
Die lokale AntiTerrorOperation (ATO) im Osten der Ukraine hätte noch vor anderthalb Jahren beendet sein können, als ukrainische Militärs erfolgreiche Offensive auf die Bandenformationen entwickelten und den Ring im Raum der staatlichen Grenze von der Ukraine und Russland im Luhansker Gebiet faktisch geschlossen haben. Wohl verstehend, dass mit Söldner-Kräften kein Erfolg zu erreichen ist, griff Russland zur niederträchtigen Taktik der Beschüsse des ukrainischen Territoriums mittels Raketenartillerie aus den an die Ukraine angrenzenden Bezirken des Rostower Gebiets Russlands. Direkt danach fiel Russland mit Kräften von taktischen Gruppen in die Ukraine ein, die an der Grenze konzentriert waren. Es gibt viele Beweise, welche die Ereignisse jener Tage beschreiben, und trotz der Tatsache, dass russische Geheimdienste jeglichen Informationsleak seitens der Militärangehörigen auszuradieren versuchen, bleiben im Netz viele Spuren von konkreten Invasionsfakten. Die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm beschloss, eine Reihe von Untersuchungen zu publizieren, die zusätzliche Beweise für die Teilnahme der russischen Artillerie am Krieg im Donbass offenlegen. In diesen Untersuchungen ist auch die Information zu konkreten Abteilungen und russischen Kriegsverbrechern enthalten, die sich an den Angriffen von der anderen Seite der ukrainischen Grenze beteiligten.
Noch im September 2014 hatte InformNapalm Sammelangaben zur Invasionskräfte-Gruppierung der Streitkräfte Russlands aufgedeckt und bereitgestellt, die an der Grenze zur Ukraine im Rostower Gebiet Russlands konzentriert waren. Etwas später haben wir Informationen zur Artillerie-Komponente der russischen Gruppierung vorgelegt, mit Beweisen zur Präsenz der einen oder anderen Abteilung aus ihrem Verband im Donbass oder an der Grenze, darunter auch zur 291. Artilleriebrigade (1, 2, 3). Information zu allen von uns aufgedeckten Invasionsfakten finden Sie im Material „Reguläre russische Streitkräfte in der Ukraine. Untersuchung und Infografik“.
Zur ersten Artillerieabteilung in unserer Liste wurde die 291. selbstständige Artilleriebrigade (Einheit Nr. 64670, Staniza Troizkaja, Inguschetien; im Verband der 58. Armee des Heeres des Südlichen Militärbezirks Russlands), die nachfolgend im Kontext der „rostow-ukrainischen Dienstreisen“ mehrmals in unseren Artikeln figurierte. Mehr noch, im Oktober 2015 mutmassten wir, dass die in Syrien gesichteten Schlepper und Geschütze zur 291. Artilleriebrigade gehören, was einen Monat später nach Ergebnissen unserer OSINT-Untersuchung bewiesen wurde.
Dieses Material enthält neue Einzelheiten zu Fakten für die Teilnahme der Artilleristen der 291. Artilleriebrigade am Krieg im Donbass und deckt Informationen wie zu ihren Abteilungen so auch zu einzelnen russischen Kriegsverbrechern auf.
Ilnur Afljatunow, geb. 20. Juli 1990, wohnhaft in Kasanj. (Archive: Profil; Fotoalben 1, 2, 3; Kontakte)
I. Afljatunow wurde Ende 2013 einberufen und der 291. Artilleriebrigade in Inguschetien (Nordkaukasus) zugewiesen, und zwar zur Artilleriedivision mit 152 mm Haubitzen 2A65 „Msta-B“. Mitte Sommer 2014, am Höhepunkt der Kampfhandlungen im Donbass, wurde der Unterfeldwebel Afljatunow im Bestand seiner Haubitzenbatterie auf die „rostow-ukrainische Dienstreise“ geschickt und in dem an die Ukraine angrenzenden Kamenski Bezirk des Rostower Gebiets stationiert, wo er bis zur Herbst-Mitte gewesen war. Nach seiner Rückkehr zum permanenten Stationierungsort in Staniza Troizkaja, und zwar Ende 2014, kündigte er seinen Wehrdienst. Seine Militärkarriere beendete er damit aber nicht. Direkt nach der Kündigung unterzeichnete er einen Dreijahresvertrag mit dem Verteidigungsministerium Russlands in derselben 291. Artilleriebrigade. Seinem Urlaubsschein nach war er bis zum 23. Januar 2015 im Urlaub, woraufhin Aftuljanow zu seinem Dienstort zurückkehrte.
Die Photos von verbrecherischen Beschüssen des Territoriums der Ukraine aus dem Rostower Gebiet Russlands aus dem Zeitraum von Sommer bis Herbst 2014 hat Aftuljanow im September 2014 in sein VK-Profil hochgeladen. Ähnliche Photoserie aus dem Kamenski Bezirk des Rostower Gebiets wurde von uns auch bei den anderen Artilleristen der 291. Brigade registriert, siehe unsere vorigen Publikationen. Die Chronologie, Landschaft, Tarnung von Geschützen und Panzerfahrzeugen, wie auch die unvorschriftsmäßige Bekleidung der Soldaten mit ihrem „neurussischen“ Nachgeschmack sprechen für sich selbst.
2014 (Archive zu einigen Photos: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10)
Unter den Photos von Afljatunow wurden Auszeichnungen entdeckt: das Abzeichen „Für den Dienst am Kaukasus“ (Befehl Nr. 888 vom 1.10.2014, unterzeichnet vom Kommandeur der Einheit Nr. 64670), eine Jubiläumsmedaille „20 Jahre der 58. Armee“ und die Medaille „Für Kampfauszeichnungen“ (Archive: 1, 2, 3, 4; Aufgrund des Befehls vom Verteidigungsministerium Nr. 677 vom 2.10.2015, Medaillennnummer: 2266).
Auch eine Feldwebel-Schulterklappe mit dem Befehl Nr. 4 vom 11.06.2015 vom Kommandeur der Einheit Nr. 64670 über die Rangbeförderung zum „Feldwebel“ und den Urlaubsschein vom 24.12.2014, unterzeichnet vom selben Kommandeur, konnten wir unter den Photos finden.
Anmerkung: die Medaille „Für Kampfauszeichnungen“ ist eine Amtsauszeichnung des russischen Verteidigungsministeriums, die den Militärangehörigen der russischen Streitkräfte verliehen wird:
- für Tapferkeit und Opfermut, die bei der Ausführung von Aufgaben unter Kampfbedingungen und bei der Durchführung von Sonderoperationen unter Bedingungen, die mit einem Lebensrisiko verbunden sind, bekundet wurden;
- für sachkundige, initiative und entschiedene Handlungen, die zu einer erfolgreichen Ausführung der Kampfaufgaben beigetragen haben;
- für erfolgreiche Führung der Untergebenen bei der Ausführung von Kampfaufgaben.
2015 (Archive zu einigen Photos: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7)
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass seit Sommer 2015 Afljatunow neue Photos mit militärischer Thematik hochlud, wohl aus seiner zweiten „ukrainischen Dienstreise“. Das sind Photos, die unter Feldbedingungen aufgenommen wurden, wo der frischgebackene Feldwebel in den Feldern in voller Kampfausrüstung, unvorschriftsmässiger Uniform „Gorka“ und mit Waffen posiert.
Die 291. Artilleriebrigade ist nicht die einzige Abteilung der russischen Streitkräfte, die das Territorium der Ukraine beschoss – Angaben zu anderen Abteilungen wurden von uns in folgenden Artikeln zusammengetragen:
- Im November 2014 veröffentlichten wir Angaben zum „Kampfweg“ der Raketendivision der 200. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade zur besonderen Verwendung der Nordflotte Russlands (Raketenwerfer „GRAD“, Einheit Nr. 08275, Dorf Petschenega, Murmansker Gebiet), darunter waren auch Videozeugnisse für die Beschüsse des Territoriums der Ukraine aus dem Rostower Gebiet, wie auch unmittelbar vom Territorium der Ukraine aus, aus der Nähe von Krasnodon. Die Photos und Videos der Beschüsse wurden den sozialen Netzwerk-Profilen von Militärangehörigen der 200. Brigade entnommen.
- Im Dezember 2014 veröffentlichten wir ein Material zu einer Raketenabteilung aus dem Bestand des 7. Stützpunktes (Raketenwerfer „GRAD“, Gudauta, okkupiertes Abchasien, Georgien), die wir im Kujbyschewski Bezirk des Rostower Gebiets entdeckt haben.
Siehe thematische Links zur 291. Artilleriebrigade:
- „Russische Truppen, die an der ukrainischen Grenze und in Donbass beobachtet wurden“ 26. August 2014
- „Identifikation der Invasionskräfte der Streitkräfte RF. Abteilungen und ihre Verluste auf dem ukrainischen Territorium“, 19. September 2014
- „Identification of Military Units and the Armament of Artillery Elements of the Russian Invasion Forces“ 30. September 2014
- „291st artillery brigade’s “Tour of duty” from Crimea to Donbass“ 12. November 2014
- „Russland. Aufnahmen der Stellungen der russischen Artillerie, die den Beschuss der ukrainischen Gebiete im Jahr 2014 führte“ 5. April 2015
- „Im Wolgograder Kreiswehrersatzamt werden Zeitverträge für den Kriegseinsatz im Donbass unterzeichnet“ 7. Oktober 2015
- „Russland begann verdeckte Bodenoperation in Syrien“ 29. Oktober 2015
- „29 Soldaten der 291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands in Syrien“ 7. Dezember 2015
Dieses Material wurde von Irakli Komaxidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
7 Responses to “291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands im hybriden Krieg gegen die Ukraine. Teil 1”
23/12/2015
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