Ende 2016 erbeuteten die Aktivisten der Ukrainischen Cyberallianz (UCA) die Korrespondenz von Kirill Frolow, der als Abteilungsleiter beim Institut der GUS-Länder arbeitet (der Leiter des Instituts ist der Abgeordnete der russischen Staatsduma Konstantin Satulin) und gleichzeitig als Anführer der „Assoziation orthodoxer Experten“ und Pressesprecher der „Union Orthodoxer Bürger“ tätig ist. Anhand der Analyse dieses Dumps veröffentlichte InformNapalm sieben Artikel über die Beziehungen zwischen der russischen orthodoxen Kirche, Verwaltung des Präsidenten der Russischen Föderation und den Terroristen. Das ist der abschließende Teil der Saga.
Russland mischte sich schon immer auf dreiste Weise in die ukrainische Politik ein, aber nach dem ersten Maidan in der Ukraine fühlte sich Russland bedroht und ging zu aktiven Handlungen zur Rückführung der Ukraine in die brüderliche Familie das Gefängnis der Völker, über, und alle Mittel waren ihm dabei recht. Eine dermaßen grobe Einmischung in die innere Politik eines unabhängigen Staates kann man ohne Übertreibung als Kriegshandlung bezeichnen.
Auf den ersten Blick scheint Frolow ein Irrer zu sein – mit seinem manischen Programm zur Bebauung von Moskau mit von niemandem benötigten Gotteshäusern, seiner Freundschaft mit dem ominösen Biker „Chirurg“ und seinen exzentrischen Ausschreitungen im Fernsehen, aber in Russland ist es Brauch, sich zum Narren zu machen – nicht zufällig ist der „dumme Iwanuschka“ einer der wichtigsten Helden russischer Märchen. Unser „Dummerchen“ ist mit dem Politologen Stanislaw „Ich-darf-alles-denn-ich-bin-ein-Hofnarr“ Belkowskij und dem offiziellen Pressesprecher der ROK Wsewolod Tschaplin befreundet.
Im Jahre 2004 unterstützte Frolow eine separatistische Tagung in Sewerodonezk und baute seine Verbindungen zu Menschen aus, die später zu Separatisten im direkten, uns schon gebräuchlich gewordenen Sinne des Wortes werden, darunter Walerij Kaurow, Igor Drusj, Sergej Moissejew, Wladimir Kornilow (es gibt Gründe für die Annahme, dass er sich in das Referendum zur Assoziierung der EU mit der Ukraine in Niederlanden einmischte) und viele andere. Frolow nutzt seine Beziehungen aus, um die Politik mithilfe der Kirche zu beeinflussen („Das Netzwerk der Ukrainischen orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats ist ideal für die Massenpropaganda gegen die NATO“).
2007 werden Beziehungen mit der gesellschaftlichen Bewegung „Donezker Republik“ geknüpft, es entstehen Begriffe wie „Neurussland“, in seiner Korrespondenz findet man Briefe des Präsidentenberaters Russlands Sergej Glasjew, und des „Philosophen“ Alexander Dugin. Es werden politische Funktionäre ausgesucht, auf die Moskau später setzen will: Asarow, Kolesnitschenko, Zarjow, Tabatschnik und Korolewskaja. Agitationsversammlungen und missionarische Rock-Konzerte unter Teilnahme von Jurij Schewtschuk, Konstantin Kintschew und Diakon Andrej Kurajew werden veranstaltet. Frolow meldet, dass man Janukowytsch zum Metropoliten von Odessa Agafangel (Sawwin) „schleppen muss“ und Tihipko „mit einem Anathema bedrohen, damit er nicht zu Julia (Tymoschenko) überläuft“.
2011 verstärkt sich die unnatürliche Verschmelzung der Kirche mit dem Staat. Frolow bedient sich der militärischen und propagandistischen Rhetorik, ohne auf seine Wortwahl zu achten. Dem Nachfolger von Tschaplin im Amt des Pressesprechers der ROK Wladimir Legojda empfiehlt Frolow folgendes: „Werde zu Goebbels bei unserem geistlichen Führer – dem Patriarchen“. Die prorussische Bewegung in der Ukraine nimmt Fahrt auf. Allmählich entsteht Protestaktivität. Manchmal schießt die kirchennahe Gesellschaft über den Rand, was zu Skandalen führt – „die Uhr des Patriarchen“, „die Staubaffäre“ und „der Fall von Pussy Riot“ – in manchen Fällen hilft Frolow mit, die verärgerte Öffentlichkeit zu beruhigen.
2013 wurde unter Sergej Glasjews Aufsicht und unter Einsatz des existierenden orthodoxen Separatistennetzwerkes eine ganze Reihe von Veranstaltungen durchgeführt, die die Unterzeichnung des Wirtschaftsabkommens zwischen der Ukraine und der EU verhindern sollten: Demos, Rock-Konzerte, die Ankunft des Patriarchen in die Ukraine – alles wurde herangezogen, um die Ukraine nicht in die „eurosodomitische Hölle“ zu lassen. Im Herbst 2013 fängt Frolow an, für Surkow zu arbeiten, und stellt Glasjow und Konstantin Malofejew einander vor. Kreml finanziert Separatisten auf unmittelbare Weise.
In 2014, nach der Revolution der Würde, bringt Russland – auch mithilfe von Orthodoxen – eine de facto terroristische Bewegung ins Rollen. Der Kreml bezahlt großzügig beliebige Aktionen gegen das ukrainische Staatswesen – so fließt das Geld für das Kulikowo Feld in Odessa über die Odessa Metropolie ein. Frolow gewährleistet die Verbindung zwischen seinen hochrangigen Betreuern und dem Netzwerk der Söldner, Verräter, Kollaborateure und Separatisten.
Es beginnt die heiße Phase des russisch-ukrainischen Krieges. Natürlich hat weder die Missbilligung der Weltgemeinschaft noch das erste Paket der westlichen Sanktionen, das im März 2014 nach dem „Referendum“ auf der annektierten Krim eingeführt wurde, Russland aufhalten können. Sogar die Donbass-Söldner selbst rechneten nicht damit, dass sie durchhalten könnten, aber dann wehte plötzlich der „Nordwind“ – es begann die direkte Invasion der regulären russischen Armee in Verbindung mit Lieferungen schwerer Bewaffnung. Die Führung der Operation „Neurussland“ ging „von Surkow an die Innentruppen“ über (Drusj, 25.07.2014).
Genauso wenig hat auch die durch russische Terroristen abgeschossene Boeing oder das nächste Sanktionspaket Russland aufhalten können. Jedoch verschärften sich in diesem Moment die Auseinandersetzungen im Kreml, Girkin (Strelkow) wurde abberufen, was von einer lauten Kampagne von Kurginjan begleitet wurde, und im September 2014 fand das Treffen in Minsk und die Unterzeichnung des 1. Abkommens statt.
Im August wurde Onufrij (Beresowskij) zum Vorsteher der Ukrainischen Orthodoxen Kirche gewählt, und Frolow nutzt seinen Einfluss, um Streitigkeiten in der ukrainischen Gesellschaft und Kirche zu verbreiten:
„Es ist sehr wichtig, dass das Konzil der UOK die Volkswehr mit dem Appel, die Waffen niederzulegen, nicht anspricht und keine derartigen dummen Ansprachen schreibt. Und Parascha mit Kowalenko werden sich abzappeln und sich abmühen. Es ist wichtig, dass Vater Andrej Nowikow diesbezüglich den Metropoliten Agafangel anruft, Vater Maksim Wolynez – den Erzbischof Mitrofan (Vater Maksim bittet, ihm bei der Anstellung zum Apostolat im Gotteshaus von Krasnogorsk hilft) und Vater Tichon (Schewkunow) – den Metropoliten Onufrij, den er als seinen Seelsorger betrachtet)“ (an Tretjakow, 26.07.2014).
Aber bei dem kirchlichen Einfluss allein bleibt es nicht. Moskau hat nicht vor, sich mit dem Scheitern in Odessa, Charkiw und anderen Gebieten der Ukraine abzufinden:
„Es ist einfach, die Charkiwer aufzustellen. Die Entscheidung, Dolgow einzubeziehen und die Charkiwer Volksrepublik zu reanimieren, ist richtig. Man muss einfach Dolgow bitten, Sergej Moisejew und alle Charkiwer Aktivisten zu liebkosen. Das ist doch einfach.“
Obwohl sogar die ominösesten Funktionäre wie Oleg Zarjow schon verstanden haben, dass weder die Kräfte der Söldner noch die direkte Einmischung der russischen Armee ausreicht, um die Ukraine zu zerteilen (diesbezüglich schickte Frolow am 30.07.2014 eine Bitte an Glasjew, Zarjow „unter Druck“ zu setzen), schickte Frolow dem Patriarchen denselben Plan zur Zerteilung der „ehemaligen Ukraine“ (noch mit dem „Subkarpaten-Rus“), den man schon in der Korrespondenz von Surkow fand:
„Eure Heiligkeit, ich möchte äußerst vertraulich meine Überlegungen hinsichtlich der Situation in der ehemaligen Ukraine mit Ihnen teilen; ich habe Gründe zu der Annahme, dass an ihrer Stelle im Endeffekt Neurussland, Nördliches und Subkarpaten-Rus, Kleinrussland und – ganz abgesondert – Galizien entstehen werden“ (an die Klosterschwester Warwara (Merkulowa), 31.07.2014).
Wenn die dümmsten und naivsten Separatisten am Anfang des Jahres noch auf einer „Föderalisierung“ bestanden hatten (also auf einer Situation, in der eine Region die Innen- und Außenpolitik des ganzen Landes im Interesse Russlands bestimmen könnte), so war dieses Konzept im August schon veraltet:
„An Sergej Markow: Sehr geehrter Sergej Aleksandrowitsch! Vielen Dank für Ihre Abfuhr an den Russophoben McFaul. Die von Ihnen verfochtene „Föderalisierung der Ukraine“ ist veraltet und wird zu einem Stolperstein und keiner Hilfe für den Präsidenten Putin“ (an Jewgenij Schabajew (Verwaltung für innere Politik der Verwaltung des Präsidenten Russlands), am 23.08.2014).
„Entsetzlich. Michail Leontjew trat gegen das Subkarpaten-Rus auf, womit er die Karpatorussen an den Ukrainer Baloga und die Oligarchen heranmachte. Wenn ein Mensch sich auf den Weg des „Einigkeitsföderationsukrainertums“ begibt und Neurussland verrät, dann ist sein Sündenfall grenzenlos“ (an Pjotr Gezko, 24.09.2014).
Die Pläne zur weiteren Destabilisierung bleiben in Kraft, es gibt sogar Separatisten im Amt des Metropoliten:
„Ich bin bereit, eine Analyse über Odessa zu schreiben, damit Odessa eingenommen werden kann. Nochmal übermittle ich den Inhalt des Anrufes des Metropoliten von Odessa Agafangel an Nowikow vom Anfang November dieses Jahres. Agafangel rief von einer tschechischen Nummer an und sagte folgendes: „Vermittle an Putin, dass ich und der ganze Sprengel von Odessa entschlossene Handlungen zu Odessa erwarten. Der Sprengel unterstützt mich und ist bereit zum Kampf. Ich bin bereit, den Aufstand geistlich und ideologisch anzuführen“ (Stiftung der Neumärtyrer, 24.11.2014)
Einzelne Sprengel und Metropolien der ukrainischen Kirche des Moskauer Patriarchats wurden im Grunde genommen zu terroristischen Organisationen, die bereit waren, Agentennetzwerke im Interesse des Aggressors auszubauen und „orthodoxe Söldner“ vorzubereiten:
„Ich bitte dich, das Ersuchen von Metropoliten Agafangel bis ganz nach oben weiterzuleiten. Er ist bereit, zu handeln! Neue Agenten in Odessa sind Vater Ioann Teteriko, das ist ein eifriger Patriot Neurusslands, Russlands, Vorsteher des Tempels der Heiligen Darstellung der Gottesmutter von Wladimir in Tschornomorka, die orthodoxen Monarchisten Erzpriester Wladimir Korezkij und Georgij Gordenzew, der Bischof von Owidiopol Arkadij, er hat starke Strukturen zur physischen Verteidigung der Gotteshäuser, also orthodoxe Söldner u.v.a.m. in Moskau – Vater Sergij (Rybko)“
Nach Frolows Meinung findet im Umfeld des Patriarchen ein Kampf zwischen Nikolaj Balaschow, der zur Vorsicht aufruft, um die Ukraine nicht zu verlieren, und Wsewolod Tschaplin, der glaubt, dass Vorsicht zur neuen Zerspaltung und dem endgültigen Verlust der Ukraine führen würde, statt. Frolow vertritt natürlich die äußerst aggressive Haltung. Einige Zeit hofft er sogar auf ein Amt in den „Volksrepubliken“, seine Träume kommen aber nicht in Erfüllung, und er setzt die Suche und Ausbildung der neuen Separatisten-Welle fort.
Frolow bittet Glasjew um Hilfe bei der Organisation einer neuen Konferenz, „Über den Inhalt und Bedeutung von Charkiw“. Glasjew antwortet: „Ich habe schon längst an Surkow übermittelt“ (05.12.2014). Unter den Gästen sind Wsewolod Tschaplin, Sergej Glasjew, Georgij Fjodorow (Gesellschaftskammer Russlands), Andrej Martschukow (Russische Akademie der Wissenschaften), ein Assistent des Abgeordneten Issajew; aus Kyjiw kommen Alexander Karewin, Dmitrij Skworzow, Aleksandr Skatschko; aus Charkiw: „Abgeordnete des Regionalrates Wladimir Alexejew, Filipp Ekosjanz, die ehrenamtlichen Funktionäre Igor Massalow, Anton Gurjanow – die Vorsitzenden der ChVR (Charkiwer Volksrepublik), Konstantin Keworkjan – Abgeordnete des Stadtrates von Charkiw, Pjotr Gezko – der Ministerpräsident der „Republik Subkarpaten Rus“ (Sergej Moissejew, 04.12.2014), die Berichterstattung wird von den „führenden Medien“ wie „Ukraina.ru“ gewährleistet“.
Und Bischof Markell (aus Moldau) schickt als seinen Vertreter den ehemaligen Minister der Staatssicherheit Antonij Plugara (tsa61@inbox.ru, 12.11.2014). Russland hat Unterstützer auch in Westeuropa, beispielsweise schlugen die großen Gegner der Sanktionen Herbert Böhm und Leopold Specht aus Österreich (über Frolow) vor, eine Reihe von informellen Treffen von Sergej Glasjew und orthodoxen Beamten (ich kann mich nicht dazu zwingen, sie als Priester zu bezeichnen) mit einflussreichen westlichen Politikern zu organisieren. Davor haben sie schon solche Touren für die Funktionäre des „Einigen Russlands“ veranstaltet.
An der gleichen Stelle werden auch Chersoner Aktivisten Alexander Guljajew, sein Stellvertreter und „Volksbürgermeister“ von Mykolajiw Dmitrij Nikonow erwähnt. Wie gewohnt, möchte ich diese Parade der Verräter und Kollaborateure mit einem kleinen Intermezzo auflockern – mit einem Gespräch, das zwischen Kirill Frolow und Vater Feognost (Puschkow), auch bekannt als Abbatus, stattfand:
„Frolow: Judas. Die „Separatisten“ sind die legitime LUHANSKER VOLKSREPUBLIK! Du verteidigst Kriegsverbrecher, du rechtfertigst sie.
Abbatus: DURCH WEN IST SIE LEGITIMIERT? Durch dich? Und noch zwei-drei Schizos?
Frolow: Durch Südossetien, folglich – durch Russland. Und Schizos sind solche Judasse wie du“.
Puschkow hat sogar einmal einen ukrainischen Stützpunkt gesegnet, man sollte sich jedoch dadurch nicht verlocken lassen – der Unterschied zwischen Frolow und Puschkow ist rein taktisch. Puschkow glaubt genauso, dass „die Hauptgefahr in dem unheilbringenden Geist von Amerika und Europa liegt – diesen zwei alten Schwuchteln, die sich vom Christentum abgewendet haben“. (Damit Sie besser verstehen, besteht der hohe Geist des Christentums nach Abbatus Meinung darin, dass man lieber an einer Eileiterschwangerschaft stirbt, als sie zu unterbrechen).
Ich werde mich nicht lange mit dem Treffen des Patriarchen mit der „Motorradbruderschaft im Christus“ beschäftigen. Die „Motorradbruderschaft“ („Nachtwölfe“) gehört zur reinen Psychiatrie auf dem Niveau der besten Gegenkultur-Romane, ich möchte nur betonen, dass Russland in diesem Krieg alle und alles einsetzte, einsetzt und einsetzen wird – von den verkirchlichten Motorradfahrern, die bei ihren Überlegungen über den Tod bedauern, dass „die erlesene Creme für 5500 Rubel dieses Gesicht nicht mehr berühren wird“ (bei Gott, ich lüge nicht!), bis zu den Gelehrten der IWIS und RAW, von pöbelhaften Söldnern mit Kalaschnikows bis zu Separatistenmetropoliten und Atomwaffen. Im Kreml geht das Gleiche vor, wie zwischen Abbatus und Frolow – die Einigkeit der Ziele und taktische Zwiespältigkeit:
„Ihr Artikel über Surkow ist großartig, und Surkow geht. Neue Leute kommen. Satulin war beim Zar, und heute – bei Wolodin. Wolodin ist gegen WJS. Das Problem ist, dass Satulin bei seinem Kampf mit Surkow gezwungen war, auf die „europäische“ Partei des Außenministeriums (Karassin, Surabow) zu setzen, die für einen noch größeren Verzicht auf Neurussland steht. Er kritisierte Surkow für die Wahlen in der LVR und der DVR am 2. November, denn sie würden die Einigung mit Poroschenko verhindern. Aber Satulin ist ein Pragmatiker, wenn man ihn neu anwerben würde, wäre er für Neurussland. Organisieren Sie für ihn ein Treffen mit Malofejew. Man soll Satulin nicht bekämpfen, man muss ihn neu anwerben. Seine Nummer ist 89857629993. Um es kurz zu fassen, der Zeitpunkt ist gekommen, Neurusslands Partei – nach vorn!“ (an Dugin, 13.01.2015).
Unwichtige Aufgaben gibt es nicht. Nach dem Rat von Frolow beschäftigt sich Sergej Glasjew nach dem Mord an Olesj Busina mit der Neuausgabe seines Buches „Auferweckung von Neurussland“, um „die Gehirne der Zombie-Ukrainer zum Explodieren zu bringen“ (an Glasjew, den 17.02.2015). Propagandistische Medien werden weiterhin finanziert. Von Frolow holt sich sein Geld auch Artjom Busila, den unsere Kollegen aus der Hackergruppe Invisible Front „erwischt“ haben und von dem InformNapalm schon berichtet hat. Er bittet nicht um viel, 3-7.000 Dollar, es ist aber viel interessanter, wie er seinen Verlag „Nasprawdi“ positioniert (glaubt überhaupt noch jemand an die Märchen über den Schutz der russischen Sprache?):
„Der Verlag „Nasprawdi“ war geplant, das einzige ukrainischsprachige Medium im Land mit einer prorussischen, proöstlichen Haltung zu sein. Wenn man bedenkt, dass der ukrainischsprachige Nachrichtencontent fast gänzlich die Thesen der Kyjiwer Propaganda wiederholt, konnte das Nachrichtenportal genau dadurch bestimmte Erfolge verbuchen. Das Nachrichtenportal vertrat die Meinung, dass die ukrainische Sprache ein inhärenter Teil der russischen Welt und der russischen Kultur ist; die ukrainische Sprache wird heutzutage zur Waffe russophober, slawophober Stimmungen, aber die Situation muss geändert werden“ (an Makuschko, 28.04.2015).
„Politnavigator“ kostet etwas mehr – 12.000 Dollar, aber die Absprache wird auf höchster Ebene geführt: „SJG (Glasjew – Anm.d.Autors) bat, die Lage Gromow und Wolodin darzulegen – das Portal ist wirklich wichtig“ (an Iwan Makuschko, 24.04.2015).
In Russland wird rein gar nichts ohne ein Befehl gemacht. Ich möchte Ihnen ein Ersuchen an den Patriarchen Kirill für die Nutzung mobiler Gotteshäuser zeigen:
„An den Heiligsten Patriarchen von Moskau und ganz Russland Kirill vom Priestermönch Feodossij
ERSUCHEN
In den letzten 9 Monaten musste ich den Großteil meiner Zeit mit der Seelsorge der Kämpfer der Donezker Volkswehr verbringen, unter denen auch meine geistlichen Kinder sind. Während dieser Zeit ist es gelungen, regelmäßige Kontakte mit orthodoxen Kämpfern verschiedener Verbände aufzunehmen – mit „Sparta“, „Pjatnaschka“ und anderen, die sich in der Regel an der Frontlinie befinden, wo es keine Möglichkeit besteht, regelmäßige Gottesdienste abzuhalten. Meine bescheidenen Mühen eines außeretatmäßigen Priesters reichen offenbar nicht aus.
Ich bringe die Hoffnungen der orthodoxen Krieger zum Ausdruck und wende mich an Sie mit der Bitte, die Gründung eines (mobilen) Regimentsgotteshauses mit nachfolgenden Gottesdiensten in diesem Gotteshaus inoffiziell abzusegnen. Ich verstehe die Vertraulichkeit dieser Bitte. Solche mobilen Gotteshäuser wurden von Geheimdiensten und Armee auch früher in verschiedenen Hotspots für den Bedarf der Militärangehörigen eingesetzt. Der regierende Metropolit des Donezker Sprengels schenkt der Volkswehr keine Aufmerksamkeit, verhält sich meinem Dienst gegenüber äußerst negativ (seiner Priesterschaft verbat er jeglichen Kontakt zur Volkswehr). Ihr treues Kind der Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und Ihr frommster Novize, Klosterbruder Feodossij (Bizuzkij) D.L.“
Ich glaube, das Ersuchen blieb nicht unbeantwortet, weil Frolow das „Innenministerium der DVR“ um eine separate Einladung für Andrej Kormuchin bittet, der „sich ernsthaft mit der humanitären Versorgung der Gotteshäuser der ROK in der DVR beschäftigt“ (an Koleda, den 03.05.2015). Fast unverhohlen unterstützt die russische orthodoxe Kirche die Söldner:
„Michail, Vater Andrej schlägt den 21. für die Zusammenkunft der Freiwilligen auf dem Territorium des Gotteshauses der Dreieinigkeit auf den Sperlingsbergen vor“ (an Kuksow, 28.06.2015).
Mit der Herausgabe von Frolows „Thesen“ (mit einer neuen Portion „sakraler Inhalte von Neurussland“) und ihrer Verbreitung in der „DVR“ beschäftigt sich Artjom Olchin (internationale Nachrichtenagentur „Neurussland“, Isborsk-Klub), finanziert wird das von Leonid Sewastjanow von der Stiftung des heiligen Grigorij Exegent und dem Berater des Metropoliten Illarion (Alfejew) – nur 20.000 Hrywnja für den Vordruck (Arbeitsübergabeprotokoll, 20.07.2015).
„Der Plan wurde schon vorgegeben – die Ausgabe geht direkt an alle Hochschulen von Donezk und Luhansk und an alle Militäreinheiten. Der Verleger Artjom Olchin ist jetzt in Moskau bei Rosanow. Um 14 Uhr treffen Sie sich und nach dem Treffen von MI und AAP rufen Sie ihn gemeinsam an. Er bestätigt den Plan nochmal“ (an Sewastjanow, 28.05.2015).
Und die ROK schätzt Ideologen wie Kirill Frolow: Im Juli 2015 wurde er mit der Medaille des Heiligen Wladimir ausgezeichnet. Das Delirium von allen Dugins, Prochanows, Frolows füllt ausgezeichnet die innere Leere der „russischen Welt“, deren tatsächliche Ideologie nur Krieg, Obskurität und Gewalt ausmachen. Die Aufrufe zum Frieden ihrerseits sind nur Lugen und Heuchelei:
„Metropolit Onufrij wird zum „orthodoxen Mahatma Gandhi“, der die Junta durch die Stärke seiner geistlich-sittlichen Autorität besiegen kann. In diesem Moment findet in Kiew ein Bittgang statt, an dem über Hunderttausend Menschen teilnehmen – das ist viel mehr, als bei all diesen Maidanen, Unionen oder „Kiewer Patriarchaten“. Der Bittgang mit Hunderttausenden geht vom Denkmal dem Heiligen Wladimir zum Kiewer Höhlenkloster!“ (an Satulin, 27.07.2015).
Die meisten Autoren des „Russischen Frühlings“ – russische Priester, Schriftsteller, Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Kriegsverbrecher, vom Kreml bezahlte Blogger, Terroristen und flüchtige ukrainische Funktionäre – sind eng miteinander verbunden. Und wenn Nowikow (der das Kulikowo-Feld mit Geld versorgte) nicht zur Hand ist, sucht Tschaplin einen neuen „Flüchtling“ für den lieben Nikolaj Janowitsch aus:
„Vater Wsewolod! Am 30. Juli findet die Vorstellung des „Komitees zur Rettung der Ukraine“ mit Nikolaj Asarow an der Spitze statt. Nikolaj Janowitsch bittet um die Teilnahme von jemandem von den ukrainischen Priesterflüchtlingen als Menschenrechtler. Nicht einen Mitglied des politischen „Komitees“, sondern ausgerechnet einen Menschenrechtler. Vater Nowikow fliegt am 30. in den Urlaub. Wen von den aktiven Flüchtlingen haben wir noch?“ (an Tschaplin, 23.07.2015).
„Sawrototnyj ist fest entschlossen, dein Treffen mit Asarow zu organisieren. Ich gab ihm deine Kontaktdaten, hier sind seine: 79160932923. Das Thema des Treffens – ideologische Gewährleistung durch die orthodoxe Partei als Basis des Isborsk-Klubs, die Befreiung von Kleinrussland vom Joch von Poroschenko. Er ist mit meiner These einverstanden – LVR und DVR, Neurussland ist ein alleinstehender Staat, und hier hat Olchin Recht. Neurussland kehrt nicht in die Ukraine zurück, die Aufgabe von Asarow ist Kleinrussland zu befreien“ (an Rosanow, 06.08.2015).
Ende November plant man einen runden Tisch zum Thema „Das orthodoxe staatliche Gedankengut und das attraktive Projekt der Zukunft Russlands“. Die Liste der Teilnehmer ist aufschlussreich: Tschaplin, Tichon (Schewkunow), Nowikow, Prochanow, Deljagin, Chasin, Jarowaja, Starikow, Abgeordnete der Staatsduma, Geheimdienstler, Funktionäre, Metropoliten. Solche runden Tische und Konferenzen gab es 2016 zur Genüge, für die Konferenz in Istanbul über den „christlichen Faktor in der Turkwelt“ bittet Frolow Malofejew um 4.5 Millionen.
An dieser Stelle verabschieden wir uns von dem „verkirchlichten Experten“ Kirill Frolow. Mit dem kompletten Dump der Korrespondenz von Kirill Frolow kann man sich auf der Seite ordilo.org bekannt machen. Obwohl InformNapalm acht Artikel veröffentlicht hat, die das kriminelle Vorgehen russischer Sektanten und Funktionäre offenlegen (und das „Myrotworez“-Zentrum – weitere drei), könnten wir auch im Rahmen eines Buches nicht alle Informationen erwähnen, die in der 17GB großen Mailbox gefunden wurden.
Deswegen wendet sich die Ukrainische Cyberallianz an Freiwillige, Journalisten und Ordnungskräfte mit der Bitte, diese Mails herunterzuladen und aufmerksam zu studieren. Eine Anleitung, wie man mit Postarchiven arbeitet, finden Sie hier.
P.S. Nachdem Wsewolod Tschaplin und Kirill Frolow herausgefunden haben, dass ihre Korrespondenz nicht mehr geheim ist, schreibt Tschaplin: „Für die Leaks muss man sich übrigens nicht schämen…))) Wir haben alles richtig gemacht)“ (Tschaplin, 13.12.2016).
Zehntausende Tote und Verwundete, Hunderttausende gebrochener Schicksale, zwei Millionen Flüchtlinge, Blutströme – „wir haben alles richtig gemacht“, sagt der ehemalige Pressesprecher der russischen orthodoxen Kirche. Russland – ein Kriegsstaat, ein Horden-Staat, der durch seine Lügen und Straflosigkeit wahnsinnig wurde – muss zerstört werden. Delenda est.
Die anderen Teile unserer Untersuchungen zu Frolows Korrespondenz finden Sie unter folgenden Links:
- FrolovLeaks: Wie die Russische Orthodoxe Kirche auf Kremls Geheiß Einfluss in der Ukraine übte. Episode I
- FrolovLeaks: Der Versuch, einen politischen Einfluß in der Ukraine über die Kirche auszuüben. Episode II
- FrolovLeaks: Kirchliche Intrigen. Episode III
- FrolovLeaks: Goebbels des Patriarchen, Anwerbung ukrainischer Generale und Feuertaufe in Syrien. Episode IV
- FrolovLeaks: травля Pussy Riot и «пыльное дело» Патриарха. Эпизод V
- FrolovLeaks VI: Und morgen kam der Krieg…
- FrolovLeaks VII: Hexensabbat des „Russischen Frühlings“
Dieses Material wurde von Sean Townsend exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Volodymyr Cernenko; korrigiert von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
Die Angaben wurden von den Hackern der ukrainischen Cyberallianz exklusiv an InformNapalm zwecks Analyse und weiteren Veröffentlichung übergeben. Die Redaktion von InformNapalm trägt keine Verantwortung für die Erstquelle und die Herkunft der Angaben.
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Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
3 Responses to “FrolovLeaks VIII: Das orthodoxe Klagelied”
28/06/2017
Aggressive russische "soft power" in der Ukraine - InformNapalm.org (Deutsch)[…] der terroristischen Tätigkeit die Russische Orthodoxe Kirche, einzelne russische Politiker wie Sergej Glasjew oder auch Oligarchen wie Konstantin Malofejew beteiligen. Zertrennte feudale Clans kämpfen gegen […]
05/08/2017
Aggressive russische soft power in Europa - InformNapalm (Deutsch)[…] der GUS-Länder, das durch seine Unterstützung von Kollaborateuren in einigen Gebieten der Ukraine bekannt ist. Wir betrachten heute die russische Diversionstätigkeit gegen andere Länder des […]
30/08/2017
Aggressiv rysk mjuk makt i Europa - InformNapalm på svenska[…] Tjeckien. Institutet för CIS-länder har agerat på samma sätt och är känt för sitt stöd till ryska kollaboranter i flera regioner i Ukraina. Men låt oss fokusera på organisationens subversiva verksamhet mot […]