Die Hacktivisten der ukrainischen Cyberallianz (UCA) haben ein weiteres Datenmassiv an InformNapalm übergeben, das dem E-Mail-Account des stellvertretenden Leiters des GUS-Länder-Instituts und Pressesekretärs des Vereins Orthodoxer Bürger Kirill Frolow (FrolovLeaks) entnommen wurde.
Bei der Durchforschung Frolows Korrespondenz des Zeitraums 1997-2016, kann man zu dem Schluss kommen, dass sich hinter der orthodoxen Maske des Sektierernarrs, für den ihn viele hielten, ein Mensch verbirgt, der recht aktiv an den Manipulationen mithilfe der Religion teilgenommen hat und dabei haargenau der geheimen Doktrin zur Destabilisierung der Lage in der Ukraine und dem Angriff auf ihre territoriale Unversehrtheit gefolgt ist. Frolows enge Verbindung zum Berater des russischen Präsidenten in Fragen der regionalen Wirtschaftsintegration Sergei Glasjew, zum Moskauer Patriarchen Wladimir Gundjajew (alias Kirill), sowie zum Mitglied des Rats für Außen- und Verteidigungspolitik, dem Abgeordneten der Russischen Staatsduma (als nicht legitim anerkannt) und dem Leiter des GUS-Länder-Instituts Konstantin Satulin hat seine Rolle in den in der Ukraine konsequent umgesetzten Prozessen bestimmt.
Die Analyse von Frolows Korrespondenz erlaubt die sichere Behauptung, dass Religion (nicht zu verwechseln mit dem Glauben) – nicht einfach nur „Opium für das Volk“, sondern ein raffiniertes Täuschungsmittel, ein Mittel zur Betäubung (Zombierung) und zur Unterwerfung von Menschen ist. Nicht von ungefähr wurde die Religion als wichtigste Informationswaffe von Ideologen und Protagonisten der „Russischen Welt“ eingesetzt.
Wir haben beschlossen, das Material in Episoden aufzuteilen, die bisweilen flüchtig die Überlagerung des politischen und kirchlichen Lebens berührten. Doch schon nach der zweiten Episode sehen wir, wie unter den Moskauer Geistlichen und „orthodoxen (rechtgläubigen) Experten“, die ihre Fühler bereits in alle Bereiche des politischen Lebens der Ukraine gesteckt haben, Panik ausgebrochen ist.
Lesen Sie zum Thema:
- „FrolovLeaks: Wie die Russische Orthodoxe Kirche auf Kremls Geheiß Einfluss in der Ukraine übte. Episode I“
- „FrolovLeaks: Der Versuch, einen politischen Einfluß in der Ukraine über die Kirche auszuüben. Episode II“
Der gesamte Ausdruck der Korrespondenz von Kirill Frolow wird im letzten Teil dieser Reihe von Publikationen veröffentlicht und für alle Interessierten zur gründlicheren Analyse zugänglich sein.
Die Original-EML-Briefe, anhand welcher diese Episode vorbereitet wurde, sind im Archiv zugänglich. In der Veröffentlichung werden Screenshots und Dateianhänge aus diesen Mails vorgestellt.
In der Korrespondenz von Frolow wird bereits 2006 aktiv der Posten des Nachfolgers für die Kiewer Kanzel diskutiert (vopros-o-preemnyke-mytropolyta-kyevskogo-y-vseya-ukrayny). Als Antwort auf diese Mail deutet der Vertreter der Synodalabteilung der russischen Präsidialverwaltung Boris Lukitschew auf eine etwaige Anwerbung: „Das Material ist nützlich und wird bei der Arbeit verwendet werden. Falls einer der Figuranten nach Moskau kommt, wäre es keine Sünde sich zufällig zu treffen. Ich würde auch verreisen, jedoch privat auf Einladung: Es ist notwendig, die Situation aktiv unter die Lupe zu nehmen, da die Zeit drängt“.
Aus vielen Mails wird ersichtlich, dass Frolow und seine Kontakte die Situation in der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK MP) nicht nur unter die Lupe nehmen, sondern auch eigene Einflusshebel innerhalb dieser Organisation innehaben.
In der UOK MP läuft ein ständiger Kampf, der sich auch in den Entscheidungen der Synode widerspiegelt (neryadovye-reshenyya-synoda-upts).
Die Korrespondenz von Frolow deckt eine Vielzahl interessanter Fakten über den von den Geistlichen erfolgreicheingesetzten verdeckten Kampf, die Manipulationen und Provokationen auf. Interessant ist das Dokument über den Prior des Kiewer Höhlenklosters (na-namestnyka-kyevo). Florow räsoniert über die Teilnahme von Vater Pawel an den Wahlen zum Stadtrat auf der Liste der Partei der Regionen (18-aprelya-sostoyalos-zasedanye-synoda-upts-mp).
Am 5. Juni 2008 schreibt Frolow im Vorfeld der Bischofssynode der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) an das Außenministerium die Notiz (Avorobyov@MID.ru) – Ultrafundamentalisten, die der „Ukrainischen Frage“ gewidmet ist.
In ihr spiegelt sich die Druckausübung auf die Ukraine unter Einsatz von staatlichen und kirchlichen Kanälen wider.
Ende Dezember 2008, nach dem Tod des Patriarchen von Moskau Alexius II, haben sich die gegenseitigen Beziehungen zwischen der ROK und der UOK zugespitzt. Frolow schreibt diesbezüglich Satulin eine Notiz darüber, wie die Versuche der ukrainischen Kirche die Unabhängigkeit zu erlangen neutralisiert werden sollen – vybory-patryarha-moskovskogo-y-vseya-rusy-y-ukraynskaya-pravoslavnaya-tserkov; vybory-patryarha-zatulynu-srochno (erweiterter Text). Anschließend geht der Text auch an W. Surkow (pysmo-surkovu). In den Mails werden die Publikationen in den ukrainischen Medien analysiert, die die Frage der Schaffung einer einheitlichen lokalen ukrainischen Kirche aufgreifen (unyan-protyv-mytr-kyrylla). Frolow bereitet für den Metropoliten Kirill und Satulin vor den Wahlen eine Charakteristik des ukrainischen Bischofs vor (epyskopat-upts-mp-dlya-mk), berichtet ihnen von der Stimmung am Vorabend der Synode (nekotorye-podrobnosty-predsobornogo-soveshhanyya-v-kyeve).
Das ursprüngliche Ziel dieser ganzen Arbeit war die Spaltung der Ukraine. Eben darauf sind sehr viele der täglich getroffenen Entscheidungen und zum Ausdruck gebrachten Meinungen gerichtet.
Frolow beginnt die kirchlichen Prozesse nach der Wahl des Moskauer Patriarchen, zu dem er schon zu Zeiten, als dieser noch Metropolit war, in aktiven Schriftwechsel stand und allerhand Anstrengungen in seine Wahl steckte, noch stärker zu beeinflussen. Zum Beispiel schreibt er einen interessanten Bericht: patryarhu. Und im Screenshot rechts wird die Rolle Frolows ersichtlich: Dem Patriarchen die akuten ukrainischen Fragen „vorkauen“.
In der gehackten Korrespondenz lassen sich auch direkte Anweisungen dazu finden, wie Russland versucht, die Kirche in Charkiw zu beeinflussen. Der pro-russische und pro-imperialistische Aktivist Sergei Moisejew, der im Bereich der gesellschaftlich-kirchlichen Beziehungen dieser Stadt agiert, diskreditiert die Mitglieder der Eparchie, die die ukrainische Kirche befürworten und denunziert sie. Jede durch Moisejew organisierte Veranstaltung, unterstützt die kulturelle, kirchliche und politische russische Expansion: „Das russische Ostern“, „Die St. Georgs-Parade“ und dergleichen (borky-patryarhu; pysmo-maksymu-markovu; russkaya-pasha-svyatejshemu-patryarhu, svyatoj-georgyj-svyazal-moskvu-y-harkov). Die Folge dieser Arbeit war die aktive Teilnahme Moisejews an den Ereignissen des „Russischen Frühlings“ in Charkiw und seine anschließende Flucht nach Moskau.
Frolow benutzt die Kirche als Instrument politischen Einflusses auf ukrainische Staatsmänner. Er schreibt Satulin eine Nachricht über die Notwendigkeit von Sofortmaßnahmen bezüglich der Ukraine (blyzhajshye-y-vazhnejshye-ukraynskye-dela), in der er den Vorschlag unterbreitet, den Einfluss des Patriarchen auf Janukowitsch zu nutzen, um die europäische Integration der Ukraine aufzuhalten.
Er spricht von der Bedeutung eines Treffens des Patriarchen mit Asarow und Tabatschnyk, den er als einen „orthodoxen pro-russischen Intellektuellen“ bezeichnet.
Mit der ukrainischen Thematik beschäftigt sich auch der Metropolit Hilarion Alfejew. Ihm nämlich entsendet Frolow eine Verschlussakte unter dem Titel „Generalplan“ (generalnyj-plan-po-ukrayne), in dem er, unter anderem, von dem Gebrauch des Themas über den Sieg im Zweiten Weltkrieg spricht.
Noch ein Text von der „Aufnahme dieses Festes (des Sieges) in den Schoß der Kirche“. Auf den Plan tritt auch die sogenannte Glaubenslehre des Großen Sieges.
Frolow ist der Autor von Programmtexten über die Sabotagearbeit im politischen und kirchlichen Bereich der Ukraine (oranzhevoe-lobby-v-upts-mp-otkryto-pereshlo-na-storonu-oppozytsyy-v).
In einigen Äußerungen von Frolow ist seine wahre Haltung zu orthodoxen Werten besonders gut zu erkennen.
Das schreibt er beispielsweise über den bei Smolensk verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczyński: „Betreff: Hier nur ein kleiner Teil von der Russophobie des bei Smolensk verunglückten polnischen Präsidenten) Schade um W. Miron, was man über Kaczyński nicht sagen kann“.
Dies ist ein Text von Frolow aus einer Vielzahl von Beispielen dafür, dass die ROK in mancher Hinsicht mehr einer politischen Partei ähnelt, als einer Konfession. In der Ukraine kommen ihre Mitglieder seit Langem als ein Netzwerk von Einflussagenten zum Einsatz, nicht mehr und nicht weniger. Diese Anlagen zum Beispiel verschickt Frolow mit dem Betreff „äußerst wichtig“: opasnye-ydyoty.
Die ROK dringt selbst in Russland in alle Tätigkeitsbereiche vor. Zum Beispiel schreibt Frolow von der Notwendigkeit eine Unterabteilung, die für den Auslandsgeheimdienst verantwortlich sein soll, in der synodalen Abteilung für Zusammenarbeit mit den Bewaffneten Streitkräften und den Strafverfolgungsbehörden zu gründen und hebt dabei hervor, dass der FSB seinen Betreuer bereits hat – den Hierarchen der ROK (svr).
Die ROK beobachtet den FSB während der FSB die ROK beobachtet – solch eine neugierige kirchlich-staatliche Symbiose ist in Russland entstanden.
Ewgenij Maximenko, den Frolow über den Patriarchen zu Janukowytschs Beichtvater vorbereitet, ergreift die Initiative und versendet „seine Vorschläge“ zu einer Reihe von Themen: Von der Titelumbenennung des „Patriarchen“ in den „Heiligsten Patriarchen von Kiew, Moskau und ganz Russlands“ bis zur Anordnung des Verbots der „UOK des Kiewer Patriarchats“ durch die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft (moy-predlozhenyya).
Nach dem Kontakt mit dem pro-russischen Aktivisten von Charkiw schreibt Frolow den Text „Kirchliche missionarische Machtvertikale“, der von den Mechanismen von dem Aufbau eines echten Netzwerkes von Gleichgesinnten handelt, das sich aus den Gemeinden der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats gründen muss (vlastnaya-tserkovnaya-myssyonerskaya-vertykal).
Hilarion Alfejew, der die Abteilung der Außenbeziehungen der Kirche leitet, besitzt offensichtlich Einflusshebel bei Personen, die die Staatspolitik der Ukraine betreiben. Dies wird aus einer Vielzahl von Mails von Frolow an ihn ersichtlich, in denen ihm dieser seine Empfehlungen ausspricht.
Der Korrespondenz von Frolow nach, kann festgestellt werden, dass die Kirche als Instrument für die Einmischung in die Angelegenheiten der Ukraine benutzt wird. Gemeindemitglieder mit hohem Status werden als potentielle Einflussagenten betrachtet, solch einer darunter ist Dmitro Tabatschnyk: „Eine Riesenbitte um ein Gespräch unter vier Augen – er möchte vertraulich umfangreiche Themengebiete erörtern. Ich bitte dem Heiligsten zu übermitteln, dass Tabatschnyk ein allseits anerkannter Anführer pro-russischer Kräfte ist und am striktesten die Interessen des Moskauer Patriarchats verteidigt“ (v-odesse-ot-ymeny-pravytelstva-svyatejshego-budut-soprovozhdat-vytse).
Der Metropolit Alfejew überwacht das Verhältnis zu der UOK MP und er selbst wird scheinbar durch den FSB überwacht.
Das GUS-Länder-Institut, das in der Ukraine in engem Kontakt mit der ROK und der UOK MP handelte, hat ebenfalls seinen Beitrag zu politischen Prozessen geleistet.
Ähnliche Methoden der Druckausübung auf einflussreiche Personen durch die Kirche werden nicht nur gegenüber ukrainischen Politikern, russischen Staatsbeamten und Vertretern der Strafverfolgungsbehörden angewendet. Das betrifft selbst den Patrarchen Kirill: Frolow plant, durch seinen Beichtvater Druck auf ihn auszuüben, neben all den anderen Mitteln, einschließlich des Treffens mit Surkow.
Einer der aktivsten Wortführer der russischen Einmischung in die Angelegenheiten der Ukraine ist der Schriftführer der Odessiter Eparchie A. Nowikov. Ihn plante Frolow zum Kirchenvorsteher der UOK MP der Werchowna Rada zu machen. Eine Reihe von Nachrichten dieses Speicherausdrucks zeigt, dass Nowikow im direkten Kontakt zum Patriarch Kirill steht, sowie die Unterstützung staatlicher Strukturen der Russischen Föderation genießt, was die Mail rechts zeigt.
Fragen der ukrainischen Innenpolitik versucht Frolow durch den russischen FSB zu lösen.
Nach dem Mord an dem Fußballfan Egar Sviridov, der als Anstoß der Proteste im Jahr 2012 in Russland diente, schlägt Frolow am 23. Dezember 2010 Patriarch Kirill (kir-379@yandex.ru) für die Stabilisierung der Lage vor, die These in Umlauf zu bringen, dass nach der „Anlehnung an die Untrennbare Dreifaltigkeit“ Russland von der „Dreieinigkeit“ – Präsident, Premier und Patriarch – regiert wird. Der Patriarch, der nicht die politische Macht beansprucht, jedoch die geistliche ausführt, konsolidiert den „Tandem“ und die gesamte politische Elite Russlands (beglovu).
In seinem Brief vom August 2010 lüftet Frolow die sakralen Ideen des „Montagepunktes des Dritten Roms“, der sich seiner Meinung nach ausgerechnet im ukrainischen Donezk befindet…
Fortsetzung folgt…
Dieses Material wurde Giordano Bruno exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Kateryna Matey. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
5 Responses to “FrolovLeaks: Kirchliche Intrigen. Episode III”
08/02/2017
FrolovLeaks VI: Und morgen kam der Krieg... - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Hauptfiguren des dritten Teils wurden die präsidiale Verwaltung und das Aussenministerium Russlands, die Synode, Surkow, der […]
09/02/2017
FrolovLeaks VII: Hexensabbat des "Russischen Frühlings" - InformNapalm.org (Deutsch)[…] FrolovLeaks: Kirchliche Intrigen. Episode III […]
28/02/2017
FrolovLeaks VIII: Das orthodoxe Klagelied - InformNapalm.org (Deutsch)[…] All diese ungestüme Tätigkeit wird von der Verwaltung des Präsidenten RF unterstützt. Zu den wichtigsten Fragen zählt die Nachfolgerschaft des Metropoliten von Kiew. Der Kreml will einen der wichtigen Einflusshebel auf die ukrainische Politik nicht verlieren. Frolows Empfehlungen und Referenzen bezüglich des ukrainischen Episkopats werden an einen anderen russischen Präsidentenberater, Wladislaw Surkow, verschickt. Mit dem „dummen Kirilluschka“ steht auch der Patriarch von Moskau Wladimir Gundjajew (alias Kirill) im Briefwechsel. Die Korrespondenz erfolgt durch die Sekretäre des Patriarchen Michail Kuksow und die Klosterschwester Warwara (Merkulowa). Frolow traf sich des Öfteren mit dem Patriarchen und trat als Mittelsmann beim kirchlichen Gezänk auf. Noch geht es um die soft power, aber die Ziele werden immer ambitionierter, beispielsweise der „Aufbau der kirchlichen Machtvertikale“. […]
13/12/2017
Freigegebene SBU-Archive: Wie das Moskauer Patriarchat unter Kontrolle des sowjetischen Ministeriums für Staatssicherheit gegründet wurde - InformNapalm (Deutsch)[…] FrolovLeaks: Kirchliche Intrigen. Episode III […]
07/01/2018
Das Moskauer Patriarchat verweigert einem getöteten ukrainischen Kind die Totenmesse - InformNapalm (Deutsch)[…] FrolovLeaks: Kirchliche Intrigen. Episode III […]