Wir gratulieren allen unseren Lesern zu Silvester! Wir wünschen Ihnen schöne Feiertage, und möge das nächste Jahr friedlicher werden!
Im nachfolgenden Artikel ziehen wir eine Bilanz unserer Arbeit 2017. Da wir das letzte Jahr sehr eng mit der Ukrainischen CyberAllianz gearbeitet haben, die uns stets interessante Dumps und Angaben zur Analyse bereitstellt, möchten wir Sie zunächst mit dem FB-Beitrag des Pressesprechers der Ukrainischen CyberAllianz Sean Townsend bekanntmachen, in dem er eine Bilanz unserer gemeinsamen Arbeit 2017 gezogen hat, dann gehen wir darauf ein, welche Artikel in der deutschsprachigen Version von InformNapalm am meisten Zuspruch bei dem Leser fanden, und schließlich präsentieren wir Ihnen ein Video von unserem Team. Setzen Sie sich bequem hin und erfahren, was Sie in diesem Jahr womöglich verpasst haben und vielleicht noch gern lesen würden! Viel Spaß:-)
Sean Townsend: Unser Jahr 2017 begann nicht mit Angriffen sondern mit Gegenangriffen. Die Ukrainische CyberAllianz fand Personalangaben von zwei russischen Hackern heraus und nahm den von ART28 erschaffenen Trojaner XAgent auseinander (der übrigens NICHT gegen die ukrainische Artillerie verwendet werden konnte, da die Datei beschädigt war). Alle machen Fehler, sogar solch hartgesottene Unternehmen wie CrowdStrike. Aber so schlau, wie viele denken, sind russische Hacker gar nicht – wir waren zumindest im Stande, Beweise dafür zu gewinnen, dass ART28 mit den russischen Blackhat-Hackern in Verbindung stehen.
Zu Ende ging auch die Epopöe mit Kirill Frolow, dessen Korrespondenz wir zusammen mit InformNapalm seit Anfang 2016 analysierten und anschließend veröffentlichten. Frolows Korrespondenz legte den Mechanismus des russischen Einflusses in der Ukraine offen. Die Verbindungen zwischen dem Kreml, der Russischen Orthodoxen Kirche und den Terroristenorganisationen im Südosten der Ukraine wurden ans Tageslicht gebracht. Tschaplin, Gundjajew, Glasjew, Malofejew, Surkow – diese Namen sprechen Bände. Diese Materialen wurden unter anderem auch bei Ermittlungen gegen Nowinskij verwendet. Ich glaube, dass sie auch im Fall Janukowytsch nicht unnütz sein werden.
Lesen Sie dazu unsere Artikelreihe FrolovLeaks
Das Institut der GUS-Länder, bei dem Frolow arbeitet und das von einem Abgeordneten der russischen Staatsduma, Konstantin Satulin, geleitet wird, wurde zum unseren nächsten Ziel. Besonders interessiert waren wir an Alexander Usowskij, einem Staatsbürger der Republik Belarus. In seinem Fall wurde dieselbe Technologie wie bei Frolow eingesetzt, nur diesmal in Zentraleuropa. Dieselben marginalen Parteien, großzügig vom Kreml finanziert, dieselben Zusammenkünfte von Liebhabern russischer Kultur, die bei Bedarf sehr schnell ihren Stift gegen ein Maschinengewehr austauschen können.
Die Gelder für derartige „humanitäre Missionen“ wurden direkt dem Staatsbudget der Russischen Föderation entnommen (wie im Fall mit der Stiftung von Gortschakow) oder von anderen großen staatlichen Unternehmen wie „Gasprom“ bereitgestellt (von dem Gas-Riesen erhielt Satulin zum Beispiel zwei Millionen Dollar).
Artikel zur Diversionstätigkeit von Satulin und Usowski in Europa
Wie ein Düsenjet stieg Alexander Prochanow, ein „Schriftsteller“ gewissen Kalibers, in glänzende Höhen seines verwirrten Verstands, wo vor ihm der Große Sieg schimmerte, als die Hacker in seine virtuelle „Gebetskammer“ hineinstürmten, wie Kavallerie durch seine blühende schöpferische Leistung marschierten und alles überschrieben – und zwar so, dass seine Leserschaft sich danach verdoppelte. Der russische Schriftsteller wurde dadurch wohl dermaßen verstört, dass er seitdem nur noch Schandschriften über Hacker und die „hinter ihnen stehenden liberalen Drahtzieher“ schreibt (Die geschäftliche Korrespondenz seines Sohnes Andrej Fefelow ist übrigens auch nicht uninteressant).
Wahrheitsserum für russische Propagandisten: Das gehackte FB-Account des Stalinisten Alexander Prochanow
An russische Propaganda gehen wir sine ira et studio heran. Unser nächstes Untersuchungsobjekt war Iskander Chisamow – Chefredakteur der russischsprachigen Abteilung der russischen Informationsagentur RIA Nowosti „Ukraina.ru“ und stellvertretender Chefredakteur bei der Agentur Strana.ua (die Hälfte der Terroristen posten zurzeit genau diese Agentur und nicht die russische Presse). Auch bei Asarow haben wir reinen Tisch gemacht und Kostenpläne des „Komitees zur Rettung der Ukraine“ und weiterer „Antifaschisten“ veröffentlicht. Die russische Welt wird nicht umsonst gebaut, für alles muss man zahlen.
„Mediale Iskandere“ des Kremls in der Ukraine: „Westi“ und „Strana.UA“ als Moskaus Lobby
„Katechon“ und „Novorossinform“ teilten uns netterweise ihre Pläne und Personallisten mit. Es ist definitiv unmöglich, diese Menschen als Journalisten zu bezeichnen. Mit ihrem Wesen würden sie viel besser zu einem der beiden Besatzungskorps passen. „Besatzungskorps“, weil sie dem Korps der 58. Armee der RF und dem 12. Reservekommando des Südlichen Militärbezirks Russlands unterstehen. Wir begannen mit der Untersuchung der Tätigkeit des 2. Armeekorps und seinem Einsatz von Kampfdrohnen des Typs „Forpost“ und „Orlan“ im Donbas. Wir haben Zugriff nicht nur zu Angaben seiner Aufklärung sondern auch zum Föderalen Dienst für Bewachung Russlands gewonnen.
Das 1. und 2. Besatzungskorps in den „Volksrepubliken“ im Donbas, das 12. Reservekommando des Südlichen Militärbezirks Russlands und ihre Waffensysteme im besetzten Teil des ukrainischen Territoriums
Nach unseren letztjährigen Hackerangriffen auf die Verwaltung des russischen Präsidentenberaters Surkow trat der Verwaltungsleiter Alexander Pawlow zurück. Und die Ukrainische CyberAllianz begann mit der Veröffentlichung der Korrespondenz von Surkows Stellvertreter Inal Ardsinba (Leiter der russischen Präsidentenverwaltungsabteilung für sozialwirtschaftliche Kooperation mit GUS-Ländern, Abchasien und Südossetien). Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU hat schon einmal ein Passagierflugzeug wegen der Anwesenheit von Inal Ardsinba an Bord zur Umkehr gezwungen. Und sein alter Bekannter Sargis Mirsachanjan schob dennoch weiterhin fröhlich die kremlische Tagesordnung in ukrainischen Medien durch.
SurkovLeaks (Part 3): Analyse der Korrespondenz des ersten Stellvertreters von Surkow Inal Ardsinba
Sehr geehrte Journalisten, achten Sie bitte sorgfältig darauf, von wem Sie Geld annehmen. Geld stinkt. Und Kremlgeld stinkt nach kaltem Blut.
Die „Volkswehr“ haben wir natürlich auch nicht vergessen – uns ist es gelungen, Tausende Handys der Orks unter unsere Kontrolle zu nehmen. Wir gelangten auch an die Buchhaltung des „Vereins der Donbas-Freiwilligen“ und der Moskauer Marionette im Donbas Sachartschenko. Während die Terroristen sich selber eiserne Kreuze verleihen und ihren Toten mit billiger Wurst und Wodka gedenken, operiert ihre Leitung mit Beträgen in Millionenhöhe. Der Rentenfonds der „DVR“ hat solche „Polster“ nicht (wir haben es überprüft). Die „Zentrale Bank der Republik“ war auch keine Ausnahme – nach unserem Besuch wechselte ihr SMM-Mitarbeiter auf Facebook aus unerklärlichen Gründen in den Gefängnisjargon und begann mit offenkundig unerfüllbaren Versprechen um sich zu werfen.
Analyse der 1C-Buchhaltung des „Vereins der Donbas-Freiwilligen“: Sanktionen, humanitäre Hilfe und die Liquidation von Bolotow
Dutzende von Verrätern, Informanten, Spionen und Maulwürfen wurden entdeckt, Dutzende von Webseiten gehackt – jetzt wissen wir nicht nur, welche Waffen die Besatzer einsetzen, wir wissen selbst die Bordnummern der Panzer. Sowohl die alten Nummern als auch die neuen, die über die alten angebracht wurden, um mit der „WirSindDaNicht“-Geschichte weitermachen zu können. Wir erfassen sorgfältig alle Informationen über Propagandisten, Plünderer, prinzipienlose Besatzer, die mit dem Diebesgut handeln. In einem Facebook-Beitrag kann man nicht alles erzählen, aber nachdem wir diesen Krieg siegreich zu Ende geführt haben werden, werden wir noch einmal an alles erinnern. Damit das nie wieder passiert“.
P.S. Mehr Publikationen zum Thema finden Sie auf InformNapalm unter dem Hashtag #UCA
Bilanz von InformNapalmDeutsch 2017
Nun ziehen wir für das Jahr 2017 allein für die deutschsprachige Version von InformNapalm Bilanz, um zu verstehen, was die Deutschen in diesem Jahr am interessantesten fanden. Dazu nehmen wir die Piwik-Statistik zur Hand und zeigen unsere Top-10 Artikel dieses Jahres.
Nehmen wir die Statistik mal detailliert auseinander: Die ersten drei Artikel sowie die Artikel unter der Nummer 6 und 8 in der Liste stammen von unserer InformNapalmDeutsch-Chefredakteurin Irina Schlegel und setzen sich mit dem Thema der Darstellung von Ereignissen in der Ukraine in der deutschen Presse, dem allgemeinen medialen Umgang mit Osteuropa und seiner Geschichte (wie der Geschichte der Krim) in Deutschland sowie der Missachtung ukrainischer Gesetzgebung seitens einiger deutscher Politiker auseinander. Es freut uns sehr, dass diese Themen die Menschen in Deutschland bewegen, denn es bedeutet, dass viele sich Fragen stellen und nach Antworten suchen. Diese Artikel finden Sie hier:
- Über das westeuropäische Verständnis von Osteuropa, oder wo enden die Grenzen Russlands
- Mediale Manipulationen, oder wie ein osteuropäisches Land dafür gepeinigt wird, sich aus seiner sowjetischen Vergangenheit befreien zu wollen
- Awdijiwka und die deutsche Berichterstattung: Über den Umgang mit der Ukraine in den deutschen Medien
- Artek: Illegaler Besuch der annektierten Krim durch deutsche Politiker und Journalisten
- Die Krim, ihre Geschichte und falsche Behauptungen der deutschen Politiker
Auf dem vierten Platz in der Liste steht ein alter Artikel (noch vom Januar 2015) von unserem OSINT-Aufklärer und Stammautor Anton Pawluschko, in dem ein russischer Speznas-Soldat im Donbas identifiziert wird: „Ein russischer Speznas-Soldat zeigte russische Waffen und Militärausrüstung nahe Sanschariwka“, was wohl darauf hindeutet, dass viele noch immer an der Präsenz der russischen Soldateska im Donbas zweifeln und nach Belegen dafür suchen. Auf unserer Webseite finden Sie Tausende Artikel mit Belegen dafür, unter dem Hashtag #OSINT.
Am fünften und siebten Platz stehen Artikel von unserem OSINT-Team über das Geschehen in Syrien, was darauf schließen lässt, dass das Thema Syrien für viele Menschen hochaktuell und bewegend bleibt: „Syrien: Auf der Basis Schaayrat wurden Behälter für chemische Waffen entdeckt“ und „Hochpräzise US-Raketenangriffe brannten die Flugzeuge direkt in den Hangars nieder“.
Am neunten Platz steht ein Artikel des ukrainischen Journalisten Anatolij Schara, in dem er das Thema des russischen Informationseinflusses in Deutschland behandelt und den unsere Redaktion Anfang des Jahres auf Deutsch übersetzt hatte: „Der deutsche Zuschauer im Visier der russischen Propaganda“.
Und auf dem zehnten (aber ganz und gar nicht letzten) Platz steht ein Artikel, den wir bereits im September 2015 aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt hatten, und der seitdem jedes Jahr stets in unsere Top-10 gelangt. Das ist ein Artikel des italienischen Politologen Mark Galeotti, in dem er die russische Gerassimow-Doktrin penibel auseinandernimmt. An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass sich für diesen Artikel permanent verschiedene Regierungsbehörden, Universitäten und Militärs aus deutschsprachigen Ländern interessieren: „Mark Galeotti: Die „Gerassimow-Doktrin“ und Russlands nicht-linearer Krieg“.
Und zum Schluss noch ein paar Worte von unserem Chefredakteur Roman Burko:
„In diesem Jahr haben wir 313 neue Untersuchungen durchgeführt, in denen wir überzeugende Beweise für die russische Aggression gegen die Ukraine, Georgien und Syrien gesammelt haben. Wir haben 2470 Übersetzungen in verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Wir haben weitere 11 von 44 Waffentypen der modernsten russischen Waffen sowie weitere 8 von 83 Truppenverbänden russischer Streitkräfte im Donbas festgehalten und identifiziert.
Wir haben in diesem Jahr bedeutende Erfolge in strategischer Kommunikation und nicht-öffentlicher Diplomatie zu verzeichnen. Wir traten auf internationalen Sicherheitskonferenzen in Estland und Litauen auf, präsentierten unsere Untersuchungen in Deutschland und USA. Wir haben über 120 Treffen mit Journalisten, Experten und Diplomaten durchgeführt. InformNapalm-Artikel wurden in Tausenden Publikationen weltweit verlinkt. Unsere Berichte wurden der ukrainischen Klage gegen Russland beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als Akten beigefügt. Im Lauf dieses Jahres haben wir Informationsoperationen des Kremls erfolgreich vereitelt und unwiderlegbare Beweise veröffentlicht. Der Kampf geht aber weiter, und für unseren gemeinsamen Sieg müssen wir uns noch viel Mühe geben! Zusammen werden wir noch mehr erreichen! Soll das Jahr 2018 uns einen gemeinsamen Sieg bringen!“
FROHES NEUES!
Dieses Material wurde exklusiv für InformNapalmDeutsch vorbereitet.
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Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
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