An den gemeinsamen russisch-ägyptischen Manövern in Ägypten, die am 15. Oktober begannen, nahmen außer Luftlandetruppen Russlands auch die Militärangehörigen der Spezialkräfte Russlands teil. Das belegt die IMINT-Analyse von Foto- und Videomaterial der Manöver.
Die russische Gruppe wurde mit 5 IL-76MD Flugzeugen aus Djagilewo (Rjasansker Gebiet) nach Alexandria verlegt. Offiziell nahmen an diesen Manövern circa 250 Militärangehörige teil. Verwendet wurde folgende Bewaffnung: Landeschützenpanzer BMD-2 (6 Einheiten, die mit dem System der Luftlandung ausgerüstet sind), ein SPW BTR-D, Planen-LKWs und Spezialtechnik, darunter manövrierfähige Landung-Quads. Die auf den Fotos festgehaltenen Modelle unterscheiden sich von „Tultschanka“ (russische Quads), die für die Luftlandetruppen Russlands eingekauft wurden. Höchstwahrscheinlich ist es das Modell Stels Guepard oder Yamaha Grizzly 700, das für die Militäreinheit 92154 „Senesch“ (Spezialkräfte) eingekauft wurde.
Ein bedeutender Teil der russischen Militärangehörigen in Ägypten besitzt keine Abzeichen. Das ist auf den Videos zu sehen, die auf den Militärbasen El-Umajed (wo gemeinsames Tag- und Nacht-Schießen aus Schützenwaffen geübt wurde) und Alam-El-Hadem gedreht wurden.
Auf den Bildern des russischen Verteidigungsministeriums wurde aber ein russischer Oberstleutnant mit der Symbolik der Spezialkräfte Russlands am Ärmelabzeichen festgehalten.
Die Fotos, die vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlicht wurden, zeugen davon, dass russische Militärangehörige in der Rolle der Anführer dieser Manöver und Instrukteure auftraten – das belegen die Identifikationszeichen auf ihren Ärmeln.
Dasselbe wird auch durch die Kommandos bestätigt, die die Leiter der Manöver zunächst in ihrer Muttersprache abgeben und die dann auf Arabisch übersetzt werden.
Die IMINT-Angaben belegen, dass ägyptische Militärangehörige die Russen mit den Schützenwaffen amerikanischer und belgischer Herstellung bekanntmachten, die im Dienst der ägyptischen Armee stehen.
Zugleich testeten die Ägypter die russischen Schützenwaffen (Rohr-Granatwerfer, großkalibrige Scharfschützengewehre und MGs).
Die Besonderheiten der Truppenübungsplätze weisen auf die Abarbeitung der Kampfhandlungen in einer bewohnten Gegend hin. Die Russen zeigten die Kampfführung unter Stadtbedingungen.
Der Status der verlegten russischen Gruppe könnte aber über den Rahmen der Manöver hinausgehen, da im Video ein Satz über die „Militärangehörigen der Verbündetenkräfte“ erklingt und bei dem Rapport über die Ankunft auf den Flugplatz das „russische Kontingent“ erwähnt wird. Die Beteiligung der russischen Spezialkräfte kann auf die Ausführung der Aufgabe military assistance hinweisen, die zu ihrer Kompetenz gehört. Entsprechend dem Konzept der Spezialkräfte Russlands, können zu Spezialoperationen Luftlandetruppen und GRU-Speznas herangezogen werden. Somit kann der Bestand der russischen Gruppe in Ägypten als eine Spezialkräfte-Gruppe mit einer hinzukommandierten Abteilung der Luftlandetruppen betrachtet werden.
Allem Anschein nach besteht ihre Aufgabe darin, die Möglichkeiten für die Durchführung einer gemeinsamen Operation und das Potential der Kampfabstimmung abzuschätzen. Des Weiteren zeugt die Analyse des Videomaterials davon, dass die Russen ihre Kampferfahrung unter Stadtbedingungen weitergegeben haben.
Von der ägyptischen Seite sind ausschließlich Fallschirmtruppen anwesend gewesen. Das deutet indirekt auf die Vorbereitung von taktischen Operationen unter Verlegung von Kampfgruppen in Kompanie- und Bataillonstärke per Luft hin. Ein besonderer Akzent wurde auf die Abarbeitung von Fallschirmsprüngen aus 2000, 6000 und 7000 Feet gelegt, unter Verwendung von Fallschirmen D-10, T-10W, „Arbalet“ und MS-5. Die Sprünge wurden aus den IL-76MD der Luftwaffe Russlands, S-130 und CASA-Flugzeugen der Streitkräfte Ägyptens geübt, und zwar auf den unbekannten Platz „Tallet“, der in einer Wüstengegend mit 1,5 Meter hohen Sandhügeln liegt. Diese Fallschirme werden von den Spezialabteilungen zur Luftlandung auf unvorbereitete Plätze unter schweren Wetterbedingungen aus niedrigen Höhen benutzt.
Schlussfolgerung
Bei den Manövern in Ägypten hat Russland die Zusammenarbeit von Spezialkräften Russlands, die mit Luftlandetruppen verstärkt wurden, und den Fallschirmtruppen Ägyptens abgearbeitet, deren Ziel die Lokalisierung und Vernichtung von illegalen bewaffneten Formationen unter Wüstenbedingungen ist, wozu die operative Verlegung von Kampfgruppen in Kompanie- und Bataillonsstärke per Luft geübt wurde.
Das Ziel einer solchen Operation kann die Liquidierung von terroristischen Zellen auf der Sinai-Halbinsel sein, die seit dem 14. Oktober wieder aktiv sind. Die Wahrscheinlichkit einer gemeinsamen Operation in Libyen bleibt aber bestehen, wenn sie auch niedriger geworden ist, angesichts der intensiven Offensive der Tripoli-Regierungstruppen auf Sirte. Primäres Ziel auf der Sinai-Halbinsel sind dabei die Zellen der „Brüder Moslems“ und nur in zweiter Linie – die Al Quaida und der IS.
Die Vorbereitung auf eine gemeinsame Operation fiel mit dem Besuch des Oberhaupts des syrischen Büros für Nationale Sicherheit Ali al-Mamlouk und seinem Treffen mit dem Leiter des ägyptischen Nachrichtendienstes Haled Fausi zusammen. Es gibt Gründe anzunehmen, dass dieses Treffen sowie der Besuch von 6 nicht-identifizierten Vertretern Syriens in Kairo am 16. Oktober mit der Verschärfung der Beziehungen zwischen Ägypten und Saudi Arabien im Zusammenhang stehen, die durch Unstimmigkeit bezüglich der Abstimmung über die UN-Resolution zu Aleppo ausgelöst wurde: Bei der Abstimmung unterstützte Kairo die Resolutionsvariante, die von Russland vorgeschlagen wurde.
Trotz der Tatsache, dass die Vorbereitung auf gemeinsame Manöver bereits im ersten Halbjahr geplant war, treten die politischen Anzeichen für eine beschleunigte Annäherung zwischen dem Kreml und Kairo erst in den letzten 3 Monaten zu Tage. Das lässt annehmen, dass der Kreml seine Positionen in der Region mittels gemeinsamer Militäroperationen in Interessen der Unterdrückung von Kräften zu stärken bestrebt ist, die oppositionell zu verschiedenen Regimes sind. Es gibt Anzeichen dafür, dass Russland eine Grundlage für die spätere vom Kreml kontrollierte „antiterroristische“ Koalition als Gegengewicht zur US-Koalition in dieser Region erschafft.
Dieses Material wurde von Anatolii Baronin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
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2 Responses to “Russische Spezialkräfte in Ägypten: Was ist der Zweck ihrer Präsenz in der Region?”
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