Ein Zeitsoldat der 4. russischen Besatzungsbasis in Zchinwali wurde identifiziert, der zur IBF „Tscheburaschka“ im Donbas hinzukommandiert wurde („IBF“- illegale bewaffnete Formationen).
Im Lauf der dreijährigen Tätigkeit hat InformNapalm über 75 Truppenverbände der Streitkräfte Russlands identifiziert, die am unerklärten Krieg gegen die Ukraine beteiligt waren. Der Großteil der aufgedeckten Abteilungen gehört zum Südlichen Militärbezirk Russlands, darunter auch zum Bestand der russischen Militärbasen, die auf den besetzten Territorien Georgiens stationiert sind.
Über die „rostow-ukrainischen Dienstreisen“ der Militärangehörigen der russischen 7. Militärbasis der 49. Armee des Heeres des Südlichen Militärbezirks Russlands (Einheit 909332, Gudauta, besetztes Abchasien, Georgien) wurde mehr als genug berichtet. Diese Militäreinheit figuriert in 28 (!) Publikationen von InformNapalm und ihr „Donbas-Abenteuer“ umfasst den Zeitraum zwischen 2014 und 2016.
Über die Teilnahme von Militärangehörigen der russischen 4. Besatzungsbasis der 58. Armee des Südlichen Militärbezirks (Einheit 66431, Zchinwali Bezirk, sogenanntes „Südossetien“, besetzter Teil Georgiens) ist uns allerdings wenig bekannt. Zu einer berühmten Episode, die mit der 4. Militärbasis im Zusammenhang steht, wurde das Festhalten des Militärgeräts dieser Militäreinheit im Donbas, insbesondere der Panzerfahrzeuge „Wystrel“ (KamAZ-43269) Ende 2014 bis Anfang 2015, siehe: „Russische Panzerfahrzeuge aus einem Okkupationsstützpunkt in Zchinwali (Georgien) sind nach Luhansk verlegt worden“. Informationen über die Beteiligung dieses Truppenvebands am russischen Krieg gegen die Ukraine gab es bislang aber noch nicht.
Im Ergebnis einer neuen OSINT-Untersuchung ist es uns gelungen, einen Zeitsoldaten dieses Truppenverbands zu identifizieren, der auf einer „ukrainischen Dienstreise“ gewesen ist.
Untersuchungsobjekt: Andrej Sergejewitsch Wertelko
Geb. 16.04.1991 in der Stadt Wolschskij des Wolgograd-Gebiets. Leistete seinen Wehrdienst 2010-2011 bei den Luftlandetruppen, vermutlich beim 247. Luftsturmbataillon der 7. Luftlandedivision. Seit Ende 2013 ist er ein Zeitsoldat der 4. Militärbasis, vermutlich als Scharfschütze. Im Frühling 2015 wurde er zur Ausbildung am Lehrzentrum für Drohnen-Operatoren in Kolomenka des Moskauer Gebiets geschickt.
Seit August 2015 wird er im Bestand der IBFs im Donbas (nahe Nowoasowsk) registriert, und zwar in der sogenannten 3. „Stalingrad-Kompanie“ des Bataillons „Tscheburaschka“
In sozialen Netzwerken: VK1 (archiviertes inaktives Profil, Album 1, 2, Kontakte), VK2 (archiviertes aktives Profil, Album 1, 2, Kontakte)
Die Tatsache, dass A. Wertelko seit 2013 und später, unmittelbar während seiner „ukrainischen Dienstreise“ 2015, ein aktiver Militärangehöriger der 4. Militärbasis war, belegen die Bilder aus der durch Russland besetzten Region Georgiens Zchinwali, die in seinem Fotoalbum vorhanden sind. Darunter auch ein Foto vom Dezember 2013 vor dem Hintergrund eines durch Russen zerstörten georgischen Dorfes, sowie die Bilder aus Frühling-Sommer 2015 – auf diesen sehen wir eine für die 4. Militärbasis charakteristische grüne Kaserne (Wertelko ist mit einem roten Pfeil markiert). Ein Panoramabild von einer identischen Kaserne und einige Bilder mit der Statue des georgischen Heiligen Georgij sind in seinem Fotoalbum ebenfalls vorhanden.
Mehr noch, es ist uns gelungen festzustellen, dass vor der Verlegung in den Donbas im Frühling 2015 A.Wertelko einen Ausbildungskurs im Fach „Drohnen-Operator“ im Moskauer Vorort Kolomna durchlief, was die Geotags auf einigen Bildern belegen. Dort befindet sich nämlich das Zentrum für Kampfeinsatz von Unbemannten Luftfahrzeugen.
Übrigens ist es uns gelungen, auf den Bildern aus derselben Serie (ein Teil davon wurde 2016 in das zweite Profil unseres Untersuchungsobjekts hochgeladen) einen Dienstkollegen von Wertelko von der 4. Militärbasis namens Alan Kewrosow (mit blauem Pfeil markiert) zu identifizieren, mit dem zusammen unser Untersuchungsobjekt die Ausbildung an der Schule für Spezialisten im Fach „Drohnen-Operator“ machte.
Alan Kasbegowitsch Kewrosow
Geb. 14.07.1987, stammt aus Nordossetien. Wohnhaft in Staniza Archonskaja. Leistete seinen Wehrdienst bei einem Truppenverband des Innenministeriums am Nordkaukasus. Später diente er nach Vertrag bei verschiedenen Militäreinheiten des Verteidigungsministeriums Russlands. Seit Anfang 2015 ist er ein Zeitsoldat der 4. Militärbasis. Im Frühling 2015 wurde er ins Drohnen-Lehrzentrum in Kolomenka geschickt. Qualifikation: Haupt-Operator der Drohnen „Orlan-10“ und „Leer-3“.
Seinem angegebenen Status („Teilnehmer der Kampfhandlungen“) und der Verbindung mit unserem Untersuchungsobjekt A. Wertelko nach, nahm Kewrosow auch am unerklärten Krieg gegen die Ukraine teil. 2016 wurde er gekündigt, wegen „Nichteinhaltung des Vertrages“ – vermutlicher Grund ist seine Weigerung, auf eine weitere „ukrainische Dienstreise“ zu fahren.
In sozialen Netzwerken: Aktives VK1 (archiviertes Profil, Album, Kontakte), inaktive VK2 und VK3. Sein Resumeе auf der Webseite „Karrierist“.
Unserer Einschätzung nach ist der kleine Informationsumfang über die Teilnahme der Militärangehörigen der 4. Militärbasis am Krieg gegen die Ukraine durch objektive Faktoren bedingt: Die 4. Militärbasis, im Unterschied zur 7. Militärbasis der 49. Armee, untersteht dem Kommando der 58. Armee und liegt geografisch auf einer ziemlich großen Entfernung von der Grenze zur Ukraine.
Wenn beispielsweise die Verlegung einer Kampfgruppe der 7. Militärbasis aus Abchasien ins Rostower Gebiet mittels Eisenbahn erfolgt und keine besonderen Schwierigkeiten bereitet, so ist es im Fall mit der 4. Militärbasis ganz anders: Die nächstliegende Eisenbahnstation befindet sich hinter dem Kaukasus-Gebirge, also wird man zur Verlegung von Personal und Militärgerät einen kilometerlangen Marsch aus Zchinwali und Dschawa nach Nordossetien unternehmen müssen. Unter Berücksichtigung des schwierigen Gebirgsreliefs und der Klimabedingungen ist das nicht jederzeit möglich, und bedeutet auch wesentlich mehr Kosten, darunter auch, was den aktiven Betrieb der wichtigsten Kampfkomponente betrifft: Den Panzer T-72, BMP-2 und anderer Kettenfahrzeuge, die zur Bewaffnung dieses Truppenverbands gehören.
Des Weiteren sollte man auch das System der Komplettierung des Personalbestands der 4. Militärbasis berücksichtigen: Dort dienen hauptsächlich Wehrdienstleistende, keine Zeitsoldaten. Deshalb sind zwar andere Truppenverbände des Südlichen Militärbezirks wie die 7. Militärbasis, die 17., 8. und andere motorisierte Schützenbrigaden zu „Stammgästen“ im ukrainischen Donbas geworden, die Teilnahme der 4. Militärbasis aber auf Entsendung von einzelnen Zeitsoldaten (oder kleinen Gruppen) beschränkt ist, die während ihres Dienstes bei den IBFs (illegale bewaffnete Formationen) im Donbas noch immer zum Personalbestand dieses Truppenverbands gehören und dort ihr Entgelt und Zulagen erhalten.
Gesondert möchten wir das „Myrotworez“-Zentrum erwähnen, das grandiose Arbeit zur Registrierung und Identifikation von Separatisten, Söldnern und regulären Militärangehörigen der Streitkräfte Russlands leistet. Die Information über A. Wertelko ist auch in der Datenbasis von „Myrotworez“ vorhanden. Darin wird unser Untersuchungsobjekt als ein Söldner der IBF angeführt, seine Zugehörigkeit zu den regulären russischen Streitkräften wird aber auch nicht ausgeschlossen. Wie wir sehen, hat sich diese Vermutung bestätigt.
Bestand und Bewaffnung der 4. Militärbasis
Dieses Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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