8. April wurde die Untersuchung DFRLab einschließlich einer Analyse von zwei Videos veröffentlicht. Die Geolokalisierung in der Untersuchung ergab ein sehr genaues Ergebnis, darum schildern wir nur zusätzliche Details, die nicht ins Blickfeld ausländischer Beobachter geraten sind.
Aus dem ersten Video erfahren wir anhand der Anzahl der festgehaltenen BMP-3, dass dieses Militärgerät aus dem Bestand einer motorisierten Kompanie ist. Das Fehlen anderer Technik dieser Kompanie (wie bewegliche Führungsfahrzeuge, LKWs und andere) weist auf folgende Optionen, um die es sich handeln könnte:
- ein Übungsgeländemarsch;
- eine Überführung von einer Eisenbahnstation zu ihrem permanenten Stationierungsort;
- eine Verlegung zum Truppenübungsplatz.
Wir haben festgestellt, dass das Militärgerät über die Ortschaft Bolschoj Dolschik in Richtung des Truppenübungsplatzes Kusminski verlegt wird. Dies schließt aber eine Verlegung zur Grenze mit der Ukraine nicht aus.
Aus dem Video wird klar, dass vor der Panzerhaubitze 2S3 „Akazija“ die Artilleriebefehlsmittel fahren. Das erste Fahrzeug in der Kolonne ist ein 1W13, das zweite ist entweder ein 1W16 oder 1W13. Die Qualität des Videos erlaubt uns nicht, dies besser zu erkennen.
Beachten Sie bitte, dass auf einem der MT-LBs vor der SFL „Akazija“ im ersten Video vier kurze Antennen zu sehen sind. Das erinnert stark an ein EloKa-System, das das Leitungssignal für funkgesteuerte Sprengminen dämmt.
Ähnliche EloKa-Systeme hatte Russland in Syrien und Tschetschenien eingesetzt – zum Schutz von Kolonnen vor der Sprengung durch Sprengminen. Befürchtet Russland etwa, dass die russischen Militärtechnikkolonnen auf ihrem eigenen Territorium im Gebiet Rostow gesprengt werden könnten?
Ein weiteres besorgniserregendes Signal sind die entweder vollständig oder teils übermalten Bordnummern auf einigen BMP-3. Wozu übermalt man seine Nummern, wenn man nicht vorhat, die Technik auf ein besetztes Territorium zu verlegen?
Anhand der teils übermalten Bordnummern kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit behaupten, dass die BMPs dem 102. oder 103. motorisierten Schützenregiment der 150. motorisierten Schützendivision gehören, die in der Ortschaft Persianowka stationiert ist (das ist eine temporäre Dislozierung im Feld, ihr permanenter Stationierungsort ist Nowotscherkassk). Diese Ortschaft liegt unweit von Petrowka und Bolschoj Dolschik.
- Lesen Sie zum Thema: Mythen&Realität: 150. Division der Streitkräfte Russlands im XXI. Jahrhundert
Schlussfolgerung
Viele Experten prognostizieren für den Frühling eine eventuelle Lageverschärfung im Donbas. Die russischen Truppen könnten unter dem Deckmantel von Übungsgeländemärschen zusätzliche Technik und Waffen zur Verstärkung des 1. und 2. Armeekorps auf das besetzte Territorium der Ukraine bringen. Womöglich ist geplant, einen Teil der Technik (mit den übermalten Bordnummern) zusammen mit den EloKa-Systemen zur Verhinderung von Sprengungen der Kolonnen über die Grenze zu verlegen. Der Rest soll womöglich in der Reserve und auf den Truppenübungsplätzen an der Grenze zur Ukraine bleiben.
Russland verlegt seit vier Jahren Waffen und Technik, sowie Militärangehörigengruppen auf das besetzte Territorium der Ukraine, die die Aktivitäten der Söldner koordinieren und unterstützen.
Im April 2018 wird InformNapalm eine Datenbank mit Waffen und Abteilungen der russsichen Armee veröffentlichen, die im Donbas registriert wurden.
Dieses Material wurde von Kusjma Tutow und Andrej Lisizyn exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel; korrigiert von Klaus H. Walter.
Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich (Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
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