
Wie InformNapalm bereits berichtete, wurden am 16. Mai in einem Kampf in der Nähe der Stadt Schtschastja zwei verwundete russische Speznas-Soldaten gefangen genommen. Die Information darüber erhielt unsere Redaktion am 16. Mai gegen 19.00 Uhr. Nach der Überprüfung wurde die Information 1 Stunde 44 Minuten später auf der FB-Seite des Chefredakteurs von InformNapalm veröffentlicht, mit dem Appell, das Verschweigen dieses Ereignisses und die Fortsetzung der Praxis des „stillen Austauschs“ der russischen Militärangehörigen nicht zuzulassen.
Am nächsten Tag, dem 17. Mai, tauchten auch die ersten Fotos mit den Kommentaren von Grigory Maximets, Arztes der Gesundheitsvorsorgestelle, in die die verwundeten russischen Militärangehörigen, Hauptmann der 3. Speznas-Brigade J. Jerofejew und Sergeant A. Alexandrow, eingeliefert wurden.
Laut der Aussage des Arztes haben die Russen erzählt, sie wären die Angehörigen der Speznas-Einheit aus Toljatti, die zurzeit in Luhansk stationiert ist. Sie haben auch erzählt, dass sie einen Ausfall mit dem Ziel der Aufklärung unternommen haben, da nach ihren Informationen das Bataillon „Aidar“ aus Schtschastja abgezogen werden sollte und das Gelände des Energiekraftwerks schon verlassen hat.
- Lesen Sie dazu unseren Bericht vom Sonntag, dem 17.Mai 2015: „Bei Schtschastja gerieten Speznas-Kämpfer aus Toljatti in ukrainische Gefangenschaft“
Bemerkenswert ist, dass die russische Militärführung nicht nur die einfachen Söldner, sondern auch die Angehörigen der Elite-Einheiten einer gründlicher Gehirnwäsche unterzieht. Der gefangene GRU-Offizier hat sogar die Narkose abgelehnt, da er Angst hatte, dass man ihm die inneren Organe zur Transplantation entnehmen könnte. Die Märchen über die „Junta“ und ihre „Vollstrecker“, die Menschen ermorden, um ihre Organe zu verkaufen, haben sich durch die Propaganda fest in den russischen Köpfen verwurzelt; ihr Ziel ist, die Angst zu schüren und den Hass in dem unerklärten Krieg gegen die Ukraine zu erregen.
Die russischen Militärangehörigen haben alle nötige medizinische Hilfe erhalten und wurden im stabilen Zustand nach Kramatorsk evakuiert.
Außerdem erschien im Internet das Video mit dem ersten Verhör des Sergeanten A. Alexandrow:
Interessant ist aber die Chronologie des Kampfes, die der Journalist Jurij Butusow rekonstruiert und auf seiner Facebook-Seite am 19. Mai veröffentlicht hat:
„Die Aufklärungsgruppe der 3. Speznas-Brigade GRU der russischen Streitkräfte kam für die nächste Runde in den Krieg in die Ukraine. Die Einheiten der Brigade nehmen regelmäßig an Kriegshandlungen teil – das ist ein Bestandteil des Kampftrainigs. Die Gruppe bestand aus Angehörigen der regulären Armee, keine „Söldner“, und angeführt wurde sie vom Hauptmann Jewgenij Jerofejew. Das Hauptquartier der Einheit befindet sich in der Stadt Brjanka. Die Stadt Schtschastja gehörte zu dem Verantwortungsgebiet der 3. Speznas-Brigade.
Die Gruppe von 14 Personen hatte nicht die Aufgabe, die ukrainischen Stellungen einzunehmen und zu halten; das war ein Aufklärungsausflug, mit dem Ziel eines plötzlichen Angriffs oder eines Beschusses der ukrainischen Stellungen, Gefangennahme der eventuellen Informanten, „zuschlagen und fliehen“ – die übliche Taktik der Spezialeinheiten.
Die Anmarschwege zu der Brücke über Siwerskyj Donez auf dem anderen Ufer des Flusses, gegenüber der Stadt Schtschastja in der Region Luhansk, werden von dem Außenposten „Fasad“ gedeckt, dort befanden sich die Einheiten der 5. Kompanie der 1. taktischen Bataillongruppe der 92. mechanisierten Brigade aus Charkiw.
Der Außenposten befindet sich neben der Brücke, auf einer kleinen Anhöhe, die komplett mit Bäumen bewachsen ist. Einerseits bietet das eine gute Tarnung für ukrainische Stellungen, andererseits kann man sich an die Stellungen unbemerkt sehr nah heranschleichen.
Die Stelle für den Angriff hat der Feind sehr klug ausgewählt. Die Angreifer kamen praktisch auf die Entfernung eines Handgranatenwurfs. Da stellt sich natürlich die Frage, wie gut die Verteidigung des Außenpostens organisiert war.
Die Gruppe von Jerofejew ging sehr dreist vor. Sie kamen zu ihrem Angriffsziel um 14.30 Uhr – am hellichten Tag. Unbemerkt sind sie sehr nah an die einzeln stehende Waffenstellung „Alaska“ herangeschlichen, auf die Entfernung von ca. 30 – 40 Metern. Aus dieser Entfernung waren die ukrainischen Stellungen deutlich erkennbar, also kann das kein unerwarteter Zusammenstoß gewesen sein. Das war ein Versuch eines durchdachten Angriffs, der durchaus erfolgreich hätte sein können, da das Element der Überraschung dabei war. Ein kurzer Vorstoß, und sie hätten unsere Soldaten überrumpeln können.
Aber um 14.30 Uhr kam auf die Brustwehr des Grabens Sergeant Wadim Pugatschew. Er war auf dem Weg zu einer anderen Stellung. Es gab keine Anzeichen für das Unglück. Aber heute kam das Unglück über den Soldaten…
Wadim entdeckte die Diversanten in kurzer Entfernung. Sie eröffneten das Feuer. Wadim wurde von 6 Kugeln aus dem Maschinengewehr AS „Wal“ getroffen – das ist eine Spezialwaffe des russischen Speznas. Die 9 mm Unterschall-Patronen und der integrierte Schalldämpfer machen diese Waffe besonders leise. Die Diversanten wollten ihren Angriff unbemerkt durchführen.
Aber Wadim schrie auf, um seine Kameraden zu warnen. Die Geschosse stießen ihn in den Graben.
Um den Preis seines Lebens hat Wadim Pugatschew seine Kameraden vor dem Feindesangriff gewarnt. Wadims Schrei wurde vom Sergeanten Jewgenij Salogin (Rufzeichen „Schuk“ = „Käfer“) gehört. Jewgenij gehört eigentlich der Instandsetzungkompanie der Brigade an, hat sich aber bereit erklärt, an der Front zu kämpfen. Salogin hat schnell reagiert – er sah seinen Kameraden blutüberströmt in den Graben fallen, und hat sofort verstanden, dass ihre Stellung angegriffen wurde. Jewgenij hat die feindlichen Soldaten in der Nähe seiner Stellung bemerkt und das gezielte Feuer aus seinem Maschinengewehr eröffnet – die Entfernung war kurz.
Der Feind hat begonnen, sich zurückzuziehen. Die Russen haben nicht mal versucht, ihre Verwundeten zu retten. Die Garnison des Außenpostens wurde alarmiert, und der Feind wollte einem Kampf unter ungünstigen Bedingungen entgehen. Sie wurden entdeckt, und es war klar, dass den russischen Speznas-Kämpfern die vollständige Vernichtung drohte. Zu der Kampfstelle ist sofort eine Gruppe der Soldaten der Aufklärungskompanie der 92. mechanisierten Brigade ausgerückt, an der Spitze der Kommandeur der Brigade Wiktor Nikoljuk. Ja, Sie haben es richtig gehört – Oberst Nikoljuk verbringt die meiste Zeit an der vordersten Front zusammen mit seinen Einheiten, hat schon mehrmals an den Kampfhandlungen teilgenommen und ist sogar zusammen mit dem Spähtrupp auf der Aufklärungstour in den vom Feind kontrollierten Gebieten gewesen.
Schon um 14.40 Uhr, mit Rückendeckung durch Feuer vom Außenposten, haben einige von unseren Kämpfern schon angefangen, die Gegend zu durchforsten, um den Feind keinen leichten Rückzug zu schenken. Sofort haben sie Hauptmann Jerofejew entdeckt, der durch die Schüsse von Salogin am Arm verwundet wurde. Um 14.50 Uhr wurde Sergeant Alexandrow gefangen genommen, der am Beim verwundet war.
Ein weiterer verwundeter Speznas-Kämpfer konnte entkommen. Jerofejew hätte theoretisch auch ins dichte Gebüsch fliehen könne, aber er war sehr nah an den ukrainischen Stellungen und wollte anscheinend kein Risiko eingehen.
Zu der Kampfstelle kam auch eine Einheit des 24. Sturmbataillons „Aidar“ und die Angehörigen der militärischen Spionageabwehr von SBU.
Die beiden russischen Speznas-Kämpfer wussten genau, dass sie einen ukrainischen Soldaten getötet haben. Höchstwahrscheinlich hat Jerofejew selbst geschossen. Deshalb haben die Russen erwartet, dass Pugatschews Kameraden sie aus Rache auf der Stelle töten werden. Um ihr Leben zu retten, haben die beiden Speznas-Kämpfer sofort erklärt, dass sie russische Militärangehörige sind, haben sofort ihren Dienstgrad genannt. „Wir sind russische Militärangehörige, tötet uns nicht“, – flehten die Mörder.
Die Ukrainer haben die Verfolgung der russischen Aufklärungsgruppe fortgesetzt. Aber der Feind hat das Mörserfeuer auf die Kampfstelle eröffnet, und man musste weitere Verfolgung aufgeben. Ein Soldat der 92. Brigade und zwei von „Aidar“ wurden durch das Mörserfeuer leicht verletzt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die russische Militärführung beschlossen hat, die lebenden Zeugen ihrer Schande loszuwerden. Doch die ukrainischen Soldaten haben die russischen Militärangehörigen sofort evakuiert.
Das Fazit des Kampfes: Die Einheiten der 92. Brigade haben den Feindesangriff würdig zurückgeschlagen. In der 5. Kompanie kämpfen die Mobilisierten, keine professionellen Soldaten. Man hat ein militärisch-politisches Ergebnis von immenser Bedeutung erzielt – russische Militärangehörige gefangen genommen.
Der Soldat der 92. Brigade Wadim Pugatschew, der um den Preis seines Lebens seine Kameraden vor dem Feindesangriff gewarnt hat, verdient die höchste Auszeichnung seines Vaterlandes. Und seine Familie bedarf der Fürsorge des Staates und der Gesellschaft (die Kontaktdaten der Familie werden noch ermittelt).
Der Sergeant Jewgenij Salogin verdient die höchste Auszeichnung, weil er in der schwierigen Situation sofort auf den Angriff des Feindes reagiert und durch gezielte Schüsse mindestens zwei feindliche Diversanten niedergestreckt hat.“
Außerdem konnte man unter dem Druck der Öffentlichkeit diesen Vorfall weit bekannt machen, zum jetzigen Zeitpunkt wurde die Information über zwei gefangene russische Speznas-Soldaten von mehreren führenden internationalen Nachrichtenagenturen veröffentlicht.
Am 18. Mai wurde im Generalstab der ukrainischen Streitkräfte eine Pressekonferenz zu den gefangenen russischen Militärangehörigen abgehalten, mit dabei war der Generalstabschef – der Oberste Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Generaloberst Wiktor Muschenko. Im Verlauf der Pressekonferenz wurde den Journalisten das lautlose Scharfschützengewehr WSS „Wintores“ vorgezeigt, das einem der russischen Speznas-Kämpfer abgenommen wurde. „Wintores“ ist eine Standardwaffe der russischen Spezialeinheiten.
Interessant sind auch die mit der Festnahme der russischen Speznas-Kämpfern verbundenen Ereignisse, die sich in Russland und in den besetzten Gebieten der Ukraine entwickeln.
Nach Angaben von BBC fand am Montag Morgen, dem 18. Mai, vor dem Kontrollpassierpunkt der ehemaligen Militärschule in Toljatti, nun die Militärbasis der 3. GRU-Brigade in der Woroschylow Straße, eine spontane Protestaktion statt.
Die Aktion begann um 10.00 Uhr und dauerte nicht länger als 20 Minuten. Etwa 10 Personen kamen zu dem Kontrollpassierpunkt der Militärbasis, fingen an Anti-Kriegs-Parolen auszurufen und versuchten die Plakate auszubreiten. Die Teilnehmer forderten den Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine.
Gleichzeitig berichtete die Pressestelle der ukrainischen Streitkräfte, dass die russischen Militärangehörigen der 3. Speznas-Brigade GRU die Stadt Brjanka (Region Luhansk), in der sie längere Zeit stationiert waren, eilig verlassen. Es wurde berichtet, dass das Personal der Einheit an den Ort der ständigen Stationierung zurückkehrt. „Das Flugzeug, das die russischen Militärangehörigen zurücktransportieren sollte, landete auf dem Flugplatz in Millerowo (Region Rostow), von wo es bald weiter nach Samara fliegen soll“, – lautet die Meldung.
Gleichzeitig sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow, dass das Ministerium die Freilassung der am 16. Mai festgenommenen russischen Bürger erwartet. Ihre Zugehörigkeit zu den russischen Streitkräften streitet er rigoros ab, obwohl die Fakten und die Aussagen der Gefangenen auf das Gegenteil deuten.
Das Team von InformNapalm hat den zuständigen Beamten vorgeschlagen, eine Reihe Informationsveranstaltungen durchzuführen, die ein starkes Ergebnis bei der Organisation der Gegenpropaganda-Aktivitäten und der Dekompilierung des Bewusstseins der russischen Gesellschaft erzielen könnten. Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch keine positive Antwort erhalten, aber wir hoffen auf den weiteren Druck vonseiten der Öffentlichkeit, um das maximale Ergebnis bei der Durchführung der Informationsarbeit im Zusammenhang mit der Festnahme der russischen GRU Speznas-Soldaten zu erreichen.
Erklärungen der russischen Speznas-Soldaten mit deutschen Untertiteln:
InformNapalm; übersetzt von Olena Köpnick; editiert von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
11 Responses to “Chronologie der Gefangennahme der Aufklärer der 3. Speznas-Brigade GRU”
21/05/2015
OSINT: Information zum Gruppenführer der gefangengenommenen Speznas-Kämpfer. - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Chronologie der Gefangennahme der Aufklärer der 3. Speznas-Brigade GRU – 23 hours ago […]
21/05/2015
Informations sur le chef des soldats du GRU capturés dans le Donbass[…] sur les soldats du renseignement russes du GRU capturés par l’armée ukrainienne lors des combats près de Chtchastia 16 mai 2015 a été […]
22/05/2015
Hintergründe des hastigen Abzugs der russischen Speznas-Abteilung aus Luhansk. - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Chronologie der Gefangennahme der Aufklärer der 3. Speznas-Brigade GRU – 20. May 2015 […]
27/05/2015
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05/01/2016
TOP-12 von InformNapalm 2015. Chronologie des Kampfes. - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Am 16. Mai 2015 fängt InformNapalm als erster an, in den sozialen Netzwerken Alarm zu schlagen, de…. Die Information über die Gefangennahme von zwei verwundeten russischen Speznas-Soldaten ging in […]
15/01/2016
Vi vet hur man får Rostov att brinna – den väpnade formationen Trojas ultimatum – InformNapalm på svenska[…] från 3:e brigaden som heter kapten Erofejev och sergeant Alexandrov. InformNapalm var bland de första som rapporterade om denna […]
21/01/2016
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28/11/2016
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29/06/2017
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01/07/2017
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09/07/2017
Festgenommene FSB-Mitarbeiter in der Ukraine und die Wichtigkeit des gesellschaftlichen Drucks - InformNapalm.org (Deutsch)[…] der 3. Speznas-Brigade GRU Russlands am 16. Mai 2015 ebenfalls von InformNapalm zur Sprache gebracht wurde, woraufhin die Staatsstrukturen der Ukraine gezwungen waren, diese Festnahme öffentlich zu […]