Die internationale Aufklärungsgemeinschaft InformNapalm analysiert weiterhin persönliche Unterlagen und die Korrespondenz des russischen Gosduma-Abgeordneten Konstantin Satulin und seiner Mitarbeiter aus dem Institut der GUS-Länder. Wir möchten daran erinnern, dass der Zugang zu vertraulichen Informationen der russischen Beamten und Politiker, darunter auch Wladislaw Surkow, dank der Hacktivisten aus der UCA (Ukrainische Cyberallianz) und CyberJunta ermöglicht wurde, die ihre Angaben an InformNapalm zwecks Analyse und öffentlicher Verbreitung weitergeleitet haben. Die gehackte Korrespondenz von Konstantin Satulin ist zur Fortsetzung der Geschichte mit der Veröffentlichung von vertraulichen Angaben von Alexander Usowskij (Teil 1 , Teil 2) geworden, in denen er als Organisator von prorussischen und antiukrainischen Aktionen und Provokationen im Osteuropa figurierte, darunter auch in Polen. Diese Publikationen erlaubten es, die inneren Mechanismen der Diversionstätigkeit Russlands und die Arbeit der russischen Propaganda in der EU aufzudecken, über die gerade viele internationale Medien schreiben.
Satulins Passwort und Tausende Bürger, die einen russischen Pass bekommen möchten
Wir setzen unsere virtuelle Reise über die Korrespondenz des GUS-Länder-Instituts fort. Im ersten Teil haben wir erfahren, dass die russische „Gasprom“ der Hauptförderer von Konstantin Satulin ist – dieses Unternehmen gibt Millionen Dollar für seine Tätigkeit aus. Heute erzählen wir, worin die Arbeit des GUS-Länder-Instituts besteht.
Wir haben Datendumps bekommen, die Tausende Dateien und Anfragen von Bürgern postsowjetischer Republiken sowie von Russischsprachigen aus der ganzen Welt enthalten, die davon träumen, einen russischen Pass zu bekommen, nach Russland zu ziehen und sich deshalb um juristischen Beistand bemühen. Satulins Tätigkeit kann man ziemlich einfach beschreiben: „Haben Sie Nostalgie? Koffer-Bahnhof-Russland!“
An seine Mitarbeiter, wie einst an Einwohnerämter der ehemaligen Sowjetunion, wenden sich Menschen, um Rat, Hilfe oder Dokumente zu bekommen. Alle Anfragen werden bearbeitet. Sie werden an den Russischen Föderalen Migrationsdienst, russisches Aussenministerium und den FSB verschickt. Konstantin Satulin und seine Mitarbeiter verbessern die demographische Situation in Russland in einer verdrehten Form, indem sie den Einwohnern der ehemaligen Sowjetunion sowie allen anderen, die sich irgendwo weit weg in Frankreich, Deutschland oder Uruguay als Russen wähnen, die Staatsbürgerschaft Russlands zu bekommen ermöglichen.
Nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine kommen die meisten Anfragen von Besitzern ukrainischer Pässe ein, die zwar nach Russland zurückkehren, nicht aber für die russische Welt im Donbas kämpfen wollen.
Der Donezker „Bergarbeiter“ Ruslan Marmasow erschafft „DVR“ im russischen Tula
Als wir die Dokumente analysierten, haben wir erfahren, dass der ehemalige Vorsitzende des Pressedienstes des Donezker Fussballclubs „Schachtar“ Ruslan Marmasow nicht in der „DVR“ bleiben wollte und in die russische Stadt Tula umzog.
Direkt nach seinem Übergang auf die Seite der „DVR“ begann Ruslan Marmasow stürmische Tätigkeit zur Erschaffung einer neuen Marionettenrepublik, war aber kurz darauf erlöscht und ist nach Moskau umgezogen, wo er journalistische Tätigkeit imitierte.
Obwohl er meistens in Moskau zu sehen ist, ist er mit seiner Frau in der Stadt Tula gemeldet.
Anscheinend hat er mit seinen imperialistischen Ambitionen selbst die lokalen russischen Beamten schockiert, die zu Erziehungszwecken den Artikel 7 „Gründe für die Absage für Ausgabe bzw. Annullierung der temporären Aufenthaltsgenehmigung“ (Föderales Gesetz vom 25.07.2002 N 155-FS) gegen ihn anwendeten. Dieser Artikel besagt, dass zu einem Absagegrund der Versuch eines Ausländers werden kann, für gewaltsame Veränderung der Grundlagen der Verfassung Russlands aufzutreten, bzw. seine Aktivitäten, die eine Bedrohung für Russlands Sicherheit darstellen.
„Berkut“ bittet um russische Pässe
Die Mitarbeiter des Charkiwer „Berkut“ haben da mehr Glück. Im April haben vier ehemalige „Berkut“-Mitarbeiter – Alexander Kostjuk, Artjom Wojlokow, Wladislaw Mastega und Vitaly Gontscharenko – die Ukraine verlassen, da gegen sie wegen Erschießung von Zivilisten am Maidan ermittelt wird:
Das ukrainische Gerichtssystem ließ sie nach Russland gehen, wo sie als erstes um eine „verdiente“ russische Staatsangehörigkeit baten, die ihnen von Satulin versprochen wurde.
Satulins Briefe an den Leiter des Föderalen Migrationsdienstes Russlands
Des Öfteren ist Satulin und seine Untergebenen gezwungen, gegen die russische Bürokratie vor Ort zu kämpfen, die in jedem Besitzer eines ukrainischen Passes in erster Linie einen ukrainischen Staatsbürger sieht und erst dann – einen Verteidiger der „Russischen Welt“. Zum Beispiel wendete sich die Organisation „Verein der Politemigranten und politischer Häftlinge aus der Ukraine“ an Satulin mit der Bitte um eine Aufenthaltsgenehmigung, nachdem die lokalen Beamten beschlossen, die ukrainischen Bürger Roman Griwa und Alexander Lach (ein Vertreter der „Partei der Regionen“ aus Lwiw) auszuweisen. Satulin schreibt direkt den Leiter des Föderalen Migrationsdienstes an, den Generaloberst Konstantin Romodanowskij (der dieses Amt bis zum Ende 2016 besetzte) an:
Das Institut der GUS-Länder arbeite mit dem Föderalen Migrationsdienst und dem russischen FSB eng zusammen. So bat Satulin noch im Dezember 2015 Romodanowski, den Status eines politischen Flüchtlings einem deutschen Staatsbürger zu gewähren:
Leon Raul Lasarj beteiligte sich 2014 an der Krim-Annexion als Vertreter der lokalen „Selbstwehr“, später ging er in die „DVR“, wonach er in der Datenbasis von „Myrotworez“ gelandet ist und sich nun davor fürchtet, zurück nach Deutschland zu gehen. Russische Beamte haben diesen patriotischen Impuls aber nicht entsprechend gewürdigt und ihm kein Asyl gewährt.
Seltsame Geschichte. Der Abgeordnete der russischen Gusduma ist also bei der Legalisierung eines prorussischen Terorristen aus Deutschland behilflich. Können Sie sich vorstellen, dass zum Beispiel ein Bundestag-Abgeordneter bei der Legalisierung eines IS-Söldners behilflich wäre? In Russland ist es aber normal.
(Anm.d.Red.: Derartige „Dienste“ seitens Satulin haben eine deutlich zu erkennende Logik: Jeder, dem Satulin geholfen hat, ist nun für den russischen FSB nackt und hängt an seinem Hacken. Wer weiss, mit welcher Bitte sich die russischen Geheimdienstler Jahre später an den deutschen Staatsbürger Lasarj wenden könnten, im Austausch für Geheimhaltung seiner Tätigkeit in der „DVR“. Russland: Eingang – ein Rubel, Ausgang – zwei).
Die Arbeit des Instituts ist sehr penibel – fast alle Anfragen werden beantwortet. Manchmal wundert es einen sogar, mit welchen Kleinigkeiten sich die Mitarbeiter für das Geld von „Gasprom“ beschäftigen. Hier zum Beispiel ein Ersuchen lettischer Bürger, ihnen langfristige Visen für Russland zu machen:
Kannst Du Russisch? Bekomme die Staatsbürgerschaft und entblocke VK auf dem Territorium Russlands!
Im letzten Jahr wurde im Institut viel Papier, Kraft und Energie auf Verabschiedung des Gesetzes über die „Träger der Russischen Sprache“ verwendet. Laut diesem Gesetz kann jeder Mensch, der einigermassen Russisch spricht, mit einer russischen Staatsbürgerschaft rechnen. Man muss nur eine Russisch-Prüfung ablegen, vom FSB geprüft werden und du bist ein Russe. Wir bieten allen Adepten der „Russischen Welt“ und den nach russischen sozialen Netzwerken Nostalgierenden diese einzigartige Möglichkeit zu nutzen und nach Russland zu ziehen! Um den „neuen Russen“ zu helfen, wurde beim GUS-Länder-Insitut sogar ein Schema zur Aufnahme der Staatsbürgerschaft oder eines offiziellen Status in Russland ausgearbeitet:
Das Institut der GUS-Länder hilft Tausenden Ausländern eine Aufenthaltsgenehmigung in Russland zu bekommen und russische demographische Probleme auf diesem Wege zu lösen. In diesem Fall begrüßen wir die Arbeit dieser Behörde, denn sie hilft vielen, in den heimischen Hafen Russland zurückzukehren.
Dieses Material wurde von Kirill Mefodijew exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel.
Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich (Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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3 Responses to “Der russische Gosduma-Abgeordnete Konstantin Satulin löst Passfragen der „DVR“-Söldner”
14/06/2017
Tidigare anställda av de ukrainska specialstyrkorna Berkut som flytt till Ryssland attackerar nu ryska demonstranter[…] nu för att gynna den ryska maktens strukturer. Vice ordförande i ryska duman och kommittén för CIS-frågor och relationer med landsmän, Konstantin Zatulin, har personligen engagerat sig i frågan om nytt […]
30/06/2017
Die nach Russland geflohenen Ex-Mitarbeiter des ukrainischen "Berkut" verprügeln nun Russen auf ihren Kundgebungen - InformNapalm.org (Deutsch)[…] 30. Mai 2017 hat InformNapalm ein Material bereitgestellt, in dem genau geschildert wurde, wie dieser Abgeordnete des russischen Parlaments die Passfragen […]
07/11/2019
Russische Sonderoperationen gegen die polnisch-ukrainische Zusammenarbeit im Laufe der Rapid-Trident-2019 - InformNapalm (Deutsch)[…] Der russische Gosduma-Abgeordnete Konstantin Satulin löst Passfragen der „DVR“-Söldner […]