In dieser Rückschau wurden die Top-10 der Fakes russischer Propaganda gesammelt, die 2016 verbreitet wurden. Selbstverständlich beschränkt sich die Liste russischer Fakes nicht auf die zehn, die in dieser Analyse vorgestellt werden. Ihr könnt eure Varianten einfach hinzufügen und die Aufzählung von 10 auf 100+ ergänzen.
Im dritten Kriegsjahr mit der Ukraine gibt Russland weiterhin Milliarden Dollar jährlich für die Propaganda aus, in der die Erzeugung von falschen Informationen – Fakes – eine besondere Rolle einnimmt. In Anbetracht dessen, dass die Lügenmärchen und Manipulationen russischer Propagandisten schon seit längerem keine Wirkung mehr auf die Ukrainer haben, ist das Hauptziel der inländische Konsument, sprich die Russen. Die Diffamierungen helfen der russischen Propaganda den Hasspegel auf die Ukraine aufrechtzuerhalten, eine pseudonationale Idee zu schaffen, „das russische Volk zu einen“, die verzerrten Werte der „Russischen Welt“ populär zu machen und von dem faulenden Westen zu brüllen. Der unverhohlene Wahnsinn wird erst aufhören zu funktionieren, wenn das allgemeine intellektuelle Niveau der russischen Bürger steigt und die Mehrheit in der Lage sein wird, die Informationen aus den Medien kritisch zu betrachten.
Die Liste der „grellsten“ russischen Fakes des zu Ende gegangen Jahres 2016:
1) Die „Ukropi“ haben einen „Aufständischen“ lebendig begraben.
Um die Brutalität ukrainischer „Bestrafer“ zu unterstreichen, haben russische Propagandisten ein gestelltes Video in den sozialen Netzwerke in Umlauf gebracht, in dem Männer in Militäruniformen mit Sturmhauben, angeblich von den ukrainischen Streitkräften, eine Person in eine Grube werfen und ihn anschließend mit Erde zuschütten. Dabei streuten sie ukrainische Worte ein, um es realistischer aussehen zu lassen: „Bist du noch nicht verreckt… fang“. Und als Grabstein haben die erbarmungslosen „Ukropi“ ein Schild mit der Aufschrift „Separ“ aufgestellt. Erstaunlich ist, dass kein Blut des gekreuzigten Jungen ins Bild geriet. Das Fake-Video wurde mit Freuden vom Sender des russischen Verteidigungsministeriums „Swesda“ und REN-TV weiterverbreitet.
2) Rammstein – ein „Putin-Anhänger“
Die russische Propaganda verbreitete Informationen darüber, dass der Solist der Band Rammstein Till Lindemann ein leidenschaftlicher Fan von Wladimir Putin sei.
Deshalb hat Till auch ein T-Shirt mit Putins Konterfei angezogen. In Wirklichkeit war auf Tills T-Shirt ein Totenkopf zu sehen gewesen. Die „Komsomolskaja Prawda“ ging weiter als alle anderen, indem sie das Fake-Foto im Artikel „Solist von Rammstein: Sogar Angela Merkel kann sich nicht mit solcher Popularität rühmen wie Wladimir Putin“ veröffentlichte, in dem das gesamte Zitat von Till vom ersten bis zum letzten Wort erfunden war – der Sänger meldete, dass er so etwas nicht gesagt habe.
Die Propagandisten machten das alte Haus Till derart wütend, dass die Publikation in der BILD-Zeitung auch genauso betitelt wurde „Ich wurde Opfer von Putin-Propaganda“.
3) Propagandisten des Fernsehsenders „Rossija-1“ haben ein Mädchen im Gerichtssaal, in dem die Befragung von Wiktor Janukowytsch stattfand, als stellvertretende Innenministerin Deeva ausgegeben.
Die Propagandisten können auch einfach so mal Exkremente in den Ventilator werfen, wenn sie es unbedingt wollen. Sie suchten sich im Video das erstbeste Mädchen mit Brille aus, wie Anastasia Deeva (er reicht im Besitz einer Brille zu sein, mehr Ähnlichkeiten braucht es nicht, der Logik der Propagandisten nach „fressen es die Leute“ auch so) und voilà – es gibt einen Grund von der intimen Fotosession der skandalträchtigen ukrainischen stellvertretenden Innenministerin zu berichten.
«Eine lebhaftere Debatte herrscht über das Erscheinen der Stellvertreterin von Awakow im Gerichtssaal. Während der Übertragung gerät tatsächlich diese Blondine, gekleidet in einer Bluse, ins Bild. Und die Tatsache, dass Anastasia Deeva eine Bluse trägt ist an sich schon bemerkenswert. Das Netz kennt Deeva in einer anderen Aufmachung. Das ist die selbe Deeva, die in Awakows Abteilung für die europäische Integration zuständig ist – na für was denn sonst. Und durch ihre gesamte Erscheinung demonstriert sie die Nähe zum freien Europa“, – glossierte der Propagandist.
4) Die Flugzeugträgergruppe der Russischen Marine wurde mit Bildern der United States Navy illustriert.
In den russischen Medien wurde auch zu grafischen Manipulationen gegriffen, um der landeseigenen Flotte mehr Macht verleihen zu können. So wurde die Schiffsgruppe der Russischen Seekriegsflotte geleitet von dem beschämenden und qualmenden Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“, der den Ärmelkanal betrat, in den russischen Medien mit einem Bild der Flugzeugträgerkampfgruppe der United States Navy illustriert. Der amüsante Fake, der in den Sozialnetzwerken ausgelacht wurde, hat dem „Räuchern“ der russischen Flotte eine zusätzliche Tragik verliehen.
5) Der FSB auf der Krim hat Softairwaffen für Kriegswaffen ausgegeben. Die fabrizierte Anschuldigung.
Fakes werden auch aktiv vom russischen FSB bei seiner Arbeit eingesetzt, mit Unterstützung der Medien. So hat InformNapalm im November 2016 ein Fake einer operativen Aufnahme des FSB aufgedeckt, in der die Silowiki auf der besetzten Krim Softairwaffen für Kriegswaffen ausgegeben haben und was als Vorwand für die Festnahme und die Freiheitsberaubung ukrainischer Experten benutzt wurde.
Bei dem Fake wurden sogar die Einzelheiten plump fabriziert – ein paar Päckchen mit der Aufschrift „Rote Paprika“, um auch den engstirnigsten russischen Fernsehzuschauer zu verklickern, dass die „Spione-Terroristen“ aus der Ukraine stammen. Natürlich kam das Sujet nicht ohne die „schwere Artillerie“ von „Jaroschs Visitenkarte“ aus.
6) Drei Flüchtlinge haben tagelang ein 13-jähriges russischsprachiges Mädchen in Deutschland vergewaltigt.
Dieses Video wurde auf russischen Fernsehkanälen verbreitet. Die Berliner Polizei meldete glasklar: „Nach Ermittlungsergebnissen hat es keine Entführung oder Vergewaltigung gegeben“. Und überhaupt ist es gut, dass die Propagandisten in dem Sujet das Mädchen zumindest nicht gekreuzigt haben. Der Junge aus Slowjansk, wie wir uns erinnern können, hatte weniger Glück.
7) Kisseljow zeigte einen gefälschten Ausweis der SS Division „Galizien“.
Bei Dmitri Kisseljow gab es nicht eine Ausgabe, in der er nicht dreist und zynisch gelogen hat. Doch besonders plump ist die Sendung geworden, in der er angeblich einen Ausweis in den Händen hält. Allerdings ist auf dem Bild in dem Dokument, den der Propagandist vorführt, nicht die Person abgebildet, über die Kisseljow sprach und der Text ist in der modernen Schriftart Times New Roman gedruckt mit Fehlern in der deutschen Sprache, die beim Übersetzen mit Hilfe des Google-Übersetzers gemacht werden. Und das i-Tüpfelchen ist das Zitat von Hitler, das auch nicht von ihm stammte.
8) Das Sujet über die „böse Europäische Union“ und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit Russland, basierend auf völlig an den Haaren herbeigezogenen Worten von interviewten Franzosen.
Beim französischen Sender Canal+ war man nicht zu faul und ließ kein gutes Haar an dem gesamten propagandistischen Sujet von „Rossija 24“ über die Euroskeptiker in Frankreich. Ebenso wurde jeder ausfindig gemacht, der von den russischen Propagandisten interviewt wurde.
Es stellte sich heraus, dass die Worte der Franzosen nicht nur falsch übersetzt wurden, ihnen wurde wissentlich etwas zugeschrieben, was die Menschen überhaupt nicht gesagt haben.
9) Der Journalist von Ukrinform Roman Suschtschenko – ein „Spion und Diversant“.
Im Netz gibt es Artikel, die der Journalist während seiner Arbeit in Frankreich verfasste. Einige von ihnen enthalten negative Aussagen über Putin und die Pseudorepubliken. Als dieser Journalist zu seinen Verwandten nach Moskau reiste, wurde er von dem FSB „eingesackt“. Dabei wurden keine Beweise dafür vorgelegt, dass Roman Suschtschenko als Staatsgeheimnis geltende Informationen über die Russischen Streitkräfte gesammelt habe. Roman ist zu einer weiteren Geisel des putinschen Regimes geworden, festgenommen um ihn später gegen einen der „eigenen Leute“ austauschen zu können und einen überschüssigen Joker für die Verhandlungen zu haben.
10) Russische Beobachter werden nicht zu den amerikanischen Wahlen zugelassen.
Die Zeitung „Isvestija“ hat einen erlogenen Artikel mit dem Titel „Russische Beobachter werden nicht zu den amerikanischen Wahlen zugelassen“ veröffentlicht. Dieser Artikel wurde wiederum von anderen Propagandisten aufgegriffen, zum Beispiel von Russia Today – «United States bars Russian monitors from presidential polls – elections commission». Und der Höhepunkt der Fakepromotion: Der Sprecher des russischen Außenministeriums kommentiert die Pseudoinfo und legalisiert dabei größtmöglich den Fake. In Wahrheit wurden russische Beobachter nur in drei Bundesstaaten nicht zugelassen, wobei in zwei davon Beobachter aus keinem Land der Welt zu der Wahl zugelassen werden.
Das ist nur die Spitze des Lügeneisbergs, der das Kernstück der Arbeit russischer Medien darstellt. Und es sollte keine Zeit für die Aufdeckung aller Fakes verschwendet werden. Die Ukrainer sind bereits seit Langem gegen sie immun. Aber es schadet nicht, sich öffentlich einen Spaß daraus zu machen, wie den eigenen Bürger durch die russischen Propagandisten Desinformation verfüttert wird.
Mit den gleichen Methoden gegen die russische Propaganda anzukämpfen und ihr auf den Fersen zu bleiben, indem Millionen für Gegenpropaganda ausgegeben werden ist sinnlos. Die Antwort der Ukraine sollte im anderen Bereich erfolgen: Echte Erfolge an der militärischen Front, greifbare Verbesserung des Lebensstandards, echte Reformen, reelle Veränderungen in der ukrainischen Kultur usw.
Das Material für die Veröffentlichung wurde von Alexey Minakov exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Nachdruck und Verwenden des Material ist ein Hinweis auf den Autor und unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser zu der aktiven Verbreitung unserer Publikationen in den Sozialnetzwerken auf. Die Verbreitung der Untersuchungen im öffentlichen Diskurs, kann den Lauf des informativen und militärischen Widerstands verändern.
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