Am 3. April 2016 begann die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm eine neue Artikelreihe mit Ergebnissen des Hackerangriffs auf E-Mail-Adressen von Schlüsselfiguren zu präsentieren, die das Vorgehen von russischen Söldnern und Militärangehörigen Russlands im Donbas und Syrien koordinieren. Die Daten haben die Hacker aus der anonymen Gruppe Falcons Flame (#FF) erhalten und an InformNapalm zur Analyse und Überarbeitung weitergegeben. Einzelheiten zur Datenleck-Operation kann man im folgenden Material nachlesen: „Warum brennt das Verteidigungsministerium Russlands. InformNapalm annonciert neue Artikelreihe auf der Basis eines Datenlecks“.
In dieser Untersuchung geht es um einen Brief, der dem geheimen Briefwechsel der Organisation „Verband der Freiwilligen von Donbas“ entnommen worden ist. Den Briefwechsel führen ausländische Söldner, die in der Brigade „Prisrak“ kämpfen (eine Bandenformation in der „LVR“, die von Alexej Mosgowoj erschaffen wurde und „linke“ Slogans benutzt, um seinem Vorgehen eine ideologische Basis zu verleihen). Informationen zu dieser terroristischen Formation, ihrer Ideologie und Zusammensetzung kann man unter folgenden Links finden: 1, 2, 3.
Screenshot des Briefes und seine technische Daten:
Der Brief hat zwei Adressanten: Die erste E-Mail-Adresse gehört Olga Kulygina, Pseudonym Christian Gans (draft7771@yandex.ru), die zweite – dem „Verband der Freiwilligen von Donbas“ (sdonbassa@yandex.ru). Im Brief werden Passdaten von ausländischen Staatsbürgern angeführt, und zwar aus Italien, Spanien, Indien und Finnland, die in der illegalen bewaffneten Formation (IBF) „Prisrak“ auf dem Territorium des Gebiets Luhansk der Ukraine dienen. Der Autor schreibt, dass sie Visum brauchen, um sich „legal auf dem Territorium Russlands aufzuhalten“. Der Absender des Briefes ist Alexej Markow (redrat@yandex.ru), er ist der stellvertretende Kommandeur der Brigade „Prisrak“, sein Kampfname ist „Dobry“ (zu deutsch: „Ein Guter“), Einzelheiten dazu auf der Webseite „Myrotworez“.
Sie nennt sich „Journalistin“ des russischen Propagandakanals „ANNA-News“ und ist eine enge Freundin von Alexander Borodaj und Igor Girkin. Es ist genau bekannt, dass der Terrorist Igor Besler die Mustererschießung von Gefangenen in Horliwka veranstaltete, um Kulygina gegen 15 ukrainische Gefangene auszutauschen, inklusive eines SBU-Obersts. Vermutlich ist Kulygina eine FSB-Mitarbeiterin, die unter dem Deckmantel einer Journalistin arbeitet. Eine kleine Untersuchung über sie kann man unter folgendem Link nachlesen. Kulygina ist ebenfalls in die Datenbank von „Myrotworez“ eingetragen worden. Ein paar Einzelheiten über ihre Tätigkeit:
„Olga Kulygina spielte eine große Rolle in der Organisation von Operationen russischer Geheimdienste zur Unterstützung der terroristischen Gruppierungen in Syrien, Georgien und der Ukraine. Sie ist eine der Leiterinnen im Agenturnetz, das russische Geheimdienste einschleusen, um die russischen nationalistischen Gruppierungen zu koordinieren. Diese Gruppierungen werden als Rekrutierungsstellen zur Aufstellung von Diversionsgruppen und zur Kontrolle über die radikale revolutionäre Bewegung in Russland selbst benutzt. Teilnehmerin von zwei militärischen Umstürzen.“
„Verband der Freiwilligen von Donbas“
Die Organisation wurde im Herbst 2015 gegründet, angeblich zum Schutz der Rechte von „Freiwilligen“, die im Bestand der IBFs im Krieg gegen die Ukraine gekämpft haben. In Wirklichkeit ist eins der Ziele dieser Organisation die Registrierung und Kontrolle seitens der russischen Geheimdienste über die Menschen, die eine Kampferfahrung im Donbas gesammelt haben. Ferner, nach Ergebnissen unserer Analyse von erhaltenen Informationen, beschäftigt sich dieser „Verband“ mit der Rekrutierung von Ausländern, löst ihre Visafragen, kümmert sich um Rehabilitierung von Verwundeten und leistet Hilfe an die Familien von Getöteten. Die Vereinigung steht in einer engen Verbindung mit den Geheimdiensten, dem föderalen Migrationsdienst und dem Grenzdienst Russlands, was durch den Text des Briefes bestätigt wird.
Auf dieser Seite kann man sich mit dem Statut der Organisation bekanntmachen. Interessant ist der Artikel von Wadim Fulmacht „Wozu erschafft Borodai den „Verband der Freiwilligen von Donbas#“ in Russland“, in dem er seine Version über die wahren Ziele der Organisation begründet. Am 10. Oktober 2015 wurde in Moskau eine Sitzung des „Verbandes der Freiwilligen von Donbas“ abgehalten, an der circa 600 Mitglieder teilnahmen, die an den Kampfhandlungen im Osten der Ukraine beteiligt waren (Links: 1, 2).
Altes Domain der Webseite http://sdonbassa.ru (Registriert am 06.09.2015), nun gibt es eine Adressensubstitution auf http://sddonbassa.ru (Registriert am 31.01.2016 und liegt bei dem russischen Hoster: https://hosting.reg.ru/). Registrierungsadresse: Nastasjewski-Gasse 5, Moskau, Russland. Dem Briefwechsel nach befindet sich das Büro im dritten Stock des Gebäudes. Die Organisation besitzt Filialen in ganz Russland, zum Beispiel in Sankt-Petersburg: Koordinator „Jaschik“, tel. +79215505255. In Ufa ist der Kordinator Walery Ischmakow von der NOD (Nationale Befreiunsgsbewegung), tel.+79613671111
Press Release vom „Verband der Freiwilligen von Donbas“. Erste Ergebnisse.
Subjekte unserer OSINT-Untersuchung nach Ausgangsdaten des Briefwechsels:
Fazolo Alberto, 26.10.1979, Italien, Passport: AA0278798, ID AR7346959. Beteiligte sich an der Organisation des internationalen Forums „Antifaschismus, Internationalismus, Solidarität“, das am 8. Mai 2015 in Luhansk stattfand. Ein Screenshot seines Passes, der im Briefwechsel vorhanden war:
Arroyo Payero Hector, 25.01.1988, Spanien, Passnummer: PAA770023, ID 02710783A. Soziales Netzwerkprofil [1]
Das Foto zu seiner Identifizierung und die Tatsache seines Dienstes in den Reihen von IBFs im Osten der Ukraine haben die Freiwilligen von InformNapalm im Post des Bloggers quarterbackrene entdeckt. Auszug aus dem Post:
„Auf dem Foto sind vom LVR-Territorium evakuierte Kämpfer aus Spanien. Aufgrund der Änderungen im spanischen Gesetz mussten die Jungs den Trupp verlassen. Sie versichern aber, dass es nur temporär ist. Machen Sie sich mit unseren Kampfbrüdern und ihrer Begleitung bekannt. Auf dem Foto sind: Ich, Becerra Rb, Héctor Arroyo Payero, Daniel Alcorcón, Adria Irigoyen Bretones, Bars und Viktor:
In Ergänzung noch ein Auszug aus einem Artikel auf Spanisch vom 28.02.2015:
„Acht Spanier wurden wegen ihrer Teilnahme am Konflikt im Donbas festgenommen. Die Festnahme fand in Asturias, Barcelona, Murcia, Navarra, Madrid und Estremadur statt. In Madrid gab es drei Festnahmen, unter anderem wurde auch Arroyo Hector verhaftet. Es wird berichtet, dass Arroyo drei Monate lang in Luhansk war und kurz vor Weihnachten zurückkam, zusammen mit drei anderen Gefährten. Die Festgenommenen sind abends nach Abgabe der Aussagen bei der Polizei freigelassen worden. Sie werden folgender Verbrechen beschuldigt: Mord, Waffen- und Sprengstoffbesitz, Tätigkeit gegen die Interessen Spaniens im Ausland“.
In diesem Artikel werden Ausländer genannt, die zusammen mit den Terroristen auf dem Territorium der Ukraine kämpfen. Spanier: Alexis Kastiye Idodeai, Brian Rodríguez, Héctor Arroyo Payero, Andrés Rohm Sal; Serben: Zoran Kjazic и Stevan Milosevic; Franzosen; Guillaume Lenormand, Victor Alonso Lenta, Michael Takahashi; serbischer Bürger Nikola Perovic, der früher in Afghanistan gekämpft hatte, und Víctor Alfonso Lenta.
Ongaro Edy, 06.02.1976, Italien, Pass AA1135734. Profile im sozialen Netzwerk [1] [2]
In dem Informationskrieg, den russische Geheimdienste auf dem okkupierten Territorium der Ukraine führen, werden zwecks PR Ausländer benutzt und im Netz gibt es viele Materialien, in denen ausländische Söldner vorkommen. Zum Beispiel kann man folgende Artikel vom 14-19. Juni 2015 allein mit Ongaro Edy finden: 1, 2, 3.
Im Video vom 24. Juni 2015 sagt er, dass er seit 11 Tagen an der vordersten Linie ist.
Ravinder Singh, 07.11.1990, Indien, Pass P7561331. Soziale Netzwerkprofile: [1] [2]
Auch wurde ein Artikel vom 15.07.2015 gefunden, in dem berichtet wird, dass Rav Singh, ein 24-jähriger Student eines Business-College in Neuseeland, indischer Herkunft, sich seit einem Monat im Donbas aufhält und dem „Wostok“-Bataillon beigetreten ist, wo er mit den Freiwilligen aus anderen Ländern auf der Seite der „DVR“-Armee kämpft. Ein Screenshot von seinem Pass und russischem Visum aus dem aufgebrochenen Briefwechsel weiter unten.
Ikonen Ilari Olavy, 10.01.1975, Finnland, Pass: PT8258308.
Es ist bekannt, dass er sich 2003 an den Parlamentswahlen in Finnland von der kommunistischen Partei beteiligte. Berichtete über sich folgendes: Ikonen Ilari, 28 Jahre alt, E-Mail: ilariko@luukku.com.
Aus seiner Kandidatenpräsentation: „Vom Beruf bin ich ein Feuerwehrmann, bin 28 Jahre alt. Meine Hobbys sind Judo, Natur und Jagd. Mein Wahlprogramm ist der Austritt aus der EU und kein NATO-Beitritt“.
In 2003 war er 28, also ist er 1975 geboren, wie oben bereits angeführt. 2010 nahm er am Parteileben von Lappland teil, allerdings ist er nicht einfach nur ein Feuerwehrmann, sonder der Leiter einer Feuerwehrstelle. Hier sind die Resultate der Abstimmung. Voraussichtlich 2011 trat auf der 1.Mai – Kundgebung auf (Foto unten). 2011-2012 nahm er an der örtlichen Selbstverwaltung teil.
Petri Juhana Vijakainen, 16.06.1976, Finnland, Pass: PU514631. Soziales Netzwerkprofil [1]
Es gibt viele Videos, die die Tatsache der Beteiligung von diesem finnischen Bürger an den IBFs auf den okkupierten Territorien der Ukraine belegen: [1] [2] [3] [4].
Somit haben vier Menschen, die im Antragsschreiben angeführt sind, sich an den Kampfhandlungen im Donbas in den Reihen von IBFs der terroristischen „LVR“- und „DVR“-Organisationen beteiligt. Zwei andere Personen sind „linke“ Aktivisten, einer von denen sich an der Vorbereitung des Forums in Luhansk beteiligte und höchstwahrscheinlich auch dort anwesend war. Leider ist es mithilfe der OSINT-Aufklärung nicht festzustellen gelungen, ob das Mitglied der finnischen kommunistischen Partei Ikonen Ilari Olavy das okkupierte Territorium tatsächlich besucht hatte. In diesem Fall hoffen wir, dass Finnlands Geheimdienste auf der Basis dieser Ausgangsdaten eigene Ermittlung durchführen.
Die Analyse vom aufgebrochenen Briefwechsel lässt Folgendes schlussfolgern:
- In der „Prisrak“-Brigade kämpfen Ausländer, hauptsächlich sind es Radikale, die „linke“ Ansichten vertreten und für gewaltsame Änderung der Verfassungsordnung der Ukraine auftreten. Faktisch sind es Randfiguren, arbeitslos, die keinen Platz in ihrer Heimat gefunden haben und in den Donbas aus ideologischen Gründen kommen, beziehungsweise um dort Geld zu verdienen.
- „Verband der Freiwilligen vom Donbas“ ist eine Organisation, die in Moskau erschaffen wurde, zwecks Kontrolle, Rekrutierung und Koordinierung vom Vorgehen der Söldner. 4 von den 6 Subjekten dieser Untersuchung sind Kriegsverbrecher, der Aufenthalt eines von ihnen in Luhansk wird durch Dokumente bezüglich des Treffens von kommunistischen Parteien bestätigt.
- „Verband der Freiwilligen vom Donbas“ und Olga Kulygina persönlich leisten Hilfe bei Visa-Anträgen und Visa-Verlängerungen für die ausländischen Söldner über die Filialen des föderalen Migrationsdienstes Russlands, ohne dass das jeweilige Subjekt persönlich anwesend ist, was bedeutet, dass dieser Prozess seitens der russischen Geheimdienste lobbyiert wird.
- Die Söldner gelangen auf die okkupierten Territorien der Ukraine unter Umgehung des Grenzdienstes Russlands, denn de jure halten sie sich auf dem Territorium Russlands auf. Auch das geht auf die Lobbyierung der russischen Geheimdienste zurück.
Dieses Material wurde von Kateryna Jaresko und Michail Kusnezow auf der Basis der Angaben von Falcons Flame exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf den Autor und unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir erinnern, dass man sich unter folgenden Links http://bit.ly/RussianPresence (in 12 Sprachen) und http://bit.ly/RussianPresence/DE (auf Deutsch) mit der Datenbank der Untersuchungen von InformNapalm bekanntmachen kann, die die Beteiligung von über 60 Truppenverbänden der russischen Streitkräfte an den Kampfhandlungen in der Ukraine belegen.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiterer Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
5 Responses to “Russland erteilt Visum für den Terror in der Ukraine: Passdaten der ausländischen Söldner im Donbas”
13/04/2016
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