
Die internationale Freiwilligengemeinschaft InformNapalm widerlegt ein weiteres Mal die Behauptungen der russischen Propaganda über die Nichtteilnahme der russischen Streitkräfte an der Bodenoperation in Syrien. Im Lauf des Monitorings von sozialen Netzwerken sind ins Blickfeld der OSINT-Experten von InformNapalm die Panzerfahrer aus der 7. selbständigen Panzerbrigade des Zentralen Militärbezirks Russlands geraten, die kürzlich in den Nahen Osten verlegt worden waren.
Im Lauf eines Briefings des Obersts Steve Warren, des Pressesekretärs der USA-Koalitionskräfte der Operation gegen den IS, wurde das Thema des russischen Kontingents in Syrien angesprochen. Der offizielle Vertreter des Pentagons Warren merkte an, dass die Erklärungen des russischen Verteidigungsministeriums über den Beginn des Truppenabzugs im März 2016 nicht der Wirklichkeit entsprechen. Russland besitzt noch immer Luftvorteile in Syrien, führt weiterhin Bodenoperationen unter Einsatz von Artillerie und mit aktiver Beteiligung von Speznas-Kräften durch. Des Weiteren wird der Ausbau einer Militärbasis auf dem Territorium von Palmyra registriert. Wie Oberst Warren sagte, stellt diese Basis eine Art Stützpunkt dar, ob einen permanenten oder temporären, ist unklar. Die Dauer der Dislozierung der Russen wie auch ihre Anzahl auf dem Territorium von Palmyra ist unbekannt. Auf die Frage über den prozentualen Anteil der Luftangriffe unmittelbar auf Stellungen des IS antwortete Warren, dass die Mehrheit der russischen Luftangriffe nicht auf die Infrastruktur des IS ausgeführt wurde.
Hinsichtlich der Militärbasis in Palmyra möchten wir anmerken, dass sie nicht nur die Aufmerksamkeit des Pentagons weckt, sondern auch die der „Initiative zum Schutz des kulturellen Erbes“. Abgesehen von Wohnanlagen und einem Feldlazarett beobachtet man auf dem Territorium der Basis eine große Konzentration von Militärgerät. Gerade die Bewegungen dieses Militärgeräts über das Territorium von Palmyra rufen große Besorgnis der Archäologen hervor. Denn die [durch schwere Fahrzeuge verursachten] Vibrationen können sehr negativ auf den Zustand der Denkmäler vom Beginn des I. Jahrtausends n.Chr. einwirken. Wie gewohnt streiten die offiziellen Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums dieses Faktum ab und erklären, dass dies ein temporäres Lager ist, in dem eine Feldbäckerei platziert wird. Die Satellitenbilder zeugen aber vom Gegenteil.
Aber auch für InformNapalm ist Palmyra äußerst interessant, da unser Team dort verschiedene Abteilungen der russischen Streitkräfte aufdeckt, die sich an der Bodenoperation in Syrien beteiligen. Wir hatten schon einmal über die Tatsache der Beteiligung einer Marineinfanterie-Brigade der Nordflotte Russlands an der Bodenoperation in Palmyra berichtet. Nun möchten wir über die 7. Panzerbrigade aus der Stadt Tschebarkul des Zentralen Militärbezirks erzählen. Die Bekanntschaft mit dieser Brigade haben wir dank dem Panzerfahrer Rinat Sajnullin gemacht (archiviertes Profil, Fotoalbum, Kontakte). Die Verlegung der Panzerfahrer aus Tscherbakul fand höchstwahrscheinlich im April 2016 statt, wovon die Fotos der Anprobe der neuen sandfarbenen Uniform in den Kasernen der Militäreinheit zeugen (Die Angaben zu dieser Gruppierung werden wir vorerst nicht preisgeben, sie werden gerade noch analysiert).
Die Militärangehörigen dieser Abteilung haben sich vor einem T-90-Panzer fotografieren lassen, der in den letzten Tagen bereits zu einem Medienstar wurde (1, 2).
Auf einem der Fotos kann man einen Soldat der Assad-Armee vor einem Panzer mit der Bordnummer 540 stehen sehen. Denselben T-90 mit der Bordnummer 540 kann man auch im Fotoalbum des Tschebarkul-Panzerfahrers entdecken, der von den OSINT-Experten von InformNapalm aufgedeckt worden ist:
Das Panzermodell T-90 steht nicht im Dienst der Militäreinheit Nr. 89547 (Tschebarkul, Tscheljabinsker Gebiet, Russland). Auch die Fotos der Dienstkollegen weisen hauptsächlich auf die Verwendung des Modells T-72 hin.
Zum Aufnahmeort wurde das Territorium eben jenes „Feldlagers“ in Palmyra. Im Hintergrund kann man einen Hügel sehen, auf dem eine Störstation oder Funkmeßstation platziert ist:
Wir möchten daran erinnern, dass die 7. selbständige Panzerbrigade aus Tschebarkul bereits in früheren Publikationen von InformNapalm figurierte und zwar im Kontext der „rostow-ukrainischen Dienstreisen“. Unter anderem wurde diese Brigade im Bestand der russischen Invasionskräfte der Rostower Gruppierung festgehalten, in unmittelbarer Nähe zur Grenze mit der Ukraine im Bezirk Kamenski des Rostower Gebiets im Zeitraum September bis Oktober 2014. Auf den Fotos der Zeitsoldaten dieser Brigade wurden Panzerfahrzeuge mit übermalten Bordnummern festgehalten, sie selbst waren dabei unvorschriftsmässig gekleidet und haben die Rolle der „Bergarbeiter“ und „ukrainischer Separatisten“ gespielt. Näheres dazu im folgenden Artikel: „Eine Abteilung der 7. Panzerbrigade des zentralen Militärbezirks im Verband der russischen Invasionskräfte“ vom 10. November 2014.
Zur Auskunft: Die 7. selbständige Panzerbrigade (Militäreinheit Nr. 89547, Tschebarkul) wurde auf der Basis der ehemaligen 34. motorisierten Schützenbrigade aufgestellt. Seit 2016 wurde im Rahmen der neuen Militarisierung der Russischen Föderation mit ihrer Neuaufstellung begonnen, wobei die Brigade zu einer Panzerdivision erweitert wird. Zum Bestand der Brigade gehören: 3 Panzerbataillons, ein motorisiertes Schützenbataillon, eine Aufklärungskompanie, eine Scharfschützenkompanie, eine Fla- und eine FlaRak-Division, ein Logistik-Bataillon, Pionier-Kompanie und andere Logistik-Abteilungen. Der Personalbestand beträgt 2901 Menschen. Im Dienst der Brigade stehen: 90 T-72B3, 4 T-72BK, 49 BMP-2, 18 BM-21 „Grad“, 18 152mm-Panzerhaubitzen „Akazija“, 18 120mm-Mörser 2S12 „Sani“, 6 BTR-80, 3 Spähpanzer BRM-3K, 12 Startfahrzeuge 9K330 „Tor“, 6 Startfahrzeuge 9A34(35) „Strela-10“, 6 Flugabwehrpanzer 2S6M „Tunguska“, 36 MANPADS 9K38 „Igla“ (Anm. d. Übers.: schultergestützte Flugabwehrraketen). Kommandeur der Abteilung ist Gardeoberst Kirill Kulakow.
Ungeachtet all der Erklärungen der kremlischen Politiker und des Militärkommandos der russischen Streitkräfte darüber, dass es in Syrien mit Ausnahme von Speznas und den Beratern kein russisches Bodenkontingent gibt, hat Informnapalm bereits Personalbestand aus über 10 Militäreinheiten der russischen Landstreitkräfte in Syrien entdeckt:
- 66. selbständige Fernmeldebrigade (Militäreinheit 41600, Stavropol);
- 27. selbständige motorisierte Schützenbrigade (Militäreinheit 61899, Moskauer Gebiet);
- 20. ABC-Regiment (Militäreinheit 12102, Nischni Nowgorod);
- 74. selbständige motorisierte Schützenbrigade (Militäreinheit 21005, Jurga);
- 17. Militärsiedlung in Nowosibirsk – 32. motorisierte Schützenbrigade und/oder 24. Speznas-Brigade (Militäreinheit 55433 – 24. Speznas-Brigade GRU und/oder Militäreinheit 22316 – 32. selbständige motorisierte Schützenbrigade);
- 291. Artilleriebrigade (Militäreinheit 64670, Inguschetien);
- 200. Artilleriebrigade (Militäreinheit 48271, Transbaikalien);
- 120. Artilleriebrigade (Militäreinheit 59361, Jurga);
- 34. Gebirgsbrigade (Militäreinheit 01485, Karatschajewo-Tscherkessien);
- 810. Marineinfanteriebrigade der Schwarzmeerflotte (Militäreinheit 13140, okkupierter Sevastopol, Krim, Ukraine);
- 336. Marineinfanteriebrigade der Baltischen Flotte (Militäreinheit 06117, sogenanntes Kaliningrader Gebiet, annektierter Königsberg);
- 28. selbstständige motorisierte Schützenbrigade (Militäreinheit 61423, Jekaterinburg);
- 7. Stützpunkt (Militäreinheit 09332, okkupiertes Abchasien, Georgien);
- 21. selbstständige motorisierte Schützenbrigade (Militäreinheit 12128, Orenburger Gebiet);
- 61. Marineinfanteriebrigade der Nordflotte (Militäreinheit 38643, Dorf Sputnik, Murmansker Gebiet)
- 7. Panzerbrigade (Militäreinheit 89547, Tschebarkul) – in diesem Material
Somit haben wir zumindest 16 Truppenverbände festgehalten – die Luftwaffe, Logistik-Abteilungen und vieles andere nicht mitgerechnet. Viele von den angeführten Abteilungen wurden von uns mehrmals im Kontext der „rostow-ukrainischen Dienstreisen“ registriert. Wir geben vorerst mit Absicht nicht alle Angaben zum Bestand der russischen Gruppierung in Syrien preis, da diese Informationen noch analysiert werden. Nach einer allumfassenden Analyse werden wir neue Angaben bereitstellen, die die Liste der Bodenkomponente der russischen Streitkräfte in Syrien ergänzen werden.
InformNapalm versucht der Weltgemeinschaft die Wahrheit nahe zu bringen und das wahre Gesicht der „russischen Welt“ zu zeigen. Wenn der Westen weiterhin seine schweigsame Politik der „Besorgnis“ betreibt, werden wir womöglich bald Zeugen von ganz anderen, darunter auch europäischen „Dienstreisen“ der Streitkräfte der Russischen Föderation.
Wir erinnern daran, dass man sich unter folgenden Links http://bit.ly/RussianPresence (in 12 Sprachen) und http://bit.ly/RussianPresence/DE (auf Deutsch) mit der Datenbank der Untersuchungen von InformNapalm bekanntmachen kann, die die Beteiligung von mehr als 60 Truppenverbänden der russischen Streitkräfte an den Kampfhandlungen in der Ukraine belegen.
Dieses Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung von Victory Krm und Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
4 Responses to “Die 7. Panzerbrigade der Streitkräfte Russlands bringt die „Russische Welt“ nach Palmyra”
22/12/2016
Russische Geschenke für den IS: Was wurde auf der russischen Militärbasis in Palmyra zurückgelassen? - InformNapalm.org (Deutsch)[…] der Nordflotte RF, 120. Artilleriebrigade, 20. selbstständige motorisierte Schützenbrigade, sowie 7. Panzerbrigade der Streitkräfte […]
16/06/2017
Palmyra und russische Truppenlandung. Versuch Nummer 2 - InformNapalm.org (Deutsch)[…] russische Kommando eine Abteilung der Marineinfanteristen aus der 61. Brigade der Nordflotte sowie Panzerfahrer aus der 7. selbstständigen Panzerbrigade dorthin […]
09/10/2017
Von Donbas bis nach Syrien: Kommandeur der 61. Marineinfanteriebrigade der Nordflotte Russlands lief auf eine Mine in Syrien - InformNapalm (Deutsch)[…] Militärbezirk: 21. SMSBr (selbstständige motorisierte Schützenbrigade), 28. SMSBr, 74. SMSBr, 7. Panzerbrigade und 120. […]
09/01/2018
48.000 russische Militärangehörige sind durch den Krieg in Syrien gegangen - InformNapalm (Deutsch)[…] 2. motorisierte Schützendivision, 200. Artilleriebrigade, 21. SMSBr, 28. SMSBr, 74. SMSBr, 7. Panzerbrigade, 120. Artilleriebrigade, 34. SMSBr, 7. Militärbasis, 291. Artilleriebrigade, 66. […]