Die Liebe aus Charzysk hat die Dienstreise eines Militärangehörigen der 34. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade der russischen Streitkräfte verraten.
Im Lauf der neuen OSINT-Untersuchung von InformNapalm wurde ein russischer Militärangehöriger der 34. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade (ME 01485, Storoschewaja-2, Selentschuk Bezirk, Karatschajewo-Tscherkessien, 49. Armee des Heeres des Südlichen Militärbezirks Russlands) aufgedeckt. Obwohl es auf den ersten Blick keine direkten Fakten für seine Anwesenheit in Donbass gibt, weisen die zahlreichen indirekten Indizien (u.a. auch die aus dem Cache gezogenen) auf das Gegenteil hin.
Denn niemals gab es ein so herbes Los, als Julias und ihres Romeos.
William Shakespeare
Infolge des Monitorings von sozialen Netzwerkprofilen der russischen Militärangehörigen wurde ein Feldwebel, Zeitsoldat der 34. SMSBr aufgedeckt (in der jüngsten Vergangenheit vermutlich noch ein Militärangehöriger der 7. Militärbasis, ME 09332, Stadt Gudauta, okkupiertes Abchasien, Georgien).
David Sarkisow, geb. in Rostow-am-Don (archiviertes Profil, Fotoalbum, Kontakte), mit dem traurigen Status „Ich werde dich niemals vergessen, Du bleibst in meinen Herzen für immer! Du fehlst mir sehr“. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass Sarkisow mit den sozialen Netzwerken ziemlich vorsichtig umgeht. Unter seinen Freunden figurieren hauptsächlich die Militärangehörigen der 7. Militärbasis sowie der 34. Brigade, es gibt aber keine verwandtschaftlichen Verbindungen. Das Album enthält nicht so viele Fotos, darunter gibt es aber einige interessante, wie z.B. das Gruppenfoto vom Tag der Auszeichnung, das im August 2016 hochgeladen wurde und auf dem unser Subjekt Sarkisow mit seiner „Suworow-Medaille“ prahlt. Das Foto wurde vermutlich im März 2015 gemacht, während seines Dienstes an der 7. Militärbasis. Folgende Indizien weisen darauf hin: der uns bekannte Auszeichnungssaal im Hintergrund des Fotos, den wir schon mal in der Untersuchung „Lees „Doppelschlag“ gegen die Offiziere des Südlichen Militärbezirks Russlands“ vom 05.02.2016 gesehen hatten (dort figurierten der mit dem Tapferkeits-Orden ausgezeichnete Oberleutnant der 7. Militärbasis Sergej Dudorow und der Auszeichnende – der Befehlshaber der 49. Armee des Südlichen Militärbezirks Russlands Generalmajor Sergej Sewrjukow); sowie ein von uns identifizierter Zeitsoldat der 7. Militärbasis Ajdasch Monguscha, gebürtiger Tuwiner (Archiv des Profils, Fotoalbum, Kontakte) mit der Medaille „Für Tapferkeit“, in dessen Album einige Fotos aus dem besetzten Abchasien vorhanden sind, sowie aus dem an die Ukraine angrenzenden Lager der Besatzungstruppen Russlands nahe dem Truppenübungsplatz Kadamowski im Rostower Gebiet.
Die „Suworow-Medaille“ ist eine staatliche Militärauszeichnung der Russischen Föderation, mit der Militärangehörige für persönliche Tapferkeit und Mut ausgezeichnet werden, die bei der Verteidigung des Vaterlandes und staatlicher Interessen Russlands in Kriegshandlungen auf dem Boden, beim Militär- und Bereitschaftsdienst, bei Übungen und Manövern, beim Grenzdienst bekundet wurden, sowie Militärangehörige, die hervorragende Leistungen bei Gefechtsvorbereitung und Feldübungen vollbracht haben. In früheren InformNapalm-Untersuchungen figurierten ca. 20 russische Militärangehörige, die diese Militärauszeichnung nach Ergebnissen ihrer Dienstreisen in den Donbass erhalten hatten, s. „Medaillenbilanz russischer Kriegsverbrecher: Datenbank&Infografik“
- Ein Foto aus dem Feldlager der russischen Besatzer mit allen dazugehörigen Attributen der „rebellierenden Bergarbeiter“, das im August 2016 hochgeladen wurde. Zwischen den vier Posierenden liegt auch unser Untersuchungsobjekt D. Sarkisow. Das Bild wurde wahrscheinlich während seiner letzten „ukrainischen Dienstreise“ 2016 gemacht, bereits zur Zeit seines Dienstes in der 34. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade.
Und hier das interessanteste Foto: das Bild einer „Unbekannten“, ohne jeglichen Kommentar, hochgeladen im September 2016.
Die Unbekannte gehört zu den wenigen Kontakten von D. Sarkisow. Die Frau ist eine Einwohnerin der Stadt Charzysk (Donezker Gebiet, Ukraine), die sich z. Z. in der russischen Okkupation befindet, namens Julia Bondarenko (Archiv des Profils, Fotoalbum, Kontakte), die auf ihrer Seite den Status „Ich werde nicht schreiben, nicht anrufen und nicht an mich erinnern“ gespeichert hat. Ihr Foto im Album von Sarkisow wurde von zwei „Ladys“ – ihren Landsfrauen, ebenfalls aus Charzysk , mit „Gefällt mir“ markiert.
Auf den ersten Blick nichts besonderes: kann sein, dass David Sarkisow und Julia Bondarenko eine virtuelle Liebe verbindet. Doch wenn man die Seite von Sarkisow vom 20. Oktober 2016 aus dem Cache (Archiv) öffnet, bekommt man viele interessante Details zu sehen. Und zwar: gegenüber von seinem Namen setzt er den Namen Bondarenko in Klammern ein; in seinem Profil gibt es das Album „Meine Liebste“ mit 11 Fotos von J. Bondarenko (per 28. Oktober 2016 war das Album gelöscht). Schaut man sich außerdem die Lesezeichen „Interessante Seiten“ an, kann man feststellen, dass David ein Mitglied der Gruppe „Donezk FAQ“ („Ich suche Dich“, „Verschenke umsonst“ usw. ) ist und einem Dutzend anderer Gruppen mit Bezug zu Donezk oder „DVR“ angehört.
Die Seite von Sarkisow sieht ziemlich elend und sogar jämmerlich aus, denn im letzten Monat wurden dort sehr viele weinerliche Einträge von verlassenem David gepostet. Außerdem findet man unter Davids Abonnentinnen über 20 Frauen, die aus Donezk, Charzysk und Makijiwka kommen.
Die geschilderte Information reicht vollkommen aus, um die „ukrainische Dienstreise“ von D. Sarkisow als einem Militärangehörigen der 34. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade zu belegen, zumal die 34. Gebirgsbrigade es bereits mehrmals schaffte, im Donbass aufzufliegen.
P.S. Das ist nicht die erste love story zwischen einem russischen Besatzer und einer Einwohnerin von Donbass: Im Oktober 2015 veröffentlichte InformNapalm eine Publikation über einen russischen Feldwebel namens Roman Rewer aus der 18. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade (ME 27777, Stationierungsort: Chankala und Kalinowskaja, Tschetschenien; 58. Armee des Heeres des südlichen Militärbezirks Russlands) und seiner Freundin aus Donezk namens Ilona Sender (s. Drei Dienstreisen der 18. Brigade in den Donbass: Cherchez la femme):
Bestand und Bewaffnung der 34. SMSBr
Die 34. selbstständige motorisierte Schützenbrigade ist bereits mehrmals ins Blickfeld von InformNapalm geraten:
1. Im Zusammenhang mit „rostow-ukrainischen Dienstreisen“:
- Подразделение 34-й МСБР (горной) в составе сил вторжения, vom 14.01.2015
- Militärangehörige der 34. selbständigen motorisierten Schützenbrigade der russischen Streitkräfte im Donbass, vom 13.01.2016
- На Донбассе выявлен новый МТ-ЛБ ВМ/К 34-й отдельной мотострелковой бригады ВС России, vom 12.10.2016
2. Im Zusammenhang mit „neurussisch-syrischen Dienstreisen“:
- „What War are Soldiers from the 34th Brigade of the Russian Army Going to?“, vom 06.11.2015
- „Saving private Ryan“: InformNapalm warnt Scharfschützen der 34. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade, vom 06.11.2015
Die Datenbanken mit Beweisen für die Teilnahme von russischen Militärangehörigen an den Kriegshandlungen in der Ukraine auf der Seite von russisch-terroristischen Kräften sind unter folgendem Link zu finden: https://informnapalm.org/category/infografik.
Das Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Zoya Schoriwna/Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf die Autoren und unser Projekt erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, aktiv unsere Publikationen in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Die Verbreitung der Untersuchungen im öffentlichen Diskurs, kann den Lauf des informativen und des militärischen Widerstands verändern.
One Response to “Wie die Liebe eine Donbass-Dienstreise der 34. SMSBr auffliegen liess…”
29/11/2016
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