von Irina Schlegel
Gestern erschien auf einer Krimer Webseite, yalta24.ru, ein Bericht über einen Besuch der Krim durch eine deutsche Delegation. Am 25. April besuchte die Delegation das internationale Kinderzentrum „Artek“ im Dorf Gursuf auf der Krim, die Delegation kam im Rahmen des Projekts „Volksdiplomatie“.
Zur Delegation gehörten Willy Wimmer (CDU), Andreas Maurer (Die Linke), Artur Leier (Die Linke), Erwin Thoma (Geschäftsmann), Dirk Sadlowski und Paul Jan Meier („KenFm-Journalisten“) und der berüchtigte „KenFM“-Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen.
Im Artikel wird beschrieben, wie begeistert die deutschen Besucher von diesem Kinderzentrum waren, in dem vor dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der russischen Annexion der Krim Kinder unter anderem auf Weltolympiaden vorbereitet wurden und Schacholympiaden sowie sonstige kulturelle Veranstaltungen für Kinder stattfanden.
Begeistert waren die Deutschen auch vom Gebäude der Artek-Schule, die die Ukraine in 2004 für die Kinder gebaut hatte und die, laut ihren Aussagen im Bericht, „wie das Zauberschloss Hogwarts aus „Harry Potter“ aussieht“. Es ist wohl keinem von ihnen in den Sinn gekommen, dass sie sich über ein Gelände im Milliardenwert bewegen, das der Ukraine gestohlen wurde.
Interessant fand ich im Artikel auch die Aussage von Willy Wimmer, er habe sich dort mit drei Kindern aus Deutschland unterhalten, was bedeutet, dass es in Deutschland auch noch andere gibt, die illegal auf das annektierte ukrainische Territorium einreisen. Nicht, dass diese Menschen sich später darüber beklagen, wenn die Ukraine ihnen die Einreise in ihr Land verwehrt, wie es im Fall der russischen Sängerin Samojlowa der Fall war, die bei der Eurovision auftreten wollte, wohl aber nicht darüber nachgedacht hatte, dass ihr illegaler Auftritt auf der Krim im Jahr 2015 ihr automatisch die Einreise in die Ukraine verwehrt.
Der Generaldirektor des „Artek“-Zentrums, Alexey Kasprschak, vermerkte, er sei glücklich, dass sein Zentrum den Deutschen so gefallen habe und sie nun in ihrem Land Werbung fürs Zentrum machen können.
Von Artur Leier wissen wir seit dem 30. September 2016, als bei der russischen Propagandaquelle „SputnikNews“ ein Bericht über die „DVR“ unter dem Titel „Dort ist der Gegner. Er schießt auf dich“ – Deutscher berichtet aus Donbass“ erschien, in dem er die Terroristen im besetzten Teil von Donbas hochpries und wohl auch keine Zeit darauf verschwendete, zu erkennen, dass er sich illegal auf dem besetzten Territorium der Ukraine aufhielt.
Von „KenFM“ und seinen wilden antiwestlichen Verschwörungstheorien wissen ja alle genug, das brauche ich nicht weiter zu erläutern.
Der Vertreter der deutschen Partei „Die Linke“, Andreas Maurer, beschwerte sich jüngst in seinem FB (Archiv) darüber, dass er nach seinem vorigen illegalen Aufenthalt in der Ukraine im Mai 2016 vom Myrotworez-Zentrum in die Liste der Menschen eingetragen wurde, die die Gesetze der Ukraine verletzt haben, und schrieb dazu: „So, jetzt für alle die denken, die Ukraine wäre ein demokratischer Staat. Die Geheimdienste sammeln Informationen und stellen es online. Außerdem bitten sie Bürgerinnen und Bürger zu betreffenden Personen, weitere Informationen zu sammeln. Liebe SBU (Tochterunternehmen vom Bundesnachrichtendienst), die nächste Fährt steht bevor“.
Warum ein deutscher Politiker der Kreistagsebene glaubt, dass die Verletzung der Gesetzgebung eines anderen Landes und die Drohung, sie jederzeit wieder zu verletzen, demokratisch sein sollen, ist eine große Frage. Auch ist er sich nicht zu schade, öffentlich zu lügen, denn Myrotworez ist eine Freiwilligenorganisation, die Informationen über alle Rechtsverletzer sammelt und veröffentlicht. Und ja, selbstverständlich bittet sie ihre Leser, da sie ja keine offiziellen Ressourcen hat, ihr Informationen über solche Rechtsverletzungen zuzuschicken. Diese Methode hat sich übrigens als äußerst nützlich erwiesen, und selbst Grenzbeamte (sogar von Russland) bedienen sich dieser Datenbank, um zu erfahren, wer und wann illegal auf das Territorium der Ukraine einreiste.
Die Prahlerei, die Gesetze der Ukraine verletzt zu haben, ist nicht nur befremdlich, sondern äußerst unmoralisch, wenn man bedenkt, wieviele Kinder in der Ukraine der Möglichkeit beraubt wurden, ihre Zeit in diesem Kinderzentrum zu verbringen, wieviele Menschen – und es waren Zehntausende – ihr Hab und Gut infolge der russischen Annexion verlassen und Richtung Festland der Ukraine flüchten mussten, wieviele Menschen auf der Krim von Russen entführt, gefoltert und inhaftiert wurden, wie der ukrainische Regisseur aus der Krimer Stadt Simferopol Oleh Senzow, der 2014 aus seiner eigenen Heimatstadt durch Russen entführt, in der Haft gefoltert wurde und nun in Sibirien im Gefängnis sitzt. Ich möchte die deutschen Politiker und Rechtsverletzer auch auf die Tatsache hinweisen, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag in seiner ersten vorläufigen Entscheidung im Fall Ukraine gegen Russland Russland dazu aufrief, die Verfolgung der Krimtataren auf der Krim einzustellen.
Ich hoffe, dass diese Reise für ihre Teilnehmer Konsequenzen in Deutschland haben wird, das sich als ein demokratisches Land versteht, das die Gesetze anderer Länder respektiert, die Annexion der Krim längst als rechtswidrig anerkannt hat und die imperialistische Politik Russlands gegenüber seinem Nachbarland entschieden zurückweist.
Dieses Material wurde von Irina Schlegel exklusiv für InformNapalm vorbereitet. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
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12 Responses to “Artek: Illegaler Besuch der annektierten Krim durch deutsche Politiker und Journalisten”
29/04/2017
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02/05/2017
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05/05/2017
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Європейські рупори Кремля | Диванна Сотня[…] [4] Andreas Maurer, Artur Leier https://informnapalm.org/de/artek-illegaler-besuch-der-annektierten-krim-durch-deutsche-politiker-un… […]