
Das internationale Freiwilligenteam InformNapalm hat bereits mehrfach die Maskerade und Verwandlung russischer Militärangehöriger in Kämpfer des sogenannten „Neurusslands“ beschrieben. Die vorliegende Untersuchung offener Quellen hat neue Nachweise der Verwandlung einer ganzen Einheit der 15. selbständigen motorisierten Schützenbrigade mit dem zynischen Zusatz „Friedenstruppen“ des Zentralen Militärbezirks der russischen Streitkräfte offenbart. Diese Brigade war auch in der Vergangenheit mehr als einmal an „ukrainischen Dienstreisen“ beteiligt. (Einheit Nr. 90600, Garnison Roschinskij, Kreis Wolga, Gebiet Samara).
Verraten hat seine Mitstreiter der Militärangehörige der „Friedenstruppen“ der russischen Streitkräfte Ewgenij Iwanow (archiviertes Profil, Fotoalbum und Kontaktliste), welcher als Berufssoldat bei der eingangs genannten Einheit unter Vertrag steht. Iwanow gehört der Versorgungskompanie der 15. Brigade an und wird vermutlich als Fahrer eines Ural-4320“-LKW geführt (1,2).
Unseren Informationen nach wurden Militärangehörige der 15. selbständigen motorisierten Schützenbrigade ab Anfang 2014 aus dem Ural in den Süden Russlands verlegt. Die „Blauhelme“ aus Samara nahmen an der Besetzung der Krim im Frühjahr 2014 teil. Anschließend wurden sie erneut verlegt, dieses Mal an die russisch-ukrainische Grenze, in die Gegend bei Belgorod mit Ausrichtung auf die ukrainische Stadt Charkiw. Nachdem das Projekt „Charkiwer Volksrepublik“ („ChVR“) sang- und klanglos untergegangen war und sich die Lage im Donbass verschärfte, wurden Einheiten der 15. Brigade im Schnellverfahren nahe der Ukraine, nämlich im Gebiet Rostow positioniert (eine der Basen war im Bezirk Kamensk). Vor dort aus brachen taktische Gruppen der „Friedenstruppen“ zu verschiedenen militärischen Missionen in die Ukraine auf. Das Personal der Einheit und technische Systeme wurden mehrfach im Rahmen der „ukrainischen Dienstreise“ einer Rotation unterzogen bzw. erneuert. Unseren Informationen nach fand die Umstellung von alten Radpanzern des Typs BTR-80 auf den neuen Typ BTR-82A unter fast gefechtsmäßigen Verhältnissen abseits der Basis statt. Neue Systeme bzw. Fahrzeuge wurden auf dem Schienenweg geliefert, während die Rotation des Personals mittels militärischen Transportflugzeugen des Typs IL-76MD über die Flugplätze Millerowo, Rostow und Taganrog erfolgt ist.
Ewgenij Iwanow hat die Fotos seiner „ukrainischen Dienstreise“ in ein Album datierend am 26. Juni 2015 hochgeladen. Das exakte Datum der Verlegung der Versorgungskompanie nach Rostow (im September 2014) und eine Lokalisierung des Feldlagers der 15. Brigade nahe der Siedlung Akatnowka, Bezirk Kamensk, Gebiet Rostow (acht bis zehn Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze) konnte mit Hilfe eines Kameraden von Iwanow festgestellt werde. Dieser heißt Witalij Redkin und ist Soldat in einer Sanitätskompanie (archiviertes Profil, Fotoalbum und Kontaktliste) – Archive 1, 2.
Auf den Aufnahmen unten ist das Feldlager der 15. Brigade zu sehen.
Vermutlich erhielten die „Friedenstruppen“ den Befehl für eine erneute „Dientsreise in die Ukraine“ Ende September. Es wurde eine Fahrzeugkolonne formiert, die bereit war auszurücken (1, 2). Es konnte das Kennzeichen des „Urals“ festgestellt werden, dessen Fahrer Iwanow mutmaßlich ist – 1728AE 76 (Die Bezeichnung der Region, 76, gehört der 15. motorisierten Schützenbrigade an, da die Einheit Teil des Zentralen Militärbezirks ist).
Im Vorfeld von Vorbereitungen auf den Kampfeinsatz in der Ukraine verwandeln sich die „Friedenstruppen“ nach und nach. Man erkennt die klassische und bewährte Vorgehensweise: Amtliche Kennzeichen von Fahrzeugen werden demontiert und die Kennzeichnung russischer Friedenstruppen, die Abkürzung „MC“ (russ. Миротворческие Силы, Anm. d. Übers.) wird übermalt. In Ermangelung eines Besseren kommt hier auffällige hellgrüne Farbe zum Einsatz. Die Militärangehörigen selbst tauschen die offizielle Uniform gegen Kampfanzüge wie sie von Kämpfern für „Neurussland“ getragen werden und benutzen weiße Armbinden. Ganz großes Kino.
Auf dem Foto unten sieht man typische „Bergbauarbeiter“ (des Donbass, Anm. d. Übers.), die ein Stabsfahrzeug auf KaMAS-43114 im Gebüsch verstecken. Vermutlich bereits auf ukrainischen Territorium. Hier ist alles dabei, „individuelle“ Kampfanzüge, fehlende Abzeichen russischer Streitkräfte sowohl bei den Soldaten als auch auf dem Fahrzeug, Gummi umwickelte Gewehrkolben und mit Isolierband verbundene Patronenmagazine, die sich jeglichem Armeereglement entziehen.
Auf den letzten Aufnahmen ist das Verladen von Fahrzeugen für den Transport auf der Schiene zu sehen (1, 2). Nach ihrer Rückkehr von der „Dienstreise“ wurden die „Friedenstruppen“ kollektiv mit der Medaille „Für Tapferkeit im Kampf“ ausgezeichnet.
Die 15. motorisierte Schützenbrigade wird nicht zum ersten Mal in Bezug auf die „ukrainische Dienstreise“ entlarvt. Der „Werdegang“ der „Friedenstruppen“, der durch das Team von InformNapalm begleitet wurde, ist in folgenden Artikeln dokumentiert:
– „Die 15. selbständige motorisierte Schützenbrigade der „Friedenstruppen“ an der Grenze zur Ukraine“
– „Back to Basics: Russian Mercenaries Pretend to Be Peacekeepers“
– „Zurück zu den Wurzeln 2 – Wie russische Soldaten sich aus Kämpfern im Donbass wieder in Friedenstruppen verwandeln“ (russ.)
– „Mourning ‘Peacekeepers’ of the 15th Brigade“
– „Einheit der Friedenstruppen der 15. Brigade aus Samara in Millerowo„;
– „Russischer Zeitsoldat der 15. Schützenbrigade in Krasnodon gesichtet“
Dieses Material wurde von Michail Kusnezow exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Viktor Duke. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
6 Responses to “Die Mimikry russischer 15. Brigade zu „einheimischen Donbass-Bergarbeitern“”
17/01/2016
Selbsternannte Friedensstifter, oder was macht die fernöstliche 70. Brigade im Rostower Gebiet? - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Friedensstiftern“ in „neurussische“ Söldner augenblicklich verwandelte („Die Mimikry der russischen 15. SMSBr zu „einheimischen Donbass-Bergarbeitern“). Durch die „Donbass“-Dienstreise sind auch massenhaft die […]
17/01/2016
Les artisans de la paix autoproclamés de la 70e brigade sont arrivés d'Extrême-Orient dans la région de Rostov - InformNapalm.org (Français)[…] avons montré ici-même la transformation miraculeuse en mercenaires « de nouvelle Russie » (xx). Les «faiseur de paix» et envahisseurs de la 7e base russe de Goudaouta (en Abkhazie occupée, […]
07/03/2016
Kriegsverbrecher aus der 15. "Friedensstifter"- Brigade. Ineditum. - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Das Fotoalbum von Tatarin enthält viele interessante Bilder, die seine “ukrainische Dienstreise 2014” belegen, darunter ein Foto von der Medaille “Für die Rückkehr der Krim”, ein Foto mit dem Geotag aus dem Woronesch-Gebiet vom Mai 2014 und ein Foto von seiner späteren Verlegung ins Rostower Gebiet. Am interessantesten sind die Fotos von der Verwandlung der “Friedensstifter” in “neurussische” Söldner vom Juni 2014 (dasselbe Foto besitzt auch das erste Objekt dieser Untersuchung Sokolow). In seinem Fotoalbum ist ausserdem ein Foto von der Rast der “Friedensstifter” vorhanden, das im März 2015 hochgeladen wurde und einen Geotag von Luhansk besitzt. Vermutlich ist dieses Foto aber aus einer wesentlich früheren Zeit und besitzt den falschen Geotag, denn die russischen Soldaten auf dem Foto sind nicht als Söldner der “neurussischen” IBFs gekleidet, was sie normalerweise aber bereits vor der Grenzüberquerung der Staatsgrenze der Ukraine machen. […]
01/10/2016
Russische "Friedensstifter" aus der 15. Brigade erneut im Donbass registriert - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Die Mimikry russischer 15. Brigade zu „einheimischen Donbass-Bergarbeitern“ […]
08/10/2016
Gruz 200: Ein Zeitsoldat der russischen 15. Brigade im Donezker Gebiet vernichtet - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Die Mimikry russischer 15. Brigade zu „einheimischen Donbass-Bergarbeitern“ […]
15/11/2017
Warum Kommandeure der 15. SMSBr. der Streitkräfte RF bereit waren, den verbrecherischen Befehlen von Kreml Folge zu leisten - InformNapalm (Deutsch)[…] „Die Mimikry russischer 15. Brigade zu „einheimischen Donbass-Bergarbeitern“ […]