
Seltsamerweise überschlägt sich geradezu die Dichte der Ereignisse in den letzten Tagen… Womöglich liegt der Schlüssel im Prozess gegen die ukrainische Pilotin Nadeschda Sawtschenko, deren Urteil heute verkündet werden sollte. Womöglich wird aber auch etwas anderes im Schilde geführt, wovon wir nichts wissen oder nicht wissen sollten…
Das Urteil im Fall Sawtschenko sollte am 20. März verkündet werden. In der Nacht auf den 19. März stürzt im russischen Rostow-am-Don das Flugzeug Boeing 737 ab, das aus Dubai kam.
Auskunft der Ermittlung: in 48 Stunden sind 780 kg Wrackteile des Flugzeugs gesammelt worden. Große Stücke und die Triebwerke sind nicht entdeckt worden. Das Gewicht der Titan-Komponenten beträgt circa 20 Tonnen.
„Im Zusammenhang mit dem abgestürzten Flugzeug in Rostow wurde der Flughafen geschlossen. Es kann sein, dass die Medien und Anwälte es nicht schaffen, zur Gerichtsverhandlung zu kommen,“– schrieb in seinem Twitter-Account der Anwalt von Sawtschenko Mark Feigin.
Gleich am nächsten Tag wurde in vielen russischen Medien berichtet, dass die Tourismus-Agenturen nun auf die Flüge nach Dubai verzichten. Warum? Das Flugzeug kam doch in Rostow an – vielleicht sollte man keine Flüge nach Rostow buchen?
Das Kangaroo Court, das von der politischen Führung Russlands gegen Nadeschda Sawtschenko initiiert wurde, hat die Aufmerksamkeit der ganzen Weltgemeinschaft auf sich gezogen. Trotz der weltweiten Unterstützung von Sawtschenko und der Absurdität der ganzen Anklage wurde Nadezhda heute zu 22 Jahren Haft verurteilt. Russland kümmert sich mittlerweile nicht mal mehr, den Anschein eines Rechtsstaats zu erwecken. Eher setzt es immer neuere Zeichen, dass es sich nicht im geringsten um Recht, Gesetz und Ordnung kümmert, die einem zivilisierten modernen Land eigen sind.
Dabei haben viele Vertreter der europäischen Länder und USA, auch Führungspersönlichkeiten, von Russland gefordert, Sawtschenko unverzüglich freizulassen, da der Prozess gegen sie rein politischer Natur ist und Nadeschda dazu auch noch eine internationale Immunität als Vertreterin der Ukraine in der parlamentarischen Versammlung des Europarats genießt.
Aber auch diese Tatsache ließ Russland kalt. Und was sehen wir heute? Schreckliche Terrorakte in der Hauptstadt der EU. Ganze drei Explosionen, am Flughafen und der U-Bahn von Brüssel.
Ist das ein Zufall? „Denke ich nicht,“- würde wohl der Hauptpropagandist des Kremls Dmitry Kiseljow sagen.
Wenn man sich dann auch noch die „Beileidsbekundungen“ der russischen Machthabenden anschaut, wird es einem richtig gruselig:
Alexey Puschkow, Vorsitzender des Staatsduma-Komitees in internationalen Fragen: „Während Stoltenberg selbstvergessen gegen die angebliche „russische Bedrohung“ kämpft und Streitkräfte in Lettland stationiert, werden direkt unter seiner Nase in Brüssel Menschen in die Luft gesprengt“
Igor Korotschenko, Mitglied des Gesellschaftsrats im Verteidigungsministerium Russlands: „Europa zahlt für die Doppelstandards seiner Politiker. Sie haben keine Schlussfolgerungen aus den Terrorakten in Paris gezogen“
Maria Sacharowa, offizielle Vertreterin des Außenministeriums Russlands: „Man kann keine Terroristen in einem Teil der Erde unterstützen und dabei denken, dass sie nicht in andere Teile kommen würden“
Gennady Sjuganow, Vorsitzender der Kommunistischen Partei Russlands, war da noch deutlicher: „Meiner Meinung nach wurden jene Aussagen, die Putin auf der UN-Jubiläumssitzung gemacht hatte, über die Notwendigkeit der Erschaffung einer starken internationalen Koalition im Kampf gegen den Terrorismus, weder von den Amerikanern noch von Europäern gehört“.
Etwas ähnliches sagte D. Medwedew bereits nach den Terrorakten in Paris, als er erklärte, dass „die Terrorakten in der EU und anderen Ländern nur aufgrund dessen geschehen, dass sie Russland isolieren wollen“.
Ist das ein Bekenntnis? Oder warum erscheinen all diese Aussagen wie eine Drohung: Entweder ihr seid mit Russland oder ihr werdet bluten?
All diese Zitaten lassen zur klaren Einsicht kommen, dass der Terror politische Ziele hat und der Terrorismus im XXI. Jahrhundert kein marginaler Akt ist, sondern Handlungen darstellt, die in Interessen eines ganzen Aggressorstaates geschehen.
Interessanterweise erschien in der englischen Zeitung The Guardian erst am vergangenen Samstag ein Artikel mit ähnlichen Schlussfolgerungen: „Russland möchte das Recht bekommen, auf dem europäischen Kontinent bei den Politik- und Sicherheitsfragen mitzuentscheiden und bis es dieses Recht nicht bekommt, wird es auf dem ganzen Kontinent keine Ruhe geben“.
Wobei außer der ablenkenden und furchterregenden Funktion die Terrorakte aber auch Ziele haben könnten, die auf die Bändigung der russischen Bürger gerichtet sind. Also, eine Art „Sanktionen“ fürs eigene Volk. Es wurden schon vor zwei Jahren Sanktionen auf Lebensmittel aus Europa eingeführt, weshalb die Lebensmittel in Russland nun viel teuerer sind und nicht die beste Qualität aufweisen. Nun erklärt der Pressedienst des russischen Tourismus-Bündnisses, dass „nach den Terrorakten in Brüssel die Russen womöglich ihre Reisen nach Europa annullieren werden“. Wie bereits erwähnt, nach Dubai ja auch.
Kürzlich tauchte in den russischen Medien gar die Meldung auf, dass in der russischen Duma darüber sinniert wird, ob man nicht wieder Ausreisevisen einführen sollte. Wie zu guten alten Sowjetzeiten.
Der Eiserne Vorhang aus der Zeit des Kalten Krieges könnte schon bald wieder errichtet werden und Russland von der ganzen zivilisierten Welt abtrennen, auf Initiative seiner Machthabenden im Kreml hin.
Dieses Material wurde von Roman Burko und Irina Schlegel für InformNapalm vorbereitet.
- Lesen Sie zum Thema auch einen Artikel, den wir vor über einem Jahr veröffentlichten: „Putin bereitet einen umfangreichen Hybrid-Krieg in Europa vor“
One Response to “Terror in Brüssel und „Beileidsbekundungen“ russischer Beamten”
16/07/2016
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