Vorwort: Das Original dieser Veröffentlichung ist durch einen Freiwilligen der Community von InformNapalm aus Belarus auf weißrussisch verfasst worden und wurde am 9. September 2015 veröffentlicht. Bemerkenswert ist, dass der Artikel bereits innerhalb einer Woche seiner Existenz im weißrussischen Internet für Aufruhr gesorgt hat. Dabei geriet er nicht nur in den Fokus der Massenmedien, sondern auch der Geheimdienste des Kremls. Information über diese Publikation wie auch das Interview mit dem Autor Denis Iwaschin haben der weißrussische Ableger von „Radio Freies Europa“ sowie andere Medien veröffentlicht. Ähnlich zügig haben prorussische Medien mit dem Versuch reagiert, einen Keil zwischen Belarus und der Ukraine zu treiben. Für die Auflistung von Personen, die eine Ausbildung bei höchsten militärischen Einrichtungen der russischen Föderation durchlaufen haben und jetzt in Belarus ebenfalls höchste Ämter bekleiden, bekam das Team von InformNapalm prompt die Bezeichnung „Transatlantik-Strategen“. Interessant ist, dass in den eilig verfassten „entlarvenden“ russischen Artikeln das Material der weißrussischen Redaktion von InformNapalm abwertend als in „angeblich altweißrussischer Sprache“ verfasst bezeichnet wird (Anm. d. Übers.: Die Sprache ist auch bekannt als Ruthenisch). Wahrscheinlich liegt dies daran, dass die Moskowiten Verständnisprobleme bei der offiziellen Sprache von Belarus hatten.
In diesem Zusammenhang wurde entschieden das vorliegende Material zunächst in die russische und dann in weitere Sprachen zu übersetzen.
Besonders im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Krieg sind in letzter Zeit offensichtliche Versuche der Manipulation der öffentlichen Meinung in Belarus zu erkennen. Akteure sind dabei verschiedene politische Gruppen und vor allem der Staatsapparat, wobei das Ziel darin besteht, den Zustand der innenpolitischen Okkupation zu konservieren und potentielle Protestaktionen zu verhindern. Ich hege große Hoffnung, dass dieses Material dazu beiträgt, diese Manipulationen aufzudecken und objektiv zeigen wird, welchen Platz Belarus in der modernen postsowjetischen geopolotischen Konfiguration einnimmt.
Im Artikel wird eine Reihe von Beamten auf höchster militärisch-politischer Ebene im Staatsapparat der Republik Belarus aufgelistet. Als Auswahlkriterien dienen dabei: Ein Geburtsort außerhalb des heutigen weißrussischen Territoriums und eine (militärische) Ausbildung in Russland. Auf diese Art und Weise erhält man sowohl Leute, die nicht in Belarus geboren sind und solche, die eine militärische Akademie in Russland abgeschlossen haben. Die Liste beinhaltet außerdem Beamte, nämlich ehemalige Funktionäre des KGB und der Kommunistischen Partei sowie Personen aus diplomatischen und Finanzkreisen mit russisch-weißrussischer Ausrichtung. Um diesen Veröffentlichung schreiben zu können, habe ich Gebrauch gemacht von Artikel 34 der Verfassung der Republik Belarus. Dieser garantiert das Recht jedes Bürgers von Belarus, vollständige, wahrheitsgemäße und aktuelle Informationen über die Arbeit von Staatsorganen sowie öffentliche Informationen aus Ministerien und weiteren Behörden zu beziehen, zu speichern und zu verbreiten.
Ich möchte festhalten, dass ich in diesem Artikel den Personen in der Liste keine ausdrückliche politische Zugehörigkeit zuweise. Sie können sowohl Agenten russischer Einflussnahme als auch Patrioten von Belarus sein. Ein Mensch kann ohne weiteres in Russland geboren sein und dennoch für weißrussische Überzeugungen einstehen wie dies beispielsweise die prominente Dichterin Natalja Arsenjewa und der Sänger Vladimir Muljawin gezeigt haben. Man muss allerdings anmerken, dass sie keinerlei akademisch-militärische Ausbildung in Russland durchlaufen haben. Das Urteil dazu und zur Frage in der Überschrift überlasse ich dem Leser. Eines muss man jedoch verstehen: Ein Agent der russischen Einflussnahme kann zuallererst eine Person sein, die hohes Amt bekleidet und dabei systematisch die Interessen Russlands verfolgt und diese umsetzt.
Lasst uns beginnen. (Anm. d. Übers.: Die Dienstgrade sind direkt übersetzt und können von den im deutschen Sprachraum bekannten Bezeichnungen abweichen)
Oberkommando der Streitkräfte der Republik Belarus
Andrej Aleksejewitsch Rawkow – Generalmajor, Verteidigungsminister der Republik Belarus. Geboren 1967 in Rewjaki, Landkreis Beschenkowitschi, Gebiet Vitebsk, Belarussische Sowjetrepublik (BSSR).
Oleg Aleksejewitsch Belokonew – Generalmajor, Leiter des Generalstabs der Streitkräfte der Republik Belarus, erster stellvertretender Verteidigungsminister. Geboren 1965 in Barabasch, Landkreis Chasan, Region Primorsk, Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR).
Michail Vasiljewitsch Pusikow – Generalmajor, stellvertretender Verteidigungsminister der Republik Belarus. Geboren 1961 in Goroditsche, Landkreis Brasowo, Gebiet Brjansk, RSFSR. Im Jahr 2004 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen.
Igorj Nikolajewitsch Lotenkow – Generalmajor, stellvertretender Verteidigungsminister – Wehrtechnik, Leiter des Amtes für Wehrtechnik und Beschaffung der Republik Belarus. Geboren 1962 in Sapesotschnoe, Landkreis Schitkowitschi, Gebiet Gomel, BSSR. Im Jahr 2007 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen.
Vitalij Iwanowitsch Kirejew – Generalmajor, stellvertretender Verteidigungsminister – Ressort Logistik. Befehlshaber der Logistiktruppe der Republik Belarus. Geboren in Magadan, RSFSR.
Das Oberkommando der Streitkräfte der Republik Belarus setzt sich ausschließlich aus den eben aufgezählten Personen zusammen.
Gehen wir weiter zum Generalstab der Streitkräfte der Republik Belarus. Öffentlich verfügbar sind Informationen zu den Leitern von acht Ämtern. Außer dem bereits erwähnten Leiter des Generalstabs O. A. Belokonew umfasst die Liste folgende Personen:
Pawel Nikolajewitsch Murawejko – Oberst, Stellvertretender Leiter des Generalstabs, Leiter des operativen Planungsstabs. Geboren 1971 in Marjinaja Gorka, Landkreis Puchowitschi, Gebiet Minsk, BSSR. Im Jahr 2008 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen und eine Goldmedaille als weitere Auszeichnung erhalten.
Viktor Pawlowitsch Tichonow – Oberst, Leiter des Amts für militärische Aufklärung, Stellvertretender Leiter des Generalstabs der Republik Belarus. Geburtsort und –datum nicht verfügbar. Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte.
Ruslan Anatoljewitsch Kosygin – Oberst, Leiter des Amts für Information und Analytik der Streitkräfte Republik Belarus. Geboren 1968 in Jalta, Gebiet Krim, Ukrainische SSR (USSR).
Gennadij Stanislawowitsch Kasakow – Generalmajor, Leiter der Fernmeldetruppe der Streitkräfte Republik Belarus. Geboren 1964 in Semukatschi, Landkreis und Gebiet Mogiljow, BSSR. Von 2003 bis 2005 Hörer an der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte.
Sergej Grigorjewitsch Dudko – Oberst, Leiter der Territorialverteidigungstruppe der Republik Belarus. Geboren 1960. Nach unbestätigten Informationen lautet der Geburtsort Saporoschje, Gemeinde Krasnolutsch, Gebiet Luhansk, USSR. Zur Zeit ist der Ort besetzt durch die terroristische Organisation „Luhansker Volksrepublik“ („LVR“). Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte. Hat an der sowjetischen Intervention in Afghanistan teilgenommen.
Igorj Iwanowitsch Daniltschik – Oberst, Leiter des Amts für elektronische Kampfführung (EloKa) der Republik Belarus. Geboren 1964 in Lwowka, Landkreis Wolkovysk, Gebiet Grodno, BSSR. Absolvent der Militärakademie der Luftstreitkräfte „J. A. Gagarin“ des russischen Verteidigungsministeriums.
Vjatscheslaw Nikolajewitsch Starkow – Oberst, Leiter der ABC-Abwehrtruppe sowie des Amts für ABC-Abwehr und Umwelt der Republik Belarus. Geboren 1968 in Tambow, RSFSR. Von 2007 bis 2009 Hörer an der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte.
Dmitrij Leonidowitsch Lukjanenko – Oberst, Leiter des militärgeographischen Dienstes der weißrussischen Streitkräfte. Außerdem Leiter des Amts für Topographie des Generalstabs der Republik Belarus. Geburtsort und –datum sind nicht bekannt. Im Jahr 2009 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen.
Gehen wir über zum Heer. Die Liste umfasst ein Minimum des Personals der höchsten Kommandoebene.
Aleksandr Grigorjewitsch Wolfowitsch – Generalmajor, Befehlshaber der Truppen des operativen Kommandos Nord-West. Geboren 1967 in Kasan, RSFSR. Im Jahr 2008 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen.
Vitalij Nikolajewitsch Schkadrowitsch – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Logistiktruppe und Befehlshaber der Logistiktruppe des operativen Kommandos Nord-West. Geboren 1970 in Kirowsk, Gebiet Mogiljow, BSSR. Von 2008 bis 2010 Hörer an der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte.
Vladimir Michailowitsch Orech – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Logistiktruppe und Befehlshaber der Logistiktruppe des operativen Kommandos West. Geboren 1969 in Bobrujsk, Gebiet Mogiljow, BSSR. Im Jahr 2011 hat er die staatliche höchste militärische Bildungseinrichtung „A. W. Chrulew“ des Verteidigungsministeriums der russischen Föderation mit Auszeichnung abgeschlossen.
Luftstreitkräfte und Flugabwehrtruppe:
Oleg Nikolajewitsch Dwigalew – Generalmajor, Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe der Streitkräfte der Republik Belarus. Geboren 1965 auf der Insel Witte, Landkreis Seweromorsk, Gebiet Murmansk, RSFSR.
Sergej Nikolajewitsch Trus – Generalmajor, Leiter des obersten Stabs und erster stellvertretender Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe. Geboren 1965 in Minsk, BSSR. Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte.
Igorj Vladimirowitsch Golubj – Generalmajor, stellvertretender Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe der Streitkräfte der Republik Belarus. Geboren 1967 in Tschernigow, USSR.
Aleksandr Michailowitsch Karew – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe – Befehlshaber der Flieger. Geboren 1966, nach unbestätigten Informationen in Kameschok, Gebiet Kemerowo, RSFSR.
Valerij Aleksandrowitsch Schewtschenko – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe – Leiter des Amts für politische Bildung (Anm. d. Übers.: Wörtlich „Amt für ideologische Arbeit“, umfasst also informationelle und agitative Aufgaben ). Geboren 1969 in Tscheljabinsk, RSFSR.
Boris Jurjewitsch Budaew – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe – Wehrtechnik. Amtsleiter Wehrtechnik und Beschaffung. Geboren in einer Militärsiedlung nahe Duschanbe, Tadschikistan. Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte Jahrgang 2010.
Aleksandr Iwanowitsch Panfjorow – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Luftstreitkräfte und der Flugabwehrtruppe – Logistik. Leiter der Logistiktruppe. Geboren 1968 in Antonowo, Landkreis Sagorsk, Gebiet Moskau, RSFSR.
Kommando für Spezialoperationen:
Vadim Iwanowitsch Denisenko– Generalmajor, Befehlshaber des Kommandos für Spezialoperationen der weißrussischen Streitkräfte. Geboren 1967 in Budapest, Ungarn. Im Jahr 2008 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen.
Weitere Amtsleiter im Verteidigungsministerium:
Vadim Iwanowitsch Salatin – Oberst, Leiter der Personalverwaltung des Verteidigungsministeriums. Geboren 1965 in Stawropol, RSFSR.
Gennadij Vladimirowitsch Lepeschko – Oberst, Leiter des Amts für militärische Bildung der Streitkräfte von Belarus. Geboren 1965 in Pinsk, Gebiet Brest, BSSR. Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte.
Valerij Aleksejewitsch Chochlow – Generalmajor, Leiter des zentralen Amts für militärische Ausbildung der Streitkräfte von Belarus. Geburtsort und -datum sind nicht verfügbar. Absolvent mit Auszeichnung der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte Jahrgang 2001.
Vladimir Konstantinowitsch Baranow – Oberst, Leiter des Amts für Raketenartillerie des Verteidigungsministeriums von Belarus. Geboren 1965 in Smolensk, RSFSR.
Vjatscheslaw Anatoljewitsch Iwanow – Oberst, Leiter des Amts für Fahrzeuge und Verkehr des Verteidigungsministeriums von Belarus. Geboren 1964 in Kopejsk, Gebiet Tscheljabinsk, RSFSR.
Aleksandr Vjatscheslawowitsch Gordjunin – Oberst, Leiter des Verpflegungsamts des Verteidigungsministeriums von Belarus. Geboren 1965 in Balakowo, Gebiet Saratow, RSFSR.
Jurij Aleksejewitsch Tschernucha – Oberst, Leiter einer nationalen Agentur für Inspektion und Aufsicht – im Rahmen einer Abteilung des Verteidigungsministeriums. Geboren 1965 in Jakutsk, RSFSR.
Sergej Valentinowitsch Bobrikow – Generalmajor, Leiter der Bildungseinrichtung „Weißrussische Militärakademie“. Geboren 1962 in Lepelj, Gebiet Vitebsk, BSSR. Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte Jahrgang 2005.
Staatliches Grenzschutzkomitee der Republik Belarus:
Leonid Semjonowitsch Malzew – Generaloberst, Vorsitzender des staatlichen Grenzschutzkomitees der Republik Belarus. Geboren 1949 in Wetenewka, Landkreis Slonim, Gebiet Grodno, BSSR. Im Jahr 1992 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen. Aktives Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften der russischen Föderation.
Vladimir Grigorjewitsch Moisejenko – Generalmajor, Vorsitzender des staatlichen Grenzschutzkomitees der Republik Belarus. Geboren 1964 in Grodno, BSSR. Absolvent der höchsten militärisch-politischen Lehranstalt des KGB der UdSSR „K. E. Woroschilow“ in Galizino Jahrgang 1985. Hat 1997 die Akademie des Bundesgrenzschutzes des FSB in Russland abgeschlossen.
Anatolij Petrowitsch Lappo – Generalmajor, stellvertretender Vorsitzender des staatlichen Grenzschutzkomitees der Republik Belarus. Geboren 1963 in Kulakowka, Landkreis Belynitschi, Gebiet Mogiljow, BSSR. Absolvent der höchsten militärisch-politischen Lehranstalt des KGB der UdSSR „K. E. Woroschilow“ in Galizino Jahrgang 1986. Hat 2001 die Akademie des Bundegrenzschutzes des FSB in Russland abgeschlossen. Von 1981 bis 1992 tat er Dienst im Grenzschutzbezirk Krasnosnamjonnyj Sakavkassk des KGB der UdSSR auf verschiedenen Posten. (Anm. d. Übers.: Das Prädikat „Krasnosnamjonnyj“ (russ. краснознамённый) bedeutet, dass der gesamten Einheit bzw. dem Bezirk seinerzeit der sogenannte „Rotbannerorden“ verliehen worden ist. Die Auszeichnung ist fester Bestandteil des Namens der Einheit)
Igorj Nikolajewitsch Petschenj – Generalmajor, stellvertretender Vorsitzender des staatlichen Grenzschutzkomitees der Republik Belarus. Geboren 1965 in Smolensk, RSFSR. Absolvent der Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte Jahrgang 2009.
Viktor Nikolajewitsch Jazkow – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Grenzschutztruppe in Lida. Leiter der Verwaltung. Geboren 1971 in Molodowo, Gebiet Brest, BSSR. Absolvent der höchsten militärisch-politischen Lehranstalt des KGB der UdSSR „K. E. Woroschilow“ in Galizino Jahrgang 1992. Hat 2001 die Akademie des Bundegrenzschutzes des FSB in Russland abgeschlossen.
Aleksej Viktorowitsch Kusmenko – Oberst, Befehlshaber der Grenzschutztruppe in Gomel. Leiter des Amts für politische Bildung und Personalverwaltung. Geboren 1973 in Gomel, BSSR. Absolvent der höchsten militärischen Lehranstalt der Luftlandetruppen in Rjasanj, Russland, Jahrgang 1972. Die Einrichtung war zweifacher Träger des Rotbannerordens. Hat 2008 die Akademie des Bundegrenzschutzes des FSB in Russland abgeschlossen.
Andrej Nikolajewitsch Protosowizkij – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Grenzschutztruppe in Gomel. Leiter des Amts für politische Bildung und Personalverwaltung. Geboren 1973 in Repki, Gebiet Tschernigow, USSR. Absolvent der höchsten militärischen Lehranstalt in Omsk, Russland, Jahrgang 1994.
Andrej Aleksandrowitsch Tereschenko – Oberst, stellvertretender Befehlshaber der Grenzschutztruppe in Gomel. Leiter der Verwaltung. Geboren 1967 in Simferopol, USSR. Von 1988 bis 1991 tat er Dienst im Grenzschutzbezirk Krasnosnamjonnyj West des KGB der UdSSR bei der Einheit Nr. 2187 (Stadt Brest) auf verschiedenen Posten.
Konstantin Gennadjewitsch Molostow – Oberst, Befehlshaber der Grenzschutztruppe in Grodno. Geboren 1970 in Krasnoarmejsk, Gebiet Saratow, RSFSR. Studium an der höchsten militärischen Lehranstalt des Grenzschutzes des KGB der UdSSR „F. E. Dserschinskij“ in Alma-Ata, kasachische SSR (KasSSR) von 1989 bis 1993. Hat 2004 die Akademie des Bundegrenzschutzes des FSB in Russland abgeschlossen.
Aleksandr Anatoljewitsch Rydkin – Oberstleutnant, stellvertretender Befehlshaber der Grenzschutztruppe in Smorgon. Leiter der Verwaltung. Geboren 1978 in Osipowitschi, Gebiet Mogiljow, BSSR. Hat 2009 die Militärakademie für Fernmeldewesen „S. M. Budjonnyj“ des russischen Verteidigungsministeriums abgeschlossen.
Wie man gut erkennt, hatten und haben möglicherweise auch jetzt viele Personen auf der Kommandoebene des Grenzschutzes sehr direkte Beziehungen zum russischen FSB.
Staatliches militärisch-industrielles Komitee der Republik Belarus (MIK):
Sergej Petrowitsch Gurulew – Oberstleutnant, Vorsitzender des staatlichen MIK. Leiter der Verwaltung. Geboren 1953 in Olowjannaja, Gebiet Tschita, RSFSR. Im Jahr 1999 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen und eine Goldmedaille als weitere Auszeichnung erhalten.
Igorj Michailowitsch Bykow – Erster Stellvertretender Vorsitzender des staatlichen MIK. Geboren 1957 in Klein, Gebiet Moskau, RSFSR als Sohn eines Militärangehörigen.
Oleg Vladimirowitsch Morosow – Stellvertretender Vorsitzender des staatlichen MIK. Geboren 1978 in Sewerodwinsk, RSFSR.
Innenministerium der Republik Belarus:
Igorj Anatoljewitsch Schunewitsch – Generalmajor der Polizei, Innenminister. Geboren 1967 im Gebiet Luhansk, USSR. Von 2007 bis 2012 arbeite er im Komitee für Staatssicherheit (deutsch KGB) der Republik Belarus als Leiter des Amts für Ermittlungen. Später war er Leiter des Amts für Gegenspionage im Bereich der Staats- und Kontrollorgane sowie Korruptionsbekämpfung und organisierte Kriminalität.
Jurij Chadschimuratowitsch Karajew – Generalmajor, stellvertretender Innenminister und Befehlshaber der Truppen des Innenministeriums. Geboren 1966 in Vladikawkas, Nord-Ossetien, RSFSR. Absolvent der höchsten militärischen Lehranstalt des Innenministeriums der UdSSR. Hat 1996 die Militärakademie „Frunse“ in Russland abgeschlossen.
Sergej Nikolajetwitsch Chomenko – Generalmajor, Leiter Dienstes für Personen- und Objektschutz des Innenministeriums. Geboren 1966 im Gebiet Donezk, USSR.
Vladimir Vladimirowitsch Batschila – Generalmajor der Polizei, Leiter Dienstes für Personen- und Objektschutz des Innenministeriums. Geboren 1960 in Lipki, Landkreis und Gebiet Minsk, BSSR. Abschluss der höchsten Polizeischule des russischen Innenministeriums in Moskau im Jahr 1994 mit dem akademischen Grad „Kandidat der Wissenschaften“.
Valerij Nikolajetwitsch Polischjuk – Generalmajor der Polizei, Leiter des Instituts des Innenministeriums in Mogiljow. Geboren 1963 in Priosernoe, Landkreis Tobolsk, Gebiet Kustanaj, KasSSR.
German Gennadijewitsch Olejnikow – Oberst der Polizei, stellvertretender Leiter des Amts für Inneres in Grodno – Bezirksverwaltung. Leiter des Amts für politische Bildung und Personalmanagement. Geboren 1967 in Slawjanka, Landkreis Chasan, Region Primorsk, RSFSR.
Igorj Vladimirowitsch Ewsejew – Generalmajor der Polizei, stellvertretender Leiter des Amts für Inneres in Minsk – Bezirksverwaltung. Geboren 1968 in Rosj, Landkreis Wolkovysk, Gebiet Grodno, BSSR. Hat in der 3. Speznas-Brigade der Hauptverwaltung für Aufklärung der Streitkräfte der UdSSR gedient, welche in der ehemaligen DDR stationiert war. Etwa zwischen 2010 und 2011 hat er mehrere Polizeieinsätze koordiniert und geleitet, bei denen gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen worden ist. Er war außerdem persönlich an den Aktionen beteiligt. Sein Name befindet sich auf einer Sanktionsliste der EU (Nr. 84) und für ihn gilt ein Einreiseverbot in EU-Länder. Zuletzt leitete er die Bezirksverwaltung in Vitebsk, wurde aber während der Wahlkampagne 2015 wieder nach Minsk versetzt.
Viktor Sergejewitsch Senjko – Oberst der Polizei, Leiter des Amts für Inneres in Vitebsk – Bezirksverwaltung. Geboren 1965 in Karaganda, KasSSR.
Es wird deutlich, dass im Innenministerium Schlüsselpositionen von Leuten besetzt sind, die keine gebürtigen Weißrussen sind.
Ministerium für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Belarus (MBK):
Vladimir Vladimirowitsch Waschenko – Generalmajor im Innendienst, Leiter des Ministeriums (MBK) – Bezirksverwaltung. Geboren 1958 in Troizko-Petschersk, autonome SSR Komi.
Präsidialrat der Minister der Republik Belarus:
Andrej Vladimirowitsch Kobjakow – Premierminister der Republik Belarus. Geboren 1960 in Moskau als Sohn eines Militärangehörigen, welcher anschließend in den Militärkreis Belarus abkommandiert wurde. Im Jahr 1983 hat er mit Auszeichnung das Institut für Luftfahrt in Moskau abgeschlossen. Von 2011 bis 2012 war er Botschafter von Belarus in Russland.
Vasilij Stanislawowitsch Matjuschewskij – Erster Stellvertreter des Premierministers der Republik Belarus. Von 2010 bis 2014 war er Vorsitzender des Vorstands und Generaldirektor der „BPS-Bank“ AG, welche der russischen „Sber-Bank“ gehört.
Michail Iwanowitsch Rusyj – Stellvertreter des Premierministers der Republik Belarus. Geboren 1954 in Woronino, Landkreis Schitkowitschi, BSSR. Von 1984 bis 1991 war er Parteifunktionär eines Landkreiskomitees der Kommunistischen Partei in Belarus. Von 2003 bis 2004 hatte er einen Beraterposten in einer Abteilung der weißrussischen Botschaft in St. Petersburg inne.
Leonid Wasiljewitsch Amfimow – Vorsitzender des Komitees für Finanzdienstleistungsaufsicht der Republik Belarus. Geboren 1954 in Sima, Landkreis Jurijew-Polskij, Gebiet Vladimir, RSFSR. Von 1984 bis 1986 war er Instrukteur der industriell-transporttechnischen Abteilung des Landkreiskomitees der Kommunistischen Partei von Belarus in Minsk.
Sicherheitsrat der Republik Belarus:
Stanislaw Wasiljewitsch Sasj – Generalmajor, kommissarischer Staatssekretär des Sicherheitsrates der Republik Belarus. Geboren im Gebiet Tschernigow, USSR. Der genaue Geburtsort ist nicht bekannt. Im Jahr 2005 hat er die Militärakademie des Generalstabs der russischen Streitkräfte mit Auszeichnung abgeschlossen und eine Goldmedaille als weitere Auszeichnung erhalten.
Andrej Aleksandrowitsch Wtjurin – Oberst, kommissarischer Staatssekretär des Sicherheitsrates der Republik Belarus. Geboren in Pensa, RSFSR. Im Jahr 1992 hat er die höchste Militärakademie des russischen Innenministeriums in Saratow abgeschlossen. Seit 1994 gehört er dem Personenschutzdienst des Präsidenten an, dem er von 2007 bis 2014 vorstand.
Personenschutzdienst des Präsidenten der Republik Belarus:
Viktor Nikolajewitsch Schinkewitsch – Oberst, Leiter des Personenschutzdienstes des Präsidenten von Belarus. Geboren in Kromowitschi, Landkreis Dokschizy, Gebiet Vitebsk, USSR. Im Jahr 1987 hat er die höchsten Kurse des KGB der UdSSR abgeschlossen. Seit 1995 gehört er dem Personenschutzdienst des Präsidenten an.
Geheimdienst der Republik Belarus (KGB):
Valerij Pawlowitsch Wakuljtschik – Leiter des weißrussischen Geheimdienstes, KGB. Geboren in Radostowo, Landkreis Drogitschin, Gebiet Brest, BSSR. Im Jahr 1992 hat er die höchsten Kurse für Gegenspionage des KGB der UdSSR abgeschlossen. Von 1991 bis 2008 war in Behörden für Staatsicherheit beschäftigt. Zwischen 2008 und 2011 stand er dem operativ-analytischen Zentrum (OAZ) in Belarus vor.
In öffentlich verfügbaren Quellen fehlen vollständig biographische Informationen über alle Mitglieder der Leitungsebene des KGB, des OAZ und des Personenschutzdienstes des Präsidenten. Das sind Strukturen, die sich einer Kontrolle durch die Öffentlichkeit gänzlich entziehen. Über ihre Tätigkeiten, Zielsetzungen und Aufgaben lässt sich nur mutmaßen.
Nach einer Analyse dieser Auflistung folgt, dass es auf der höchsten militärisch-politischen Ebene extrem wenige gebürtige Weißrussen gibt. Und die wenigen, die es gibt, haben fast alle die ideologische Schule der russischen Föderation durchlaufen. Damit liegen viele Hinweise vor, die für eine äußere Verwaltung von Belarus im Kolonialstil sprechen.
Die weißrussischen Streitkräfte sind in einer weißrussisch-russischen militärischen Struktur integriert. Es werden regelmäßig gemeinsame Übungen (russ.) abgehalten und besonders schlagkräftige Einheiten nehmen an Manövern (russ.) teil. Die wichtigsten russischen Eingreiftruppen wurden bei der teilweisen Besetzung von Georgien und der Ukraine eingesetzt. Diese Einheiten nehmen sogar an Militärparaden in Minsk (russ.) teil. Darüberhinaus wurden die gegenseitigen Verpflichtungen im Februar dieses Jahres durch eine Änderung des Gesetzes „Über den Kriegszustand“ bekräftigt. Zum ersten Mal wird festgehalten, dass eine Aggression gegenüber einem Mitglied der OVKS einem Angriff auf Belarus entspricht. Vor kurzem, also am 8. September 2015, fand im Rahmen eines Meetings des Eurasischen Internationalen Rates im weißrussischen Grodno eine Debatte statt: Zwischen weißrussischen und russischen Vertretern wurde dabei die Idee einer vollwertigen russischen Luftwaffenbasis auf dem Territorium von Belarus erörtert. Von einer solchen Basis aus wären Kampfhandlungen sowohl gegen die Ukraine als auch gegen baltische Staaten möglich.
Auf Grund der eben diskutierten Umstände und einer hinreichend hohen Wahrscheinlichkeit für die Verwendung von weißrussischem Territorium als Aufmarschgebiet für einen Angriff auf Kiew ergeben sich Konsequenzen: Um einen solchen Angriff mit nachfolgender möglicher Abtrennung von westukrainischen Gebieten zu vereiteln, müssen die ukrainischen Streitkräfte an der weißrussischen Grenze ein entsprechend starkes Truppenkontingent bereithalten, welches weder im Gebiet der Anti-Terror-Operation (ATO) noch zur Grenzsicherung bei der besetzten Krim oder Transnistrien eingesetzt werden können (Anm. d. Übers.: In Transnistrien sind russische Truppen stationiert).
Ich bin überzeugt, dass der erhebliche Umfang des vorgestellten Materials dem Leser helfen wird, Antworten auf die eingangs gestellten Fragen zu finden. Außerdem hoffe ich, dass der Artikel mehr als nur ein Licht wirft auf die Manipulationsversuche und Spekulationen bezüglich der Rolle der Staatsführung von Belarus bei außen- und innenpolitischen Fragen.
Dieses Material wurde von Denis Iwaschin exkusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Viktor Duke. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinwes auf unsere Ressource erforderlich.
3 Responses to “Belarus – Protektorat Russlands oder souveränes Staatsgebilde?”
17/10/2015
Latente Anhänger der "Russischen Welt" im Generalstab der Republik Belarus - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Belarus – Protektorat Russlands oder souveränes Staatsgebilde? – 8. October 2015 […]
23/12/2015
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30/12/2015
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