InformNapalm veröffentlicht weitere Ergebnisse der Analyse eines Datensatzes, der uns von den ukrainischen Hackern exklusiv zur Verfügung gestellt wurde. Die Cyber-Allianz FalconsFlame, Trinity und Ruh8 hat Anfang Juni den Briefwechsel und Cloud-Accounts von russischen Journalisten und Propagandisten gekapert und das somit ergatterte Datenmaterial an unsere OSINT-Aufklärer übergeben.
Die neue Untersuchung ist den Videos gewidmet, die im Ordner „Industriezone bei Debalzewe… Gegenfeuer“ im Cloud-Account облако@mail.ru des russischen Propagandisten Sergei Senin aufbewahrt wurden. Zu unserer Verfügung stehen 25 Videos, in denen das Schießen einer Mörser-Batterie der „DVR“-Terroristen auf die Ortschaft Nikischino des Donezker Gebiets festgehalten wurde. Wir haben beschlossen eine Kompilation aus den informativsten Videos zu machen und diese bei Youtube zu veröffentlichen. Originale der Videos haben wir an die Militärstaatsanwaltschaft und den SBU übergeben, als Beweise für die Ausführung eines Terrorakts.
Zu den Videos: Die Videos wurden mit einer Fotokamera in der Bildauflösung 640×480 Pixel und im Format MotionJPEG aufgenommen. Vermutliches Aufnahmedatum: Januar 2015. In unserer Videokompilation ist das Schießen einer 120mm-Mörser-Batterie (3 Geschütze) festgehalten worden. Die Abteilung ist keine Truppenabteilung; die Menschen sind verschiedenen Alters, einheitliche Uniformen gibt es nicht. Geleitet werden sie von einem Söldner in Winter-Tarnbekleidung und Gummischuhen, sein Rufzeichen ist „Alabai“. Funk- und Feuerleitsysteme haben wir bei der Batterie nicht registrieren können (nur im Bunker sieht man eine zerknitterte Karte). Kommandos zum Einschießen und Zielbeobachtung werden sehr selten abgegeben – all das hinterlässt den Eindruck, dass flächendeckend geschossen wurde, um einen möglichst breiten und großen Schaden zu verursachen.
Identifizierung der Gegend und Schießrichtung
Die Batterie führte Feuer aus einer Industriezone, die östlicher vom Dorf Kuschmazkoje im Donezker Gebiet liegt. Genaue Koordinaten und die Schießrichtung sind auf der Basis der Analyse von Geolokalisierung einzelner Bilder aus dem Video gemacht worden (Wir bedanken uns beim User 5urpher für die Ortsidentifizierung).
Mit einem rotem Pfeil haben wir die vermutliche Schießrichtung der Geschütze markiert. In dieser Richtung liegt in 3 Kilometer Entfernung von der Industriezone das Dorf Nikischino.
Und hier die Videokompilation aus den obengenannten 25 Videos, in der das Schießen der Mörserbatterie der Terrorristen auf Nikischino wiedergegeben wird:
Videoanalyse
Minute 1:17-1:40: Prozess der Fixierung von zusätzlichen Geschossen. Vier Ringe sind schon platziert worden, der Söldner streckt die Hand nach dem fünften aus. Das spricht dafür, dass beim Schießen das fünfte Geschoß verwendet wird.
2:00 : Der Dienstälteste der Batterie befiehlt einen Winkel von 6-45 einzustellen.
02:20 : Der Kameramann gibt uns ein Panoramabild und wir sehen einen Berg an Munitionskästen. Er kommentiert: „Ein Wagen am Tag ist die Norm“.
Also, was haben wir hier: genaue Stellung der Mörserbatterie, Schießrichtung, Geschoßnummer und Schießwinkel. Lasst uns doch die Schießtabellen des 120mm-Mörsers analysieren, um die Schußweite zu bestimmen. Auch sollte man erwähnen, dass im Video vermutlich die 120mm-Splittersprengwurfgranaten OF-843A festgehalten wurden. Unter Berücksichtigung der Verwendung des 5. Geschosses und eines Schießwinkels von 6 bis 45° beträgt die vermutliche Schußweite 3450 Meter. In der Praxis verringert sich die Schußweite bei Minustemperaturen.
Nun messen wir 3450 Meter von der Stellung der Mörserbatterie in die Schießrichtung ab. Zur Anschaulichkeit zeigen wir zwei Bilder von GoogleEarth: eins vom 26.05.2015 (also nach den Ereignissen, die im Video festgehalten wurden) und eins vom 30.10.2014, also davor. Beachten Sie bitte den Zustand der Wohnhäuser in der grünmarkierten Zone, die in unmittelbarer Nähe zur Schießlinie stehen, und auf die Punkte der Schussweite (Zum Vergrössern bitte auf das Bild draufklicken). Zur Auskunft: das Dorf Nikischino wird seit dem 31.01.2015 von den russisch-terroristischen Kräften kontrolliert.
Terroristische Angriffe der russischen Hybridarmee werden von Angriffen im Informationsraum begleitet. Über Propagandaquellen werden die ukrainischen Streitkräfte dieser Beschüsse beschuldigt (Archiv hier).
Kommandeur, Rufzeichen „Alabai“:
Mitglied der Geschützmannschaft, Rufzeichen „Buratino“:
Mitglied der Geschützmannschaft, Rufzeichen „Wolf“:
Nachwort
Es gibt alle Gründe anzunehmen, dass diese Mörserbatterie auf zivile Wohnhäuser im Dorf Nikischino gefeuert hat. Dieses Vorgehen kann als ein Terrorakt bewertet werden, der gegen zivile Bevölkerung ausgeführt wurde. Die Folgen der im Donbass eingetroffenen „Russischen Welt“ sind gut in der Videoreportage „Ruinen des Dorfes Nikischino“ zu erkennen, die von Senin gemacht und im März 2015 veröffentlicht wurde.
Es bleibt die Frage offen, warum Senin diese Reportagen, die keinerlei Zukunft bei den russischen TV-Kanälen haben, weiterhin aufbewahrte. Vermutlich wurden sie ihm von demjenigen übergeben, der vorher schon Photos von der eingenommenen Sahur-Mohyla gemacht hatte. Diese Fotos haben wir ebenfalls im aufgebrochenen Briefwechsel von Senin gefunden.
Wir möchten daran erinnern, dass dies nicht die erste Publikation ist, in der der Journalist oder besser gesagt Propagandist des Ersten TV-Kanals Russlands Sergei Senin figuriert, siehe thematische Links:
- „Russlands Propagandisten Teil 1: Sergei Senin“ 2016-06-06
- „Cyberkrieg: Ukrainische Hacker haben den russischen Ersten TV-Kanal gekapert“ 2016-06-09
- Gekaperte Accounts der russischen Propagandisten Teil 2: MH17 2016-06-14
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
Dieses Material wurde von Michail Kusnezow exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
Sie können unserem Projekt auch unter folgendem Link zweckgebunden helfen:
2 Responses to “Gekaperte Accounts der russischen Propagandisten Teil 3: Beschuss von Nikischino”
15/08/2016
Jassynuwata im Visier der russischen Hybridaggression - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Gekaperte Accounts der russischen Propagandisten Teil 3: Beschuss von Nikischino“ […]
26/09/2016
Gekaperte Accounts der russischen Propagandisten: Wie die Reportagen für den russischen "Ersten TV-Kanal" entstehen - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Gekaperte Accounts der russischen Propagandisten Teil 3: Beschuss von Nikischino“ […]