
Internationales Freiwilligenteam InformNapalm hat im Laufe einer Untersuchung der sozialen Netzwerkprofile russischer Militärs eine Reihe von Fakten aufgedeckt, die auf die Vorbereitung der Streitkräfte Russlands auf eventuelle Provokationen unter Verwendung von Luftwaffe hinweisen. Auch konnten wir den Flugplatz festmachen, von welchem Russland das Militärgerät nach Syrien befördert.
Auf dem Photo mit dem Kampfhubschrauber MI-28N „Nachtjäger“, das vom Wehrdienstleistenden der 1. zusammengesetzten Garde-Luftdivision des Jagdfliegergeschwaders (Einheit Nr. 75386, Krymsk, Krasnodarer Gebiet) Pjotr Gordijenko (Archiv: https://archive.is/18OrV) gepostet wurde, haben die Freiwilligen von InformNapalm interessante Besonderheiten entdeckt. Trotz der Tatsache, dass das Photo des Hubschraubers nach der Anwendung des visuellen Filters „Blur“ hochgeladen wurde, hat es uns nicht daran gestört, Folgendes zu bestimmen:
- Die Bordnummer wurde ausradiert und fehlt an dem dafür vorgesehenen Standardplatz (Markierung 1);
- Die Registrierungsnummer LA („ЛА“- dt. Luftfahrzeug) fehlt (Markierung 2);
- Auf dem Rumpf des linken Triebwerks sieht man auch Spuren vom Ausradieren der Markierung;
- Die Maschinenkanone in Kinnlafette fehlt, auch sieht man keinen Propeller (womöglich wird der Hubschrauber auf den Transport vorbereitet).
Zum Vergleich führen wir ein paar Photos der Hubschrauber MI-28N mit der Standard-Markierung in verschiedener Camouflage an:
Wir möchten anmerken, dass der Basismilitärflugplatz Krymsk (Grösse der Start- und Landebahn: 3000 x 60 Meter) am nördlichen Rand der gleichnamigen Stadt liegt. Interessanterweise ist dieser Militärflugplatz der grösste im Krasnodarer Gebiet und wird zurzeit von der Russischen Föderation als ein Umschlagplatz für die syrischen Dienstreisen der Luftwaffe verwendet. Gerade ab diesem Flugplatz verkehren die Transportflugzeuge AN-124 und IL-76 nach Syrien. Auch wurde im Laufe des Monitorings und Analyse der Funkgespräche der Turmlotsen das Rufzeichen der russischen Luftwaffenbasis in Latakia (Flughafen Latakia Bassel al-Assad International Airport) ermittelt: „POROG“. Interessant sind auch die Photos, die im sozialen Netzwerkprofil eines anderen russischen Militärs, Ibrahim Abdakirow (Archiv: https://archive.is/rFqwK), gefunden wurden:
Anhand der Angaben vom Service Flightradar24 wurden von InformNapalm ein paar jüngste Überflüge der russischen AN-124 rekonstruiert.
Am 23. September kam AN-124 (RA-82305) der Lufttransportflotte der Luftwaffe Russlands aus Syrien nach Krymsk zurück.
Am 24. September flog AN-124 (RA-82309) aus dem Flughafen Gelendschik nach Syrien ab, am 25.09 kam dieses Luftfahrzeug nach Krymsk zurück.
Am 25. September kam AN-124 (RA-82040) aus seiner syrischen Dienstreise zurück nach Krymsk, flog am 26. September wieder nach Syrien ab.
Im Netz kursieren auch Funkspruchabhörungen verschiedener Flüge der russischen Luftfahrzeuge nach Syrien und zurück: https://soundcloud.com/mil-avia. Die Dichte der Flüge russischer Luftwaffe nach Syrien und zurück ist äusserst hoch.
Über das Militärgut, das aus Russland nach Syrien transportiert wird, kann man sich eine Vorstellung anhand der vielen Videos mit russischer Bewaffnung und Technik machen. Zum Beispiel passen in ein militärisches Transportflugzeug AN-124 bis zu 3 Erdkampfflugzeuge SU-25 oder bis zu 2 Mehrzweckkampfflugzeuge SU-30 hinein. Übrigens, auf den jüngsten Satellitenbildern, die von der amerikanischen Forschungsfirma „Stratfor“ veröffentlicht wurden, wurde gerade dieser Typ russischer Flugzeuge festgehalten. Die Experten von InformNapalm haben ihrerseits mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen, dass zumindest 1 der Flugzeuge, die in Latakia entdeckt wurden, im Dienst der Luftwaffe Russlands steht. Und zwar im Dienst des 120. zusammengesetzten Luftregiments der 303. zusammengesetzten Garde-Luftdivision des 3. Luftwaffen- und Flugabwehrkommandos (Östlicher Militärbezirk Russlands). Diese Angaben basieren auf der Analyse der Bilder vom Flugzeug SU-30SM mit der durch die Farbschicht hervortretenden Bordnummer „24“ (RF-95003), wie auch anderen indirekten Anzeichen.
Und wenn man über das aus Russland nach Syrien transportierte Militärgut noch irgendwelche Vermutungen anstellen kann, so ist uns über das Wesen der Fracht zurück gar nichts bekannt.
So berichteten am 24. September gleich mehrere Quellen über die Anlieferung von zehn Leichen der Marineinfanteristen aus der 810. SMSBr der Streitkräfte Russlands nach Sewastopol. Die Tatsache der Lieferung vom „Gruz-200“ aus Syrien nach Sewastopol wurde auch vom Anführer der Krimtataren Mustafa Dschamiljew erläutert. Wir haben unsererseits aus einer Quelle, die der Schwarzmeerflotte Russlands nahesteht, die Information erhalten, dass zumindest sechs der Gefallenen aus dieser „Gruz-200“-Lieferung im Skandal mit den Selfie-Photos auf den syrischen Dienstreisen figurierten. Gleichzeitig gehen bei uns Informationen über die Verschärfung der Maßnahmen ein, verbunden mit dem Informationsleak zu „syrischen Dienstreisen“.
Kommen wir aber zurück zum Hauptthema unserer Untersuchung. Wir möchten daran erinnern, dass es nicht der erste Fall ist, wo im Ergebnis einer Untersuchung des InformNapalmTeams ein militärischer Hubschrauber Russlands mit einer übermalten oder ausradierten Markierung entdeckt wurde. So haben unsere OSINT-Aufklärer im September 2014 einen russischen Hubschrauber Mi-8AMT mit vollständig ausradiertem Erkennungszeichen registriert. Zu welchem Zweck die vollständige oder partielle Ausradierung der Nummer- und Erkennungszeichen auf der russischen Militärtechnik praktiziert wird, kann man nur vermuten. Womöglich dient dieses Vorgehen der Vorbereitung zur Realisation illegaler Lieferungen von Militärtechnik an das Regime von Baschar al-Assad, womöglich geschieht es im Rahmen der hybriden Kriegsführung im Donbass.
Dieses Material wurde von Michail Kusnezow und Roman Burko für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
2 Responses to “Streitkräfte Russlands: von Provokationen in der Ukraine bis zur Frachtbeförderung nach Syrien”
08/10/2015
SU-24 bombardierte die Opposition im Raum von Abu al-Duhur - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Streitkräfte Russlands: von Provokationen in der Ukraine bis zur Frachtbeförderung nach Syrien – 30. September 2015 […]
16/10/2015
InformNapalms Ultimatum an Russlands Militärführung für die Beschüsse von Zivilisten Syriens und der Ukraine - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Kurz vor dem Beschluß des Föderationsrats zum offenen Einsatz der Armee ausserhalb von Russland haben die Freiwilligen von InformNapalm im Laufe der Untersuchung von sozialen Netzwerkprofilen der russischen Militärs eine Reihe von Fakten aufgedeckt, die auf die Vorbereitung der russischen Militärs auf einen möglichen Einsatz der Luftwaffe hinwiesen. Auch haben wir festgehalten, von welchem Flugplatz aus die Verlegung des Militärgeräts nach Syrien in den letzten Septembertagen 2015 stattfand. […]