An diesem Material arbeiteten wir seit dem 27. September und trotz der Tatsache, dass viele russische Medien über den Fakt der Eröffnung einer „Gedenktafel“ für einen im Donbass gefallenen Söldner bereits geschrieben hatten, hat sich keiner von ihnen die Mühe gemacht, sich in das Wesen dieser Frage zu vertiefen und das Schema zu erkennen, nach welchem die jungen Männer aus Altai in die IBFs von „Neurussland“ geraten.
Das Team von InformNapalm deckt in seinen OSINT-Untersuchungen nicht nur die militärische Komponente der russischen Aggression auf, sondern auch andere Hilfskräfte, die auf Ermunterung vom Kreml in den Krieg im Donbass involviert sind.
Das Thema der russischen „Freiwilligen“, die sich im Osten der Ukraine aufhalten, wurde nicht nur einmal erläutert. Es ist bekannt, dass die Mehrheit der im Donbass kämpfenden „freiwilligen Volkswehr“ in die Konfliktzone zentralisiert gelangt, wobei sie des Öfteren aus Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Organisationen besteht (Kosaken (dt.)– und Veteranenverbände, militärisch-patriotische Clubs (dt.) und andere Gemeinschaften), die eine legale Registrierung und einen Status in Russland haben, wie auch als Hauptplatz für die Rekrutierung des „Kanonenfutters“ für ausländische Militäroperationen durch die russischen Geheimdienste dienen.
Im vorgelegten Material möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf die Altai-Filiale der sogenannten zwischenregionalen gesellschaftlichen patriotischen Organisation „Freiwillige“ lenken, die 2014 gegründet wurde. Eine der Hauptrichtungen der Organisation „Freiwillige“ ist die „patriotische Arbeit mit der Jugend“, und wenn man genauer wird: die Anwerbung der Jugend für Söldnertruppen. Parallel führt die Organisation Trostarbeit mit den Familien der im Donbass gefallenen „Freiwilligen“ und den aus dem Krieg zurückgekehrten Verwundeten, wobei sie Beziehungen zu militärisch-medizinischen Einrichtungen Russlands unterhalten, wo die überlebten Banditen behandelt werden, die aus dem ukrainischen Donbass ganz (oder nicht so ganz) zurückgekommen sind.
Vorsitzender der Organisation „Freiwillige“ ist Alexander Iljutenko aus Nowosibirsk, das Rufzeichen dieses Söldners ist „Palästinenser„.
Eine der letzten Veranstaltungen der Organisation fand am 26. September 2015 im Dorf Oserka des Altai Gebietes statt, wo die Gedenktafel zu „Ehren“ des lokalen Einwohners Iwan Korolkow (geb. 1989, Rufzeichen „Zar“) präsentiert wurde, der am 28. Januar 2015 im Raum von Debalzewe gefallen war (siehe Video). Zu Initiatoren der Gedenktafel-Eröffnung wurde die regionale Barnauler Organisation der Veteranen des Afghanistan- und anderer lokaler Kriege, „neurussische“ Freiwillige aus Altai, die Gewerkschaft „Solidarnost namens Stolypin“ und ihr Vorsitzender Andrei Majewitsch.
Dies ist nicht der einzige Freiwillige aus Barnaul, der von Majewitsch und seinen Kuratoren aus dem GRU in den sicheren Tod in der Ukraine geschickt wurde, zumindest 7 ortsansässiger Einwohner sind in ihre Heimat als „Gruz-200“ zurückgekommen:
– Konstantin Rusakow, geb.1957. Ehemaliger Abgeordneter der regionalen gesetzgebenden Versammlung von Altai, Lehrer an der Altai-Staatsuniversität, Kandidat der Geschichtswissenschaften. Diente in der „Lawina“-Abteilung;
– Alexander Borowinski, geb. 1980. Veteran der Kampfhandlungen in Tschetschenien, diente im Bataillon „Tiger“ der Hauptverwaltung für innere Angelegenheiten des Altai-Gebietes, Rufzeichen „Direktor“. Diente in der „Wostok“-Einheit, Rufzeichen „Churchill“.
– Wassily Tkatschew, geb.1968. Diente in der Kosaken-„Volkswehr“ unter dem Rufzeichen „Altai“.
– Alexander Usow, geb. 1991. Diente in einer internationalen Brigade.
– Igor Antonow, Oberstleutnant der Reserve, arbeitete als Jurist im Verband der Afghanistan-Veteranen des Altai Gebietes, Teilnehmer der Kampfhandlungen in Afghanistan.
– Denis Sucharew, geb.1978. Veteran der Kampfhandlungen in Tschetschenien. Diente in der Einheit „Sut wremeni“ des „Wostok“-Bataillons unter dem Rufzeichen „Suchar“.
Unter der Leitung desselben Majewitsch wurden in Barnaul 35 „Volkswehr-Freiwillige“ des Altai-Gebietes, die in der Ukraine gekämpft hatten, im Juni 2015 mit den Medaillen „Für den Verteidiger Neurusslands“ ausgezeichnet.
Das Team von InformNapalm hat eine Reihe von „Freiwilligen“ aus Barnaul identifiziert, und versuchte auch das Muster zu erkennen, nach welchem sie in die IBFs von „Neurussland“ geraten. Im besonderen wurden im Laufe der Analyse von vorliegender Information folgende Personen ausgemacht:
1. Anar Bajramow (Archiv: Photoalbum, Archiv: Freundesliste), geb. 01.01.1993, wohnhaft in Barnaul. Aus seinem Dienstzeugnis folgt:
– 2011-2012: Artillerieausbildung, Einheit Nr. 88612, Kolomna, Moskauer Gebiet;
– 2013-2014: diente in der 32. SMSBr, Einheit Nr. 22316, Schilowo, Nowosibirsker Gebiet (dieser Truppenverband wurde von uns mehrmals im Kontext der Krim-Okkupation und des Krieges im Donbass registriert (dt.);
– 2014-2015: 10. Speznas-Brigade GRU, Einheit Nr. 51532, Gorjatschi Klutsch, Krasnodarer Gebiet (diese Speznas-Brigade wurde auch in der Ukraine gesichtet (dt.).
Bairamow hat eine interessante militärische Biographie, in seinen Fotoalben fehlen aber Fotos, die seinen Militärdienst im Zeitraum der Ausbildung und in der 32. Brigade dokumentierten, außer einem Bild mit seinen Dienstkollegen vom August 2014 mit „frischen“ Medaillen „Für die Rückkehr der Krim“ im sozialen Netzwerk ok.ru
Es scheint, als ob Bairamow mit dem Dienst in der 10. GRU Speznas-Brigade nur angibt, in seinem Profil bei ok.ru gibt es aber unter den Oktober-Photos ein paar interessante Bilder, auf denen zusammen mit Ainar (markiert mit einem roten Pfeil) in einem Zelt noch ein paar junge Männer in Gorka-Uniform und Matrosenhemden posieren, die normalerweise nur russische Fallschirmjäger oder Speznas-Soldaten tragen.
Anmerkung: Ein Photo aus derselben Serie findet man auch bei einem anderen Freiwilligen aus Altai -Kirill Geist (markiert mit einem blauen Pfeil). Genau dieses Photo mach vieles deutlich und erklärt unter anderem auch den Eintrag über Bairamows Zugehörigkeit zur 10. Speznas-Brigade. Die Analyse dieses Photos steht unterm nächsten Punkt zur Verfügung.
Unter den anderen Photos von Bairamow findet man eine Reihe von Photos aus Altai mit seinen Kampfgefährten aus Donbass, wie auch ein paar Bilder seiner Auszeichnung mit der obengenannten Medaille „Für den Verteidiger von Neurussland“.
2. Kirill Geist (Archiv: Photoalbum; Archiv: Kontakte), geb. 01.10.1991, aus Sarinsk, Altai Gebiet, wohnhaft in Barnaul. Notizen, wie auch Photos von seinem Militärdienst gibt es im Profil von Geist keine (vermutlich unter Verschluß), aber es gibt eine Ausnahme: ein Photo, das am 30. Oktober 2014 hochgeladen wurde, wo zusammen mit Geist (markiert mit einem blauen Pfeil) noch ein paar junge Männer in Matrosenhemden posieren, darunter auch unsere Person Nr.1 Bairamow (rot markiert). Interessant bei dem Photo ist auch der Kommentar des „Guru“ aus der Altai-Filiale der „Freiwilligen“-Organisation Andrei Majewitsch: „Ich sehe Dima nicht?? Kochte wohl in dem Moment Pilaw!“, und natürlich der Geotag „Gorjatschi Klutsch“.
Anmerkung: Wir möchten daran erinnern, dass in der Umgebung der Ortschaft Gorjatschi Klutsch (Molkino, Rostower Gebiet) die 10. selbstständige Speznas-Brigade GRU Russlands stationiert ist. Dort sind auch ein paar Feldlager, Truppenübungsplätze und Schießplätze eingerichtet. Unter anderem befindet sich im Raum des Dorfes Psekups ein Trainingslager, das das russische Kommando für die Ausbildung der „Freiwilligen“ nutzt, die daraufhin in den Donbass verlegt werden, siehe folgende Artikel von InformNapalm:
– „Russland- Sponsor des internationalen Terrorismus: Ausbildungslager für Söldner auf dem russischen Territorium und die Gruppierungen der Invasionskräfte“(russ.): 44-jähriger Yuri Butjatow aus dem Fernen Osten wird auf einem Truppenübungsplatz in Gorjatschi Klutsch ausgebildet;
– „Russisches Kosakentum als aktive Reserve des Verteidigungsministeriums Russlands“ (dt.): Kosaken halten Feldmanöver auf dem Truppenübungsplatz des Verteidigungsministeriums Russlands im Dorf Molkino ab.
Unter den anderen Photos von Geist gibt es Bilder von gemeinsamen Veranstaltungen im Altai, auch mit seinen Kampfgefährten aus Donbass, über die wir bereits gesprochen haben, darunter auch mit unserer Person Nr. 1 Bairamow, wie auch Iwan Pachomow (grün markiert) und Davit Basilaschwili (gelb markiert), zu denen wir weiter unten kommen, wie auch mit ihrem Mentor Andrei Majewitsch (schwarz markiert).
3. Iwan Pachomow (Archiv: Photoalbum; Archiv: Freundesliste), geb. 16.11.1990, wohnhaft in Barnaul. Es gibt wenige Notizen zum Militärdienst im Profil von Parchomow (diente mutmaßlich 2013-2014 in Luftlandetruppen), im Unterschied zu den anderen hat sich Iwan aber getraut, Photos, die in der Kampfzone in der Ostukraine aufgenommen wurden, hochzuladen und ein Teil davon ist auf seiner Seite bei ok.ru vorhanden. Unter anderem gibt es ein Photo von Parchomow mit dem russischen Propagandisten des TV-Kanals „Rossija“ und dem Autoren der Reportagen „Spezialnij Korrespondent“ Alexander Busaladze (ist mit rosa Quadrat markiert), das im April 2015 hochgeladen wurde. Pachomow wurde noch im November 2014 vom „Myrotworez“-Zentrum aufgedeckt und in die Terroristenbasis eingetragen.
Anmerkung: Im Apri 2015 lief auf „Rossija“ der propagandistische Film von Busaladze „Kleschi“ (dt. „Die Zange“) über die Situation in Nowoasowsk-Richtung und in Schyrokyne. Entsprechend den Photos von Pachomow, dem Datum ihrer Hochladung, Kommentaren und Geotags dazu, befand er sich zwischen Oktober 2014 und Mai 2015 im Raum von Schyrokyne.
Unter den anderen Photos von Pachomow gibt es Bilder im Altai zusammen mit seinen Kampfgefährten aus Donbass, darunter auch mit Basilaschwili und Bairamow.
Interessant sind auch die Photos von „sommerlichen Übungen 2015“, die allem Anschein nach in Altai abgehalten wurden und wo die „Freiwilligen“ auf einem Schießplatz wohl von aktiven russischen Militärs unterrichtet werden. Pachomow posiert hier mit dem neuesten Scharfschützengewehr SWD-S:
4. Davit Basilaschwili (Archiv: Photoalbum; Archiv: Freundesliste), geb. 19.02.1993, wohnhaft in Barnaul. Der Balett-Tänzer und Pechvogel Basilaschwili (er studierte am Altai Kulturinstitut) wurde zu einem Söldner. Auch hier gibt es zwar nicht so viel aber doch ausreichend Information, zumal er des Öfteren auf den Photos und Videos der anderen Personen auftaucht. Mehr noch, Basilaschwili wurde noch im März 2015 vom „Myrotworez“-Zentrum identifiziert und in die Terroristenbasis eingetragen.
Alle obengenannten Personen vereint etwas gemeinsames: sie alle sind die „freiwillige Reserve“ der russischen Geheimdienste und können alle wie folgt charakterisiert werden:
– waren alle bis vor kurzem Wehrdienstleistende der Streitkräfte Russlands, haben also bestimmte militärische Fertigkeiten und Erfahrung;
– sind alle Mitglieder der Barnaul-Filiale der „Freiwillige“-Organisation, in der sie auch als Söldner rekrutiert worden sind;
– haben alle ein „Praktikum“ am Stationierungsort der 10. Speznas-Brigade GRU absolviert, das ihrer Dienstreise nach Donbass voranging;
– befanden sich mehr oder weniger zur gleichen Zeit in der Kampfzone im Osten der Ukraine.
Dieses Material wurde von Irakli Komaxidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
One Response to “Freiwillige Reserve des GRU Russlands für militärische Konflikte im Ausland”
24/02/2016
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