
Der Krieg in Syrien wurde für russische Militärangehörige zu einer wahren Schmiede für Medaillenträger. Früher musste man für außerplanmäßige Dienstränge, Medaillen und Orden auf Dienstreisen nach Tschetschenien und Dagestan fahren, oder sich als ein weiterer „Urlauber“ im echten Krieg in den Steppen des Donbas versuchen. Mit dem Beginn der syrischen Kampagne haben russische Militärangehörige einen neuen Truppenübungsplatz zum Erhalt von Privilegien und kunterbunten Spielzeugen für ihre Uniform bekommen (Über die „Medaillenbilanz“ der russischen Armee schrieben wir in unserem Zweiteiler: Teil I, Teil II).
Gleich zu Beginn des offen verkündeten Aufenthalts in Syrien stiftete das russische Verteidigungsministerium die Medaille „Für einen Teilnehmer der Militäroperation in Syrien“, die aktiv sowohl an Militärangehörige als auch Zivilisten verteilt wurde. Zum heutigen Tag ist dies die populärste Medaille für Syrien geworden, die bereits Zehntausende Russen erhalten haben. Wobei es sich hier um eine innerdienstliche Medaille handelt, die keine besonderen Privilegen beschert – sie wird faktisch an alle verteilt.
Das russische Fernsehen hat einen herausragenden Sieg der russischen Armee in Syrien erschaffen: Unter schwersten Kämpfen sei die antike Stadt Palmyra eingenommen worden (die der IS eigentlich auch nicht sonderlich verteidigt hatte). Als Auszeichnung wurde die Medaille „Für die Einnahme von Palmyra“ gestiftet, in zwei Versionen – für eigene Militärangehörige und für die Syrer. Die Medaille wurde auf pathetische Weise an Militärangehörige und Zivilisten verteilt, bald darauf wurde Palmyra aber wieder an die Islamisten zurückgegeben. Für syrische Militärangehörige und die „Hisbollah“ wurde eine gesonderte Version der Medaille gestanzt, in arabischer Schrift und mit syrischen Motiven.
Nach der ersten Befreiung von Palmyra sind Pioniere als erste in die Stadt eingezogen. Aus diesem Anlass wurde die merkwürdigste aller Medaillen gestiftet: „Fürs Entminen von Palmyra“, die einige Dutzende russischer Militärangehöriger erhalten haben. Logisch wäre als nächstes nun die Medaille „Für Bereitschaftsdienst in Palmyra“ oder etwas in der Art zu stiften.
Wobei auch hier die Russen sehr schlau vorgingen und begannen, die Medaille „Für Stärkung der Kampfgemeinschaft“ an alle Truppenarten zu verleihen.
Der Krieg zog sich aber in die Länge, und so wurde beschlossen, ihn in eine „Friedensoperation“ umzubenennen. So entstand in Syrien eine Militärpolizei aus russischen Militärangehörigen. Und am 22. Februar 2016 wurde ein „Zentrum zur Versöhnung zwischen den gegnerischen Seiten in Syrien“ erschaffen.
Bald kam auch eine gesonderte Medaille für die syrischen „Befrieder“. Ihr erster Entwurf erschien auf der Webseite des Handel- und Betriebsunternehmens „Tschelsnak“ in Tschita (Archiv).
Auf der Rückseite der Medaille ist auf dem Hintergrund einer Karte Syriens die Jahreszahl „2016“ geschrieben, aber allem Anschein nach passierte das erst kürzlich, denn im Webarchiv wurde die Webseite nur ein einziges Mal indexiert, am 24. Juni 2017, und die Caches bei den Suchdiensten führen uns zu Webseiten, die ab Juni 2017 abgespeichert wurden. Der Arbeitstitel der Medaille ist „Für die Teilnahme an der Friedensmission in der Syrischen Arabischen Republik“. Die Medaille kostet 560 Rubel (10$).
Bald tauchte diese Auszeichnung bei dem VK-User Timur Bikkuzin (Archiv; er besitzt auch ein OK-Profil (Archiv)) auf. Der Auszeichnungsurkunde nach (Archiv), hat der Leiter des „Zentrums zur Versöhnung der gegnerischen Seiten“ in Syrien, Generalmajor A.Skakun am 12. Juni 2017 den Militärangehörigen Fanil Failowitsch Bikkuzin (in seinem Profil nennt sich Fanil „Timur“) mit dieser Medaille ausgezeichnet. Auf der Urkunde ist übrigens die Nummer der Anordnung des Verteidigungsministers nicht vorgesehen, was bedeutet, dass es sich hier höchstwahrscheinlich um ein Andenkenabzeichen für Militärangehörige handelt.
Auf dem runden roten Stempel kann man die Nummer der Feldpost erkennen: 23(6|8|9)44. In der Presse kann man auch einige Erwähnungen des Generals Skakun finden. So baute Generalmajor Skakun 2008 seine private Datscha mit Händen einfacher Soldaten (Archiv). Im Jahr 2015 wurde außerdem beim Berufungsgericht des Moskauer Kreismilitärgerichts ein Verfahren des Militärangehörigen der Militärakademie des Generalstabs Russlands, Generalmajors Alexander Semjonowitsch Skakun, gegen die Militäreinheit 22280 verhandelt (Archiv).
Außer mit der neuen syrischen Medaille wurde Fanil Bikkuzin am 20. Juni 2017 mit der Medaille des russischen Verteidigungsministeriums „Für Soldatentugend“ des II. Grades ausgezeichnet. Die Anordnung und der Stempel mit der Nummer der Militäreinheit zeigen, dass er ein Militärangehöriger der Einheit 27777 ist – das ist die 18. selbstständige motorisierte Schützenbrigade (SMSBr) in Tschetschenien, deren Militärangehörige wir mehrmals in Syrien registrierten. Die Presse hat die Ankunft von tschetschenischen Soldaten im Bestand eines Militärpolizei-Bataillons in Syrien übrigens auch aktiv beleuchtet.
Anscheinend wurde die erste Medaille noch am 12. Juni in Syrien an Bikkuzin verliehen, und nach seiner Rückkehr nach Hause, erhielt er am 20. Juni eine weitere von den lokalen Behörden.
Syrien wurde für russische Armee nicht nur zu einem Ort permanenter Verluste, sondern auch zu einem Ort, an dem sie Medaillen und Abzeichen verschiedenen Kalibers erhalten können.
Dieses Material wurde von Kirill Mefodijew exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel; editiert von Klaus H. Walter.
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