Während des Sturmangriffs auf die syrische Stadt Palmyra im März 2016 ist es dem Team von InformNapalm gelungen, die Haubitzeneinheit der 120. selbständigen Artilleriebrigade (Militäreinheit 59361, Stationierungsort: Jurga) der 41. Armee des Heeres des Zentralen Militärbezirks zu identifizieren. Zur selben Zeit gab Moskau offiziell den Tod eines Offiziers der russischen Spezialkräfte bei der Zieleinstellung von Luftangriffen bei Palmyra bekannt. Daraus kann geschlossen werden, dass in den Kämpfen um das besagte Gebiet die russische Führung die Artillerie, die Luftwaffe und den Speznas eingesetzt hat. Laut Angaben des Generalstabs der Russischen Föderation jedoch, haben sich an der Bodenoperation ausschließlich syrische Truppen beteiligt. Diese Aussage klingt lächerlich, da momentan, den Beobachtungen der Freiwilligen von InformNapalm nach, die Kontrolle über Palmyra die Einheit der 61. Marineinfanteriebrigade (Militäreinheit 38643, Ortschaft Sputnik, Pechengsky Bezirk, Gebiet Murmansk) gewährleistet. Davon kann man sich sehr leicht überzeugen, indem man sich das Fotoalbum eines Zeitsoldaten des betreffenden Verbandes, Dmitry Egoshin (Profil und Freundesliste im Archiv) ansieht. Auf den Aufnahmen [1] [2] [3] sind Geotags vorhanden, sowie Palmyras historische Sehenswürdigkeiten zu sehen.
Darüber hinaus kann mit den Koordinaten der Geotags die genaue Position des Stützpunktes (Koordinaten 35.40810700, 36.03033200) festgestellt werden, in dem Egoshin zuvor seinen Dienst leistete.
Und der ungefähre Standort der Einheit direkt in Palmyra (Koordinaten 34.55594700, 38.27559300).
Nach der Durchsicht der Fotos werden sofort Erinnerungen an Putins jüngste Worte im Laufe des „heißen Drahts“ wach: „Wir haben den bedeutenden Teil unserer Formation abgezogen, die syrische Armee jedoch in die Lage versetzt, mithilfe der verbliebenen Formation Offensiven starten zu können, wodurch sie Palmyra erobern konnte“. Wir hoffen, dass unsere Leser wissen, wer genau die Offensive durchgeführt und Palmyra eingenommen hat. Allerdings bleibt die Frage über den Zustand der besagten Formation offen (mit dem Begriff „Zustand“ sind der Vorbereitungsstand und die Bewaffnung gemeint). Zum Beispiel, warum kontrolliert ausgerechnet die 61. selbständige Marineinfanteriebrigade die Positionen und hat höchstwahrscheinlich an der Erstürmung der Stadt teilgenommen? Und nicht die 21. selbständige motorisierte Schützenbrigade, die 28. selbständige motorisierte Schützenbrigade, die 74. selbständige motorisierte Schützenbrigade, die 34. selbständige motorisierte Schützenbrigade, die Einheiten des 7. russischen Militärstützpunktes oder Marineinfanteristen aus der 336. selbständigen Marineinfanteriebrigade und der 810. selbständigen Marineinfanteriebrigade, die bereits zuvor in Syrien beobachtet wurden?
Es liegt daran, dass in wichtigen Operationen die Einheiten zum Einsatz kommen, die am besten vorbereitet sind und vorzugsweise über Kampferfahrung verfügen. Wir erinnern, dass Militärangehörige der 61. selbständigen Marineinfanteriebrigade in der Zeit zwischen dem Sommer 2014 und Februar 2015 an der militärischen Aggression auf ukrainischem Boden teilgenommen haben. Detaillierter in unseren Untersuchungsberichten „Marineinfanterie der Nordflotte Russlands in den Steppen von Donbass“ und „Zeugnisse für Beteiligung der 61. Marineinfanterie-Brigade der Nordflotte Russlands an den Kämpfen in Donbass“. In den Kampfhandlungen im Osten der Ukraine erhielt die Brigade nämlich ihre Kampferfahrung, die ihr später im syrischen Kampfeinsatz nützlich wurde. Aufgrund der Analyse der Marineinfanteristen-Profile der 61. Brigade kann man sagen, dass die Verlegung der besagten Einheit nach Syrien gegen Ende Dezember 2015 begann und mit den Flugzeugen der Lufttransportflotte der luftkosmischen Streitkräfte der Russischen Föderation ausgeführt wurde. Zu ihren Aufgaben gehörte der Militärdienst am Internationalen Flughafen Basil al-Assad, im Hafen von Tartus, an den Stützpunkten nahe von Höhenlagen und Straßen von strategischer Bedeutung. Und der Höhepunkt der Kampfeinsätze dieser Brigade wurde die Kontrolle über Palmyra und womöglich auch die Beteiligung an der Erstürmung der Stadt.
Einer der Militärangehöriger der Brigade, der Kampferfahrung in den Kämpfen im Osten der Ukraine sammeln konnte und später nach Syrien verlegt wurde, ist Valentin Shamanin (Profil und Fotoalbum im Archiv). In seinem Fotoalbum gibt es Fotos, aufgenommen im Jahr 2014 im Gebiet Rostow, von wo aus die „Überfälle“ auf ukrainisches Gebiet verübt wurden (hier sind, wie es sich gehört, schon uns bekannte Merkmale hybrider russischer Soldaten vorhanden: Eine unvorschriftsmäßige Militäruniform, das Fehlen von Erkennungszeichen, eingefärbte Fahrzeugnummern und taktische Zeichen auf der Technik).
Auf seinem Profil gibt es auch bereits Fotos aus Syrien – sie wurden Anfang 2016 hochgeladen, bald jedoch aus dem Fotoalbum gelöscht.
Neben Egoshin und Shamanin ist es den Freiwilligen von InformNapalm gelungen, zweiunddreißig Militärangehörige der 61. selbständigen Marineinfanteriebrigade zu identifizieren, die sich auf der syrischen Dienstreise befanden. Möglich ist auch, dass sie zuvor bei der militärischen Aggression gegen die Ukraine teilgenommen haben. Davon berichten wir jedoch in unserem nächsten Artikel, den wir dem Kampfweg der Brigade widmen werden.
Das Material für die Veröffentlichung wurde auf der Grundlage eigener OSINT-Untersuchungen exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf den Autor und unser Projekt erforderlich.
CC BY 4.0
9 Responses to “Palmyra: Die Landung der Marineinfanterie der Nordflotte”
12/05/2016
Der russische TOS-1A "Solnzepjok" kann wieder nach hause... - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Die Ironie bei dieser ganzen Geschichte besteht darin, dass das Photo vom TOS-System, das für den Abtransport im syrischen Hafen Tartus vorbereitet wird, im sozialen Netzwerkprofil von einem russischen Zeitsoldaten entdeckt wurde, und zwar einem Militärangehörigen der 61. Marineinfanteriebrigade der Nordflotte Russlands (Militäreinheit Nr. 38643, Dorf Sputnik, Murmansker Gebiet, Russland), Valentin Schamanin (archiviertes Profil, Album, Kontakte). Diesen russischen Zeitsoldaten hatten wir bereits vor einem Monat aufgedeckt, siehe “Palmyra: Die Landung der Marineinfanteristen der Nordflotte”. […]
21/05/2016
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09/06/2016
Luhansker "Tour" der 61. Marineinfanteriebrigade der Nordflotte Russlands - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Kampagne gelungen, mit “internationaler Mission” im Nahen Osten gewesen zu sein, und zwar in Syrien. Einige Personen fallen InformNapalm nicht zum ersten Mal ins Netz, des Öfteren – unter […]
11/07/2016
Russische Militärmanöver verraten neue Aggressionspläne des russischen Militärkommandos - InformNapalm.org (Deutsch)[…] der Schwarzmeerflotte (Sevastopol, temporär okkupiertes Territorium der Ukraine) und die 61. Marineinfanteriebrigade (Militäreinheit 38643, Dorf Sputnik, Petschenega-Bezirk des Murmansker Gebiets), ferner spricht […]
31/10/2016
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12/12/2016
Palmyra: Assads und Russlands Truppen in einer kritischen Lage - InformNapalm.org (Deutsch)[…] (ME 22220), eine Haubitzenabteilung der 120. Artilleriebrigade (ME 59361), sowie eine Abteilung der 61. Marineinfanteriebrigade (ME 38643), die später die Kontrolle über das Territorium von Palmyra sicherstellte, […]
22/12/2016
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16/06/2017
Palmyra und russische Truppenlandung. Versuch Nummer 2 - InformNapalm.org (Deutsch)[…] aktiv unterstützte. Nach der Einnahme der Stadt hatte das russische Kommando eine Abteilung der Marineinfanteristen aus der 61. Brigade der Nordflotte sowie Panzerfahrer aus der 7. selbstständigen Panzerbrigade dorthin […]
09/10/2017
Vom Donbas bis nach Syrien: Kommandeur der 61. Marineinfanteriebrigade der Nordflotte Russlands lief in Syrien auf eine Mine - InformNapalm (Deutsch)[…] sicherte. Die Fotobeweise für die aktive Landkomponente der russischen Militäroperation in Syrien haben wir dank eines Militärangehörigen dieses Truppenverbandes, Dmitry Jegoschin, erhalten. Die Erstürmung von […]