Am Vorabend des neuen Jahres, dem 31. Dezember 2017, haben russische Militärangehörige bedeutende Verluste in Syrien erlitten – und das mindestens zwei Mal. Das Verteidigungsministerium Russlands versuchte, die Angaben über diese Zwischenfälle vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen, aber die Informationen darüber sickerten in den Medien durch, woraufhin das russische Verteidigungsministerium sich gezwungen sah, darauf mit einer Verspätung von drei-vier Tagen öffentlich zu reagieren.
Syrien: Eingang – ein Rubel, Ausgang – zwei Rubel
Am 1. Januar 2018 wurde bekannt, dass am 31. Dezember 2017 ein russischer Kampfhubschrauber Mi-24 in Syrien abgestürzt ist, beide Besatzungsmitglieder starben. Erst nach Meldungen in sozialen Netzwerken und den Medien gab das russische Verteidigungsministerium am 3. Januar 2018 dieses Faktum zu – allerdings mit vielen Unstimmigkeiten, was die Einzelheiten der Katastrophe angeht.
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Am Abend des 3. Januar teilte die russische Zeitung „Kommersant“ unter Hinweis auf zwei eigene militärisch-diplomatische Quellen Einzelheiten des zweiten Zwischenfalls mit. Nach Angaben der Zeitung wurde die russische Luftwaffenbasis Hmeimim durch radikale Islamisten unter Mörserbeschuss genommen. Infolge des Beschusses wurden zumindest sieben Flugzeuge vernichtet: vier Jagdbomber Su-24, zwei Mehrzweckkampffugzeuge Su-35S und ein militärisches Transportflugzeug An-72. Über zehn Militärangehörige wurden dabei verwundet.
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Am 4. Januar war das russische Verteidigungsministerium gezwungen, das Faktum des Mörserbeschusses zuzugeben, behauptete aber, es seien nur zwei russische Militärangehörige gestorben, und stritt die Informationen über die Vernichtung von mehreren Flugzeugen der Luftwaffe Russlands ab.
Unser OSINT-Aufklärer Anton Pawluschko schrieb auf seiner FB-Seite: „Eine äußerst komische Situation mit dem Beschuss der Hmeimim-Basis. Alle haben plötzlich angefangen, dem Artikel im Kommersant zu misstrauen und zu behaupten, dass keiner die Verantwortung auf sich genommen hat. Offensichtlich haben alle vergessen, wie Sacharowa (Pressesprecherin des russischen Aussenministeriums) Ende letzten Jahres hysterisch erzählte, dass die Kämpfer dort nun irgendwelche Waffen haben und nun aus diesen Waffen Russen unter Beschuss nehmen könnten: „Das ist natürlich von jedem Standpunkt aus kontraproduktiv, das widerspricht allen Abmachungen, die angenommen wurden“. Dann machen wir mal die Pressemitteilung des russischen Verteidigungsministeriums vom 4. Januar auf und lesen Folgendes: „Der Großteil der wahllosen Beschüsse aus Mörsern und Schützenwaffen fand in Gegenden statt, die den Kämpfern der terroristischen Gruppierung Dschabhat an-Nusra unterstehen“. Nun wird aber irgendeine Sonderbestätigung von Vertretern der Diversionsgruppe erwartet, die die Luftwaffenbasis unter Beschuss nahm. Aus der Erklärung des russischen Verteidigungsministeriums liest man heraus, dass die Russen denken, es war Dschabhat an-Nusra. Auf Grund des Ausbleibens von Meldungen über eine Vernichtung der Söldner kommt man aber zu dem Schluss, dass sie die Diversionsgruppe nicht gefunden haben. Die Informationen über zwei getötete Militärangehörige auf der Luftwaffenbasis wurden schon gestern Abend in Kommentaren eines russischen Journalisten bestätigt. Und alle warten auf irgendwelche Fotos mit brennenden Flugzeugen – ich möchte aber daran erinnern, dass es im Grunde reicht, dass ein paar Granaten an einigen Stellen am Flugzeug explodieren, oder dass seine wichtigen Teile wie Flügel, Rumpf usw. beschädigt werden. Keiner fliegt ein Flugzeug, das schon einem Sieb gleicht. Es ist nunmal kein Flugzeug mehr.“
Zum jetzigen Zeitpunkt erwarten wir zusätzliche Informationen und Satellitenbilder von der Luftwaffenbasis Hmeimim für den angegebenen Zeitraum, die die vorhandenen Angaben bestätigen oder widerlegen könnten. Die Tatsache aber, dass das russische Verteidigungsministerium sich im Laufe von ein paar Tagen gleich zwei Mal vor der Öffentlichkeit für die Verluste am 31. Dezember rechtfertigte, lässt die Frage aufkommen, ob Russland den offiziellen Teil seiner Militäroperation in Syrien – wie W.Putin am 11. Dezember erklärte – beenden kann oder ob diese Erklärungen wieder mal kurzsichtig und fehlerhaft waren, wie auch alle anderen vorigen Versprechungen der russischen militärisch-politischen Führung bezüglich eines Abzugs der russischen Truppen aus Syrien.
Womöglich hat gerade die Reduzierung des Kontingents dort dazu geführt, dass die Russen nun die größten materiellen Verluste in der ganzen Zeit ihrer Kampagne in Syrien erlitten haben, rechnen Sie selbst nach: Der Marktpreis für die russischen Su-35S liegt bei etwa 50 Millionen Dollar, also bedeutet der Verlust von zwei Stück den Verlust von etwa 100 Millionen Dollar. Vier Su-24 machen ungefähr 20-25 Millionen für jede Maschine aus, also insgesamt auch 100 Millionen direkter Verluste. Und dazu zählen Sie noch den Preis des alten Transportflugzeugs An-72.
Also erfüllt sich die Annahme von InformNapalm-Analytikern, dass es zwar leicht ist, nach Syrien einzugehen, aber ziemlich schwer sein wird, dort herauszugehen und selbst seine Kräfte dort zu reduzieren. Unter Kontrolle der Russen stehen Dutzende Objekte und Ortschaften, angefangen bei dem Hafen in Tartus und bis hin zur Luftwaffenbasis Hmeimim und ihrer Umgebung. Was bedeutet, dass selbst wenn man alle Flugzeuge aus Syrien abzieht, doch Kampfhubschrauber in Syrien bleiben müssen, um schnell reagieren zu können. Und materiell-technische Unterstützung für die Marine muss auch permanent geliefert werden. Was wiederum bedeutet, dass in den nächsten Jahren einige russische Bataillone zur Bewachung sowie technisches Personal in Syrien bleiben müssen.
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2 Responses to “Russische Luftwaffenbasis Hmeimim in Syrien unter Mörserbeschuss”
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