Die russische Besetzung der ukrainischen Krim begann vor vier Jahren. Nach den drei Monate dauernden Protesten des Euromaidan in der Ukraine, die in Erschießungen von Protestierenden durch Sondereinsatzkräfte der Polizei gipfelten, musste der Präsident der Ukraine Wiktor Janukowytsch vor einer Gefängnisstrafe fliehen. Viele ukrainische Top-Funktionäre schlossen sich ihm an – Minister, Abgeordnete und Vorsitzende von Behörden. Der Staatsapparat stand in Erwartung von Entscheidungen und neuer Ernennungen des Parlaments praktisch still. Die Ukraine befand sich in einer kurzen Phase des politischen Schwebezustands, den Russland unverzüglich für die bewaffnete Besetzung der Krim – und später auch des Donbas – nutzte. Und obwohl seitdem schon viele Jahre vergangen sind, bleiben einige Details dieser Operation unerforscht, und die russische Führung und die Mittäter der Besetzung der Krim wurden immer noch nicht zur Verantwortung gezogen.
Vor einiger Zeit bekam die Gemeinschaft ukrainischer Hacktivisten „Ukrainische Cyberallianz“ (UCA) Zugang zu einzigartigen Daten, die bei der Ergänzung der Liste von Mittätern der militärischen Besetzung von Krim bedeutende Hilfe leisten könnten. Diese Informationen wurden von der UCA exklusiv an die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm zum Zweck der weiteren Analyse weitergeleitet. Wir haben unsererseits versucht, die Daten durch die Aufklärung in allgemein zugänglichen Quellen (OSINT) zu überprüfen, und präsentieren hiermit den Lesern die Ergebnisse unserer Arbeit.
Unser Bericht besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil erinnern wir an einige bekannte Tatsachen bezüglich der Besetzung der Krim und beschreiben den Kontext für diejenigen, die Einzelheiten dieser Ereignisse schon vergessen haben (falls Sie sie kennen, können Sie diesen Teil überspringen). Im zweiten Teil erklären wir genau, welche Dokumente wir von der UCA bekommen haben und was wir dabei entdeckten. Zum Schluss stellen wir kurze Schlussfolgerungen vor.
1. Einige bekannte Fakten bezüglich der Besetzung der Krim
1.1. Hybride Besetzung
Die Operation zur Invasion auf die Krim trug einen hybriden Charakter. Sowohl reguläre Militärverbände Russlands als auch paramilitärische Organisationen – darunter hauptsächlich Mitglieder des russischen Kasakentums aus verschiedenen Regionen Russlands – nahmen an dieser Operation teil. Paramilitärische Verbände wurden zum Kern der bewaffneten Vereinigung „Selbstverteidigung der Krim“, die sich bei der Blockierung und Einnahme von Verwaltungsgebäuden und andere Objekten in Krim aktiv zeigte.
Trotz ihrer Auffälligkeit spielten die Milizen der „Selbstverteidigung der Krim“ nur eine Nebenrolle. Die Hauptlast der Aufgaben bei der Einnahme von ukrainischen Militäreinheiten sowie Infrastruktur- und Kommunikationsknotenpunkten lag bei den Soldaten der regulären russischen Armee. Sie spielten drei Rollen:
1) Auftreten in der Menschenmenge in Zivilkleidung;
2) Vorgehen in der Kleidung von ukrainischen Polizeiverbänden;
3) Durchführung von Spezialaufträgen der Heeresleitung Russlands – in voller Kampfbekleidung, aber ohne Erkennungsabzeichen und mit verdeckten Gesichtern.
Diese Heimlichtuerei diente dem Zweck der Illusion eines Volksaufstandes auf der Krim und sollte der internationalen Gemeinschaft ein falsches Bild der Konfrontation zwischen der Zivilgesellschaft und lokalen Repräsentanten der Zentralregierung demonstrieren. Die Welt sollte eine Rebellion der lokalen Bevölkerung gegen die imaginäre ethnische Diskriminierung und einen Kampf für die Wiedervereinigung mit dem „Brudervolk“ – den Russen – sehen. Und das Gesehene bestenfalls befürworten oder im ungünstigsten Falle – sich einfach heraushalten.
1.2. Invasionsgruppierung
Die hybride Besetzungsarmee war sehr zahlreich und vereinte verschiedene Truppengattungen. Nach Schätzungen des Nachrichtendienstes des ukrainischen Verteidigungsministeriums setzte Moskau für die Besetzung der ukrainischen Halbinsel über 70.000 russische Einsatzkräfte ein. 12.000 davon waren Militärangehörige.
Darunter waren nicht nur Militärangehörige, die sich im Rahmen des am 21. April 2010 unterschriebenen Abkommens zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine zur Stationierung der Schwarzmeerflotte Russlands auf dem Territorium der Ukraine befanden. Seit Ende Februar 2014 führte Russland eine weit angelegte illegale Verlegung seiner Militärverbände auf das Territorium der Krim durch.
Bis zum heutigen Zeitpunkt sammelte die Militärstaatsanwaltschaft der Ukraine Beweise für die Teilnahme der 31. separaten Garde-Luftsturmbrigade und des 45. separaten Garde-Speznasregiments der Luftlandetruppen (M/E 28337), der 98. Garde-Luftlandedivision der Luftlandetruppen (M/E 65451), der 76. Garde-Luftsturmdivision der Luftlandetruppen, der 18. separaten motorisierten Schützenbrigade, der 58. Armee des Heeres des Südlichen Militärbezirks der Streitkräfte Russlands und der 15. separaten motorisierten Schützenbrigade der Friedenstruppen Russlands (M/E 90600) an der Besetzung der Krim.
Jedoch ist diese Aufzählung wahrscheinlich bei Weitem nicht vollständig. Anhand von der von unserer Gemeinschaft erstellten Liste von Trägern der Medaille „Für die Rückholung der Krim“ könnten auch folgende Verbände an der rechtswidrigen Annexion der Krim beteiligt gewesen sein: die 21. separate motorisierte Schützenbrigade (M/E 12128), 7. Panzerbrigade (M/E 89547), 32. separate motorisierte Schützenbrigade (M/E 22316), 10. separate Speznasbrigade GRU (M/E 51532), 16. separate Speznasbrigade GRU (M/E 54607), 19. separate motorisierte Schützenbrigade (M/E 20634), 74. separate motorisierte Schützenbrigade (M/E 21005) und die 2. separate Speznasbrigade GRU. Wir haben keine Verbände der Schwarzmeerflotte Russlands in diese Liste aufgenommen.
1.3. Zeitpunkt der militärischen Besetzungsoperation von Krim
Das genaue Datum der Anlandung von „grünen Männchen“ sorgte zunächst für Kontroversen, bis Russland selbst den Schlussstrich unter die Diskussionen zog – auf der Rückseite der russischen Medaille „Für die Rückholung der Krim“ sind Datumsangaben 20.02.2014-18.03.2014 zu sehen.
Gegen vier Uhr zwanzig am 27. Februar besetzten ca. 120 Soldaten mit Maschinenpistolen in Kampfausrüstung ohne Erkennungsabzeichen das Gebäude des Parlaments und der Regierung der Krim. Anschließend gab es eine Welle von Einnahmen von Schlüsselobjekten auf der Halbinsel – Verwaltungsgebäude, Flugplätze, Telekommunikationsknotenpunkte und Militäreinheiten. Parallel dazu verlief die Aufstockung des Besatzungskontingents.
Am 16. März wurde unter der Aufsicht der russischen Besatzungsarmee ein Referendum zum Status der Krim abgehalten, am 17. März wurde die unabhängige Republik Krim ausgerufen, die um die Aufnahme in die Russische Föderation gebeten hat, und am 18. März wurde der Vertrag über die Angliederung der Krim an Russland unterschrieben. Schon am 20. März wurde dieser Vertrag schleunigst von der Staatsduma Russlands und am 21. März vom Föderationsrat ratifiziert, was Russland endgültig den Status eines Aggressorstaates verliehen hat.
Das Referendum vom 16. März wurde nicht nur von allen Regierungsinstanzen der Ukraine für illegitim erklärt, sondern auch von der OSZE, dem Europarat und der Venedig-Kommission. Am 27. März 2014 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, die das am 16. März abgehaltene Referendum zur Abtrennung von der Ukraine und die anschließende Annexion der Halbinsel durch Russland nicht anerkennt.
1.4. Invasionswege der russischen hybriden Armee auf die Halbinsel
Russland transportierte bewaffnete Kräfte auf dem See-, Luft- und Landweg auf die Krim.
Auf dem Landweg kamen die Söldner hauptsächlich mit Autos und nutzten die Autobahn Charkiw-Simferopol. Sie gaben sich als Kosaken und Zivilisten aus.
Für den Transport auf dem Seeweg nutze Russland sowohl die militärische als auch die zivile Schifffahrt. Zum heutigen Zeitpunkt ist es bekannt, dass die großen Landungsschiffe der Alligator-Klasse „Nikolaj Filtschenkow“, „Kaliningrad“, „Minsk“, „Olenegorskij gornjak“, „Asow“, „Saratow“ und viele weitere kleinere Schiffe zur Besetzungsoperation der Krim herangezogen wurden. Es stellt ein Problem dar, die Bewegungen aller zivilen Schiffe zu verfolgen, es steht aber unmissverständlich fest, dass russische Landetruppen die Fähren „Ejsk“ und „Nikolaj Axjonenko“ nutzten – dies wurde während der russischen Besetzungsoperation der Krim des Öfteren vom staatlichen Zolldienst der Ukraine berichtet.
Russische Militärangehörige wurden auf die Krim unter anderem mit Flugzeugen und Hubschraubern transportiert. Dazu wurden sowohl Militärlandeplätze der Schwarzmeerflotte Russlands auf der Krim als auch die von russischen Verbänden während der Militäroperation besetzten zivilen Flughäfen genutzt. Dabei fehlen offizielle Angaben zur Anzahl von russischen Militärflugzeugen, die zwischen dem 20. Februar und 20. März auf der Krim landeten. Man kann sich jedoch ein Bild über das Ausmaß des Problems machen, wenn man die Worte des damaligen Repräsentanten des Präsidenten der Ukraine auf der Krim, Sergej Kunizyn, bedenkt, denen zufolge zum 2. März mindestens 13 Flugmaschinen IL-76 mit russischen Fallschirmjägern auf der Krim angekommen sind. Neben Flugzeugen gab einen massiven Einsatz von Hubschraubern Mi-8 und Mi-24.
1.5. Moskaus Lügen
Die gesamte Besetzungsoperation von Krim verlief unter maximaler Geheimhaltung vor der internationalen Gemeinschaft. Russische TV-Kanäle behaupteten hartnäckig, die maskierten bewaffneten Männer seien nur Teilnehmer von „lokalen Selbstverteidigungskräften“. Alle Truppen- und Waffentransporte wurden geleugnet. Informationen über einzigartige Waffensysteme, die sich ausschließlich im Bestand der russischen Armee befinden (z.B. die gepanzerten Fahrzeuge „Tigr“ und „Iveco LMV“), wurden vehement abgestritten. Am 4. März behauptete der russische Präsident Putin bei einem Treffen mit Journalisten, dass keine Streitkräfte Russlands an den Blockierungen ukrainischer Militäreinheiten in Krim teilnähmen. „Das sind die lokalen Selbstverteidigungskräfte“, verkündete Putin. Am Tag danach bezeichnete der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu Foto- und Videobeweise für der Teilnahme von russischen Militärangehörigen ohne Erkennungsabzeichen an der Besetzungsoperation der Krim als Provokation. Auf die Frage eines Journalisten über die Präsenz russischer Streitkräfte in Krim antwortete Schoigu „Absolut keine!“
Und schon am 17. November 2014 gab Putin zu, dass Militärangehörige Russlands an der Invasion der Krim teilnahmen, womit er die Tatsache der Militäraggression gegen einen unabhängigen souveränen Staat zugab.
Mit der Annektierung von Krim brach Russland 407 bilaterale und 80 internationale Abkommen mit der Ukraine und bekräftigte seine Rolle als Kriegsverbrecherstaat, zu dem Russland sich bereits 2008 durch die Invasion in Georgien gemacht hatte.
2. 1097 Skelette in der Vorratskammer der Militäreinheit 27777
2.1.2.1. Sag uns, was du gegessen hast, und wir sagen dir, wo du warst
Hiermit kommen wir zum eigentlichen Thema. Die Ukrainische Cyberallianz stellte uns zwei Textdateien zu Verfügung. Die Dokumente wurden der Mailbox von Alexander Alexandrowitsch Popov (Foto, Passangaben 1, 2, 3), dem Leiter der Logistikabteilung der Militäreinheit 27777 des Südlichen Militärbezirks (18. separate motorisierte Schützenbrigade, Stationierungsorte: Kalinowskaja und Chankala, Tschetschenien), entwendet.
In beiden Dokumenten geht es um ein harmloses Thema – Lebensmittelversorgung für Militärangehörige. Jedoch ist alles nicht so simpel, wie es zunächst erscheint.
Das erste Dokument wurde am 6. März 2014 erstellt. Es handelt sich um einen Auszug aus der Anordnung Nr. 48 der Militäreinheit 27777, in der folgendes Zitat zu finden ist: „Die unten aufgelisteten Militärangehörigen des Speznasbataillons werden ab dem 7. März 2014 wegen Durchführung von Kampfaufgaben als abwesend betrachtet, sie werden von der Versorgungsliste gestrichen, ihnen werden Trockenrationen und Verpflegungszeugnisse für 11 (elf) Tage vom 7. März bis 17. März ausgehändigt“. Anschließend folgt eine Liste mit 202 Militärangehörigen. Sie können sich hier mit dem eigentlichen Dokument vertraut machen.
Das zweite Dokument ist auch ein Auszug aus der Anordnung der Militäreinheit 27777 mit der Nummer 53. Sie wurde am 14. März 2014 erstellt: „Den unten aufgelisteten zur Durchführung von Kampfaufgaben abkommandierten Militärangehörigen der Militäreinheiten 27777, 63354, 29202 werden Trockenrationen für 3 (drei) Tage vom 16. März bis 18. März 2014 ausgehändigt“. Anschließend folgt eine Liste mit 891 Namen. Den eigentlichen Auszug finden Sie hier.
Eine offensichtliche Frage kommt in den Sinn: welche Kampfaufgaben mussten fast 1.100 Mann – darunter 202 Soldaten des Speznasbataillons – durchführen? Russland führte doch nach eigenen Angaben im März 2014 keine Kriegshandlungen. Beide Datumsangaben passen jedoch in den Zeitrahmen der Durchführung der Besetzungsoperation der Krim. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Menschen in beiden Fällen an der Militäraggression gegen die Ukraine teilnahmen. Aber Vermutungen allein sind nicht ausreichend, um jemanden für schuldig zu erklären, deswegen suchten wir nach weiteren Beweisen.
2.2. Unsere Befunde
Eine Liste aus 1097 Menschen zu bearbeiten, ist bei Weitem nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Jedoch hatten wir keine Wahl, und heute ist endlich der Tag gekommen, an dem wir mit Ergebnissen unserer Höllenarbeit ein wenig prahlen möchten.
Zum Zweck der verbesserten Nutzbarkeit haben wir beide Listen in eine Tabelle mit Sortier- und Suchfunktionalitäten zusammengefügt. In dieser Tabelle findet man jede relevante Information, die wir zu jedem Militärangehörigen finden konnten. Die Tabelle finden Sie in der russischsprachigen Version dieses Artikels unter Punkt 2.1.
2.3. Analyse der interessantesten Fakten
2.3.1. Transportwege der Militärangehörigen aus der Liste 1097 auf der Krim
Während wir das Netz nach Informationen durchsuchten, fanden wir interessante Einzelheiten über die Teilnahme der 18. SMSBr. an der Besetzung der ukrainischen Halbinsel heraus.
Erstens wurden Militärangehörige laut Fotoangaben auf mehreren Wegen gleichzeitig auf die Krim transportiert.
Die meisten Fotos wurden auf der zivilen Verkehrsfähre „Nikolaj Axjonenko“ aufgenommen. Wir fanden sowohl Bilder aus dem Hafen „Kaukasus“ und dem Hafen „Krim“ als auch Fotos der auf der Fähre geladenen russischen Militärtechnik. Wir präsentieren einige von ihnen.
Der MG-Schütze und Aufklärer der 2. Abteilung der 2. Speznasgruppe der 1. Speznaskompanie des Speznasbataillons Magomed Alautdinowitsch Chamatajew an Bord der Fähre „Nikolaj Axjonenko“, Hafen „Krim“.
Der Oberfahrer der 3. Abteilung des 1. KfZ-Zuges der KfZ-Kompanie (Munitionsversorgung) des Logistikbataillons Ajdemir Deschdemirowitsch Mustafajew an Bord der Fähre „Nikolaj Axjonenko“, Hafen „Kaukasus“.
Foto mit der auf der Fähre „Nikolaj Axjonenko“ geladenen Militärtechnik. Gefunden im Fotoalbum des Fahrers der 1. Abteilung des 1. KfZ-Zuges der KfZ-Kompanie (Munitionsversorgung) des Logistikbataillons Usman Badrudiewitsch Gadajew.
Obwohl die meisten Fotos nach dem 20. März 2014 hochgeladen wurden, sind folgende Einzelheiten besonders zu beachten:
- Die Militärangehörigen sind in vorschriftswidrige Uniformen ohne Erkennungsabzeichen gekleidet;
- Auf vielen Fotos sind Militärangehörige mit Maschinenpistolen bewaffnet;
- Fotos von derselben Fährenfahrt findet man in den Profilen einer ganzen Gruppe von Militärangehörigen, darunter mehrere Gruppenfotos;
- Militärangehörige sind warm gekleidet, die meisten tragen Kopfbekleidung, was die Jahreszeit der Aufnahmen eindeutig macht.
So hat beispielsweise Mussa Achmedowitsch Gussejew, Fähnrich der Militäreinheit 63354 (136. SMSBr., Stationierungsorte: Bujnaksk, Gerej-Awlak und Botlich in der Republik Dagestan) Fotos von der Fähre am 11. März 2014 hochgeladen:
Auf weiteren zwei Fotos entdeckt man ein bemerkenswertes Detail. Das ist das Datum der nächsten technischen Überprüfung des Hebewerks auf der Fähre – 12.09.14.
Daraus schließen wir, dass die Fotos nicht vor dem 12. September aufgenommen werden konnten, sonst wäre auf dem Hebewerk ein anderes Datum aufgezeichnet. Und wie wir schon oben erwähnt haben, konnten die Fotos nicht in der Sommerzeit gemacht worden sein. Da auf der Krim am 12. September noch Sommertemperaturen herrschen, können wir die Zeitspanne der Aufnahmen auf den Winter – Frühling 2014 eingrenzen.
Als weiterer Beweis können Fotos dienen, die schon am Land aufgenommen wurden – im Hafen „Krim“. Auf einem von ihnen sieht man eine Säule mit der ukrainischen Flagge und der Aufschrift „Ukraine. Krim“, die nach der Ankunft der Besetzungsregierung schleunigst ersetzt wurde.
Foto von der Profilseite des Fahrers der KfZ-Abteilung des Logistikzuges des Speznasbataillons Iljas Chasirowitsch Midajew, Hafen „Krim“:
Foto von der Profilseite des Oberfeldwebels Witalij Sergejewitsch Pribytkow, Militärangehöriger der M/E 63354 (136. SMSBr.; Stationierungsort: Bujnaksk, Gerej-Awlak und Botlich in der Republik Dagestan)
Zu den wichtigsten Bestätigungen unserer Hypothese über die unmittelbare Teilnahme der Militärangehörigen auf den von der UCA an uns übergebenen Listen zählen wir die Medaillen „Für die Rückholung der Krim“, mit denen einige von den auf der Fähre aufgefallenen Militärangehörigen ausgezeichnet wurden – Magomet Alaudinowitsch Chamatajew, Sergej Nikkolajewitsch Kartschewskij, Marat Nasrutdinowitsch Magomedow, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Obwohl der Truppentransport mit der Fähre den Eindruck einer Massenabfertigung macht, können wir nicht behaupten, dass alle Militärangehörige aus unseren Listen mit Fähren auf die Halbinsel gelangten. So haben wir beispielsweise auf drei Profilseiten von Militärangehörigen in einem Hafen aufgenommene Fotos mit Militärschiffen im Hintergrund gefunden. Auf zwei davon kann man mit Sicherheit behaupten, dass es sich um große Landungsschiffe handelt. Eins davon konnten wir identifizieren, es ist das große Landungsschiff „Kaliningrad“, das im Frühjahr 2014 unter den Transportschiffen der Besetzungsarmee der Krim aufgelistet wurde.
Foto des Unteroffiziers Wladimir Andrejewitsch Sobowoj mit dem GLS „Kaliningrad“ im Hintergrund im Hafen von Noworossijsk. Hochgeladen zur Profilseite am 12. März 2014.
Im Fotoalbum von einem der Inhaber der Medaille „Für die Rückholung der Krim“ – dem Granatwerferinfanteristen und Funker des Fernmeldetrupps des Fernmeldezuges des motorisierten Schützenbataillons Magomedow Marat Nasrutdinowitsch – findet man ein Foto in vorschriftswidriger Uniform ohne Erkennungsabzeichen in der Nähe eines Flugzeugs IL-76MD. Auf einem anderen Foto aus demselben Album steht eine Gruppe von Militärangehörigen vor einem IL-76MD mit der deutlich sichtbaren Bordnummer RA-78805:
Die Bordnummer führte uns zu weiteren Erkenntnissen über das Flugzeug: Die Maschine mit der Seriennummer 0093492783 gehört der Luftwaffe Russlands.
Leider konnten wir noch nicht bestätigen, dass diese Maschine für den Transport russischer Truppen auf die Krim eingesetzt wurde, aber wir haben ein Video gefunden, das auf den möglichen Einsatz dieses Flugzeuges für den Rücktransport von Militärangehörigen der 18. SMSBr. aus der Krim hindeutet.
Im ersten Teil des Videos sieht man das Flugzeug mit der Bordnummer RA-78805 auf einem unbekannten Landeplatz. Im Video sind viele Männer überwiegend in militärischen Winterbekleidung zu sehen, die auf das heranrollende Flugzeug warten. Zwei Männer führen einen Dialog in tschetschenischer Sprache, ihr Gespräch kann man folgendermaßen zusammenfassen: Zuerst geht es darum, dass ihnen Putin dieses Flugzeug schickt und sie jetzt nach dem erfolgreichen Abschluss der Mission guten Gewissens zurückkehren können. Danach sagen sie, dass sie bei Bedarf wieder kommen, um sich Donezk, Charkiw und Luhansk zu holen.
Vollständige Textfassung des Dialogs im Video
Mann mit der schwarzen Mütze: „Da ist das Flugzeug, das Putin uns schickt. Zur Rückholung von der Krim“.
Der Mann mit der Kamera sagt: „Lob dem Allmächtigen, wir haben getan, was wir begonnen hatten, und jetzt fahren wir stolz nach Hause. Dieses Ding (das Flugzeug) kommt direkt auf uns zu. Nicht wahr? Es ist unglaublich! Wir fahren danach nach Donezk, stimmt’s?“
Schwarze Mütze: „So Gott will“.
Kameramann: „Wir werden zu Ende bringen, was wir angefangen haben“.
Schwarze Mütze: „So Gott will“.
Kameramann: „Wir werden zu Ende bringen, was wir angefangen haben“.
Schwarze Mütze: „So Gott will“.
Kameramann: „Überlassen wir es den Händen des Allmächtigen“.
Schwarze Mütze: „Luhansk, Donezk, Charkiw – wir holen alles zurück. So Gott will“.
Kommt mit einer Schirmmütze heran: „Rjasan habe ich erobert, Astrachan habe ich erobert… [Humor]“
Kameramann: „Von diesem Lärm kann man taub werden“
Schwarze Mütze: „Vielleicht ist das Flugzeug schon alt“.
Nicht im Bild: „Ja, ja, das ist das 76-er“.
Nicht im Bild: „Schau, wohin sie uns setzen wollen … [schimpft]“.
Nicht im Bild: „Siehst du das Maschinengewehr? “
Nicht im Bild: „ Friede sei mit euch!“
Nicht im Bild: „Schau, welchen Wind er auf uns bläst!“
Dieses Video wurde am 2. Oktober 2014 auf YouTube hochgeladen. In der Beschreibung wird behauptet, dass es vom Handy eines gefangengenommenen tschetschenischen Söldners stammt, der in der Ukraine kämpfte. Zusammen mit Fotomaterialen aus dem Album erlaubt uns dieses Video die Vermutung, dass die Menschen im Video nach dem Abschluss der Besetzungsoperation von Krim zurück nach Russland transportiert werden und dass das Video auf einem der auf der Krim besetzten Landeplätze aufgenommen wurde. Inwiefern unsere Vermutungen richtig sind, überlassen wir dem Urteil des Lesers.
Wir sammeln weiter Informationen bezüglich des möglichen Truppentransports von Militärangehörigen der 18. SMSBr. mit Schiffen und Flugzeugen auf die Krim und werden alle neuen interessanten Funde umgehend veröffentlichen.
Und jetzt kommen wir zu unseren weiteren Fundstücken.
2.3.2. BTR-82A der Militäreinheit 27777
Auf der Profilseite des MG-Schützen der 3. motorisierten Schützenabteilung der 3. motorisierten Schützenkompanie des 1. motorisierten Schützenbataillons Wladimir Pawlowitsch Lukjanzew haben wir ein Foto von ihm in vorschriftswidriger Uniform ohne Erkennungsabzeichen neben einem Schützenpanzerwagen BTR-82A mit der Bordnummer 139 und einer Überschrift „Auf der Krim“ gefunden. Das Foto wurde am 13. März 2014 hochgeladen:
Dieses Foto ist deswegen interessant, weil der BTR-82A eine komplett überholte Version eines BTR-80 ist. Dieses Modell wird Verbänden der russischen Armee seit 2011 zu Verfügung gestellt. Die ukrainischen Streitkräfte haben diese Technik von Russland nie angekauft und verfügen über keine Einzelstücke. Das ist ein Beweis dafür, dass Russland nicht nur Personal sondern auch Militärtechnik auf die Krim geschickt hat.
Skeptiker werden uns wahrscheinlich entgegnen, dass man anhand von einem einzelnen Foto keine weitgehenden Schlüsse ziehen darf. Aber wir haben im Internet weitere Bestätigungen gefunden.
Zuerst möchten wir Ihre Aufmerksamkeit aber auf zwei weitere Fotos richten.
Eins von ihnen haben wir bei dem zuvor erwähnten Lukjanzew gefunden. Auf dem Foto steht er wieder auf einem BTR-82A. Das Foto ist mit „in Krasnodar“ beschriftet und wurde am 9. März 2014 hochgeladen.
Ein weiteres Foto von einem BTR-82A haben wir bei einem anderen Militärangehörigen gefunden – Usman Badrudijewitsch Gadajew. Auf diesem Foto steht er erneut auf einem BTR-82A in einer „Gorka“-Uniform ohne Erkennungsabzeichen.
Wir konnten den Aufnahmeort nicht feststellen, aber wir können einige Merkmale des Fahrzeuges festhalten – dreifarbige Tarnfärbung und dunkelrote Bordnummern. Nach dem Vergleich aus mehreren Perspektiven können wir mit Sicherheit die dreistellige Bordnummer bestimmen – „207“.
Und jetzt kommen wir zum interessantesten Teil. Am 13. März 2014 erscheint auf YouTube ein Video mit Ereignissen vom 12. März. Im Video ist eine Kolonne der Militärtechnik zu sehen, die sich gegen fünf Uhr entlang der Fernstraße Kertsch-Feodossija bewegt. In dieser Kolonne sind erneut mehrere BTR-82A zu sehen.
Wenn man das Video bei niedriger Geschwindigkeit abspielt, dann kann man bei genauem Zuschauen die dreifarbige Tarnfärbung der Militärtechnik erkennen. Bordnummern der Fahrzeuge wurden überstrichen, aber in der 38. Sekunde kann man die erste Ziffer der Bordnummer erkennen, die aus Nachlässigkeit sichtbar gelassen wurde. Das ist die Ziffer „2“, und sie ist dunkelrot.
Wir können nicht mit Sicherheit behaupten, dass es sich bei dem Fahrzeug im Video um das BTR von Gadajews Foto handelt, denn wir können solche Schlüsse nicht anhand einer Ziffer aus der dreistelligen Nummer ziehen. Aber die Gesamtheit aller Merkmale – Modell, Typ der Färbung, die Art, wie die Bordnummer aufgetragen wurde (Schablone) – erlaubt es uns, von einem hohen Wahrscheinlichkeitsgrad dessen zu sprechen, dass auf dem Video ein BTR-82A aus dem Bestand der M/E 27777 zu sehen ist.
2.3.3. Das Lager in Woinka
Den Fotos mit Fähren, Schiffen und Flugzeugen folgten Bilder von Militärangehörigen mit Zelten unter Tarnnetzen, alten unbewohnten einstöckigen Gebäuden und Betonmauerzäunen im Hintergrund. Alle sahen wie Fotos aus einem Feldlager aus. Einige wurden mit dem Geotag „Woinka“ versehen, bei anderen wurde dieselbe Ortschaft in Kommentaren genannt:
Woinka, ein großes Dorf des Bezirks Krasnoperekop auf der Krim, ist ein Dorf von großer Bedeutung – genau hier kreuzen sich alle Autostraßen der Halbinsel, die durch die Landenge von Perekop führen. Es gibt eine Eisenbahnstation im Dorf, und es liegt in der Nähe des Nord-Krimkanals, der für die Deckung des Süßwasserbedarfs gebaut und nach der Annexion vom ukrainischen Festland trockengelegt wurde.
Die Frage, ob russische Truppen tatsächlich in diesem Dorf stationiert wurden, überprüften wir anhand von Informationen über die Stationierungslager der 18. SMSBr. aus anderen öffentlichen Quellen. Die Suche war erfolgreich.
Erstens fanden wir ein am 11. März 2014 veröffentlichtes Interview, in dem ein tschetschenischer Mann, der sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in Sewastopol befindet, darüber berichtet, dass sich Kadyrow-Kämpfer auf der Krim befinden, die aus Kertsch nach Woinka verlegt wurden:
– Bist du schon lange auf der Krim?
– Ja, ich kam hierher, um mich anzumelden, will hier leben, ein Russe werden, und es ist einfacher, von hier nach Hause zu fahren. Unsere Kadyrow-Kämpfer sind auch schon da, es gibt allgemein viele Tschetschenen hier.
– Hast du dich mit ihnen unterhalten?
– Ja, habe ich, in Kertsch. Sie wurden danach nach Woinka abtransportiert. Sie haben mir über das Treffen von Ramsan Kadyrow mit Refat Tschubarow erzählt, bei dem er Tschubarow sagte, „nicht zu fummeln“. Von der ganzen Bevölkerung der Krim betragen die Tataren nur 12%, wo wollen sie sich denn einmischen? Sie sind gerade erst zurückgekehrt, haben neues Leben angefangen. Man hat ihnen alles ermöglicht: sie können leben, arbeiten, Häuser und Moscheen bauen. Wofür sollen sie kämpfen?
Es stellt sich die Frage, warum ausgerechnet Woinka zum Stationierungsort des tschetschenischen Militärverbandes gewählt wurde und ob diese Wahl zufällig war. Es bestand nämlich eine interessante frühere Verbindung zwischen diesem Dorf und Tschetschenien. Hier gab es für die muslimische Gemeinde des Dorfes eine Moschee, benannt nach Achmat Kadyrow, dem ersten Präsidenten der Tschetschenischen Republik und Vater von Ramsan Kadyrow, ihrem aktuellen Präsidenten.
Das ist kein Streich. Der Bau der Moschee wurde von Ramsan Kadyrow finanziert, und die Eröffnung fand am 21. August 2010 statt – dreieinhalb Jahre vor der Besetzung. Ein Bericht über die feierliche Eröffnung der Moschee kann man bis heute auf der offiziellen Webseite des Oberhauptes und der Regierung der Tschetschenischen Republik sehen. Wir können nicht mit 100% Sicherheit behaupten, dass religiöse Beziehungen bei der Wahl des Stationierungsortes für Militärangehörige aus Tschetschenien eine Rolle gespielt hätten, aber wir vermuten einen starken Einfluss.
Solche indirekte Hinweise sind nicht ausreichend, deswegen suchte unsere Mannschaft weiter. Auf YouTube fanden wir einige mit Mitte März datierte Videos mit Militärtechnik unweit des Dorfes. Am interessantesten fanden wir dieses Video:
Darauf ist deutlich ein großes Lager für Militärtechnik zu sehen. Man kann schiefe Betonmauerzäune, Reihen von verlassenen Lagergebäuden mit hier und da angehäuften Betonblöcken und Stromleitungspfosten erkennen. Alle Technik ist schwer zu erkennen, aber man sieht verdeckte KamAZ-LKWs und Schützenpanzerwagen.
Nach diesem Hinweis konnten wir schnell den genauen Punkt auf der Karte bestimmen. Das sind alte verwahrloste Viehfarmen südlich des Dorfes, GPS-Koordinaten des Objekts: 45.8590, 33.9915 (45°51’32.4″N 33°59’29.4″E).
Jetzt zeigen wir anhand eines Fotos, dass russische Militärangehörige ihr Stationierungslager genau hier aufschlugen.
Foto von der Profilseite des Oberfahrers und Tankwarts der 2. Abteilung des 1. KfZ-Zuges der KfZ-Kompanie (Kraftstoffanlieferung) des Logistikbataillons Magomedrassul Magomednabijewitsch Mugutdinow.
Wir werden hier keine weiteren Fotos auflisten, um Sie mit diesem umfänglichen Material nicht unnötig zu überlasten. Sie können alle in der Tabelle aufgelisteten Fotos unter den angegebenen Links finden und selbstständig überprüfen.
In einem weiteren YouTube-Video sehen wir gegen 0:25 erneut den bereits bekannten dreifarbigen BTR-82A, und ab 0:28 erscheint ein Führungsfahrzeug auf der Basis von KamAZ-4350 „Mustang“, das ein ausschließlich russisches Modell ist und sich niemals im Bestand der Bewaffnung der ukrainischen Armee befand.
Diese Technik dient als ein weiterer Beweis dafür, dass Militärangehörige der 18. SMSBr. sich zum angegebenen Zeitpunkt in der Ortschaft Woinka des Bezirks Krasnoperekop auf der Krim befanden.
2.3.4. Bezirk Dschankoj und weitere Details
In Profilen von Militärangehörigen fanden wir auch Fotos, die darauf hinweisen, dass Besatzungsverbände der 18. SMSBr. auch in andere Bezirke aufbrachen oder in anderen Feldlagern im Norden der Krim stationiert wurden. So haben wir beispielsweise bei mehreren Militärangehörigen Fotos entdeckt, aufgenommen neben der Säule „Krim – Land des Partisanenruhmes“ neben dem Denkmal für Flakfeuerschützinnen des 1576. Flakartillerieregimentes im Bezirk Dschankoj gleich nach der Einfahrt auf das Territorium der Autonomen Repulik Krim aus dem Gebiet Cherson der Ukraine (auf der Halbinsel Tüp-Dschankoj). Ungefähre GPS-Koordinaten: 45.9776, 34.5715 (45°58’39.4″N 34°34’17.4″E).
Foto von der Profilseite des Linienaufsehers der 3. Linienkabelverbindungsabteilung des Funk- und Kabelverbindungszuges der Fernmeldekompanie des Fernmeldebataillons Pawel Segejewitsch Storoschkow neben der Säule „Krim – Land des Partisanenruhmes“ neben der Einfahrt auf die Krim aus Tschonhar.
Ein weiterer Militärangehöriger hat ein Foto neben der gleichnamigen Säule bei der Einfahrt in Armjansk.
Militärangehörige der 18. SMSBr. prahlten unter anderem mit ihren Fotos vom Siwasch-See:
Foto von der Profilseite des stellvertretenden Kommandeurs einer Aufklärungskompanie des Aufklärungsbataillons Ruslan Wiktorowitsch Serikow. Siwasch-See
Ein BTR-82A in dreifarbiger Ausführung kam an einem weiteren Ort zum Vorschein – unweit von Armjansk. Fotos davon wurden am 18. März 2014 von einem Blogger aus Wladiwostok namens Alexander Chitrow hochgeladen (Archiv des Blogs). Im Artikel erscheint das Foto unter der Nummer 16.
Es existieren unzählige weitere Fotos mit kleinen Details, die auf die Präsenz von russischen Militärangehörigen in der Ukraine hindeuten: Fotos mit ukrainischer Währung, Saft „Sadotschok“ auf dem Mittagstisch, Zelt mit „Obolon“-Reklame auf einer Straße, eine Torte in der Form der Krim-Halbinsel mit der russischen Flagge drin u.v.m. Sie alle überzeugen uns noch mehr davon, dass Militärangehörige der 18. SMSBr. sich im März 2014 auf der Krim befanden und an der Besetzung der Krim unmittelbar teilgenommen haben.
2.4. Zusammenführung von Routen und Datumsangaben
Und jetzt versuchen wir, alle Daten zusammenzuführen und sie grob nach Beweisen und Datumsangaben zu sortieren.
Nehmen wir die Fotos mit dem frühesten Datum:
- Lukjanzews Foto auf dem BTR-82A mit der Aufschrift „in Krasnodar“ vom 9. März 2014
- Gussejews Foto von der Fähre „Nikolaj Aksjonenko“ vom 11. März 2014
- Sobowojs Foto in Noworossijsk mit dem großen Landungsschiff „Kaliningrad“ im Hintergrund vom 12. März 2014
- Lukjanzews Foto mit der Aufschrift „auf der Krim“ vom 13. März 2014
Und jetzt vergleichen wir sie mit Datumsangaben im Video:
- Video mit der Militärtechnikkolonne in der Nähe von Feodossija vom 12. März 2014
- Zwei Videos aus Woinka vom 13. März 2014
Man beachte auch die Worte des tschetschenischen Mannes (im Interview), die uns vermuten lassen, dass einige tschetschenische Verbände sich schon vor dem 11. März 2014 im Dorf Woinka befanden.
Man sollte nicht außer Acht lassen, dass die Truppentransporte von Militärangehörigen der 18. SMSBr. wahrscheinlich nicht gleichzeitig passierten sondern in mehreren Etappen verliefen. Nichtsdestotrotz musste mindestens eine Gruppe von Militärangehörigen schon zum 12.-13. März in Woinka angetroffen sein.
Dabei ist zu beachten, dass sowohl Gussew als auch Lukjanzew im Auszug aus der Verordnung Nr. 53 genannt sind, was eigentlich darauf hinweist, dass sie zum 16.-18. März auf der Krim gewesen sein sollten. Jedoch lädt Lukjanzew schon am 13. März ein Foto aus der Krim hoch, was bedeutet, dass die Verordnung zum 16.-18. März nicht die einzige war. Es stellt sich heraus, dass es eine weitere Verordnung geben musste, die die Militärangehörigen zu einem früheren Zeitpunkt in die Krim abkommandiert hatte; und die Verordnung Nr. 53 vervollständigt sie nur oder wurde sogar nachträglich erstellt.
Wir wissen, dass die 18. SMSBr. wahrscheinlich auf drei Wegen auf die Krim transportiert wurde:
- die Fährenfahrt „Krim – Kaukasus“;
- auf Schiffen der russischen Militärflotte;
- mit Hilfe von Flugzeugen/Hubschraubern.
Jedoch fehlen uns noch Hinweise, um die komplette Transportroute des zweiten der drei Transportwege zu rekonstruieren.
Dafür verfügen wir über ausreichende Beweise bezüglich des Fährentransports. Wir möchten die komplette Route von Militärangehörigen auf die Krim anhand von einer „Fährengruppe“ veranschaulichen:
Wir haben anschließend die Datumsangaben der Verordnungen mit der Timeline von ausgewählten Ereignissen auf der Krim zwischen dem 20. Februar und 18. März 2014 in Krim verglichen, um das Bild des Geschehens zu vervollständigen.
Schlussfolgerung
Aufgrund unserer Suchergebnisse in öffentlichen Quellen konnten wir direkte Beweise für die Teilnahme von 101 Militärangehörigen aus der Liste (9,21%) an Militäroperationen außerhalb Russland ausfindig machen. 60 davon (5,47%) nahmen mit Sicherheit an der Besetzung der Krim teil: 38 (3,46%) bekamen die Medaille „Für die Rückholung der Krim“, für weitere 22 haben wir aussagekräftige Beweise in Form von Fotos und Videos gefunden. Das lässt uns mit hohem Gewissheitsgrad behaupten, dass die an uns von der UCA weitergeleiteten Dokumente authentisch sind, und die in diesen Listen erwähnten Militärangehörigen der M/E 27777 tatsächlich an der Besetzungsoperation von Krim teilnahmen.
Die Identifizierung und Beweisermittlung gegen 60 Militärangehörige aus der Liste 1097 haben sich als eine schwere Aufgabe herausgestellt, denn Russland führt in letzten Monaten eine aktive Kampagne gegen die Nutzung sozialer Netzwerke durch Militärangehörige. Bei vielen Militärangehörigen aus der Liste fanden wir Verweise auf Profilseiten, die schon gelöscht oder gesäubert wurden. Nichtsdestotrotz kann hier keine Rede von Zufall sein, da wir nicht nur 1 bis 2 sondern insgesamt 60 Beweise gefunden haben. Folglich sind die Verordnungen echt, und etwa 99% der aufgelisteten Militärangehörigen tragen Mitschuld am Akt der Militäraggression gegen die Ukraine.
Unzählige von uns analysierte Tatsachen zeugen von einem organisierten und durchdachten Charakter des Truppentransportes der 18. SMSBr. Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Pläne für die Besetzungsoperation der Krim bei der russischen Heeresführung nicht spontan im Februar 2014 entstanden sind, wie es von Wladimir Putin behauptet wird, sondern mehrere Monate oder sogar Jahre lang erarbeitet wurden. Die Koordination der Verbände und die Geschwindigkeit ihres Vorstoßes auf der Krim zusammen mit Hunderten von kleinen Tricksereien, um die Zugehörigkeit zu Streitkräften Russlands zu vertuschen, zeugen davon, dass der Aggressionsakt vor langer Zeit geplant wurde und alle Rollen in diesem Szenario schon geschrieben und einstudiert waren. Der Kreml war sich bewusst, dass dies einen Bruch des internationalen Rechts darstellt. Moskau nahm den Bruch von UNO-Anordnungen und Kriegsverbrechen bewusst in Kauf.
Was einzelne Militärangehörige der 18. SMSBr. angeht, so waren sie sich auch darüber im Klaren, wohin und wofür sie abkommandiert wurden. Die Verordnung lautete „zur Durchführung von Kampfaufgaben“, ihnen wurden Kampfwaffen ausgehändigt, während der „Aufgabe“ trugen sie Uniformen ohne Erkennungsabzeichen und überstrichen Markierungen auf der Militärtechnik. Sie wurden in Ortschaften transportiert, wo sie sich unter Zivilisten mischen und sie als Schutz nutzen sollten. All das zeugt davon, dass sie ihre Verbrechen bewusst begingen und auf ihre Taten stolz sind: Sie fotografieren Torten in der Form der besetzten Halbinsel und prahlen mit Medaillen „Für die Rückholung von Krim“.
Die Maschinerie der Justiz ist langsam und unflexibel. Jedoch bietet Unwissenheit einem Verbrecher keinen Schutz vor dem Gesetz. Russische Militärangehörige, die an der Besetzungsoperation von Krim teilnahmen, glauben noch, dass sie ihre Verbrechen von der Welt verstecken und der Rechtschaffenheit entfliehen können. Jedoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.
In der Zwischenzeit möchten wir sie bitten, die von uns ermittelten Tatsachen möglichst weit zu verbreiten. Im Namen der Gerechtigkeit.
Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Volodymyr Cernenko; korrigiert von Klaus H. Walter/Irina Schlegel.
Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich (Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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One Response to “Liste 1097: Wie die 18. SMSBr. der Streitkräfte Russlands die Krim besetzte”
02/02/2020
Die russische Satellitenstation R-441-OW "Liwenj" im besetzten Donezk - InformNapalm (Deutsch)[…] Über den Einsatz dieser Fähre zur Verlegung des Besatzungskontingents auf die Krim berichteten wir in einem Artikel über die russische 18. SMSBr: „Liste 1097: Wie die 18. SMSBr. der Streitkräfte Russlands die Krim besetzte“. […]