Einer der aktivsten Ideologen der „Russischen Welt“ ist der Abgeordnete der russischen Gosduma Konstantin Satulin aus der Regierungspartei „Einiges Russland“. Die Hauptrichtung seiner Arbeit ist die Leitung der nichtkommerziellen Organisation „Institut der GUS-Länder“. Seit 1996 beschäftigt sich dieses Institut mit dem Voranbringen russischer Interessen im Ausland und stellt ein typisches Beispiel für russische „sanfte Gewalt“ unter dem Deckmantel einer NGO dar. InformNapalm startet eine Artikelreihe über die Arbeit dieses Instituts und seines Leiters, die Mechanismen seiner Finanzierung durch die Gasprom, seine Interessen und seine Diversionstätigkeit.
Die Ukrainische CyberAllianz (UCA und CyberJunta) hat einen Dump mit Dateien und Unterlagen des Instituts der GUS-Länder zwecks weiterer Analyse an InformNapalm übergeben. Die gehackte Korrespondenz von Mitarbeitern des Instituts von Konstantin Satulin wurde zur einer Art Fortsetzung der gehackten Korrespondenz von Alexander Usowski (Teil 1, Teil 2), der prorussische und antiukrainische Aktionen im Osteuropa organisierte, insbesondere in Polen. Diese Unterlagen erlaubten uns, die inneren Mechanismen der diversiven Tätigkeit Russlands und die Arbeit der russischen Propaganda in der EU aufzudecken.
Das Institut der GUS-Länder und die Gasprom
Zunächst beschlossen wir, uns über die Finanzierung des GUS-Instituts klar zu werden. Es hat sich herausgestellt, dass diese nichtstaatliche Organisation auf Kosten des russischen Staatskonzerns „Gasprom“ lebt.
Es ist uns gelungen, den Übergabeakt über die Erbringung von Dienstleistungen №ГПЭ-10/12-2015 vom 10. Dezember 2015 zwischen der GmbH „Gasprom Export“ (Generaldirektor: E.W.Burmistrowa) und der autonomen nichtkommerziellen Organisation „Institut der GUS-Länder“ zu finden.
Laut diesem Vertrag erbrachte die Struktur von Satulin „informativ-analytische Dienstleistungen“. Das Spektrum der Dienstleistungen umfasste alle Veranstaltungen, die von diesem Institut organisiert wurden, und das Erstellen von analytischen Notizen zu scheinbar für Gasprom fremden Themen (Die Stilistik der Thesen haben wir beibehalten):
- Realisation des Minsker Abkommens;
- Beziehungen der Ukraine zu ihren Nachbarn;
- Nationale Frage in der Ukraine: Aktivierung von nationalen Minderheiten;
- Wirtschaftliche Beziehungen zwischen der Ukraine und der Krim;
- DVR und LVR: Perspektiven der Entwicklung.
Für das Geld von Gasprom analysierten die Mitarbeiter von Satulin folgende Fragen:
- Föderalisierung der Ukraine: Probleme und Perspektiven;
- Humanitäre Politik in der Ukraine: Probleme und Perspektiven;
- Zwischenregionale Zusammenarbeit von Russland und Ukraine;
- Religiöse Situation in der Ukraine;
- Sprachliche Situation in der Ukraine;
- Russisch-amerikanische Beziehungen unter Bedingungen der ukrainischen Krise;
- Föderalisierung der Ukraine ist unvermeidlich;
- Kann Poroschenko die Verfassung der Ukraine ändern?
- Die ukrainische Obrigkeit hat die Verfassung mit Füßen zertreten;
- Poroschenko kann sich selbst überlisten;
- Polizeimission der OSZE – eine weitere Lüge von Poroschenko;
- Ukrainische Flüchtlinge in Deutschland und Polen.
Ein Teil der Finanzmittel ging fürs Bestehen der Webseite des Instituts materik.ru drauf, auf der analytische Materialien veröffentlicht wurden. Die Mitarbeiter des Instituts organisierten und beteiligten sich an verschiedenen Konferenzen bezüglich der Ukraine und der SOZ-Länder. Ferner finanzierte Gasprom auch eine Filiale des GUS-Insitututs in Kyjiw (die gibt es, aha).
Ein Jahr der Existenz eines solchen analytischen antiukrainischen Zentrums kostete der Gasprom 126 000 000 Rubel. Das sind fast 2 000 000 Dollar im Jahr.
Ist es denn vielleicht nur Eigeninitiative von GmbH „Gasprom Export“ gewesen, über die das Mutterunternehmen nicht weiss? Um das Budget fürs Jahr 2017 zu bewilligen schreibt Satulin aber auf einem offiziellen Vordruck direkt den Vorstandsvorsitzenden der Gasprom Miller an, woraufhin dieser lakonisch antwortet: „An Burmistrowa: Einverstanden“.
Übrigens ist das Budget im Lauf eines Jahres bereits auf 134 000 000 Rubel gewachsen – Satulin beschloss nämlich, die offizielle Inflation von 6,42% zu berücksichtigen.
Anm.d.Red.: Der ursprüngliche Vertrag wurde im Oktober 2015 unterzeichnet und wurde jedes Jahr erneut unterzeichnet, und die Dokumente zur Verlängerung des Vertrags wurden wohl immer im September vorbereitet. So war die Jahresinflation im September 2016 genau auf dem Stand von 6,42%.
Förderungen
Man könnte natürlich denken, dass Satulin diese ganzen Millionen für die Organisation von zahlreichen Konferenzen und Projekten ausgibt, aber die entdeckten Berichte zeigen ein ganz anderes Bild.
Wegen Fragen zur Realisierung des Projekts „Die neueste Geschichte der Krim“ wendet sich Satulin an den Leiter der russischen Präsidentenverwaltung in gesellschaftlichen Projekten P.S.Senjkowitsch, der ihm bei der Lösung von entstandenen Problemen mit dem Förderer – der Gesellschaft „Snanije“ – helfen soll. Es sieht aus, als ob Satulins Institut sein Projekt nicht rechtzeitig abgab und er dazu aufgefordert wurde, die restlichen 600 000 Rubel zurückzuzahlen, wobei der Hauptteil des Projekts für 4,4 Millionen Rubel bereits fertiggestellt war.
Es kommt darauf hinaus, dass es hier um eine Förderung von der Gesellschaft „Snanije“ in Höhe von 5 000 000 Rubel fürs Jahr 2016 geht. Wir haben eine Benachrichtigung über den Erfolg beim Förderung-Wettbewerb vom Juli 2015 gefunden:
Und wie es aussieht, arbeiten diese beiden NGOs aktiv zusammen: So hat die Organisation der internationalen Konferenz „Auf der zweiten Spur. Die Rolle der Zivilgesellschaft und gesellschaftlicher Diplomatie bei der Entwicklung und Erweiterung der Schanghai-Organisation für Zusammenarbeit“ weitere 4 000 000 Rubel gekostet.
Wer steht denn hinter dem Fonds „Snanije“, der Förderungen in Millionenhöhe an Satulin auszahlt?
„Die Russische Frage“
Außer dem analytischen Zentrum hat Satulin noch ein weiteres Projekt: er moderiert eine eigene Sendung beim TV-Sender TWZ – „Russkij Vopros“ (zu dt. „Russische Frage“). Das ist eine schwache Kopie von Kisseljow und Solowjow, für die aber trotzdem ziemlich viel Gasprom-Geld draufgeht.
Diese Sendung wird seit Jahren von Gasprom finanziert. 20 Sendungen pro Jahr kosten dem Gas-Giganten bescheidene 5 000 000 Rubel.
An der Produktion dieser Sendung sind dieselben Mitarbeiter des Instituts der GUS-Länder beteiligt, aber schon als „Journalisten“. Hier tritt zum Beispiel der Leiter des Pressezentrums des Instituts, Iwan Skorikow, als ein Journalist der „Russischen Frage“ auf:
Offiziell wird dieser Laden als GmbH „Russische Frage“ bezeichnet, mit der der TWZ-Sender einen Vertrag zur Produktion von einer einzigen Sendung für stolze 700 000 Rubel (früher – 800 000 Rubel) unterzeichnete.
Das ist äußerst seltsam, denn zugleich verkauft TWZ Rechte für die Übertragung derselben Sendung an die regionalen Sender für einen Dreier wert. So kaufte der Sewastopoler Fernsehsender „NTS“ jede Ausgabe dieser Sendung für bloß 5 000 Rubel:
Ein ziemlich seltsames kommerzielles Bild. Die Gasprom gibt also Millionen Rubel für die Ausgabe einer Propagandasendung aus, der kommerzielle Sender TWZ zahlt auch noch fast eine Million Rubel für jede Ausgabe drauf, um am Ende die Rechte für die Übertragung für einen Dreier abzugeben? Oder brauchen einfach Gasprom&Co, dass die Sendungen a la „Russische Frage“ um jeden Preis gesendet werden? Was kosten dann dem russischen Budget die TV-Shows von Dmitry Kisseljow?
Die Krise ist aber auch hier zu spüren: Seit Anfang 2017 hat TWZ die Übertragung dieser Sendung eingestellt, hat aber die Beharrlichkeit von Satulin wohl unterschätzt, der einen Beschwerdebrief an Putin persönlich schickte – wenn also bald die Leitung des TWZ-Senders ausgetauscht werden sollte, werden wir uns nicht sonderlich wundern.
Unerwartete Funde
Als wir derartige finanzielle Zuschüsse für Satulin und seine Struktur sahen, erwarteten wir schwindelerregende Honorare für die Mitarbeiter des GUS-Instituts zu sehen, haben uns aber geirrt. Ihre Löhne belaufen sich auf 40-65 000 Rubel.
Wobei manchmal auch diese Mitarbeiter versuchen, luxuriös zu leben. So haben wir zum Beispiel einen Vertrag über den Immobilieneinkauf in Vereinigten Arabischen Emiraten gefunden, auf den Namen Alexandra Dokutschajewa (Leiterin der Diaspora- und Migration-Abteilung beim GUS-Insitut). Der Kaufvertrag für eine Wohnung von 87.9 Quadratmeter in der Stadt Ajman (Projekt Ajman Pearl, Gebäude B5, Wohnung 08) wurde 2013 abgeschlossen. Die Summe des Vertrags belief sich auf 142 370 US-Dollar.
Darüber hinaus haben wir Dokumente für den Kauf einer weiteren Wohnung im selben Gebäudekomplex gefunden (Das Projekt Ajman Pearl – Gebäude B5, Wohnung 7A) – 34 Quadratmeter für 79 329 US-Dollar:
Im Jahr 2016 wurden diese Verträge aber gekündigt:
Ziemlich seltsame Deals für Hunderttausende Dollar für einen einfachen Mitarbeiter einer NGO von Satulin. Womöglich wollte er als ein Abgeordneter der russischen Gosduma seine ausländische Immobilien nicht zeigen? Der Gedanke ist interessant, diese Arbeitsfront überlassen wir aber den russischen Antikorruption-Aktivisten. Um so mehr, da die Blogger über eine deklarierte Wohnung von Satulin und seiner Ehefrau in Spanien bereits schrieben.
Im zweiten Teil werden Sie erfahren, womit die Mitarbeiter des Instituts der GUS-Länder beschäftigt sind und mit Lösung welcher Fragen die Verwaltung des Abgeordneten der Gosduma Russlands Konstantin Satulin beauftragt ist.
Dieses Material wurde von Kirill Mefodijew exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
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3 Responses to “$2 Millionen Dollar von Gasprom an Konstantin Satulin für Diversionstätigkeit”
03/06/2017
Der russische Gosduma-Abgeordnete Konstantin Satulin löst Passfragen der "DVR"-Söldner - InformNapalm.org (Deutsch)[…] setzen unsere virtuelle Reise über die Korrespondenz des GUS-Länder-Instituts fort. Im ersten Teil haben wir erfahren, dass die russische „Gasprom“ der Hauptförderer von Konstantin Satulin ist – […]
05/08/2017
Aggressive russische soft power in Europa - InformNapalm (Deutsch)[…] wurde aus der Korrespondenz des „Instituts der GUS-Länder“ bekannt, dass die Gasprom 2 Millionen Dollar für Diversionstätigkeit dieser „autonomen nichtkommerziellen Organisation“ […]
19/11/2017
Serbien: Warum die Wahrheit über serbische Söldner im Donbas serbische Diplomaten außer sich bringt - InformNapalm (Deutsch)[…] Die Korrespondenz eines Mitarbeiters der Russischen Gortschakow-Stiftung zur Unterstützung öffentlicher Diplomatie offenbarte einen anderen Aspekt der „humanitären“ Tätigkeit Russlands, siehe: „$2 Millionen Dollar von Gasprom an Konstantin Satulin für Diversionstätigkeit“. […]