Russischer Polizist – ein Teilnehmer der russischen Aggression gegen Georgien 2008 und Mitglied einer „neurussischen“ IBF (illegale bewaffnete Formation) 2015.
Zwischen der heutigen russischen Aggression gegen die Ukraine und Russlands Aggression gegen Georgien 2008 gibt es viel Gemeinsames. In beiden Fällen wurden die Konflikte von Russland inspiriert und gefördert: sie begannen mit Unterstützung für die von Russland gesteuerten Separatisten, woraufhin eine Invasion in diese souveräne Staaten folgte. Georgien und Ukraine, die der Vasallenschaft von Russland einen eigenen Entwicklungsvektor vorzogen, sind unter schweigsamer Beobachtung der Weltgemeinschaft Auge in Auge mit dem kremlischen Aggressor geblieben.
Das, was heute in der Ukraine geschieht und als hybrider Krieg bezeichnet wird, musste Georgien schon Anfang der 1990er am eigenen Leibe erfahren. Tausende russische „Freiwillige“ (die gleichen Kosaken, Nordkaukasier etc.), Waffen- und Munitionslieferungen unter dem Deckmantel der „humanitären Hilfe“, Instrukteure und Kommandeure in den IBFs aus der Mitte der russischen Berufssoldaten, sowie unmittelbar am Konflikt beteiligte Kräfte der russischen Armee.
Des Öfteren sind Menschen, die sich in den 1990ern mit Waffen in den Händen an der Staatlichkeit von Georgien vergriffen, nun mit dem Gleichen in der Ukraine beschäftigt.
Anschauliches Beispiel dafür ist die InformNapalm-Publikation vom 18. November 2015 „Das Bekenntnis eines russischen Fallschirmjägers aus Pskow“: von den 18 Fallschirmjägern und „Veteranen“ der russischen Aggression gegen Georgien 2008 in der Region Samatschablo (Zchinwali) sind 6 zu Teilnehmern des unerklärten Krieges Russlands gegen die Ukraine geworden.
Nach Ergebnissen der neuen OSINT-Untersuchung von InformNapalm wurde ein aktiver Mitarbeiter der Verkehrspolizei Russlands identifiziert, Teilnehmer der russischen Invasion nach Georgien 2008 und ein „neurussischer“ Söldner, der im Herbst 2015 im ukrainischen Donbass gewesen ist.
Untersuchungsobjekt:
Andrei Tarasow, geb. 15.08.1985, Dorf Komsomolske, Krasnokutski Bezirk, Saratower Gebiet, Russland. Wohnhaft in Segesch, Karelien, Russland. Verheiratet.
Seinen Wehrdienst leistete er in den FSB-Grenztruppen ab. Per 2008 war er Zeitsoldat in einer Speznas-Brigade GRU (vermutlich 22. Speznas-Brigade, ME 11659, Dorf Stepnoj, Rostower Gebiet) im Rang eines Feldwebels. Per 2011-2012 war er ein Mitarbeiter des privaten Wachunternehmens „Sewernij Legion“. Seit 2012 bis heute ist er ein aktiver Mitarbeiter der Verkehrspolizei beim Nowoasowsker Betriebsschutz des Innenministeriums Russlands im Rang eines Fähnrichs. Beherrscht Kampfkünste, ist ein Teilnehmer und Preisträger von verschiedenen Wettbewerben, die unter der Schirmherrschaft von Innenministerium und FSB Russlands organisiert werden.
Profile in sozialen Netzwerken: VK (achriviertes Profil, Fotoalbum, Kontakte), OK1 (archiviertes Profil, Fotoalbum, Kontakte), OK2 (archiviertes Profil, Fotoalbum, Kontakte).
Fotos von Andrei Tarasow aus der Zeit der russischen Invasion in Georgien im August 2008
Interessanterweise wurden einige Bilder, die mit dem August 2008 datiert sind, auf der russischen Militärbasis (achten Sie auf die Wände aus dem roten Backstein) im Dorf Dschawa (Zchinwali Region) aufgenommen, die keinen Status einer „Friedenstruppen“-Basis besaß und einige Jahre vor der August-Aggression in Verletzung aller Abkommen von Russland illegal gebaut wurde, und zwar zwecks inoffizieller Stationierung von eigenen Aufklärungseinheiten, Aufbewahrung von Militärgerät und Waffen, Gefechtsausbildung von zukünftigen Separatisten und Mitgliedern der IBFs.
Einige zusätzliche Fotos
Einige Bilder aus der Zeit lassen gut erkennen, wie die russischen Aggressoren in besetzten Territorien Vandalismus und Leichenfledderei betreiben und georgische Verwaltungsgebäuden vernichten. Interessant ist auch das Bild mit dem Panzerfahrzeug „Tigr“ der Speznas-Brigade, das die Markierung „Friedenstruppen“ aufweist (?).
Zusätzliche Bilder
Nach Ablauf seines Vertrags, arbeitete Tarasow einige Zeit lang bei einem privaten Wachunternehmen und betrieb professionell Sport. In 2012 begann er bei der Verkehrspolizei zu arbeiten, wo er noch immer dient.
Fotos von Andrei Tarasow aus der Zeit der russischen Invasion in die Ukraine 2015
Unter den Bildern von Tarasow, die im Oktober 2015 hochgeladen wurden, haben wir ein Foto mit dem BTR-80 mit der Aufschrift „Rjasanj“ und der Symbolik der militärischen Aufklärung gefunden, das aus einer früheren Zeit stammt und auf die Verbindung von Tarasow mit den Anwerbern und seine Absicht, bereits 2014 in den Donbass zu fahren, hinweist. Die Rede ist von der sogenannten diversiv-aufklärerischen Bandenformation „Rjasanj“ im Bestand von „neurussischen“ IBFs, deren Söldner in der Freundesliste von unserem Untersuchungsobjekt zu finden sind. Ehemalige russische Speznas-Soldaten haben wir übrigens schon mal im Bestand von „Rjasanj“ registriert, siehe „GRU in Rente“.
Zur Auskunft: Im August 2008 benutzten die russischen Geheimdienste ihre südossetischen Marionetten-Separatisten, um einen militärischen Konflikt in Samatschablo (Zchinwali Region oder das sogenannte Südossetien, Georgien) zu provozieren. Russische „Friedenstruppen“ hatten absichtlich auf die Aktivierung der Söldner nicht reagiert, die georgische Dörfer in der Region zielgerichtet unter Beschuss nahmen. Nachdem georgische Streitkräfte gezwungen waren, eine Operation zur Gewährleistung von Sicherheit der Bevölkerung in der Zchinwali-Region von souveränem Georgien zu beginnen und die Brennpunkte der Aktivität von Separatisten-Provokatoren zu lokalisieren, erklärte Russland den Beginn der Operation „Nötigung zum Frieden“, die in einer offenen Aggression Russlands gegen Georgien und der darauffolgenden Besetzung der Samatschablo- und Abchasien-Regionen durch Russland mündete, wobei die sogenannte schleichende Okkupation von Russland weiterhin betrieben wird. Nach Ergebnissen der russischen militärischen Invasion 2008 sind 408 georgische Staatsbürger getötet worden, darunter 170 Militärangehörige. Die Zahl der Binnenflüchtlinge beläuft sich auf 26 000 Menschen. Insgesamt beläuft sich aber die Anzahl der Binnenflüchtlinge in Georgien, die ihre Häuser infolge der Konflikte, die von Russland inspiriert und unterstützt wurden oder auch an denen Russland unmittelbar teilnahm, auf mehr als 260 000 Menschen. Insgesamt hat Russland dabei über 20% des georgischen Territoriums besetzt.
- „Das Bekenntnis eines russischen Fallschirmjägers aus Pskow“, vom 18.11.2015;
- „As for the ‘Bravery’ of Russian Paratroopers from Pskov“, vom 22.11.2015;
- „Karriereaufstieg von „Mr. Bond“: Vom okkupierten Zchinwali zur okkupierten Krim“, vom 01.03.2016;
- „The Dynasty of Russian War Criminals: Biographic Narrative of the Invader“, vom 22.07.2016;
- „08.08.08: Der Augustkrieg 8 Jahre später“, vom 06.08.2016.
P.S. Als dieser Artikel vorbereitet wurde, wurde die Profilseite von A.Tarasow „gereinigt“. Seltsamerweise sind aus seinem Profil jegliche Hinweise auf seine Beteiligung an den Kriegsverbrechen in Georgien und Ukraine verschwunden. Unsere Archive brennen aber nicht, und früher oder später wird er zur Verantwortung gezogen, wobei auch unsere Beweisbasis hilfreich sein wird.
Dieses Material wurde von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
One Response to “Russischer Polizist in den Reihen der „neurussischen“ IBFs”
29/01/2017
Russland nutzt Interpol aus, um politische Verfolgung von georgischen Militärangehörigen zu organisieren - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Russischer Polizist in den Reihen der „neurussischen“ IBFs“ (vom 03.11.2016) […]