Am 15. Juni berichteten russische Medien vom Überlaufen zweier Mitarbeiter der ukrainischen Geheimdienste auf die Seite der LVR-Söldner. Zwei Brüder: ein Mitarbeiter des Außenaufklärungsdienstes (SWR) der Ukraine- Aleksey Miroschnitschenko, und sein Bruder- Hausverwalter der ukrainischen Botschaft in Frankreich- Yuri Miroschnitschenko, flüchteten erst nach Russland und fuhren dann durch die von der Ukraine unkontrollierte Grenzstelle im Raum des Grenzpunktes Iswarino nach Luhansk ein.
Am 15. Juni wurde mit den Überläufern eine Pressekonferenz in Luhansk organisiert, im Laufe welcher sie bereitwillig alles erläuterten, was in der russischen Propaganda je zu hören war, sogar ihre absurdesten Slogans über die Fremdenlegionen der NATO-Soldaten, Strafbataillons und andere Schrecken des Krieges, mit welchen die russischen Medien in ihrer Rhetorik, die auf die Diskreditierung der Ukraine gerichtet ist, allumfassend operieren. Bemerkenswert ist, dass ihre ominösesten Aussagen die ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter verlasen, während sie eine Liste einsahen, wo für sie wohl eine Anleitung vorbereitet wurde.
Daraufhin haben sich in den sozialen Netzwerken Trolle aktiviert, die Vermutungen anstellten, dass der offizielle Kiew diese Offiziere nun leugnen und Erklärungen abgeben wird, dass sie in den Spezialbehörden niemals gedient haben oder längst gekündigt worden sind. Aber die eigenen Komplexe der offiziellen Position von Moskau, das periodisch eigene Militärs im Stich lässt, inklusive der gefangengenommenen Speznas-Soldaten aus der 3. Speznas-Brigade GRU, haben sich nicht bewahrheitet.
So bestätigte der Leiter des Politik- und Kommunikationsdepartements des Aussenministeriums der Ukraine Alexey Makejew, dass Yuri Miroschnitschenko tatsächlich der Hausverwalter der Botschaft war und am 9. Juni aus Frankreich verschwunden ist.
Am 16. Juni bestätigte der zu dem Zeitpunkt noch aktiver SBU-Leiter der Ukraine W. Naliwajtschenko** den Fakt der Flucht von Aussenaufklärung-Offizieren und erklärte, dass gegen sie ein Ermittlungsverfahren nach dem Artikel „Staatsverrat“ eingeleitet wurde. Naliwaitschenko betonte, dass propagandistische Erklärungen der Überläufer falsch sind.
Aber was hat zwei junge Menschen, die eine relativ erfolgreiche Karriere hinter sich haben, dazu gebracht, ihre Posten zu verlassen und sich auf so ein Abenteuer einzulassen? Offizielle Behörden haben dazu noch keinerlei Erklärungen abgegeben, darum waren wir gezwungen, eine eigene Untersuchung mithilfe der OSINT-Methoden durchzuführen.
Im Laufe eines informellen Gesprächs mit den Vertretern der Staatsorgane gelang es herauszufinden, dass der Vater der beiden Überläufer-Brüder, Michail Miroschnitschenko, ein enger Freund und Mitstreiter bei den Korruptionsschemas des Ehemannes von Elena Lukasch – Grigory Iljaschow- ist. Um den Prozess der Entfaltung von Ursache-Wirkungsbeziehungen zu erforschen, sollte man sich daran erinnern, welche Posten diese Menschen bekleidet haben.
Elena Lukasch bekleidete vom 4. Juli 2013 bis zum 28. Januar 2014 den Posten der Justizministerin der Ukraine. Nach der Erschiessung der Demonstranten auf dem Maidan und der Verwirklichung der Revolution der Würde und dem Beginn der russischen Aggression auf der Krim verliess sie zusammen mit ihrem Ehemann die Ukraine und fuhr nach Russland aus.
Grigory Iljaschow leitete vom 18. Juni 2010 bis zum 27. Februar 2014 den Außenaufklärungsdienst der Ukraine. Hat einen Abschluss an der Simferopoler militärisch-politischen Bauschule (1982-1986) und an den höheren Kursen der Spionageabwehr des KGB UdSSR (1988, Nowosibirsk). Fuhr zusammen mit seiner Ehefrau nach Russland aus.
Die Internetressource „ORD“, die oft niederschmetternde Materialien im Namen der Außenaufklärungsdienst-Vertreter und anderer Staatsbehörden veröffentlicht, merkte in einem ihrer Artikel an, dass Grigory Iljaschow mit Michail Miroschnitschenko eng verbunden war und sie im Laufe von 10 Jahren Finanzoperationen beim Zollamt zusammen abgewickelt haben.
Michail Miroschnitschenko selbst hat ein grosses Vermögen damit gemacht und gilt gar als der Luhansker „Dollar-Millionär“. Mit dem Beginn des Krieges im Osten der Ukraine wurde er von den FSB-Vertretern Russlands fest unter ihre Kontrolle genommen. Gerüchten zufolge wurde ihm sogar der Posten des Zollamt-Leiters der „LVR“ versprochen.
Und nun zurück zu seinen Söhnen Alexey und Yuri Miroschnitschenko: die propagandistischen Stories, die sie für das russische Fernsehen erzählten – über ihre Bereitschaft, die „LVR“ zu verteidigen und dafür zu kämpfen, über ihre grosse Liebe zur „jungen Republik“ und darüber, wie die Brüder „nicht mitansehen konnten, wie die Junta den Genozid am Donbass-Volk veranstaltet“- sind nichts weiter, als eine bunte Umpackung, welche die banale Profitgier verdeckt, wobei man noch beim vermögenden Papa unterkriecht.
Wie wir sehen, gibt es in den Elitegeheimdiensten der Ukraine unter den Abkürzungen GUR, SWR, SBU noch immer ziemlich viele solcher gutbetuchten, „beim Papa“ untergekrochenen Söhnchen, die weder mit Intellekt noch mit Patriotismus glänzen. Ihr professionelles und moralisches Niveau lässt besseres zu wünschen übrig. Und das ist nicht mal nur meine persönliche Meinung, sondern auch die Meinung der Vertreter dieser Behörden selbst, die eine offen unbegabte Personalpolitik beobachten, die in ihren Behörden herrscht, wo sich nicht die professionellsten, sondern die am besten „betreuten“ Menschen nach oben durchkratzen.
**Am 18. Juni kündigte Werchowna Rada der Ukraine durch den Beschluss der 248 Volksabgeordneten W. Naliwaitschenko von seinem Posten des SBU-Leiters. Am selben Tag wurde W. Grizak durch den Erlass des Präsidenten der Ukraine Nr. 344/205 zum stellvertretenden SBU-Leiter befördert.
Dieses Material wurde von Roman Burko exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.
One Response to “Warum flüchteten die Brüder aus dem Außenaufklärungsdienst nach LVR?”
14/01/2016
TOP-12 von InformNapalm 2015. Chronologie des Kampfes. - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Fliegerkräfte im Donbass abschossen. Ferner haben wir die merkantile Natur der Gründe für die Flucht von zwei Brüdern, Mitarbeitern des ukrainischen Außenaufklärungsdienstes, in die LVR a…; die wahrscheinliche Gefallenenanzahl der „neurussischen“ Söldner aufgrund der […]