Am 7. April 2017 wurden 59 Tomahawk-Raketen von US-Kriegsschiffen aus auf den Flugplatz Schairat abgeschossen, der in der Provinz Homs in Westsyrien liegt. Dieser Angriff war die Antwort auf den Abwurf von Bomben mit dem Kampfstoff Sarin: Am 4. April 2017 hatte die Luftwaffe von Baschar al-Assad und seiner Verbündeten in der Person der Russischen Föderation die Stadt Chan Scheichun in Zentralsyrien angegriffen. Infolge des chemischen Luftangriffs starben 100 Zivilisten, über 500 wurden vergiftet. 

Einige Stunden nach diesem chemischen Luftangriff fand auf Frankreichs Initiative eine UN-Sondersitzung in New York statt. Russland hatte bereits im Voraus über seine Bereitschaft erklärt, die Resolution zum chemischen Angriff in Syrien zu blockieren. Die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, warnte davor, dass falls der UN-Sicherheitsrat auf diesen Gewaltakt nicht reagieren sollte, die Regierung ihres Landes Maßnahmen gegen chemische Angriffe in Syrien ergreifen kann, an denen allen Anzeichen nach die Regierung von Assad beteiligt war. Darüber hinaus beschuldigte Haley Russland, mit seinem Vetorecht ein Tätigwerden der UNO zu blockieren.

Nach dem Raketenangriff begannen russische Medien widersprüchliche Informationen propagandistischen Charakters zu verbreiten. Es wurde u.a. behauptet, der Angriff sei nur schwach gewesen und habe in der Militärbasis praktisch gar keine Schäden verursacht. Auch behaupteten sie, der Angriff habe angeblich zum Tod von Zivilisten geführt. Warum es Zivilisten auf einer Militärbasis geben sollte, wird dabei nicht erläutert.

Der US-Angriff hat in der Tat keine Bauten und Gebäuden vernichtet – im Verständnis von russischen Propagandisten wird die Stärke eines Angriffs wohl in grausamen Zerstörungen gemessen. Wir möchten daran erinnern, dass im Oktober 2016 die russische Luftwaffe zivile Objekte in der syrischen Stadt Aleppo dem Boden faktisch gleich gemacht hat. Wahrscheinlich sehen gerade deswegen die Angriffe mit Tomahawks für die Russen nach einem Kinderspiel  aus – sie brauchen ja immer möglichst viele menschliche Opfer.

Bei näherer Betrachtung der Folgen und Zerstörungen wird jedoch offensichtlich, dass der Angriff überaus effektiv war – und das ohne unnötige Tode.

Auf dem Stoppbild aus dem Video, das von Ewgenij Poddubny, einem Journalisten des russischen TV-Senders „Rossija-24“, bei Instagram veröffentlicht wurde, sieht man kleine Löcher im Dach der befestigten Bauten – das sind Spuren der Raketen, die ihr Ziel sehr präzise trafen und das Militärgerät niederbrannten.

Der russische Journalist weist dabei auf „unvollständige Arbeit“ der amerikanischen Tomahawks hin: „Es wurden nicht alle Flugzeuge zerstört. Vorläufig sind 9 in den Hangars verbrannt“.

Interessant ist ein Freudscher Versprecher des russischen Propagandisten: Im Video sagt er, dass infolge des Angriffs „9 Flugzeuge der syrischen luft-kosmischen Kräfte“ vernichtet worden seien. „Luft-kosmische Kräfte“ – so aber nennt sich seit zwei Jahren die russische Luftwaffe, alle anderen haben die übliche Bezeichnung „Luftwaffe“ für ihre Luftstreitkräfte. Woher soll denn die syrische Regierung „luft-kosmische Kräfte“ haben? Aha, womöglich seitdem Russland zu ihrem Verbündeten geworden ist? Wessen Flugzeuge waren es denn genau in den Hangars? Nur syrische, oder doch auch russische?

Unseren Angaben nach wurde das Militärgerät in den Hangars und Bunkern faktisch vollständig niedergebrannt. Es sind über 10 Hangars mit Flugzeugen, ein Treibstofflager und ein Flugabwehrsystem vernichtet worden.

Laut Meldungen des TV-Senders ABC News unter Hinweis auf einen Augenzeugen, haben syrische Militärangehörige vor dem US-Raketenangriff in der Provinz Homs das ganze Personal evakuiert. Also waren die Menschen zur Minimierung von Opfern im Voraus gewarnt worden, und das Hauptziel dieses Angriffs war eben das Militärgerät und die Waffensysteme, was überaus human erscheint, wenn man bedenkt, dass die Assaditen am Vorabend einen chemischen Angriff auf die Zivilisten von Chan Scheichun ausgeführt hatten. Zum jetzigen Zeitpunkt wird unter Hinweis auf die Quellen bei der syrischen Opposition über bloß 4 getötete syrische Militärangehörige berichtet, darunter einen General.

Russland seinerseits rief den UN-Sicherheitsrat dazu auf, eine Sondersitzung wegen des US-Angriffs in Syrien abzuhalten. Putin nannte die US-Angriffe in Syrien eine „Aggression unter einem gekünstelten Vorwand“. Die Situation sieht besonders zynisch aus, wenn gerade der Aggressor, der seit Jahren die Normen des Internationalen Rechts auf der ganzen Welt, von der Ukraine bis Syrien, verletzt, sich an den Sicherheitsrat wendet, gegen dessen Entscheidungen er permanent Veto einlegt. Putins Reaktion ist höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die russische Führung am Beispiel dieser Operation sich bewusst geworden ist, dass im Falle weiterer russischer Bombardierungen von Zivilisten und empörender Verbrechen gegen die Menschlichkeit ganze 2 Zerstörer der US-Marine in nur 15 Minuten die ganze Luftwaffe-Gruppierung Russlands auf der Basis Hmeimim vernichten können.

Parallel setzt Russland die Eskalation der Kampfhandlungen im Donbas fort und weigert sich, auf die Forderung der Weltgemeinschaft zum Abzug seiner Truppen und Waffen aus den besetzten Bezirken der ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk einzugehen sowie die ukrainische Krim zu verlassen. Unter diesen Bedingungen kann nur die Übergabe von hochpräzisen Waffen an die Ukraine der Kriegslust des Kremls ein Ende setzen.

Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalm vorbereitet. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.

(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )

Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.