
InformNapalm verfolgt weiterhin das Thema „Medienterror“ im Kontext der Situationsverschärfung im Raum von Awdijiwka und entlang der ganzen Demarkationslinie im Donbass.
Ende Dezember haben wir schon mal erwähnt, dass die Söldner erneut ihre Praxis der provokativen Angriffe auf das ihnen unterstellte Territorium anwenden, was wiederum auf Russlands Pläne hinweist, die Situation in der Konfliktzone weiterhin zu verschärfen.
Nun analysieren wir das Beispiel einer weiteren Provokation, die am Vorabend der Eskalation von Kampfhandlungen durchgeführt worden ist.
Am Abend des 26. Januar 2017 starteten die russisch-terroristischen Kräfte beim Dunkelheitseinbruch einen intensiven Angriff aus Wohnvierteln auf die Stellungen der ukrainischen Armee an mehreren Stellen der Demarkationslinie und versuchten, einen Gegenangriff zu provozieren.
Da sie das angestrebte Resultat nicht erreichen konnten, haben sie ihre erprobte Taktik angewendet – den Beschuss vom durch sie besetzten Territorium zwecks Erschaffung des gebrauchten Bildes für die russischen Medien.
Unter Beschuss wurden Donezk, Brjanka (Luhansker Gebiet), Horliwka und andere Ortschaften auf dem besetzten Territorium genommen. All das wurde von medialer Unterstützung seitens der Russischen Föderation begleitet.
All diese Provokationen zu analysieren ist schwierig, wenn aber auf den TV-Kanälen der russischen Söldner Fotos und Videos davon veröffentlich werden, wird es durchaus möglich, einige Ungereimtheiten in den verschiedenen Versionen der Propagandisten aufzudecken.
Es ist uns gelungen, Fotos und Videos von einer Einschlagsstelle in der Stadt Brjanka zu finden und die Geolokalisierung der Photos durchzuführen – das ist der Molodeschnyj-Bezirk, Haus Nr.8 und der Supermarkt „Olymp“ in Brjanka (Karte).
Foto 1-7
Für die Analyse haben wir auch das Video des Propagandakanals „ANNA News“ benutzt.
Nun lasst uns mal die Fotos genau betrachten. Auf den Fotos sieht man nicht die Stelle zwischen dem Haus und dem Supermarkt, Spuren vom Einschlag eines Geschosses (Trichter z.B.) sehen wir auch nicht. Der Charakter der schwarzen Feuerspuren im Bereich des 1. Stocks am Haus Nr.8 (Fotos 4,5,6) und der Beschädigungscharakter (ausgeschlagene Seitenüberdeckung an den Balkonen und die Beschädigung der Seitenwand am Eingang) lassen behaupten, dass das Geschoß an der angegebenen Ecke eingeschlagen ist. Und die Abwesenheit von Beschädigungen an der Seitenwand des Hauses Nr.8 zeugt davon, dass die Explosion an der Fassade des Hauses stattfand.
Auf dem Foto Nr.6 sehen wir diese Stelle. Warum sehen wir denn keinen Trichter? Der Trichter war wohl dermaßen klein, dass er entweder zugeschüttet oder aber absichtlich zugedeckt worden ist. Auf die kleine Schlagkraft des Geschosses weist auch der Charakter der Beschädigungen drumherum hin: es sind nur die Fenster und die Plastikverkleidung beschädigt worden, die Baumäste sind zwar abgebrochen, aber weder die Wand noch der danebenstehende Baum haben wesentlichen Schaden genommen. Die Schussweite von solchen Geschossen beträgt nicht mehr als 3 Kilometer.
Im Video von Anna News sieht man den Trichter sehr gut: er befindet sich am Baum und hat unbedeutende Größe – circa 50 Zentimeter. Beachtenswert ist auch die Abwesenheit von einer ausgeprägten Ellipse – das passiert, wenn das Geschoss in einer steilen Geschossbahn herunterfällt und aus einer kleinen Entfernung abgeschossen wurde. Auf dem Foto Nr.6 ist der Trichter mit Baumzweigen zugedeckt – bitte achten Sie darauf, dass die angeblich heruntergefallenen Zweige nur in der Nähe des Trichters liegen.
Etwas später sehen wir den gleichen Trichter, diesmal aber schon aufgegraben und für den Dreh „vorbereitet“ – selbst die Ellipse wurde in die gebrauchte Richtung markiert.
Trotz der kleinen Größe des Trichters behauptet der „Pressesprecher“ der terroristischen Organisation „LVR“ Andrej Marotschko, dass die Splitter angeblich von einem 152 mm Geschoss sind. In diesem Fall wird die Identifikation durch die Söldner absichtlich zu propagandistischen Zwecken verzerrt, um den Zuschauer zu verwirren.
Interessanterweise nehmen an den Propagandainszenierungen russische Offiziere aus dem gemeinsamen Koordinationszentrum teil – genauso wie im Fall der Inszenierung des Beschusses von Debalzewe. Das weist darauf hin, dass russische Offiziere nicht nur die aufklärerische, sondern beiläufig auch eine propagandistische Funktion erfüllen, wobei sie ihre Anwesenheit im besetzten Gebiet dank dem Koordinationszentrum legalisiert haben.
Ein weiteres wichtiges Detail ist die Tatsache, dass das Haus Nr.8 die Einschlagstelle vom Westen aus vollständig verdeckt, was die Wahrscheinlichkeit des Anflugs des Geschosses von der Seite der Stellungen ukrainischer Streitkräfte aus vollkommen ausschließt. Aber russische Propaganda interessiert sich wie gewohnt nicht für Fakten – in der Inszenierung muß möglichst viel Trash sein, darum gab es in der Reportage selbstverständlich auch wieder die professionellen „Klageweiber“, die entsprechend dem Drehbuch Russland dazu aufrufen, sie vor der „Kiewer Junta“ zu retten.
Der Charakter der Situationsverschärfung in Awdijiwka und anderen Ortschaften, die permanenten provokativen Beschüsse von ukrainischen Stellungen seitens der russischen Söldner aus dichtbesiedelten Wohnvierteln, sowie Angriffe auf Zivilisten weisen auf Russlands Pläne hin, die Eskalation der Kampfhandlungen weiter zu fördern. Dabei, wenn die Provokationen keinen benötigten Effekt erzielen, da es kein Gegenfeuer auf dichtbesiedelte Wohnvierteln seitens der ukrainischen Soldaten eröffnet wird, werden extra Beschüsse inszeniert, die mithilfe der medialen Unterstützung als „Strafoperationen der Junta“ dargestellt werden.
Lesen Sie zum Thema:
- „Awdijiwka unter BM-21 Feuer: Russische Feuerstellung lokalisiert“
- „Wer und wozu beschießt Donezk: Analyse eines Zwischenfalls“
Dieses Material wurde von Dmitry K. und Andrew Lysytskiy exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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2 Responses to “Brjanka: Von Russland inszenierte Beschüsse des besetzten Territoriums zwecks Konflikteskalation”
15/02/2017
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