(Anm.d.Red.„Porebrik“ – zu deutsch Bordsteinkante. Das Wort Porebrik für Bordsteinkante wird größtenteils in Sank Petersburg verwendet. Während der bewaffneten Besetzung der Stadtverwaltung von Kramatorsk im Frühjahr 2014 verriet sich ein russischer Soldat, indem er die Menschen lautstark dazu aufforderte, sich hinter den „Porebrik“ zu begeben. Das Wort „Porebrik“ wird unter der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine nicht verwendet.)
Die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm untersucht weiterhin anhand von auf Google Earth zugänglichen Satellitenbildern die Kriegsverbrechen der Russischen Föderation.
In einem der früheren Untersuchungsberichte («GoogleEarth enthüllt Geheimnisse der “Trophäen”-Fahrzeuge von Terroristen»), wurde der Transport von Technik von russischem Gebiet, über nicht kontrollierte Abschnitte der ukrainischen Grenze in die Zone der Kampfhandlungen gezeigt.
In der folgenden Untersuchung hat InformNapalm die Waffen identifiziert, ihre Schussrichtung, die Route für den Munitionsnachschub und die Spuren, hinterlassen infolge der Beschüsse. Kriegsverbrechen verjähren nicht, deshalb widmen wir uns der Karte des Grenzgebietes von September bis Oktober 2014. Die Satellitenbilder dieses Geländeabschnitts wahren eine Menge interessanter Details der Beschüsse der Siedlungen Mariniwka, Perwomajsk, Stepaniwka u. a. im August 2014 von russischem Boden aus.
Interessanterweise fungieren ausgerechnet diese Ortschaften in den Berichten der Terroristen und der russischen Propagandisten. Beispielsweise in der Publikation mit dem zynischen Titel „Chronologie des ukrainischen Bürgerkrieges für den 15. August 2014“, veröffentlicht auf der russischen Webseite Ruspravda.info. Folgendes wird berichtet:
„Mit der Unterstützung von Panzern haben Einheiten der Nationalgarde zahlreiche Angriffe auf die Ortschaften Mariniwka, Stepaniwka und Perwomaijsk ausgeführt. Während der schweren Kämpfe wurde der Gegner mit den weit überlegenden Kräften auf zuvor gehaltene Positionen zurückgedrängt. Entschiedene Gegenangriffe der Volkswehr ermöglichten, dem Gegner erhebliche Verluste bei den Kräften und dem Material zuzufügen.“
Aber welche Kräfte genau bei diesen Operationen vom August 2014 beteiligt waren, kann anhand der Auswertung der Satellitenbilder beurteilt werden. Die Aufnahmen von Google Earth sprechen nicht von einer bürgerlichen, sondern von einer gänzlich militärischen Konfrontation und Aggression des angrenzenden Staates gegen die Ukraine.
Der Screenshot des Satellitenbildes stammt vom 14.09.2014. Auf dem Bild sind eine Haubitzenbatterie aus sechs Geschützen (zwei Geschützzüge), der Verteilungsort der Kampfausrüstung, Lastwagen und Zelte fixiert. Die Lage – östlich des Weilers Primiusskiy im Bezirk Kujbyschewskij des Gebiets Rostow. Mit grüner Farbe sind die Koordinaten und das Datum hervorgehoben. Da die Länge des Geschützlaufs auf der Aufnahme der Länge des Lastwagens entspricht, kann davon ausgegangen werden, dass wir auf der Aufnahme eine 152-mm-Haubitze 2A65 „Msta-B“ sehen. Die Länge des Laufs dieses Geschützes beträgt 7 200 mm. Zum Vergleich: die Länge des Lastkraftwagens „Ural-4320“ beträgt 7 366 mm und des Lastkraftwagens KamAZ-5350 7 960 mm. Die Länge der 122-mm-Haubitze D-30 4 660 mm, daher würde er auf der Aufnahme bedeutend kleiner aussehen als der Lastwagen.
Etwas links davon befinden sich die alten Feuerstellungen. Interessanterweise sind sie auch auf einer früheren Aufnahme zu sehen, aufgenommen am 04.09.2014. Es ist deutlich zu erkennen, dass nur fünf Geschütze eingesetzt wurden.
Lasst uns jetzt die nächste Aufnahme betrachten, datiert auf den 06.10.2014. Auf ihr sehen wir versengte und zertrampelte Erde am Aufstellungsort der Geschütze (Update: Unsere Leser halfen uns festzustellen, dass die großen schwarzen Flecken auf der Aufnahme Spuren von Beschüssen aus Mehrfachraketenwerfern sind, die von der gleichen Position abgefeuert wurden. Die Schussrichtung wurde nicht ermittelt).
Wir ziehen entlang der Laufrichtung eines der Geschütze zwei Linien. Die grüne mit einer Länge von 6 400 Meter – das ist die Schattenzone, nämlich die minimale Schussdistanz mit voller Ladung. Die rote Linie ist der Wirkungsbereich, der sich auf zwischen 6 400 und 24 700 Meter beläuft. Weiter markieren wir auf der Karte die Krater von den Beschüssen in unmittelbarer Nähe der roten Linie. Das ist dabei herausgekommen:
Nachfolgend sehen wir die Screenshots der Satellitenbilder von den Artillerieeinschlägen:
Da die Einschusskrater in den markierten Bereichen auch auf den Aufnahmen vom 15.08.2014 zu sehen sind und sich links von der Anvisierungslinie befinden, wie auch die alte Position der Batterie, kann davon ausgegangen werden, dass die Angriffe noch von der alten Position aus ausgeführt wurden.
Ein wichtiger Faktor beim Einsatz von Artillerie ist der Munitionsnachschub. Auf den unteren Screenshots sind die Versorgungsroute und das Lager gekennzeichnet.
Somit ist die Rhetorik der russischen Propaganda über die „Siege der Armee von Noworossija“ und des „Bürgerkrieges in der Ukraine“ ein zynischer Deckmantel für die echte Aggression seitens der Russischen Föderation, in deren Verlauf nicht nur hybride Methoden der Lieferung von Waffen, Technik und Söldnern, sondern auch aktive russische Soldaten eingesetzt werden und es auch zu Beschüssen der ukrainischen Kämpfer vonseiten des Porebriks (vom russischen Territorium) kommt.
Wir erinnern, dass man sich unter folgenden Links http://bit.ly/RussianPresence (in 12 Sprachen) und http://bit.ly/RussianPresence/DE (auf Deutsch) mit der Datenbank der Untersuchungen von InformNapalm bekanntmachen kann, die die Beteiligung von mehr als 60 Truppenverbänden der russischen Streitkräfte an den Kampfhandlungen in der Ukraine belegen.
Dieses Material wurde von Michail Kusnezow exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, aktiv unsere Publikationen in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Die Verbreitung von den Untersuchungsergebnissen im öffentlichen Diskurs kann den Lauf der informativen und militärischen Konfrontation verändern. Zusammen werden wir siegen!
One Response to “Google Earth enthüllt neue Geheimnisse von Beschüssen vonseiten des „Porebriks“”
30/05/2016
Pjotr&Mazepa: Der ukrainische Weg zum Sieg - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Erstens – es gibt keinen isolierten Bürgerkrieg. Wie sehr man auch den ausschließlich internen Charakter dieses Konflikts auf dem Informationsfeld betonen möchte, ist der Krieg im Donbass ein rein russisches Projekt, das sogar von Offizieren der russischen Geheimdienste angezettelt wurde: Girkin, Bezler, Petrovsky, hunderte Kämpfer der russischen Streitkräfte für Spezialoperationen und Mitarbeiter des operativen Dienstes, Söldner und „Urlauber“. Diese Tatsache sollte keiner Diskussion unterliegen. Es gibt zahlreiche Beteiligungsbeispiele von ominösen Kämpferanführern zu russischen Behörden, angefangen mit Fotos von Medaillen für den FSB-Dienst bis zu deren Interviews und direkten Erwähnungen von der Arbeit für den Geheimdienst. Dutzende Panzer, dutzende MANPADS- und Panzerabwehrlenkwaffen-Einsätze in der frühen Phase, das Hinterland und der Treibstoff, das Kommando und die Rotation – mit all diesen Geschichten von einem Bürgerkrieg sollte man sich einzig und allein zum Psychiater wenden. In der gesamten restlichen Ukraine, wohin Moskaus Einflussagenten nicht eingedrungen sind, werden summa summarum bis zweihundert Tote verzeichnet, von denen die meisten, Opfer beider Seiten des Maidan waren. Zusammen mit den Konfrontationen in Charkiw und Odessa, mit den Auseinandersetzungen und den brennenden Bussen in Dnipro (früher Dnipropetrowsk), mit den Schießereien und den Zusammenstößen auf den Straßen, mit Mukatschewe und den Granaten in Kiew. Insgesamt ist die Zahl auf dem Stand der Sterblichkeit durch die Grippe, sie kommt nicht einmal an die Arbeit der russischen Panzer an dem eigenen „Weißen Haus“ heran, wie schwer auch immer sich die Propaganda über die „absolute Gesetzlosigkeit in der Ukraine“ vonseiten des Porebrik abrackern mag. […]