Es sind schon acht Jahre seit dem Beginn der russischen militärischen Aggression gegen Georgien vergangen, die viele als einen Fünf-Tage-Krieg bezeichnen. Trotz der Feuereinstellung ist der Krieg nie beendet worden – er hat nur seine Form verändert. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen ungefähr 20% des Territoriums Georgiens unter Kontrolle der russischen Okkupanten. Und diese Zahl steigt täglich weiter an, da Russland trotz aller Verträge und internationaler Rechtsnormen seine Politik der schleichenden Okkupation methodisch und zielgerichtet fortsetzt.
Man sollte auch erwähnen, dass das Thema der russischen Aggression gegen Georgien in den letzten Jahren aufgrund der Ereignisse in der Ukraine und Syrien wie auch der Terroranschläge in Europa in den Hintergrund gerückt ist. Während die russische Propaganda bei jeder Gelegenheit das Thema des Krieges „08.08.08“ als „Bruderhilfe“ für die südossetischen und abchasischen Separatisten darstellt, schweigt das offizielle Tiflis und erinnert sich an die Ereignisse jener Tage nur an Gedenktagen. Das Problem besteht auch darin, dass es gar nicht so viele leicht zugängliche und für ein breites Publikum bestimmte Publikationen und unabhängige Untersuchungen zu diesem Thema gibt, die sich mit Fakten und Voraussetzungen für die russische militärische Aggression gegen Georgien 2008 beschäftigt hätten, und wenn es welche gibt, so sind es Publikationen auf Georgisch und im besten Fall auf Englisch.
Darum beschäftigt sich InformNapalm seit 2015 mit der Erfassung, Systematisierung und Übersetzung von dieser Art von Publikationen auf Russisch und in andere Sprachen. Unter diesen Arbeiten möchten wir die Publikationen des Projekts damoukidebloba.com hervorheben, aber auch aus anderen Quellen, die sich der verlogenen russischen Propaganda widersetzen:
- „Russische „Friedensstifter“ im Augustkrieg 2008“ (vom 29.10.2015)
- „Fazit der russischen Aggression gegen Georgien 2008“ (vom 05.11.2015)
- „Georgiens ausradierte Grenzen infolge der russischen Okkupation. Die Fortsetzung der schleichenden Aggression Russlands“ (vom 06.11.2015)
- „08.08.08: Zum Jahrestag vom Beginn des russischen Revanchismus“
Darüber hinaus hat InformNapalm eine Reihe von eigenen OSINT-Untersuchungen durchgeführt, mit denen russische Militärangehörige entlarvt werden konnten, die an der Aggression Russlands gegen Georgien 2008 mitgewirkt und sich an Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen beteiligt hatten. Von diesen Untersuchungen möchten wir an folgende erinnern:
- „Das Bekenntnis eines russischen Fallschirmjägers aus Pskow“ (vom 18.11.2015): In dieser Publikation haben wir unseren Lesern eine Gruppe russischer Fallschirmjäger des 104. Luftlanderegiments aus Pskow vorgestellt, die sich 2008 an der Aggression gegen Georgien beteiligten. In der Untersuchung tauchen 19 russische Kriegsverbrecher auf, von welchen acht noch immer in den russischen Streitkräften dienen und weitere sechs sich am unerklärten Krieg Russlands gegen die Ukraine beteiligt sind.
- „Dynastie der russischen Kriegsverbrecher. Biographie eines russischen Okkupanten“ (vom 22.07.2016): In diesem Artikel haben wir uns mit der russischen Offiziersfamilie Stondenko auseinandergesetzt. Der Vater, Oberst Juri Stondenko, ist ein „Veteran“ der russischen Invasion Georgiens von 2008, er gehörte damals zu den vordersten Truppen der Invasionskräfte im Rang eines stellvertretenden Kommandeurs der 42. Division. Sein Sohn, Oberleutnant Wladimir Stondenko, ist Militärangehöriger der russischen Okkupationsbasis in Abchasien.
- „Karriereaufstieg von „Mr. Bond“: Vom okkupierten Zchinwali zur okkupierten Krim“ (vom 01.03.2016): Dieser Artikel handelt von dem russischen Offizier Ewgenij Scheleskin, einen Teilnehmer des Augustkrieges von 2008. Bis vor kurzem war Scheleskin Militärangehöriger der russischen Okkupationsbasis in der Zchinwali-Region in Georgien und ist nun in die Küstentruppen der Schwarzmeerflotte Russlands auf der okkupierten Krim eingeteilt worden.
Auch sollte man unsere Publikationen erwähnen, die den Zynismus und Niederträchtigkeit der russischen Okkupanten besonders deutlich machen, die vor dem Hintergrund der von ihnen vernichteten georgischen Dörfern posieren, Vandalismus betreiben und insgesamt einen ehrlosen Krieg führen.
- „Russische Welt“: Russische Soldaten in Georgien 2008 (Video)“ (vom 03.11.2015)
- «Местные мы»: о том, как российские оккупанты пускают корни на чужой земле (vom 13.11.2015)
- Российские интервенты расстреливают в воздухе катапультировавшегося пилота, Грузия, 2008 год (vom 01.12.2015)
- “Russian World”: A View from the Space“ (vom 09.07.2016)
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Untersuchungen, die von unabhängigen Experten durchgeführt wurden. Im russischsprachigen Internet kann man mehrere themenbezogene Publikationen von Andrei Illarionow finden (In den Jahren 2000-2005 Wirtschaftsberater der Regierung Putins), der mit Untersuchungen und der Analyse von Voraussetzungen und Fakten im Zusammenhang mit dem Augustkrieg 2008 grandiose Arbeit vorgelegt hat. In einer seiner Arbeiten vergleicht Illarionow die Chronologie der Aktivitäten, die von beiden Seiten unternommen wurden, in der Zeit vor dem Krieg. Basierend auf Fakten zeigt der Autor, wie Russland noch einige Jahre vor der offenen Invasion in Verletzung aller Verträge und Absprachen begann, Panzer und andere schwere Waffen ins Territorium des sogenannten Südossetien einzuführen, offen die Separatisten zu unterstützen und zu fördern, neue Militärbasen auszubauen, wodurch es im Grunde damals schon Konfliktpartei war, die aber weiterhin die Rolle der Friedensstifter spielte.
- Российско-грузинская война. Кто был первым? Часть первая
- Российско-грузинская война. Кто был первым? Часть вторая
- Жертвоприношение миротворцев. Показания свидетелей
- Интервью медиков из Верхнего городка
In diesem Kontext ist das Material von John B. Dunlop „Augustkrieg 08.08.08: Wer fing als Erster an?“ interessant. Diesen Bericht hat der Mitarbeiter des Hoover-Instituts an der Stanford University, USA bei VIII. Weltkongress des International Council for Central and East European Studies (ICCEES) in Stockholm am 26.-31. Juli 2010 vorgestellt. Sein Inhalt basiert auf den Schlussfolgerungen von drei namhaften Experten: Andrei Illarionow, Pawel Felgenhauer (Militärkorrespondent) und Julia Latynina (Journalistin, Menschenrechtlerin). Ihre Schlussfolgerungen widersprechen der offiziellen Kreml-Position in der Frage, wer die Kriegshandlungen im Fünf-Tage-Krieg im August 2008 initiiert hatte. Als Nachwort werden im Bericht die Worte von Pawel Felgenhauer angeführt: „Dieser Krieg war keine improvisierte Reaktion auf einen unerwarteten georgischen militärischen Angriff auf Südossetien, da dermaßen große Truppen nicht lange in 24-stündiger Gefechtsbereitschaft gehalten werden können. Die russische militärische Invasion war unvermeidlich, unabhängig davon, was die Georgier getan hatten“.
Und zum Schluss stellen wir Ihnen einen Film zur Verfügung, der die Atmosphäre und die Emotionen jener Augusttage am besten wiedergibt: Ein Film des russischen Dokumentarregisseurs Andrej Nekrassow „Russischstunden“:
Dieses Material wurde von Irakli Komaxidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel.
Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich (Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 ).
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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3 Responses to “08.08.08: Der Augustkrieg 8 Jahre später”
31/08/2016
Schleichende Okkupation: Russische Besatzer bestehlen georgische Bauer - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „08.08.08: Der Augustkrieg 8 Jahre später“ vom 08. August 2016 […]
13/11/2016
Russischer Polizist in den Reihen der "neurussischen" IBFs - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „08.08.08: Der Augustkrieg 8 Jahre später“, vom 06.08.2016. […]
07/08/2018
"Liste 672": Angaben zur Identifizierung von Russen, die 2008 an der Aggression gegen Georgien beteiligt waren - InformNapalm (Deutsch)[…] 08.08.08: Der Augustkrieg 8 Jahre später […]