Im verdeckten Krieg gegen die Ukraine verwertet Russland nicht nur alte Bewaffnung, Technik und Munition, sondern erprobt auch neue Waffenmodelle und verschiedene Waffensysteme.
Einige Luftabwehr- und Funkmeldesysteme sowie EloKa-Komplexe haben sich im Arsenal der „russischen Urlauber“ und „erblichen Bergarbeiter“, die im Donbas kämpfen, fest etabliert.
Die neue OSINT-Untersuchung des InformNapalmTeams handelt von der Entdeckung des neuesten russischen Komplexes elektronischer Funkdämmung „Borisoglebsk-2“, der die technische Grundlage für die EloKa-Einheiten der taktischen Verbände bildet. Der Komplex ist zur Funkaufklärung und Funkdämmung im Kurzwellen- und Ultrakurzwellen-Bereich des Boden- und Luftnachrichtenwesens, der Benutzerterminals von Mobil- und Außenverbindungen im taktischen und operativ-taktischen Führungsglied bestimmt.
Am 25. Juli 2015 wurden im Blog eines Einwohners von Rostow-am-Don namens Andrewrostow Fotos mit der Beschreibung einer Reise über die föderale Fernverkehrsstraße M-4 „Don“ (Moskau-Woronesch-Rostow-Krasnodar-Noworossijsk) veröffentlicht.
Die Aufmerksamkeit von InformNapalm wurde durch die Fotos des Militärgeräts erweckt, das zusammen mit zivilen Räumgeräten transportiert wurde. Die genauen Koordinaten, wo dieses Militärgerät festgehalten wurde: 47°17′37″N (47.293614) 39°51′21″E (39.855788).
Nach einer Beratung mit Wehrexperten gelang es uns, diese Objekte zu identifizieren. Diese Fahrzeuge sind ein Bestandteil des neuesten russischen EloKa-Komplexes „Borisoglebsk-2“.
Zur Information:
2009-2010 wurde der „Borisoglebsk-2“-Komplex seinen ersten Tests unterzogen, und für 2011 war seine Serienherstellung geplant. 2013 wurden in den Südlichen Militärbezirk circa 8 Einheiten RB-301B „Borisoglebsk-2“-Komplexe geliefert. Im Juli 2014 fand auf dem Truppenübungsplatz Kalinowski in Tschetschenien ein Wettbewerb der besten EloKa-Mannschaft des Südlichen Militärbezirks statt. Am Wettbewerb nahmen 6 Besatzungen von modernen EloKa-Komplexen „Borisoglebsk-2“ teil. Im September 2014 wurde bei den taktischen Manövern des Östlichen Militärbezirks in Burjatien auf dem Truppenübungsplatz „Burduny“ ebenfalls der neueste EloKa-Komplex „Borisoglebsk-2“ eingesetzt, dieses System war 2014 in den Östlichen Militärbezirk geliefert worden. Für 2015 ist geplant, weitere 6 „Borisoglebsk-2“ Komplexe dahin zu liefern. Anfang 2015 wurde der Komplex beim motorisierten Schützenverband des Östlichen Militärbezirks, der in Burjatien stationiert ist, in die Bewaffnung aufgenommen. Und bereits im Juni 2015 wurde das System an einen motorisierten Schützenverband des Südlichen Militärbezirks geliefert, der in Tschetschenien stationiert ist.
Wir möchten anmerken, dass es uns gelungen ist, im Fotoalbum des russischen Bloggers eine Führungsstelle zu identifizieren. Die Technik sieht absolut neu aus, auf den Kettengliedern sind neue Ersatzteile-Kästen vorhanden, was mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen lässt, dass es sich bei dieser Führungsstelle um eine R-330KMW aus dem System „Borisoglebsk-2“ handelt.
Ein paar Erklärungen zur Identifikation:
Zum Komplex „Mandat“ (dem sowjetischen Vorgänger von „Borisoglebsk-2“) gehörte eine Führungsstelle R-330K auf der Basis von zwei „Ural“-LKWs. Außerdem gibt es den Komplex „Pyramide“ auf der Basis von MT-LB (Gleiskettenfahrzeug), aber dabei handelt es sich um ein ganz anderes Anbaugerät, darum wurde das festgehaltene Technikmuster gerade als eine Führungsstelle für einen „Borisoglebsk-2“-Komplex identifiziert, da es am besten zu allen Kennwerten passt.
Man sollte anmerken, dass ein ähnliches Fahrzeug bereits früher in Luhansk gesichtet wurde – am 31. März 2015, damals aber fälschlicherweise als ein MT-LB „Rangier“ identifiziert worden war.
Wir möchten eine Besonderheit des Exemplars hervorheben, das in Luhansk gesichtet wurde: Auf diesem Exemplar sind Schirme für eine Wasserfahrt installiert. Die Straße ist trocken, oberhalb der Raupen sieht man aber Feuchtigkeitsspuren, womöglich wurde das Panzerfahrzeug nicht über die Grenzpunkte in die Ukraine befördert, sondern schwimmend – über den Fluss Siwerskyj Donez.
Und noch früher, am 3. Februar 2015, wurde das Fahrzeug R-330KMW in Brjanka (Gebiet Luhansk) gesichtet. Das Fahrzeug fuhr von Altschewsk nach Brjanka. Es wurde von einem Augenzeugen festgehalten, der ein Foto aus dem Fenster gemacht hatte, darum waren wir gezwungen, das Foto zurechtzuschneiden, um den Standort der Quelle nicht preiszugeben. Auf dem Foto sehen wir, dass die Schirme für die Wasserfahrt in einer Fahrstellung (an den Bordwänden) fixiert sind und die letzte Sektion des Teleskopmasts herausgezogen wurde – sieht aus, als ob der Wagen seine Stellung ändert.
Wenn man den Ort und den Zeitpunkt der Entdeckung dieses Panzerfahrzeugs berücksichtigt, kann man mit Sicherheit sagen, dass es bei der Februar-Einnahme von Debalzewe eingesetzt wurde. Und wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass bei dieser Operation auch andere einmalige Funkmelde- und EloKa-Fahrzeuge der Streitkräfte Russlands gesichtet wurden, zum Beispiel die neueste Funkstation R-166-0,5, kann man mit Sicherheit sagen, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine zumindest das ganze Spektrum der neuesten non-letalen Waffen einsetzt. Und es kann keine Rede von „Kampftrophäen“ sein, denn dieses Militärgerät ist erst in den letzten Jahren in den Truppengebrauch der Streitkräfte Russlands aufgenommen worden und in der Bewaffnung der ukrainischen Armee gab es das nie.
Zurück zum Thema der Fotos von Militärgerät auf zivilen Schleppfahrzeugen sollte man anmerken, dass die russischen terroristischen Kräfte nicht zum ersten Mal diese Art des Transports für die Beförderung von Militärgerät in die Ukraine nutzen. Zum Beispiel existieren im Fall der MH-17-Katastrophe Fotos von der Beförderung der Raketenwerfer BUK-M1 mittels eines Volvo FH-13 Sattelschleppers in Luhansk, der später auch im Panzerwagen-Depot der Söldner in der Stadt Snischne registriert wurde. Womöglich ist das Streben der VRSK (vereinte russisch-separatistische Kräfte), zivile Schlepper statt der Militärsattelschlepper zu verwenden, nicht nur durch die Absicht, die Spuren der Technik- und Waffenlieferungen in die Ukraine zu vertuschen, bedingt, sondern auch durch die Unzuverlässigkeit der Militärsattelschlepper, die immer mal wieder in Autounfälle geraten.
Wir erinnern daran, dass InformNapalm Anfang Juli 2015 den genauen Standort einer anderen russischen Störstation, R-330ZH „Zhitel“, identifizierte, die die terroristischen Kräfte in Makijiwka platziert hatten.
Siehe Links zum Thema:
- „Joker“ im Fall des „Volvo“-Schleppers, der die verhängnisvolle BUK transportierte“
- „In Makijwka wurde eine russische Störstation R-330ZH „Zhitel“ entdeckt“
Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
3 Responses to “Neueste russische EloKa-Komplexe „Borisoglebsk-2“ wurden an der Grenze und in der ATO-Zone entdeckt”
03/05/2016
Russische EloKa-Systeme in den Kampfhandlungen im Donbass - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Funkunterdrückung-Komplex RB-301B “Borisoglebsk-2” zur Funkunterdrückung im Kurzwellen- und Ultrakurzwellenbereich. In 2009-2010 wurde das System erstmals getestet. Seit 2013 stehen im Dienst des Südlichen Militärbezirks Russlands 8 Einheiten von RB-301B “Borisoglebsk-2” Systemen. Eins davon, vermutlich die Führungsstelle R-330KMB, wurde im Sommer 2015 bei seiner Beförderung mittels Ziviltransport im Rostower Gebiet gesichtet. Etwas früher, im Februar 2015, wurde es in der Stadt Brjanka des Luhansker Gebiets und im März 2015 in Luhansk selbst gesichtet. Einzelheiten hier: “Neueste russische EloKa-Komplexe “Borisoglebsk-2” wurden an der Grenze und in der ATO-Zon…. […]
06/05/2016
Bei Luhansk ist die russische Station R-934UM entdeckt worden. Abgefangene Funksprüche - InformNapalm.org (Deutsch)[…] • Russische Streitkräfte setzten die Störstation R-330Zh “Zhitel” bei den Kämpfen um Debalzewe ein • Donezk: Funkaufklärungskomplexe “Torn” und “Taran” der Streitkräfte Russlands auf der “Sparta”-Basis • Der russische Komplex «Taran» bei den Kämpfen um Debalzewe • Neueste russische Elektronikkampf-Komplexe “Borisoglebsk-2” wurden an der Grenze und in der ATO-… […]
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