Die Freiwilligengemeinschaft InformNapalm setzt die Publikationsreihe mit Analysen von Angaben der russischen Söldner und Zeitsoldaten fort, die sich an der militärischen Aggression gegen die Ukraine im Donbass beteiligen. Wir möchten daran erinnern, dass ukrainische Hacker aus der Allianz FalconsFlame und Trinity am 9. Mai 2016 mit der Operation #OpMay9 begannen, im Rahmen derer sie 9 erfolgreiche Angriffe auf die Webseiten der terroristischen Organisation „DVR“ wie auch auf die russischen Webseiten ausführten, die unter dem Protektorat des FSB Russlands aggressive antiukrainische Propaganda verbreiten. Ausser der Angaben von diesen Webseiten haben die Hacker über 40 soziale Netzwerkprofile, E-mail- und Cloud-Accounts der russischen Kriegsverbrecher an InformNapalm übergeben.
Zum Objekt dieser neuen Untersuchung wurde Jaroslaw Wolkow, geb. 12.06.1992, Tscheljabinsk. Zeitsoldat der 201. russischen Militärbasis in der Republik Tadschikistan. Soziale Netzwerkprofile: Profil, Fotoalbum, Profil 2, Fotoalbum 2.
Dem Photo nach befand sich Jaroslav im Dezember 2014 in einem der Vorbereitungslager der russischen Invasionskräfte im Rostower Gebiet. Dann kehrte er zurück zu seinem permanenten Stationierungsort und diente bis Mai 2015 an der Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan. In seinem Briefwechsel erwähnt er einen Dienstkollegen, der als ein „Freischärler“ in die Ukraine verlegt worden und dort in Slowjansk (Donezker Gebiet) gestorben war. Am 25. Mai 2015 schreibt Jaroslav, dass er sich in Luhansk befindet und in die Ukraine über Rostow kam. Er ist in Donezk und Horliwka unter dem Deckmantel eines „Volkswehr“-Kämpfers mit dem Rufzeichen „Tichy“ gewesen. Mitte August 2015 ist er nach Tadschikistan zurückgekehrt, wo er seinen Dienst an der 201. Militärbasis der Streitkräfte Russlands fortsetzte. Weiter unten führen wir Photos an, die die Beteiligung dieses Militärangehörigen der russischen Streitkräfte am Krieg im Donbass belegen.
Im aufgebrochenen Briefwechsel mit Irina Isajewa, die im Krasny Lutsch (Profil, Fotoalbum) des Luhansker Gebiets der Ukraine lebt, sagt er am 12.04.2015, dass er an der Grenze zu Afghanistan dient und bald in der „DVR“ sein wird. Er erzählt ihr die üblichen Propagandageschichten über das Leid der Donbass-Menschen, denen er helfen möchte, erwähnt seinen Kumpel, der in Slowjansk gestorben ist, sagt aber kurze Zeit später, dass ihn der Krieg seit seiner Kindheit faszinierte, er sich schon immer an einem Krieg beteiligen wollte und es ihm an der Grenze zu Afghanistan langweilig ist, weil es dort „zu still“ sei. Als das Mädchen ihn fragt, wer denn sein Kumpel war, ob er nicht als Freiwilliger im Donbass gewesen ist, antwortet er, dass es zwar diese Tarnung gab, er in Wirklichkeit aber sein Dienstkollege war, ein regulärer russischer Soldat. Auch beschwert er sich im Briefwechsel über die Kommandeure seiner Einheit, die, seinen Worten nach, „machen was sie wollen, uns nicht mal Essen geben, und alles weil wir zu weit weg von Russland in Asien sind und ihnen niemand etwas entgegensetzen kann“. Am 25. Mai 2015 schreibt er dem Mädchen, dass er bereits in Luhansk bei der Volkswehr dient und sie gern anrufen würde. Am 13. Juli, also fast zwei Monate später, teilt er ihr mit, dass er in Horliwka gewesen sei, nun in Donezk ist und bald zurück nach Tadschikistan muss. Dann gibt es eine Pause im Briefwechsel und am 09.03.2016 schreibt er, dass er wieder zurück an seinem Dienstort in Tadschikistan ist und alles ok sei.
Ein anderer aufgebrochener Briefwechsel von ihm mit Denis Tschamejew (Profil, Fotoalbum), vom 10. Juni 2015, weist sehr direkt daraufhin, dass Russland den Krieg im Donbass finanziert. Jaroslav erzählt wie „interessant“ es sei, im Krieg zu sein, denn Adrenalinausstoss sei einfach grossartig. Denis antwortet ihm, dass er doof sei, denn es ist Krieg, und dort sterben Menschen, woraufhin Jaroslav kontert, dass sie doch alle bewusst hierhingekommen seien und über die Folgen sehr wohl Bescheid wussten. Denis fragt ihn, für welches Geld sie denn den Krieg führen, woraufhin Jaroslav antwortet: „Humanitäre Hilfe aus Russland. Russland sponsert“. Stolz erzählt Jaroslav, dass er während seines Aufenthalts schon zwei Autos wechselte und auf die Frage, wie er denn an sie gekommen sei, antwortet er, dass es dort viele Autos gibt, die man den „Ukros“ in Debalzewe abgenommen hatte. Denis, der offensichtlich auch ein Soldat ist, sich aber in Russland befindet, sagt, dass Jaroslav es ja gut hat: „Bei Euch ist ja alles freiwillig, wenn du willst – kämpfst du, wenn nicht, dann nicht.“ Jaroslav lacht und sagt, dass dort alles wie in der Armee sei, selbst die Aufstellungen am Morgen, und er sogar einen Vertrag unterzeichnet hatte. Weiter erzählt er, dass dort eine Wiederholung der 1990er Jahre in Russland sei (Anm.d.Red.: In den 90ern war in der ehemaligen Sowjetunion totaler Chaos und Kriminalität tobte überall exzessiv), man könnte überall Eigentum „abdrücken“ und Kleinunternehmer „protegieren“ (also, sie vor anderen Kriminellen gegen Entlohnung „beschützen“). Am Ende sagt er, dass der Krieg im Donbass sehr dreckig sei.
Russische Söldner und Militärangehörige betreiben Strassenraub, Leichenfledderei, Inbesitznahme vom fremden Eigentum, „protegieren“ Kleinunternehmer im Donbass gegen Entlohnung… Es gibt keine Ideologie und keine „russische Welt“ hinter dem Geschehen auf den okkupierten Territorien im Donbass. Dafür gibt es dort 22-jährige russische Jungs, denen es „langweilig ist“ und die gern Krieg spielen wollen und sich daran erfreuen, mittels der Waffen Macht über andere zu bekommen. Dafür fahren sie in ein Nachbarland und terrorisieren seine Bevölkerung, wegen politischer Interessen der kremlischen Führung.
Zur Information: Folgende Untersuchungen haben wir auf der Basis der Angaben von den Hackern gemacht:
- „Hacker lüften Geheimnisse eines russischen Speznas-Soldaten. Video (18+)“
- „Hacker und OSINT-Analytiker decken Einzelheiten der hybriden Geschichte von einem russischen Militärangehörigen auf“
- „Russische Streitkräfte setzten die Störstation R-330Zh “Zhitel” bei den Kämpfen um Debalzewe ein“
- „From Transnistria to Donbas, more data on Russian occupants in Ukraine“
- „Хакеры вскрыли данные питерского террориста: оружие, снаряжение, лагеря подготовки в Ростове„
Dieses Material wurde von Michail Kusnezow auf der Grundlage von durch die Hacker-Gruppe FalconsFlame bereitgestellten Informationen exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf den Autor und unser Projekt erforderlich.
Wir erinnern, dass man sich unter folgenden Links http://bit.ly/RussianPresence (in 12 Sprachen) und http://bit.ly/RussianPresence/DE (auf Deutsch) mit der Datenbank der Untersuchungen von InformNapalm bekanntmachen kann, die die Beteiligung von mehr als 60 Truppenverbänden der russischen Streitkräfte an den Kampfhandlungen in der Ukraine belegen. Die aktive Verbreitung wird begrüßt.
Sie können auch die Arbeit unserer Ressource unterstützen und für die Weiterentwicklung unseres Projekts auf der Seite Crowdfunding spenden. Der gesamte Erlös wird ausschließlich für die technische Unterstützung von InformNapalm verwendet.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
3 Responses to “„Humanitäre Hilfe aus Russland“: Aufgebrochener Briefwechsel eines russischen Zeitsoldaten im Donbass”
11/09/2016
Gekapertes E-Mail-Account eines russischen Matrosen der Nordflotte RF enthält Bestätigungen für seine Beteiligung am Krieg im Donbass - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Humanitäre Hilfe aus Russland“: Aufgebrochener Briefwechsel eines russischen Zeitsoldaten im D… […]
06/10/2016
"Figaro": Ein Feldwebel der russischen 28. Brigade im Donbass - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Wir weisen darauf hin, dass es nicht die erste Registrierung von russischen Militärangehörigen der 201. Militärbasis im Donbass ist. Im Frühling 2016 erhielt unsere Gemeinschaft im Ergebnis eines Hackerangriffs viele Daten, die uns erlaubten Jaroslaw Wolkow – einen Militärangehörigen der 201. Militärbasis in Tadschikistan zu identifizieren (Siehe:„Humanitäre Hilfe aus Russland“: Aufgebrochener Briefwechsel eines russischen Zeitsoldaten im D…). […]
21/10/2016
Russisches Verteidigungsministerium bestätigt Putins geheime Anordnung über die Entsendung russischer Soldaten in die Ukraine (Dokument) - InformNapalm.org (Deutsch)[…] „Humanitäre Hilfe aus Russland“: Aufgebrochener Briefwechsel eines russischen Zeitsoldaten im D… […]