Russische Offiziere sterben wieder in Syrien. Offizielle russische Medien verschweigen Informationen über die Verluste der russischen Streitkräfte im Nahen Osten. Nichtsdestotrotz ist bekannt geworden, dass noch am 3. Mai zwei russische „Militärberater“ in einem Kampf an der vordersten Linie gefallen sind. Die russische regionale Presse ist bei sowas sehr behilflich. So beschreibt sie diesen Kampf:
Am 3. Mai 2017 sah der Kapitän Ewgenij Konstantinow im Lauf eines erbitterten Kampfes auf seiner Stellung, wie sein Kampfgefährte, Militärberater und Major der russischen Streitkräfte eine Verletzung erlitt und dem Andrang der Terroristen keinen Widerstand mehr leisten konnte. Er eilte zur Hilfe. Die Kräfte waren aber ungleich. Ewgenij hat sechs Schussverletzungen bekommen.
Interessanterweise erfahren wir nicht mal, wo genau in Syrien die Kämpfe stattfanden. Der Beschreibung nach befanden sich die russischen „Militärberater“ aber an der vordersten Linie.
Grus-200 aus Syrien
Ewgenij Konstantinow, 32 Jahre alt, Kapitän der russischen Armee, vor Syrien diente er als Bataillonskommandeur im Gebiet Samara, das den Lesern von InformNapalm durch regelmässige geheime Dienstreisen seiner Militärangehörige in den Donbas bekannt ist. E.Konstantinow wurde posthum mit dem Tapferkeitsorden ausgezeichnet. Wir haben über diese Praxis, gefallene russische Militärangehörige mit diesem Orden auszuzeichnen, schon mal geschrieben.
Die russische Ausgabe RBC schrieb über den zweiten Gefallenen: Das war der 37-jährige Major Alexander Skladan, der als ein „Kommandeur eines Aufklärungsbataillons“ bezeichnet wird.
Dei regionale russische Presse ist uns bei der Aufdeckung von gefallenen russischen Militärangehörigen in Syrien stets behilflich, aber diese sind meistens eines niedrigeren Ranges oder sind Mitarbeiter eines privaten Militärunternehmens, darum bleiben sie oft namenlose Soldaten, die als Kanonenfutter eingesetzt werden. Über viele kann man nicht mal sagen, wo genau sie denn nun gestorben sind – in Syrien oder im Donbas. Von den meisten bleiben 1-2 Fotos in sozialen Netzwerken mit lakonischem Kommentar „Gedenken. Lieben. Trauern“ übrig.
Zum Beispiel veröffentlichte am 21.05.2017 ein Instagram-User unter dem Nickname separ_13 ein Foto (Archiv) am Grab seines Kampfgefährten und kommentierte:
„Mit meinen Freunden am Grab unseres Kampfgefährten, der im Lauf einer Kampfaufgabe in Syrien gefallen ist“
Unter dem Nickname separ_13 versteckt sich der Russe Jegor Wiktorowitsch Gusenko aus dem Gebiet Stawropol, der bei der russischen Armee diente und im Donbas gesehen wurde. In welcher Qualität – ob als Berufssoldat oder ein „Urlauber“ – ist noch nicht festgestellt worden.
In seinem Profil bei OK-Netzwerk (Archiv) veröffentlichte er ebenfalls Fotos mit seinen Freunden am gleichen Grab:
Diese Fotos wurden ebenfalls am 21. Mai beim OK-Netzwerk veröffentlicht:
Das Foto eines Menschen in einer Militäruniform, der mit Waffen in den Händen vor einer Berglandschaft posiert, ist auf dem Bild deutlich zu sehen. Auf den Gedenkkränzen sind auch Bänder mit den Aufschriften „Ewiges Andenken an den Krieger…“ und „Von Kampfgefährten“ zu erkennen. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hier um eine Gedenkfeier am neunten Tag (ist üblich für Orthodoxie), denn einige Blumen auf dem Grabmahl sind bereits verwelkt.
Wir haben versucht, diejenigen zu finden, die auf den Fotos von der Beerdigung noch zu sehen waren. Ziemlich schnell sind wir auf das Profil (Archiv) des 22-jährigen Sergei Martynenko aus Krasnodar herausgekommen.
In seinem Profil fanden wir Fotos von seinem Entlassungstag – diesen Fotos nach diente er entweder beim Speznas oder bei den Luftlandetruppen. Das Foto mit den Schulterklappen „DMB“ (russ. „Dembel“- „Entlassen“) wurde am 19. November 2015 aktualisiert, und noch am 5. November postete er Fotos aus der Kaserne. Und zwei Monate vor seiner Entlassung postete Martynenko einen Screenshot aus der App „Dembel“, auf dem zu sehen ist, dass noch 50 Tage bis zu seiner Entlassung bleiben.
Unter seinen Freunden haben wir den 26-jährigen User Walera Afisow (Archiv) gefunden, höchstwahrscheinlich aus Pjatigorsk/Jessentuki. Afisow postete dasselbe Foto am Grabmahl eines unbekannten Soldaten:
Das Foto tauchte in seinem Profil bereits am 3. Mai auf. Also ist das Todesdatum des Unbekannten entweder dieses Datum oder ein paar Tage vorher. Es kommt darauf hinaus (oder ist es nur ein Zufall?), dass an diesem Tag zwei russische Offiziere in Syrien gefallen sind, deren Tod erst einige Wochen später anerkannt und in den Medien verbreitet wurde.
Die Informationen über diesen Soldatentod fallen zeitlich mit der Aktivierung des IS in Syrien zusammen, nur werden die Russen höchstwahrscheinlich eher eine weitere apokalyptische Nachricht aus der Ukraine oder dem „verfaulten“ Europa aus ihrem Staatsferhnsehen erfahren, als irgendwelche Informationen über ihre eigenen Freunde und Kollegen zu bekommen, die irgendwo in weitem Syrien gefallen sind. Hiermit geben wir den russischen Journalisten die Möglichkeit, eine eigene Geschichte über den unbekannten russischen Soldaten in Syrien zu erzählen.
Dieses Material wurde von Victory Krm und Kirill Mefodijew exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel.
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One Response to “Verluste der russischen Streitkräfte: Russische Offiziere in Syrien”
11/06/2017
Nordwind im Juni: Surkows "Verein der Donbas-Freiwilligen" bereitet sich auf Lageverschärfung im Donbas vor - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Zur Erinnerung: Bei der Aufstellung seiner Privatarmee aus den „VDF“-Söldnern versprach Surkow ihren Mitgliedern, dass bald der „Nordwind“ erneut wehen wird und sie alle als Sieger in den Donbas zurückkehren werden. Doch die Windrichtung änderte sich radikal und der versprochene „Nordwind“ weht öfters mal Richtung Syrien, wo an der vordersten Linie sowohl die Angehörigen der russischen privaten Militärunternehmen als auch die russischen „Militärberater“ der regulären Streitkräfte Russlands für Assad sterben. […]