Zur Grundlage von vielen Publikationen von InformNapalm sind OSINT-Untersuchungen geworden, in denen unsere Aufklärer Angaben zu staatlichen und amtlichen Auszeichnungen der Russischen Föderation erfasst haben, welche die russischen Militärangehörigen für ihre Teilnahme an unerklärten Kriegen erhalten, die das Kremlregime in der Ukraine und Syrien führt. In den zwei Jahren unseres Bestehens haben wir insgesamt über 50 Ausgezeichnete identifiziert.
Vorwort
Entsprechend unserer Statistik gehören viele Ausgezeichnete zum Bestand der 291. Artilleriebrigade (Militäreinheit 64670, Staniza Troizkaja, Inguschetien, im Bestand der 58. Armee des Heeres, Südlicher Militärbezirk Russlands), die nicht nur im unerklärten Krieg gegen die Ukraine, sondern auch in der Bodenoperation in Syrien aufgefallen ist. Insgesamt 12 Mal wurde die 291. Artilleriebrigade zum Gegenstand der InformNapalm-Untersuchungen, das letzte Mal im Juni 2016.
Ende Dezember 2015 hatte unsere Gemeinschaft eine Gruppe von Militärangehörigen der 291. Artilleriebrigade in Syrien identifiziert (Siehe: „29 Soldaten der 291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands in Syrien“), manche davon waren auch an „ukrainischen Dienstreisen“ beteiligt. Nach unserer letzten Publikation ist aber jede Spur von ihnen verschwunden – ihre Profile sind wohl von der russischen Zensur gelöscht worden, und diejenigen, die geblieben sind, haben alle Photos gelöscht, die einen Bezug zur Dienstreise in den Nahen Osten hatten.
Die Russen haben aber kurzes Gedächtnis: Drei Monate später prahlten drei Subjekte unserer damaligen Untersuchung wieder mit ihren Auszeichnungen und Medaillen im Netz, die sie auf einen Erlass des russischen Präsidenten vom 8. Dezember 2015 erhalten hatten (Siehe: „Syrian Dividends of Russian Army 291st Artillery Brigade Soldiers“). Und wieder sind nach unserer Publikation die Fotos der braven Soldaten der „russischen Welt“ aus dem Netz verschwunden. Zwölftes Mal war wohl nicht nur für den Stab, sondern selbst für Moskau zu viel. Den Militärangehörigen wurde wohl nahegelegt, sich keine PR in den sozialen Netzwerken zu machen. Aber auch diese Massnahmen scheinen nicht genug gewesen zu sein: die Vertreter der Militäreinheit müssen wohl auch mit den Eltern der Militärangehörigen ein Wörtchen sprechen…
Arsumanjan-Dawydow
In unser Blickfeld ist nämlich ein Militärangehöriger der 291. Artilleriebrigade geraten, ein gewisser Albert Arsumanjan-Dawydow, geb. 28. Januar 1999 (archiviertes Profil, Album, Kontakte). Auf den ersten Blick scheint er ein unauffälliges Profil eines Unterfeldwebels ohne jegliche Anzeichen für eine ukrainische oder syrische Dienstreise zu haben. Aufhorchen ließ uns bloß ein Foto von zwei Medaillen ohne Auszeichnungsurkunden und Kommentare, das am 25. Juli 2016 ins Album „Gespeicherte Fotos“ hochgeladen wurde. Darauf sehen wir die Suworow-Medaille und die Medaille „Für den Dienst am Nordkaukasus“. Auch fanden wir in seinem Profil gemeinsame Fotos mit seinem Dienstkollegen und Landsmann Darsjan, einem Subjekt unserer Untersuchung zu 29 Militärangehörigen der 291. Artilleriebrigade der russischen Streitkräfte, die nach Syrien entsendet worden waren.
Man sollte berücksichtigen, dass es im Südlichen Militärbezirk wohl viele gibt, die mit fremden Auszeichnungen prahlen. Der Besitzer der Fotos ist nicht unbedingt der tatsächlich Ausgezeichnete. Als wir aber das Profil von Albert etwas gründlicher untersuchten, haben wir Interessante Einzelheiten erfahren. Unter den Kontakten des Militärangehörigen entdeckten wir Armen Dawydow (Profil 1, 2) – den Vater von Albert, der in seinen Profilen bei VK und OK die Auszeichungsurkunde zur Suworow-Medaille Nr.44112 veröffentlicht hatte, die auf Erlaß des russischen Präsidenten vom 15. März 2016 an Albert Dawydow verliehen wurde.
Die Auszeichnung seines Sohnes publik zu machen war für den Vater aber nicht genug, also postete er im Dezember 2015 noch eine ganze Fotoserie. Auf diesen Fotos posiert Albert vor seiner Entsendung nach Syrien in einer sandfarbenen Sommeruniform, die die russischen Militärangehörigen in Syrien tragen.
Die Annahme, dass es hier um eine Entsendung und keine Ankunft geht, wird durch einige Anzeichen bestätigt. Erstens ist seine Uniform nagelneu, zweitens war Albert Dawydow nicht unter den 29 Artilleristen, die wir im Dezember 2015 identifiziert hatten, und drittens ist das Datum der Auszeichnung sehr aufschlußreich. Die ersten Artilleristen der 291. Artilleriebrigade befanden sich in Syrien vom September bis einschließlich November (oder Anfang Dezember) 2015, was indirekt durch den einheitlichen Erlass zu ihrer Auszeichnung vom 8. Dezember 2015 bestätigt wird. Dementsprechend begann die syrische Dienstreise von Dawydow Jr. Ende 2015 und musste Anfang März 2016 zu Ende gewesen sein, was durch das Datum auf seiner Auszeichnungsurkunde bestätigt wird – das ist März 2016. Weitere Bestätigungen finden wir in den Fotos im Album vom Alberts Vater, auf denen Dawydow Jr. vor einer Landschaft posiert, die charakteristisch für Syrien ist.
Interessant für uns ist aber nicht nur der Sohn Albert, sondern auch der Vater- Armen, der in der Stadt Mineralny Vody im Stavropoler Gebiet wohnt, ein Weiterbildungslehrer und ein Major der Innentruppen in Rente ist, wie auch ein Teilnehmer der Strafoperationen des putinschen Regime am Nordkaukasus, zu deren Opfern Dutzendtausende Tschetschenen, Dagestaner und Inguschen geworden sind.
Bonus
Dawydow ist nicht der einzige Militärangehörige der 291. Artilleriebrigade, der im März 2016 eine Staatsauszeichnung vom Oberbefehlshaber erhalten hat. Wir haben noch einen gewissen Nikolay Sawtschuk (Profil, Album, Kontakte) aus dem Dorf Kargasok des Tomsker Gebiet entdeckt, der am 3. Juni mit seiner Schukow-Medaille Nr. 1839 prahlte, die ihm auf Erlass von Putin vom 16. März 2016 ausgehändigt worden war, und höchstwahrscheinlich ebenfalls das Ergebnis seiner Dienstreise nach Syrien ist.
Resume
Die Dawydow-Familie ist aber nicht die erste Familie von russischen Kriegsverbrechern, die von InformNapalm aufgedeckt worden ist. Ende Juli 2016 haben wir Angaben zur Familie Stondenko, Vater und Sohn, bereitgestellt, siehe: „The Dynasty of Russian War Criminals: Biographic Narrative of the Invader“.
Die 291. Artilleriebrigade wurde mehrmals zum Gegenstand der InformNapalm-Untersuchungen, insgesamt 13 Mal:
- „Russische Truppen, die an der ukrainischen Grenze und in Donbass beobachtet wurden“, vom 26. August 2014
- „Identifikation der Invasionskräfte der Streitkräfte RF. Abteilungen und ihre Verluste auf dem ukrainischen Territorium“, vom 19. September 2014
- Идентификация частей и вооружения артиллерийских подразделений российских сил вторжения, vom 30. September 2014
- „291st artillery brigade’s “Tour of duty” from Crimea to Donbass“, vom 12. November 2014
- „Russland. Aufnahmen der Stellungen der russischen Artillerie, die den Beschuss der ukrainischen Gebiete im Jahr 2014 führte“, vom 5. April 2015
- „Im Wolgograder Kreiswehrersatzamt werden Zeitverträge für den Kriegseinsatz im Donbass unterzeichnet“, vom 7. Oktober 2015
- „Russland begann verdeckte Bodenoperation in Syrien“, vom 29. Oktober 2015
- „29 Soldaten der 291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands in Syrien“, vom 7. Dezember 2015
- „291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands im hybriden Krieg gegen die Ukraine. Teil 1“, vom 18. Dezember 2015
- „291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands im hybriden Krieg gegen die Ukraine. Teil 2“, vom 21. Dezember 2015
- „Syrian Dividends of Russian Army 291st Artillery Brigade Soldiers“, vom 27. März 2016
- „291. Artilleriebrigade russischer Streitkräfte wieder im Donbass aufgeflogen“, vom 09. Juni 2016
Dieses Material wurde von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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