An die belarussische Redaktion unserer internationalen Gemeinschaft Informnapalm haben sich Leser gewendet, die uns Informationen über ein Auto mitteilten, das mit der Symbolik der terroristischen prorussischen Bandenformation „DVR“ im August auf den Straßen von Grodno festgehalten wurde. Diese Untersuchung stellt eine der effektivsten Methoden der Aufklärung dar: HUMINT (human intelligence) – die Rückverbindung und Kooperation unserer Gemeinschaft mit gemeinschaftlichen Aktivisten – Menschen, die mit Belarus mitfiebern und die „russische Welt“ aufhalten wollen, um dem Schicksal des leidvollen Donbass zu entgehen.
Wir wollen uns bei den Lesern bedanken, die reagiert und uns Informationen bereitgestellt haben, die für die weitere OSINT-Untersuchung und die Identifikation der Anhänger der russischen Bandenformationen nötig waren.
Untersuchungsobjekt:
Laut Angaben unseres Informators, wurde der PKW Mazda 626 mit dem Kennzeichen 6319 KX-5 im Stolbtsowsk Bezirk des Minsker Gebietes zugelassen. Es wurde ein Kreis potentieller Verdächtiger ermittelt, der aus Aktivisten prorussischer Organisationen, paramilitärischer Kasaken-Bandenformationen und Organisatoren patriotisch-militärischer Clubs bestand. Im Ergebnis der OSINT-Untersuchung stellte sich heraus, dass sich im Stolbtsowsk Bezirk seit dem Frühjahr 2014 ziemlich aktiv Umsiedler aus Donbass niederlassen, die von den lokalen Behörden mit Unterkünften, Arbeitsplätzen und Finanzhilfen unterstützt werden.
Der PKW mit belarussischen Kennzeichen könnte sowohl belarussischen Bürgern, als auch Personen mit belarussischer Aufenthaltserlaubnis gehören, deswegen wurden auch die Donbass-Flüchtlinge zu den Verdächtigen gezählt, als potentielle Handlanger der russischen terroristischen Gruppierungen, den die belarussischen Behörden ziemlich aktiv Aufenthaltserlaubnisse ausstellen.
Zu einer wichtigen Informationsquelle wurde die lokale Bezirkszeitung von Stolbowsk – „Pramenj“, die neben dem propagandistischen Hochpreisen und den Vergleichen des belarussischen „Wohlstandes“ mit dem Krieg in der Ukraine auch eine Vielzahl von Informationen über die Familien der Umsiedler aus Donbass lieferte.
Unsere Aufmerksamkeit fiel auf die Familie von Anna Scheremet, geb. 1955, die schon in mehreren unserer Publikationen erwähnt wurde(1, 2, 3, 4, 5, 6) und sogar in die Berichterstattung zentraler Kanäle „BT“ und „STB“ geriet. Es wurde festgestellt, dass Anna Scheremet zusammen mit der Familie ihres Sohnes, Zachar Scheremet, und der Familie der Tochter, Natalija Wosnjuk (Scheremet), im Sommer 2014 – während der aktiven Phase der Befreiung okkupierter Territorien von russisch-terroristischen Truppen – nach Belarus aus Jassynuwata-Bezirk und Konstantinowka des Donezker Gebiets umzog.
Nach der Auswertung der Verwandtschaftsbeziehungen bestimmter nach Belraus ausgewanderter Personen wurde festgestellt, dass das Untersuchungsobjekt – PKW mit terroristischer Symbolik der „DVR“ – Andrej Wosnjuk (Archiv: Profil, Kontakte) und seiner Ehefrau Natalija Wosnjuk (Tochter von Anna Scheremet) (Archiv: Foto) gehört.
Laut Publikationen einer Bezirkszeitung, arbeiten Sie bei einem Agrarunternehmen „Kaganez“ AG, das hauptsächlich in Sasulje und Saretschje im Stolbtsowsk Bezirk tätig sind. Man sollte dazu noch erwähnen, dass aus dieser Gegend die zukünftige „Vorsitzende des Staatrates der BVR“ Iwonka Survilla kommt.
Auf dem Bild unten ist derselbe PKW mit dem Kennzeichen 6319 KX-5 im Hof eines Hauses – vermutlich, in Saretschje, Stolbtsowsk Bezirk – neben Zachar und Nina Scheremet bei der Ausschlachtung des Hausviehs (Archiv) zu sehen:
Bei der Untersuchung zahlreicher Profile der Auswanderer aus Donbass, die nach Stolbtsovsk-Bezirk des Minsker Gebiets kommen, kann man den Schluss ziehen, dass die absolute Mehrheit von Ihnen die Taten terroristischer Formationen „L/DVR“ gänzlich unterstützen; sie haben die Ankunft der neuen wundervollen „russischen Welt“ in ihrem Haus begrüßt, und jetzt sind sie gezwungen, sie aus der Ferne zu lieben, während sie sich in der Welt herumtreiben. Keine Ausnahme sind auch Anna Scheremet mit ihren Verwandten und Bekannten, die selbstlos ihre Propaganda in die Umgebung absondern, nur diesmal – in Belarus.
Unten führen wir die typische Anamnese einer durchschnittlichen Familie der Migranten aus Donbass nach Belarus auf:
Der Sohn von Natalija Wosnjuk, Artjom Scheremet (Archiv des Profils, Kontakte), steht seiner Mutter und Verwandten im Hass nicht nach und übersteigt sie manchmal sogar, indem er absurde Verse aus terroristischen öffentlichen Gruppen in Sozialnetzwerken wiedergibt (Archiv).
Man beachte, dass Migranten aus Donbass den unverhüllten Spott über den Namen unseres Landes sichtlich genießen. Des Landes, deren Regierung die Befürworter terroristischer Organisationen und ihrer potentiellen Mittäter auf dem belarussischen Boden so bedenkenlos aufnimmt.
Lokalisierung des Kämpfers auf dem Territorium Weißrusslands
Während der Lokalisierung des Suchobjekts wurde ein Kämpfer der russisch-terroristischen Kräfte Maksim Mandyrkin identifiziert, dessen Name auch in einem Bericht der Stolbtsowsk Bezirkszeitung erwähnt wurde. Der Kämpfer, der noch nicht in der Datenbank des Zentrums „Mirotworez“ festgehalten wurde, zog 2014 mit seiner Familie nach Stolbtsowsk. Wie auch im Fall mit der Familie Scheremet, haben die lokalen Behörden die Familie mit einer Unterkunft in der Siedlung Nowaja Wjoska im Stolbtsowsk-Bezirk versorgt und ihnen Jobs bei dem Agrarunternehmen „Welikij Dwor“ AG gefunden. Trotz der hohen Arbeitslosigkeit in belarussischen Regionen und der Tatsache, dass junge Familien oft Jahrelang in Heimen in Erwartung einer Unterkunft wohnen müssen.
Ausgangsdaten:
Maxim Mandyrkin, geb. am 03.02.1986 in Roskoschnoe, Lutugino Bezirk, Donezker Gebiet (Archiv: Profil bei „OK“, Profil bei „VK“(inaktiv), Kontakte).
Kämpfer des sogenannten selbstständigen Logistikbataillons (ME L-14941) im Bestand des 2. Armeekorps (Luhansk) der russisch-terroristischen Truppen. Obwohl sie die Privatsphäreeinstellungen bei ihren Profilen meistens aktivieren und nur sehr wenige Informationen liefern, gelangen Beweise ihrer Teilnahme an illegalen bewaffneten Formationen an die Öffentlichkeit. Nicht zuletzt geschieht das dank den Verwandten und Bekannten der Kriminellen, die genug nötige Informationen ins Netz stellen. Unser Untersuchungsobjekt ist keine Ausnahme: seine Frau, Irina Mandyrkina, lud auf ihrer Profilseite Fotos hoch, auf denen sie gemeinsam mit ihrem in die Paradeuniform gekleideten Mann im Park der Soldatenglorie in Luhansk zu sehen ist.
Auf dem Foto ist „Leutnant“ Mandyrkin nicht nur mit dem Chevron des sogenannten „Logistikbataillons“ des 2. AKs zu sehen, sondern auch mit Medaillen, die er möglicherweise für Morde an Ukrainern bekommen hat (Archiv 1, 2).
Das Profil von Irina Mandyrkina ist viel informativer im Vergleich zu dem ihres Mannes. In den Fotoalben (1, 2) sind die Besonderheiten des belarussischen Landlebens der Familie und Irinas handgemachte Waren mit der „patriotischen“ Symbolik der terroristischen Formation „LVR“ zu sehen.
Es gibt sogar ein gemeinsames Bild mit einem der ominösesten russischen Propagandisten, Lockspitzel und einfach nur Dreckskerl, Graham Phillips.
Nach unserem Erkenntnisstand, zog die Familie Mandyrkin nach fast einem Jahr in Belarus zurück nach Luhansk. Wahrscheinlich, ist es eine nur temporäre Rückkehr.
Reale Zahl der „Flüchtlinge“ aus Donbass in Belarus
Um die Gefahr zu verstehen, muss man mit der realen Anzahl der Migranten aus Donbass operieren. Leider kann man feststellen, dass die Zahl von 160.000 Flüchtlingen aus der Ukraine, die Alexander Lukaschenko während seines Treffens mit dem Assistenten des US-Verteidigungsministers Michael Carpenter erörterte und in einem Interview mit UN-Radio wiederholte, der Wirklichkeit absolut nicht entspricht. Womöglich ist es hier von einem Versuch die Rede, die Zahlen vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu manipulieren, den fragwürdigen Status von Belarus als einem Friedensstifter-Land auszunutzen und die Gesprächsplattform zu nutzen, um bestimmte politische oder finanzielle Präferenzen zu bekommen.
Laut Angaben des Bürger- und Migrationsamtes des Innenministeriums Belarus, hatten 1642 ukrainische Bürger im Laufe 2014-2015 Asyl oder zusätzliche Hilfe beantragt, 1089 von denen zum Jahr 2015 Zusagen für zusätzliche Hilfe bekommen haben und nur 1 (einer!) Antragsteller offiziell als Flüchtling registriert worden ist. Die absolute Mehrheit der Migranten aus Donbass befindet sich auf dem Territorium von Belarus als Arbeitsmigranten, die von der Regierung eine temporäre (1 Jahr) oder permanente Aufenthaltserlaubnis bekommen. Insgesamt 35157 solche Migranten wurden nach statistischen Angaben des Innenministeriums Belarus (1, 2, 3) zwischen dem 1. Januar 2014 und 1. Juli 2016 registriert, viele von ihnen kommen aus ganz Ukraine und nicht nur aus Donbass.
Abgesehen davon, sind viele von ihnen Saisonarbeiter, die später in die Ukraine zurückkehren. Also befinden sich nach optimistischsten Schätzungen etwa 25-30 000 Migranten aus Donbass in Belarus. Aber auch diese Zahl ist sehr bedeutend, da die Rede nicht von gewöhnlichen Migranten – friedlichen Traktoristen und Bergarbeitern – ist, sondern von Befürwortern und Mittätern von russisch-terroristischen Truppen, die, ob bewusst oder unbewusst, Träger der aggressiven Kriegspropaganda oder Kämpfer mit bedeutender Kampferfahrung sind, deren Wertschätzung eines Menschenlebens deutlich gesenkt ist.
Schlussfolgerung
Die in dieser Untersuchung festgehaltenen Tatsachen bezeugen am Beispiel von nur einer aus 118 territorialen Verwaltungsseinheiten Belarus ein bedeutendes Problem – die wachsende Zahl der Kämpfer der terroristischen Formationen „L/DVR“ und ihrer Befürworter und Mittäter. Die lokalen Behörden sind sich nicht nur der Gefahr nicht bewusst, die von diesen Herolden und Anführer der „russischen Welt“ ausgeht, sondern versorgen sie auch aus eigenen momentanen politischen Interessen mit Jobs und Unterkunft.
Staatsmänner wollen nicht verstehen, dass diejenigen, die durch eigene Worte und Taten den Frieden und die Ordnung im eigenen Haus schon einmal zerstört haben, dies auch mit Leichtigkeit bei den anderen tun könnten. Mit eigenen Händen erstellen sie in ganz Belarus eine stinkende Brutstätte prorussischer und antiwestlicher Stimmungen, die auf dem von der russischen Propaganda reichlich gedüngtem Boden gedeiht.
Durch die unausweichliche Verschärfung der Kampfhandlungen und die Befreiung der okkupierten Territorien von Donbass durch ukrainische Streitkräfte, sind Flüchtlingsströme aus Dutzenden oder gar Hunderttausenden Flüchtlingen nach Belarus prognostiziert, für deren Ankunft es schon in der Form der ersten Flüchtlingswelle vorgesorgt wurde. Mit hohem Wahrscheinlichkeitsgrad werden sie die Realisation eines der von RF geplanten Szenarien zur Destabilisierung Belarus mit anschließender unausweichlichen Annexion und Transformation von Belarus in ein durchgehendes Aufmarschgebiet aktiv unterstützen.
Notwendig sind dringende und unverzügliche Maßnahmen zur Verstärkung des ganzen Systems der nationalen Sicherheit von Belarus, Einführung vollwertiger Grenzkontrollen an der Grenze mit Russland, was man schon in 2014 hätte tun sollen. Für die Demarkation und Ausrüstung mit den Mitteln der Kontrolle braucht man Geld und vor allem Zeit. Es ist lebenswichtig, nicht nur unkontrollierte Migrantenströme zu stoppen, sondern auch die Anreicherung Belarus mit Waffen aus den okkupierten Territorien der Ukraine und den Drogenschmuggel aus Russland zu unterbrechen. Die populistische Gesetzgebung, die den „Umsiedlern“ aus Donbass Präferenzen bezüglich der Arbeitsanstellung, Unterkunft und Bildung versichert und ihnen die gleichen Rechte mit den Bürgern Belarus gewährt, muss man dringend überdenken.
Der ukrainische Staat befasst sich mit all dem seit dem ersten Tag des Krieges, er gewährleistet den notgedrungenen Binnenflüchtlingen jede nötige, vom Gesetz garantierte Hilfe. Es müssen auch Maßnahmen zur prophylaktischen Aufsicht über die Migranten aus Donbass zur Prävention von Kriminalität und Kontrolle der Situation eingeführt werden; von allen ideologischen Maßnahmen mit der Einbeziehung der Migranten aus Donbass muss abgesehen werden.
Wir rufen unsere Leser dazu auf, Informationen über alle beobachteten Fälle der Verwendung von der Symbolik und Insignien prorussischer terroristischer Organisationen in Weißrussland zeitnah an unsere Gemeinschaft zu leiten, damit potentielle Terroristen, ihre Befürworter und Mittäter entdeckt und identifiziert werden können. Ihre Daten können Sie mithilfe unseres Kontaktformulars an uns oder direkt an den Autor zuschicken.
Dieses Material wurde von Denis Iwaschin exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Volodymyr Cernenko; editiert von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, aktiv unsere Publikationen in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Die Verbreitung der Untersuchungen im öffentlichen Diskurs, kann den Lauf des informativen und des militärischen Widerstands verändern.
2 Responses to “„Arbeitsmigration“ der „L/DVR“-Kämpfer, ihrer Befürworter und Helfershelfer nach Belarus”
03/12/2016
Politische Spekulationen zum Thema ukrainischer Flüchtlinge in Belarus - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Arbeitsmigration“ der „L/DVR“-Kämpfer, ihrer Befürworter und Helfershelfer nach Belarus&#… […]
30/07/2017
Ehemalige Mitarbeiter der ukrainischen „Berkut“ im Dienst bei der Polizei von Belarus - InformNapalm (Deutsch)[…] „Arbeitsmigration“ der „L/DVR“-Kämpfer, ihrer Befürworter und Helfershelfer nach Belarus […]